Rezension

Zerstörte Lebensräume

Nach dem Sturm - Michael Smith

Nach dem Sturm
von Michael Smith

Katrina ist zwar längst Geschichte, aber die Golfküste im Süden Mississippis wird noch immer von Stürmen, starken Orkanen und heftigen Regenfällen heimgesucht. Die Sonne kann die dunklen Wolkenmassen nicht mehr durchdringen und die ehemals fruchtbaren Böden gleichen Seen. Leben ist dort unmöglich, weshalb die Regierung dieses Gebiet mittels einer Linie abgrenzt, woraufhin die Bewohner ihre Lebensräume ins Landesinnere verlagern. Im Küstengebiet harren nur noch einige Unentwegte aus, die sich jenseits aller Gesetze stellen.

Aber es gibt auch Menschen, die diese Region aus persönlichen Gründen nicht verlassen wollen, wie beispielsweise Cohen, der Protagonist der Geschichte. Er hat seine Frau Elisa sowie das ungeborene Kind verloren und leidet wie ein Hund. Er trauert, und da er der Ansicht ist, nur in dem gemeinsamen Haus der Familie die Erinnerungen wach halten zu können, bleibt er vor Ort. Den einzig menschlichen Kontakt hat er zu Charlie, einem Plünderer, der immer wieder benötigte Güter hinter die „Linie“ bringt, ansonsten leisten ihm nur ein Pferd und ein Hund Gesellschaft.

Aber alles verändert sich, als Cohen eines Tages von zwei jungen Herumtreibern beraubt und halb totgeschlagen wird. Der Wunsch nach Rache beherrscht nun sein Denken und Fühlen, aber es gibt für ihn nur zwei Möglichkeiten: Cohen muss sich entscheiden, ob er hinter der Linie bleiben und elend zugrunde gehen will oder ob er sich ins Landesinnere aufmacht, um zu sehen, was von der Welt, die er einst kannte und in der er mit Elisa glücklich war, noch übrig ist. Und so macht er sich auf den Weg…

„Nach dem Sturm“ beschreibt eine Welt, die mit den Auswirkungen der Klimakatastrophe zu kämpfen hat und in Düsternis und Gesetzlosigkeit zu versinken droht. Diese Dystopie wird nicht nur von Thriller-Elementen durchzogen, sondern schlägt auch in den philosophischen Reflexionen der Hauptfigur leisere, nachdenkliche Töne an. Die Geschichte entwickelt sich langsam, speziell im ersten Teil, in dem uns Einblick in die Innenwelt des Protagonisten gewährt wird, passiert noch nicht viel.

Anfangs ist das Erzähltempo zwar gedrosselt, aber dennoch steigt die Spannung kontinuierlich an, da es der Autor versteht, Interesse an Cohens Schicksal zu wecken. Michael Farris Smith schildert sehr eindrücklich die zerstörten Lebensräume und kreiert damit eine bedrückende Atmosphäre, die sich auch in der Gefühlswelt seines Protagonisten niederschlägt. Und trotz aller Düsternis gibt am Ende doch Hoffnung.