Rezension

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zu viele offene Fragen, sonst spannend mit Überraschungen

Purpurne Rache
von Jean-Christophe Grangé

Bewertet mit 3 Sternen

Jean-Christophe Grangê – Purpurne Rache

 

Gregoire Morvan ist ein mächtiger Mann: in der Politik, im Rechtswesen und auch in seiner Familie. Durch seine Macht und Brutalität sichert er sich genügend Vorteile, ob finanziell, beruflich oder persönlich, um diese in Afrika und Paris auszukosten.

Doch so viel Macht, bringt auch Feinde und Neider mit sich, und ein Mordfall in einer millitärischen Flugschule erinnert mit seiner Grausamkeit und Brutalität an einem vierzig Jahre alten Fall: Der Nagelmann. Laut der Klinik, in der der psychisch kranke Mann seit der Ergreifung lebte, ist der Täter vor drei Jahren gestorben.

Gibt es einen Trittbrettfahrer? Lebt der alte Nagelmann doch noch?

Um das herauszufinden schickt er seinen Sohn Erwan zum Tatort. Er und sein Team machen nur langsam Fortschritte, vorallem weil sich Erwan immer wieder um „Familienangelegenheiten“ kümmern muss, denn sein Bruder lebt in Scheidung und ist Drogenabhängig und seine Schwester geht unter dem Deckmantel der Schauspielerei „anschaffen“.

 

Ich bedanke mich herzlich für das Leseexemplar, das ich im Rahmen einer Leserunde gewonnen habe. Natürlich beeinflusst dies nicht meine ehrliche Meinung.

 

„Purpurne Rache“ ist das erste Buch, das ich von Jean-Christophe Grangê gelesen habe und vermutlich auch das letzte, denn ich bin über das offene Ende nach 766 Seiten echt verärgert.

Nach Anfangsschwierigkeiten hatte ich mich gut in die Geschichte eingelesen, der Schreibstil ist flüssig, auch wenn immer wieder detailreiche Ausschweifungen zu politischen Geschehen, zur Vergangenheit und zu wissenschaftlichen Projekten statt finden. Diese führen zu einem besseren Verständnis, und sind eine ganz nette Informationsquelle, da der Autor hier gewissenhaft recherchiert hat.

Hauptsächlich stehen Gregoire und sein Sohn Erwan im Fokus des Buches, doch auch ein nicht unerheblicher Teil befasst sich mit den Geschwistern, die auf die schiefe Bahn geraten. Darüber hinaus führt die Suche nach dem Mörder immer wieder in Sackgassen, es gibt unvorhergesehene Wendungen, einige Überraschungen, einige nicht ganz nachvollziehbare Handlungsaspekte, detailreiche sexuelle Handlungen, undurchsichtige Fälle und jede Menge Spannung und Gewalt.

Dieser Thriller ist sehr vielschichtig und komplex aufgebaut, sodass ein „mal eben lesen“ nicht möglich erscheint. Um das ganze Ausmaß dieses Buches zu erfassen braucht man Zeit und man muss sich auf die Story einlassen.

Die Charaktere sind detailreich, facettenreich und lebendig beschrieben. Jeder, aber auch wirklich jeder aus der Familie Morvan hat dunkle Seiten, Geheimnisse und ist in seiner Gänze nicht durchschaubar.

Während Gregoire an allen Enden seine Macht demonstriert, sich mit der Politik und im Börsenbereich auseinandersetzt, sich Feinde in aller Welt macht und munter Morde anordnet ist sein Sohn Erwan etwas sympathischer, auch wenn er die Grundzüge seines Vaters besitzt.

Aber Erwan ist auch klug, tough und geht seinen eigenen Weg, der manchmal mit dem seines Vaters kollidiert. Diese Entwicklungen waren stets interessant zu lesen.

Maggie, die Ehefrau von Gregoire, wird als Opfer dargestellt, doch schon bald steht fest, dass sie ein dunkles Geheimnis hütet.

Alle Charaktere, egal ob sympathisch oder unsympathisch, sind aber sehr gut und detailreich ausgearbeitet, besitzen Tiefe und wirken authentisch. Die Figuren harmonisieren gut miteinander und ergeben so ein stimmiges, rundes Bild, was der Story mehr Glaubwürdigkeit verleiht.

 

Dennoch bin ich von diesem Thriller enttäuscht, denn ein furioses Finale bleibt aus, genau wie die Beantwortung sämtlicher Fragen oder die Zusammenführung der zahllosen Handlungsstränge. Ein Buch von über 700 Seiten sollte meiner Meinung nach in sich abgeschlossen sein, ein vernünftiges Ende haben und nicht noch so viele unbeantwortete Fragen. Sicherlich wird es hier eine Fortsetzung geben, aber ehrlich gesagt, werde ich diese mit aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr lesen.

 

Da das Buch so viele positiven, aber auch negative Erfahrungen für mich birgt, war es diesmal besonders schwer eine Rezension zu verfassen und deswegen kann ich nicht anders, als 3 Sterne zu vergeben. Hier sollte sich der Leser eine eigene Meinung bilden.

 

Fazit: Ein Thriller, der streckenweise langatmig, dann aber auch sehr spannend ist, mit vielen Überraschungen, Wendungen aber leider auch vielen unbeantworteten Fragen.