Zerrissen
Bewertet mit 3.5 Sternen
Charlotte Roths neuestem historischen Roman "Wenn wir wieder leben" und ganz besonders den im Anschluss an das Ende abgedruckten persönlichen Anmerkungen der Autorin kann man deutlich das Engagement, oft als "mit Herzblut geschrieben" bezeichnet, entnehmen. Trotzdem lässt mich die Lektüre sehr "zerrissen" zurück! Es handelt sich hier um eine gute Geschichte vor einem bedeutsamen politischen Hintergrund, sowohl die heutzutage im Mittelmeer ertrinkenden Flüchtlinge als auch die erschreckenden Nachrichten von neuen Rechtsradikalen weisen auf brandaktuelle aktuellen Bezüge hin. Ich fand viele kluge Gedanken und erhielt jede Menge Denkanstöße (in Zusammenhang mit dem kürzlich von mir gelesenen Buch von Robert Menasse, "Die Hauptstadt", in dem Auschwitz vorgeschlagen wurde, hielt ich beispielsweise Danzig für eine sinnvolle Möglichkeit - bis ich las, dass die Stadt Adolf Hitler die Ehrenbürgerschaft anbot) und lernte viel Interessantes und entdeckte jede Menge Zitierenswertes. Aber... ich wurde mit den Protagonistinnen Wanda und Gundi nicht warm und hatte an etlichen Logiklücken Schwierigkeiten. Damit mir ein Buch gefällt, ist nicht zwingend erforderlich, dass ich die Hauptpersonen mag, aber ich muss - im Guten ebenso wie im Schlechten - ihre Handlungen nachvollziehen können. Auch andere Dinge blieben mir leider unklar, trotz mehrmaligen Hin- und Herblätterns.