Rezension

Zu wenig "Alice" und Zombies, die gar keine sind

Alice im Zombieland - Gena Showalter

Alice im Zombieland
von Gena Showalter

*Worum geht's?*
Zu ihrem 16. Geburtstag hat Alice Bell nur einen Wunsch: Sie möchte für einen Abend normal sein und die Aufführung ihrer kleinen Schwester besuchen. Diese Bitte kostet ihren Vater allerdings all seine Überwindung. Er sieht Wesen, die niemand sonst sehen kann: grausame Monster, vor denen er seine Familie um jeden Preis beschützen muss. Seiner Tochter zu Liebe wagt er sich an ihrem Geburtstag aus dem Haus. Doch schon bald muss Alice schmerzlich feststellen, dass sie mit ihrem Wunsch das Todesurteil ihrer Familie besiegelt hat. Denn die Monster entspringen nicht der Fantasie ihres Vaters - sie sind real. Und Alice ist die einzige, die einen Zombieangriff auf ihre Familie überlebt. Sie zieht zu ihren Großeltern und kommt auf eine neue Schule, wo sie Cole kennenlernt. Cole, den Jungen mit den violetten Augen, der ebenfalls weiß, dass Zombies existieren - und wie man sie zur Strecke bringt...

*Meine Meinung:*
Mit "Alice im Zombieland" startet Gena Showalter eine neue Buchreihe, zu der sich die Fantasy-Autorin durch Lewis Carrolls "Alice im Wunderland" inspiriert gefühlt hat. Als absoluter Fan des Klassikers musste Showalters Neuerzählung natürlich gelesen werden! Mit einem rasanten Start voller Turbulenzen und Überraschungen, einer ordentlichen Portion Blut und Ekel ist es der Autorin gelungen, die Neugierde und die Lust auf Mehr augenblicklich in die Höhe schießen zu lassen. Die Erwartungen waren hoch...

Im Laufe der Geschichte musste ich allerdings mit wachsender Enttäuschung feststellen, dass "Alice im Zombieland" nur wenig mit dem Original zu tun hat. Bis auf den gemeinsamen Vornamen, angelehnte Kapitelüberschriften und das weiße Kaninchen haben die Alice von Gena Showalter und jene von Lewis Carroll nichts miteinander gemein. Wer sich - so wie ich - eine Zombieadaption des Klassikers vorgestellt hat, wird seine Erwartungen nicht erfüllt bekommen.

Selbst die Zombies sind nicht das, was man unter einem stereotypen lebenden Toten verstehen würde. Ja, sie sind tot, ja, sie sind fahl und ihre Haut liegt in Fetzen, und ja, sie ernähren sich von Menschen. Allerdings geschieht dies alles auf einer abstrakten Ebene, die eher an seelenfressende Gespenster als an typische Zombies erinnert. Gena Showalter bezeichnet ihre Zombies selbst als "infizierte Geister". Mit ihrer Idee hat sie ein interessantes und neues Konzept entwickelt, das definitiv neugierig und Lust auf mehr macht. Fans klassischer Zombies kommen hier aber nicht auf ihre Kosten.

Hat man sich an die unerwartete Version der Autorin erst einmal gewöhnt, bekommt man von Gena Showalter ein solides Fantasy-Abenteuer geboten, das für einige spannende Lesestunden sorgen kann, aber nicht an den guten Start anknüpfen kann. "Alice im Zombieland" ist eine wilde Mischung aus rasanten Kampfszenen, heißen Momenten zwischen Alice und Cole und jeder Menge Highschool-Dramen. Die Geschichte kann ihre Leser definitiv unterhalten, aber atemlos an die Seiten fesseln konnte sie mich nicht. Dafür hat Gena Showalter die Handlung zu einfach, zu vorhersehbar gestrickt und mit zu vielen Klischees beladen.

Darunter litt vor allem die Liebesgeschichte zwischen Protagonistin Alice und Cole. Coles Charakter passt perfekt in das momentan so beliebte Schema des sexy Bad Boys mitsamt harter Schale und weichem Kern (und Brustwarzenpiercing). Individuelle Persönlichkeitszüge findet man bei ihm kaum, obwohl Gena Showalter durchaus darum bemüht war, Cole durch eine tragische Hintergrundgeschichte eine gewisse Tiefe zu verleihen. Dass Cole genau den Geschmack der Zielgruppe trifft, steht wohl außer Frage; Vielleser werden von seiner Figur und der berühmten "Liebe auf den ersten Blick" zwischen ihm und Alice möglicherweise nicht allzu begeistert sein.

So klischeehaft Cole auf mich gewirkt hat, so einzigartig und speziell habe ich Protagonistin Alice, genannt Ali, kennengelernt. Ali ist eine großartige Figur mit Witz und Charme, die man auf Anhieb ins Herz schließt und mit der man sehr schnell mitfiebert. Im Verlauf der Geschichte vollzieht Alice jedoch eine enorme Entwicklung, die sich nicht nur positiv auf ihren Charakter auswirkt. Sie wächst an ihren Herausforderungen, wird tougher und mutiger. Kurzum: Alice wird zu einer richtigen Kämpferbraut! Klingt nicht nur spannend, ist es auch - und bringt vor allem einige tolle Momente mit sich. Leider steigt Alice ihr Umgang mit ihren neuen Freunden auch zu Kopf: Sie wird nicht nur selbstsicher, sondern anmaßend und verliert mit einigen nicht nachvollziehbaren Handlungen und ausfälligen Bemerkungen viele ihrer schnell gewonnenen Sympathiepunkte. Schlussendlich hat mich Alice mit sehr gemischten Gefühlen zurückgelassen.

Als kleine Extras hat der Verlag auf den letzten Seiten des Buches außerdem die Playlist von Alice' iPod, ein ausführliches und detailreiches Interview mit Autorin Gena Showalter und eine Leseprobe zu "Das unsterbliche Mädchen", einem anderen Fantasy-Buch aus dem Verlagsprogramm, abgedruckt. Mit diesen kleinen Leckerbissen - vor allem dem Autoren-Interview - dürfte Darkiss nicht nur Fans eine kleine Freude machen.

*Cover:*
Könnte die Geschichte doch bloß mit dem Cover mithalten! Die Darstellung von Alice auf dem genialen Hintergrund gefällt mir nämlich mehr als gut.

*Fazit:*
"Alice in Zombieland" von Gena Showalter war nicht das, was ich erwartet habe. Von der klassischen Alice oder der stereotypen Vorstellung von Zombies, die ich mir erhofft hatte, findet sich in diesem Reihenauftakt nur wenig wieder. Stattdessen bietet Gena Showalter ihren Lesern ein solides Fantasy-Abenteuer, das durchaus mit interessanten Ideen unterhalten, aber nicht vollends überzeugen kann. Für mich war die Geschichte viel zu klischeebeladen, zu vorhersehbar und leider viel zu wenig "Alice". Wer jedoch Lust auf eine toughe Protagonistin hat, die sich bösen Geistern, viel Highschool-Drama und einem heißen Bad Boy stellt, wird mit "Alice im Zombieland" sicherlich einige großartige Lesestunden verbringen. Ich vergebe gute 2 Lurche.