Rezension

Zu viel des Guten

Das Licht zwischen den Meeren, 10 Audio-CDs - M. L. Stedman

Das Licht zwischen den Meeren, 10 Audio-CDs
von M. L. Stedman

Bewertet mit 3 Sternen

1926, auf der Insel Janus Rock in Australien leben der Leuchtturmwärter Tom und seine Frau Isabel ein abgeschiedenes Leben. Zu ihrem Glück fehlen nur Kinder, aber Isabel musste schon mehrere Fehlgeburten erleiden. Als ein Boot mit einem toten Mann und einem Baby angespült wird, beschließt Isabel, es als ein Zeichen Gottes zu sehen. Dieses Kind gehört ihr. Aber natürlich gibt es noch eine Mutter zu dem kleinen Mädchen. Beste Voraussetzungen für ein auswegloses Drama.

Darf man ein Kind, das man „gefunden“ hat, einfach behalten, ohne Nachforschungen anzustellen, wo es herkommen könnte, ob es vielleicht irgendwo Familie hat? 
Das muss man sich vorstellen können, um diese unglaubliche Tragödie nachvollziehen zu können und ehrlich gesagt, fällt mir das schwer. Ich wurde die ganze Zeit den Gedanken nicht los: Diese Frau ist komplett durchgedreht. Und das erschwert einem das Mitleiden schon ein wenig, auch wenn sich die Ereignisse zu einem Drama sondergleichen zuspitzen. 

Dieses Buch lässt nichts aus, grenzenlose Liebe und grenzenloses Leid vermischt sich mit jeder nur denkbaren dramatischen Verwicklung, eine durchgeknallte Frau mit einem Mann, der ihr zuliebe alles erduldet, schließlich hat sie ihm geholfen, sein Kriegstrauma zu überwinden und das Ende (nein, ich sage es nicht) schlägt dem Fass den Boden aus. 
Der Erzählstil ist zu großen Teilen sehr schön, manchmal sogar süffisant ironisch, dann schießt er aber immer wieder deutlich über das Ziel hinaus und landet deutlich jenseits der Kitschgrenze. 

Der Sprecher des Hörbuchs macht grundsätzlich einen guten Job. Befremdlich wird es nur, wenn er mit sonorer Stimme die 4jährige Lucy zu Wort kommen lässt. Dieses Buch hätte vielleicht besser eine Frau gelesen, der man so manche Gefühlsduselei viel eher abgenommen hätte. So bekommt das Ganze oft einen ungewollt komischen Aspekt.

Streckenweise konnte mich die Geschichte durchaus fesseln, aber am Ende bleibt das Gefühl: Es ist einfach zu viel des Guten, zu viel gewollt, zu dick aufgetragen.

Kommentare

LySch kommentierte am 11. Mai 2017 um 21:09

Oha, nach deiner Rezi bin ich froh, dass ich frühzeitig abgebrochen habe! ;) Echt schade, da die Grundthematik ja doch sehr spannend ist...

Sursulapitschi kommentierte am 11. Mai 2017 um 21:17

Ja, absolut unnötig, da dermaßen draufzupacken, nochwas und noch und noch. Die Geschichte hätte schlicht viel besser funktioniert. 

LySch kommentierte am 11. Mai 2017 um 21:42

Das Buch wurde auch verfilmt...ich glaube, das lief letztes Jahr im Kino! Der Trailer sah sehr vielversprechend aus. Deswegen kam ich ja auch auf das Buch... aber vielleicht schau ich mir zur Abwechslung lieber mal den Film an :) ;)

Sursulapitschi kommentierte am 11. Mai 2017 um 21:55

Filmen verzeiht man mehr. :D

LySch kommentierte am 11. Mai 2017 um 22:14

Das stimmt! ;) Für Bücher muss man ja meistens auch mehr Zeit opfern als nur 1 1/2 - 2 Stunden...

kornmuhme kommentierte am 13. Mai 2017 um 16:07

Hach ja, mir hat das Buch auch so gar nicht gefallen ... Kann alle Punkte in deiner Rezi nachvollziehen und würde sogar noch ein paar Kritikpunkte draufpacken :-).