Rezension

Zeit und Geschichte prägen einen Menschen.

Gestorben wird immer - Alexandra Fröhlich

Gestorben wird immer
von Alexandra Fröhlich

Bewertet mit 5 Sternen

Agnes führte jahrelang den Steinmetzbetrieb Weisgut & Söhne in Hamburg. Nun möchte sie endlich klaren Tisch machen – mit 91 Jahren hat sie nun genug vom Geschäftsleben. Also lädt sie ihre ganze Familie ein, damit sie dies endlich tun kann, ein Geheimnis lüften kann, welches sie schon viel zu lange mit sich herumgetragen hat.

Eine Familiengeschichte hatte ich lange nicht mehr gelesen, umso gespannter war ich auf diese hier. Was ich natürlich zusätzlich noch interessant fand: es geht um einen Steinmetzbetrieb im Buch – ich selbst arbeite in der gleichen Branche, allerdings nicht genau das gleiche wie im Buch geschildert.

Zu Beginn des Buches hat es ein klein wenig gedauert bis ich im Lesefluß war. Als es dann aber so war, dass ich mitten in die Geschichte eingetaucht war, wollte ich das Buch gar nicht mehr aus den Händen legen. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, die Geschichte liest sich wirklich angenehm, keine ganz einfache Sprache, aber auch nicht großartig hoch gestochen. Gerade wenn Agnes spricht bzw. erzählt hat man das Gefühl, dass doch mal ältere Wörter ins Spiel kommen bzw. sie einfach in einem anderen Zeitalter aufgewachsen ist.

Von der Geschichte her klang das Buch wirklich interessant – und ist es dann auch tatsächlich. Was ich hier noch wirklich toll gefunden hätte – ein Stammbaum hinten im Buch, den man aber vielleicht erst im Laufe der Zeit öffnen darf bzw. kann – so dass nichts vorweg genommen wird, was man beim Lesen erst erfährt. Denn Puzzleteilchen um Puzzleteilchen ergibt sich ein Ganzes sozusagen… Aber: es sind eben auch einige Personen im Buch vorahnden und man macht immer wieder Zeitsprünge im Buch, so wird die Geschichte von Agnes als jungem Mädchen und heranwachsender Frau erzählt sowie die von Birte, ihrer inzwischen knapp End-Dreißig bis Anfang Vierzig-jährigen Enkelin. Hier hört man von ihr von der Zeit, als sie ein kleines Mädchen war bis hin zur Jetzt-Zeit. Die Jahreswechsel finde ich grundsätzlich wirklich gut gemacht, man findet hier beim Wechsel immer wieder eine kurze Ortsangabe sowie eine Jahreszahl, so dass man sich rasch wieder einfindet.

Interessant finde ich die Schilderungen eines jeden Abschnittes, so konnte man hier auch zeitlich „mitfühlen“, eben wenn z.B. Kriegsjahre geschildert wurden, etc.

Was ich durchaus auch interessant fand war die Entwicklung der Protagonistin Agnes – denn zuerst hat man sie als äußerst korrekte, kalte Frau empfunden, die vielleicht nicht nur streng war, sondern direkt auch so wirkt. Mit der Zeit erschließt sich hier dann aber manches… näher möchte ich darauf allerdings nicht eingehen.

Die Geschichte könnte durchaus auf wahren Begebenheiten beruhen, dies ist aber so im Buch nirgends ausdrücklich geschrieben. Dennoch halte ich sie nicht für abwegig. Der Schreibstil hat mir wirklich gut gefallen, denn es lies sich gut lesen, war spannend, gelegentlich auch mal lustig, vor allem aber emotional. (Jetzt nicht so, dass ständig die Tränen geflossen sind.)

Ich konnte das Buch auf den letzten vierzig Seiten überhaupt nicht mehr aus der Hand legen – egal wie spät es da war… (und es war spät…) – entsprechend kann ich hier nur 5 von 5 Sternen vergeben und spreche eine Empfehlung für eine wirklich tolle Familiengeschichte, einen gelungenen Roman aus.