Rezension

Zu wenig Literatur. Zu viel ChickLit.

Lieber Mr. Salinger - Joanna Rakoff

Lieber Mr. Salinger
von Joanna Rakoff

Bewertet mit 1.5 Sternen

"Es heißt immer, dass man aus Salinger herauswächst. Dass er ein Schriftsteller ist, dessen Werk sich zu den besonderen Sorgen und Problemen der Jugend äußert." (S.297)

~~Frisch von der Uni kommt Joanna Rakoff nach New York, um die literarische Szene zu erobern. Dort landet sie als Assistentin in einer Agentur für Autoren, darunter vor allem J. D. Salinger, und wird in eine längst vergangene Zeit katapultiert: Schreibmaschine statt Computer, kistenweise Fanpost an große Schriftsteller statt große Erfolge.

Eine Liebeserklärung an die Literatur und ganz viel J. D. Salinger versprach dieser Roman. Aber genau wegen dieser Erwartungen wurde ich von "Lieber Mr. Salinger" leider sehr enttäuscht zurück gelassen.
Dazu muss man sagen, dass die Autorin selbst die Protagonistin ist und hier ihre eigenen Erfahrungen aufgeschrieben hat. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, aber der Roman ist für mich nur eine Nacherzählung eines Lebensabschnittes der Autorin gewesen, eine Aneinanderreihung von Anekdoten. Salinger und die Arbeit in der Literaturagentur spielen hier nur eine Nebenrolle.

Selbst als ich versucht hatte das Buch als ChickLit zu lesen, konnte ich ihm nichts abgewinnen. Viele Handlungsstränge werden eröffnet, aber nicht zu Ende geführt. Das führt zu langatmigen Passagen und Verwirrungen. Somit steht man am Ende mit unglaublich vielen Fragen da.
Zudem kommt noch, dass mir alle Figuren fremd geblieben sind und bloß Schatten für mich waren.

Das alles ist sehr schade, denn der Schreibstil ist beispielsweise sehr flüssig und angenehm zu lesen. Und es gibt zahlreiche tiefgründige schöne Sätze, die mir im Kopf geblieben sind und mich zum Nachdenken angeregt haben.

Ein Roman mit Potential, der mich aber einfach nicht erreichen konnte. Bis zum Schluss habe ich auf das "gewisse Etwas" gewartet. Meiner Meinung nach hätte man hier viel mehr draus machen können!