Rezension

Zauberhaftes Fantasymärchen

Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten - Jennifer Wolf

Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten
von Jennifer Wolf

Bewertet mit 4 Sternen

Am Anfang wurde ich für mein Empfinden erstmal ein wenig mit schnell heruntergerasselten Informationen erschlagen! Auch der Schreibstil kam mir dadurch erst ein bisschen holprig vor. Da hätte ich mir gewünscht, dass das Buch 50 Seiten mehr hat und der Leser dafür viele dieser Informationen selber entdecken kann, eingebunden in die eigentliche Handlung.

Aber genug gemeckert, denn dieser erste Eindruck verflüchtigte sich schnell, als ich in die bezaubernde, märchenhafte Geschichte eintauchte! Denn das ist sie für mich wirklich: ein modernes Märchen, das klassische Märchenelemente mit moderner Fantasy verbindet. Zwar kann man schon ganz zu Beginn erahnen, wer sich in wen verlieben wird, und vielleicht auch, wo die Schwierigkeiten liegen werden, aber dennoch baut die Autorin genug Stolperfallen, Gefahren und unerwartete Wendungen ein, dass das Buch spannend bleibt.

Ich muss sagen, ich war sehr überrascht, wie sich am Schluss alles auflöst! Damit hatte ich nicht gerechnet, und ich kann mir vorstellen, dass das Ende die Gemüter ein wenig spaltet - ich fand es sehr gut, schlüssig und auch mutig von der Autorin. Mir ist so ein Ende viel lieber als ein Ende nach Schema F!

Meist gefiel mir der Schreibstil sehr gut. Er liest sich durchweg flüssig, angenehm leicht und sehr unterhaltsam. Wenn man einmal im Buch drin ist, liest es sich in Nullkommanix runter!

Nur manchmal störte mich, dass die Halbgötter sich öfter benehmen und sprechen wie menschliche Teenager. Sie leben seit Menschengedenken, haben unzählige Kulturen kommen und gehen sehen - tragen aber Jeans, schauen "Spiderman" und sagen Dinge wie "Okay" und "Nee, ist klar". Das würde ich noch verstehen, wenn die Geschichte in unserer heutigen Zeit spielen würde und die Halbgötter sich demnach einfach an die momentan herrschenden Begebenheiten anpassen, aber das Buch spielt weit in der Zukunft und die Welt ist eine ganz andere geworden. Da fehlte mir einfach das Gespür dafür, dass es hier um Wesen mit einem enormen Alter und dadurch sicher auch einer enormen Lebensweisheit geht.

Aber wie gesagt, das störte mich nur gelegentlich, und im Großen und Ganzen hat mir der Schreibstil wunderbar gefallen.

Abgesehen von ihrer in meinen Augen zu modernen Ausdrucksweise gefielen mir auch die Charaktere sehr gut. Maya ist eine sympathische, sanftmütige Heldin mit einem großen Herzen, und die vier Göttersöhne haben alle sehr viel Persönlichkeit, so dass man schnell ein Gefühl für ihre Stärken, Schwächen und Marotten bekommt. Wenn ich mal raten dürfte, würde ich sagen, dass es bestimmt vier Bände geben wird, in denen jeweils ein anderer Göttersohn im Mittelpunkt steht? Das würde mich sehr freuen, denn ich fand sie alle sehr interessant.

Die Liebesgeschichte  fand ich wunderschön und sehr berührend. Ich habe von Anfang an mit den beiden mitgefiebert, denn natürlich stellen sich ihnen ungeahnte Hindernisse in den Weg!

Fazit:
"Morgentau" ist für mich eine Mischung aus klassischem Märchen und moderner Fantasy, mit einem Hauch Endzeit und viel Romantik. Ich fand den Schreibstil sehr angenehm, die Charaktere interessant und lebendig und die Geschichte spannend und überraschend. Besonders das Ende hat es mir sehr angetan - obwohl oder gerade weil es ganz anders war, als ich erwartet oder erhofft hatte.