Rezension

Zombieactionkracher, bei dem die Story leider etwas im Hintergrund steht

900 Meilen - S. Johnathan Davis

900 Meilen
von S. Johnathan Davis

Bewertet mit 3.5 Sternen

Als die Toten beginnen sich an den Lebenden zu laben ist John gerade auf Geschäftsreise in New York. Zuerst nimmt kaum einer die seltsamen und unrealistisch wirkenden Nachrichten war, man glaubt an einen Hackerangriff. Bald schon ist es zu spät und die Stadt wird von rasenden Untoten überrannt. Zusammen mit Kyle, einem Sicherheitsangestellten der Firma, in welcher John arbeitet, kann er sich vorerst auf das Dach des Gebäudes retten. Gemeinsam mit einem dritten Überlebenden sehen sie unter sich die Stadt zugrunde gehen. Für John steht fest: Er muss zu seiner hochschwangeren Frau, die 900 Meilen von ihm entfernt auf ihn wartet. Denn auch dort tauchen sie ersten Zombies auf.

Im Eiltempo schildert S. Jonathan Davis hier eine ausbrechende Zombieapokalypse und einen Mann, der verzweifelt versucht seine werdende Familie rechtzeitig zu erreichen. John und Kyle sind von Anfang an ein gutes, bald eingespieltes Team, die sich durch die verschiedensten Zombiebegegnungen kämpfen und Stück für Stück ihrem Ziel näher kommen. Es gibt keinerlei Ruhepausen, eine Sequenz jagt die nächste und so kommt die Charakterentwicklung genauso zu kurz wie ein wirkliches Eintauchen in die Geschichte. Dem Ganzen kann man zwar gut und gespannt folgen, man fühlt sich jedoch selbst nicht integriert oder betroffen. Es ist fast so, als würde man einen Actionhorrorfilm schauen, der auf wenig Dialoge setzt.

Es gibt hiervon eine Ausnahme. John und Kyle haben auf ihrem Weg einen Zwischenstopp, der hervorragend, spannend, dramatisch und grandios geschildert wurde. Diese Szenerie war für mich atemberaubend und zu dieser Zeit konnte ich nicht aufhören zu lesen. Charaktere wurden ausgebaut, man fühlte sich mit ihnen verbunden. Hintergründe wurden geschildert, die Geschichte war an dieser Stelle sehr spannend, gesellschaftskritisch, drastisch und heftig. Genau so, wie ich es mag.

Leider kommt nach dieser Szenerie alles wieder zum gewohnten Alten zurück und hetzt durch spannende Bilder hindurch. Generell wartet die Geschichte nicht unbedingt immer mit Logik auf. Teilweise wird eine Story beschrieben wie man sie nach monatelanger Zombieapokalypse erwarten würde, dabei sind die beiden erst wenige Tage, maximal 1-2 Wochen unterwegs. Zudem gehe ich davon aus, dass man weitaus verzweifelter mit einer solchen Situation umgehen würde als es hier geschildert wurde. Nichts anderes als das Ende der Welt tritt gerade ein, das nagt doch schon an der eigenen Verfassung.

Die Zombies sind interessant geschildert. Sie verwandeln sich rasend schnell und greifen ebenso die Lebenden an. Eigentlich mag ich rennende Zombies nicht sonderlich, doch hier wurden sie gut beschrieben. Denn umso länger ihr Tod zurückliegt, umso langsamer werden sie, da eben die Totenstarre und der Verwesungsprozess einsetzt. Davis hat sich hier auf jeden Fall Gedanken gemacht und so habe ich die wandelnden Untoten noch nicht geschildert bekommen. Lediglich auf die roten Augen hätte ich verzichten können.

“900 Meilen” ist für jeden Zombiefan defintiv eine Leseempfehlung, aber auch für jeden anderen, der einen rasanten Actionkracher mit wandelnden Untoten lesen möchte, aber nicht unbedingt viel Story dazu braucht.