Rezension

Zeitreise, die dritte ...

Fronleichnamsmord - Bea Rauenthal

Fronleichnamsmord
von Bea Rauenthal

Bewertet mit 4 Sternen

Kommissarin Jo Weber soll einen vierzig Jahre alten, bisher ungeklärten Todesfall noch einmal untersuchen. Es kommt, wie es kommen muss: Sie landet wieder in der Vergangenheit, dieses Mal im Jahr 1974. Doch etwas ist anders, das Mordopfer lebt noch, soll sie etwa den Mord verhindern? Und wo ist eigentlich Lutz Jäger? Oder ist sie dieses Mal alleine in die Vergangenheit gereist?

 

1974, ein Jahr, das viele noch selbst erlebt haben. Ich war damals 15 Jahre alt, für mich ist es somit ein Trip in die eigene Vergangenheit. Und der macht schon Spaß, und auch, wenn einem manche Beschreibung der Autorin übertrieben erscheint, findet man letztlich das Meiste doch in der Erinnerung wieder und fragt sich zudem, was man damals gerade selbst gemacht hat. Bea Rauenthal erzählt sehr bildhaft, man hat oft das Gefühl, mitten drin zu sein in den Siebzigern.

 

Für Jo ist es dieses Mal eine sehr persönliche Reise, wie auch schon in der Vergangenheit trifft sie Vorfahren wieder, dieses Mal jedoch ihre eigenen Eltern. 1974, war das nicht das Jahr ihrer Zeugung? Doch ihre Eltern scheinen sich eher aus dem Weg zu gehen, als zu dieser Tat zu schreiten, muss sie nun auch noch, wie einst Marty McFly dafür sorgen, dass ihre Eltern überhaupt zusammenkommen? Und dann ist da noch die Tatsache, dass sie ihren Vater nie wirklich kennen gelernt hat, denn er ist früh gestorben, hier ist sie nun, die Chance, auch die Chance, seinen Tod zu verhindern? Wie das die Autorin gelöst hat, werde ich nicht verraten, wohl aber, dass ich mit dieser Lösung nicht so ganz glücklich bin …

 

Jo ist in diesem Band etwas erträglicher, am Anfang reagiert sie zwar wieder entgegen dem Rollenbild der Zeit („Frau Weber, wenn ich bitten darf“ „Sie sind verheiratet?“, S. 21), aber insgesamt passt sie sich doch deutlich besser an. Insgesamt wirkt sie in diesem Band sympathischer als in den Vorgängern. Da das Geschehen während der Fußball-WM 1974 spielt und Lutz ein großer Fußballfan ist, nimmt die WM einen großen Raum ein, ich fand es ganz schön, die ganzen berühmten Fußballernamen von damals zu lesen, für jemand, der mit Fußball nichts am Hut hat und auch nicht, wie ich, in Nostalgie schwelgen mag, könnten diese Szenen allerdings schnell langweilig werden.

 

Die Zeitreise-Trilogie ist nun beendet, es würde mich aber nicht wundern, wenn auch hier (wie mittlerweile ja bei einigen „Trilogien“) weitere Romane folgen würden. Ein richtiger Schlusspunkt ist meiner Meinung nach noch nicht erfolgt, vor allem wurde nicht klar, warum Jo und Lutz überhaupt durch die Zeiten reisten (abgesehen davon, Morde zu lösen) und gerade hier im Roman gab es einige Momente, die man gern näher beleuchtet gehabt hätte.

 

Mir haben Jos und Lutz' Reisen durch die Zeit viel Spaß gemacht und ich empfehle die Trilogie sehr gern weiter. Wer allerdings historisch akurate Geschehnisse erwartet, ist möglicherweise falsch, hier muss man schon ein bisschen die Augen zudrücken können und auch mögliche Zeitparadoxa muss man aushalten können. Dann hat man aber einen netten Krimi vor sich, der einem Spaß und eine angenehme Lesezeit garantiert.