Rezension

Zu wenig Schweriner Luft

Mörderisches Schwerin - Diana Salow

Mörderisches Schwerin
von Diana Salow

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Krimi, der in Schwerin spielt, von einer befreundeten Autorin! Den musste und wollte ich natürlich lesen. Tatsächlich wird gleich zu Beginn im flachen Wasser an der Grotte im Schlosspark ein lebloser Mann gefunden. Beinahe zeitgleich wird eine Frau in die psychiatrische Abteilung des Krankenhauses eingeliefert, die am Metzgerstand im Supermarkt ein Messer griff und versuchte, sich damit die Pulsadern aufzuschneiden.

Was zunächst wie ein typischer Krimi beginnt, entwickelt sich zu einer tragischen Geschichte, in der Menschen schuldig wurden. Die einen, weil sie Gewalt ausübten, die anderen weil sie sie ertrugen oder wegsahen. Wie es ist, in so einer "Familie" gefangen zu sein, kann wohl niemand nachvollziehen, der es nicht selbst erlebt hat. Darum mögen dem Leser die Reaktionen bzw. das Nicht-Reagieren unlogisch vorkommen. Die Betroffenen selbst litten jahrzehntelang.

Ungewöhnlich ist die Sprache der Autorin. Ich gebe zu, dass ich mich stellenweise schwer damit tat, dass die Ich-Erzählerin über Tatsachen berichtet, die sie gar nicht wissen konnte. z.B.: "Nach den Ermittlungen in meinem Haus hatte die Kollegin herausbekommen ..." Auch manche unglückliche Formulierung, zu viele gut gemeinte Adjektive oder Wortwiederholungen störten meinen Lesefluss. Es war mir noch zu wenig Schwerin in der Handlung, ich hätte mir mehr Beschreibungen der Schauplätze gewünscht. Unlogisch fand ich, dass zu Beginn niemand außer den Anglern an der Grotte war. Es war doch ein schöner, warmer Tag, da wimmelt es dort doch von Menschen, oder? Auch dass die eifrige junge Polizistin in Hamburg shoppen geht, anstatt ihrem Vorgesetzten wichtige Ermittlungsergebnisse weiterzugeben, ist nicht nachvollziehbar. Die Figuren sind stellenweise ein bisschen klischeehaft (z.B. Merle) Der Titel "Süßer Schmerz" passt meiner Meinung nach nicht zur Handlung, ich assoziiere damit Erotik. ;-)

Trotz der Kritik ein ungewöhnlicher, tiefgehender Krimi, der nicht nur nach der Schuld des Täters fragt, sondern nach all den Fehlern, Versäumnissen und Verbrechen in den Jahren zuvor, die einen Mord als einzig möglichen Ausweg erscheinen ließen.

Ich bin gespannt auf eine Fortsetzung und hoffe, dann mehr Schweriner Luft zwischen den Zeilen zu finden.