Rezension

Zu viel von allem!

Die Eishexe
von Camilla Läckberg

2003 erschien im Zuge der Skandinavien-Krimi-Welle mit „Die Eisprinzessin schläft“ das erste Buch der Schwedin Camilla Läckberg mit dem Ermittlerduo Erika Falck und Patrik Hedström, sie Schriftstellerin, er Polizeibeamter. Die Autorin war und ist sehr produktiv, so ist die Reihe mit der vorliegenden Neuerscheinung „Eishexe“ auf mittlerweile zehn Bände angewachsen. Erstaunlicherweise konnte sie auch bisher fast ausnahmslos das Niveau ihres Erstlings bei den Nachfolgebänden halten, was bei Krimireihen eher eine Seltenheit ist.

Nun also „Eishexe“. Wie üblich splittet Läckberg die Geschichte, die sie erzählen möchte, in Vergangenes und Gegenwärtiges: Vor 300 Jahren wird eine junge Frau Opfer der Hexenverfolgung. Vor dreißig Jahren verschwindet in Fjällbacka ein kleines Mädchen, das wenig später ertrunken aufgefunden wird. Und heute wird die kleine Linnea vermisst. Es sind diese drei Handlungsstränge, die die Autorin Stück für Stück aufbaut, parallel verlaufen lässt, um sie dann am Ende zusammenzuführen. Patrik Hedström ermittelt in dem aktuellen Fall, während seine Frau Erika im Zuge ihrer Recherchen zu einem neuen Buch damit beschäftigt ist, den Fall des vor dreißig Jahren verschwundenen Kindes im Detail aufzuarbeiten. Doch offenbar reicht das der Autorin nicht, denn sie nimmt auch Bezug zur Flüchtlingskrise und dem aufkommenden Rechtsradikalismus in Schweden bzw. in diesem Fall in Fjällbacka sowie bösartigem Mobbing unter Jugendlichen und seinen Folgen.

Und hier setzt auch meine Kritik an. Ich schätze die Romane dieser Reihe, die sich mit ihren „normalen“ Protagonisten wohltuend von anderen Skandinavien-Krimis mit depressiven, alkoholkranken Ermittlern abhebt. Bei Läckberg menschelt es, da sie sich nicht nur auf das Privatleben ihrer beiden Protagonisten beschränkt sondern quasi das ganze Dorf mit ins sprichwörtliche Boot holt. Aber in ihrem aktuellen Buch hat sie es eindeutig übertrieben. Viel zu viele Nebenhandlungen verwässern die eigentliche Story und blähen den Umfang unnötig auf. Außerdem hat mir während der gesamten Lektüre der Bezug zu den historischen Einschüben gefehlt, in deren Zentrum aber, obwohl nie namentlich bezeichnet, die titelgebend „Eishexe“ steht, so dass mich auch die Hopplahopp-Verknüpfung ganz am Ende nicht wirklich überzeugen konnte.