Rezension

Zeigt eine andere Seite des Karl Marx

Revolution im Herzen - Claudia Beinert, Nadja Beinert

Revolution im Herzen
von Claudia Beinert Nadja Beinert

Bewertet mit 4 Sternen

Lenchen Demuth wird in ärmlichen Verhältnissen in Sankt Wendel geboren. Sie wird von allen nur "Zitterhand" genannt, da ihre Hände besonders bei Aufregung anfangen zu zittern. Dadurch wirkt sie auf ihr Umfeld tollpatschig und zu keiner richtigen Arbeit zu gebrauchen. Nach dem Tod ihres Vaters verlässt sie ihr Elternhaus, um nach Trier zu gehen, um sich dort trotz ihres Makels eine Stelle als Dienstmädchen zu suchen. So lernt sie schon früh, sich durchzukämpfen und für sich selber einzustehen. 
Durch einen Zufall wird sie von der Baronenfamilie von Westphalen als Dienstmädchen aufgenommen. Was Lenchen noch nicht weiß, ist, dass sich dies als wahrer Glücksgriff herausstellen wird, denn sie wird dieser Familie nicht mehr von der Seite weichen. 
Karl Marx ist mit den Kindern Jenny (die er später auch heiraten wird) und Edgar befreundet. Auf Lenchen wirkt er mit seinem bösen, eindringlichen Blick und der dunklen Haarpracht unheimlich. Die Ablehnung scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Doch im Laufe der nächsten Jahrzehnte wird sich eine ganz besondere Liebe zwischen den beiden entwickeln. 

Die Schwestern Beinert zeichnen in diesem Buch ein beeindruckendes Porträt von Lenchen. Sie kümmert sich aufopferungsvoll um die Familie und scheut auch nicht davor zurück, ihre Meinung zu sagen und Veränderungen im Leben der Familie durchzusetzen, wenn sie diese für nötig hält (wie z.B. das Einführen des unerwünschten Schuldbretts, um die Finanzen im Überblick zu behalten). Sie ist intelligent, kann Lesen und Schreiben und ist für ihre Verhältnisse überraschend gebildet. Sie macht eine Entwicklung durch von der schüchternen "Zitterhand" zu einer starken Persönlichkeit. 

Mir hat die Lektüre des Buches sehr gefallen. Die Atmosphäre der damaligen Zeit wird authentisch rübergebracht. Man leidet bei dem auf und ab, das die Familie ständig begleitet, richtig mit. Besonders gefallen hat mir aber, wie die Entwicklung der Beziehung zwischen Karl Marx und Lenchen Demuth dargestellt wird. Dies passiert sehr unterschwellig, doch als die Gefühle schließlich bei beiden mit voller Kraft ausbrechen, passiert dies leidenschaftlich und vollkommen nachvollziehbar. 

Ich finde, dass durch diese besondere Liebe noch mal eine andere Seite des Karl Marx gezeigt wird, über die man nur selten liest, denn es wird oft verdrängt, dass dieser Revolutionär und Kämpfer für den Kommunismus auch eine zärtliche und familienbezogene Seite hat.