Rezension

Zu wenige neue Erkenntnisse, stellenweise etwas langatmig.

Wie wir lieben - Friedemann Karig

Wie wir lieben
von Friedemann Karig

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Buch, welches allein schon aufgrund der Covergestaltung mit den kräftigen Farben auffällt und insgesamt sehr schön aufgemacht ist.

Friedemann Karig stellt die Monogamie in Frage, dröselt dazu auf, was eigentlich Liebe, Sex, Eifersucht, Treue, Monogamie und Polygamie ist. Wie wurde früher geliebt, wie war der Sex und vor allem der Umgang mit Sexualität, was hat sich geändert und ist es eher eine positive Veränderung oder ist es für uns und die Menschheit eher ein negativer Kurs.

Für mich sind die Kapitel, in denen Paare über ihre jeweiligen Beziehungen berichten am interessantesten. Die Konstellationen sind alle unterschiedlich, es wird über den Gewinn an Freiheit und Erlebnissen genauso berichtet, wie über Probleme wie Eifersucht, fehlende Anerkennung in der Gesellschaft und vielleicht auch eigene Gewissenskonflikte.

Was dabei für mich hängen geblieben ist, ist das mehr Freiheit nicht gleich mehr Zufriedenheit und eine längere Beziehung bedeutet. Auch „offene Beziehungen“ scheitern, wenn auch aus anderen Gründen, aber es ist kein Garant für eine lebenslange Bindung. Wobei wir schon bei der nächsten Frage wären, nämlich ob es überhaupt sinnvoll ist, sich an einen oder mehrere Menschen ein Leben lang binden zu wollen.

Die Abschnitte, in denen Friedemann Karig über Liebe, Sex, Eifersucht usw. aufklärt und aufzeigt, welchen Unterschied es in polygamen oder monogamen Beziehungen gibt, waren mir oft sehr theoretisch und fachbegrifflastig und stellenweise langatmig.

Zwischendurch konnte ich aber trotzdem für mich Neues entdecken, mir wurde ein neuer Blickwinkel für alles Zwischenmenschliche gegeben und mein Motto: „Leben und leben lassen“ wurde definitiv bestärkt.

Der Schreibstil ist durchgehend flüssig und der ein oder andere Vergleich ist wirklich spritzig und lustig, öffnet einem die Augen oder beruhigt einen auch, dass alles in Wirklichkeit nicht so schlimm ist. Generell empfinde ich mehr denn je, dass man vielleicht weniger über Sex (in der Öffentlichkeit) reden sollte, sich weniger Gedanken darüber machen sollte und einfach leben muss. Letztendlich muss jeder für sich glücklich werden, jeder wie es ihm gefällt, solange man keinen anderen damit verletzt oder ausnutzt.

In diesem Buch gibt es keinen Schlüssel zum Glück, es werden viele Wege aufgezeigt, am ehesten fördert es die Toleranz. Wen ein Einstieg in das Thema Beziehungsmodelle interessiert, ist mit diesem Buch gut bedient.