Rezension

Zola, ein Hund mit Charakter

Herzensräuber - Beate Rygiert

Herzensräuber
von Beate Rygiert

Bewertet mit 5 Sternen

Als der Buchhändler Tobias an der Costa Brava einen herrenlosen Hund adoptiert und mit nach Heidelberg nimmt, wo er ein Antiquariat führt, das mehr schlecht als recht läuft, ahnt er noch nicht, dass Zola, wie er seinen neuen besten Freund nennt, sein Leben tüchtig umkrempeln wird!
Nicht nur hat es sich der lebens- und leidenserfahrene Zola zur Aufgabe gemacht, seinen Menschen nebst den ihm Nahestehenden zu beschützen und ihr Leben in die rechten Bahnen zu lenken sondern es stellt sich schnell heraus, dass der Exil-Spanier dank seines ausgeprägten Geruchsinns gepaart mit einer gehörigen Portion Einfühlungsvermögen in die Menschen, die ihm begegnen, die Gabe besitzt, für jeden Kunden seines Menschen das genau richtige Buch zu finden! Ein Umstand, der Tobias' Geschäft, das bald schon in eine unerwarteterweise geerbte Villa umzieht, einen gehörigen Aufschwung verschafft.
Doch ziehen dunkle Wolken in Gestalt von Tobias' böser und berechnender Exfreundin über den Menschen auf, die Zola am Herzen liegen - und der pfiffige Hund hat alle Hände voll zu tun, sie zu vertreiben, was selbst für ihn und seinen enormen Einfallsreichtum eine kaum zu bewältigende Herausforderung darstellt.
Zola aber wäre nicht Zola, wenn er nicht die Aufgaben, die er sich gestellt hat, auf seine unnachahmliche Art zu einem glücklichen Ende führen würde....

Sollte ich das so bezaubernde Buch beschreiben, das ich nur ungern zur Seite gelegt habe, so würde ich es am ehesten als einen warmherzigen Roman mit Märchenelementen bezeichnen, der sich wie Balsam auf traurige und verwundete Seelen legt.
Ein Roman, der einfach guttut, der aber auch nachdenklich stimmt, manchmal ein wenig traurig, der mitfiebern, mitleiden, sich herzlich freuen - und entschieden vehement Partei ergreifen lässt für die durchweg sympathischen Hauptfiguren, zwischen denen sich recht bald Solidarität und tiefe Freundschaft entwickelt, denen von der bösen Hexe in Gestalt der unverfrorenen Exfreundin übel mitgespielt wird und die auch sonst in allerlei Nöten stecken.

Und dann ist da natürlich Zola, die eigentliche Hauptfigur, der Bücherhund, der weise und unbestechliche Menschenkenner, aus dessen Perspektive der Roman geschrieben ist....
Ja, tatsächlich, ein Roman, in der ein Hund die Rolle des Erzählers übernimmt - und einen charmanteren kann man sich kaum vorstellen!
Die Autorin erweist sich als Hundeversteherin ersten Ranges, wenn sie ihrem Zola Gedanken in den Mund legt und mit so tiefen Gefühlen ausstattet, dass jeder, der das Glück hat, einen Hund zum Freund zu haben, nur verstehend nicken kann!
So genau könnte er empfinden, der Hund, der beste und treueste Freund des Menschen, der mit einem so feinen Geruchsinn ausgestattet ist, dass er womöglich auch allerkleinste Schwingungen wahrnehmen kann, die Menschen sich nicht einmal vorstellen können - und der dann die richtigen Schlüsse daraus zieht!

Überhaupt sind Zolas kluge Gedanken über die Welt und seine zwei- und vierbeinigen Bewohner für mich das Highlight des Romans.
Sie machen immer wieder nachdenklich, aber vor allem sind sie erheiternd und aufbauend - und immer zutreffend!
"Herzensräuber" nennt er die Bücher, die Tobias umgeben! Und wenn sein Mensch in ihnen versinkt, ist es so, als gäbe es die Welt rundum nicht mehr, denn alle Aufmerksamkeit der Sinne und des Herzens gelten dann nur den Buchstaben, die sich zu Wörtern, zu Sätzen, zu Geschichten zusammenfügen!
Wie wahr das ist, kann jede Leseratte, jeder Bücherwurm spätestens nach der Lektüre des "Herzensräuber" nur bestätigen!