Rezension

Zum Glück kommt auch „The Ending“ zu einem Ende

The Ending - Du wirst dich fürchten. Und du wirst nicht wissen, warum - Iain Reid

The Ending - Du wirst dich fürchten. Und du wirst nicht wissen, warum
von Iain Reid

Bewertet mit 3 Sternen

Vergleiche mit Hitchcock und King zieren die Rückseite von „The Ending“, einem hochgelobten, „raffinierte[n]“ und „stilistisch brillante[n]“ Psychothriller, der meiner Meinung nach nicht hält, was er verspricht. Ich würde ihn als halbwegs soliden Thriller bezeichnen, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

 

Das Buch beginnt abrupt mit dem Satz „Ich trage mich mit dem Gedanken, Schluss zu machen“, welcher im Übrigen in der englischen Fassung genau dem englischen Originaltitel trägt und ein fantastischer Einstieg ist. Die Geschichte ist damit auch im Groben schon erklärt, denn die Protagonistin denkt während der Autofahrt mit ihrem Freund zu seinen Eltern darüber nach, Schluss zu machen. Es passiert nicht sonderlich viel, natürlich kommen sie bald danach an und es geschehen unvorhergesehene Wendungen in der Handlung, sowie zu viele Flashbacks, diese sind aber weder einfallsreich, noch schockierend. Alles läuft auf ein Ende hinaus, welches ich entweder komplett nicht verstanden habe, oder aber unspektakulär und konstruiert war.

 

Die Qualität der Charakterbeschreibung lässt sich grundsätzlich mit der von Stephen King vergleichen. Dies ist die einzige Gemeinsamkeit die ich zwischen den beiden Autoren sehe. Sowohl King als auch Reid nehmen sich viel Zeit, die Vorgeschichte, Gedanken, Sorgen und Hintergründe der Personen zu schildern. Auf 235 Seiten hat Reid nicht allzu viel Platz dafür, dafür konzentriert er sich einzig und allein auf die zwei Protagonisten. Der Leser wird mit den Eigenheiten, Beziehungsproblemen und Geheimnissen vertraut gemacht, es wirkt sehr privat, dennoch mehr psychologisch als „thrillertypisch“. Demnach bleibt die Spannung in diesen Passagen auf der Strecke.

 

Iain Reid nutzt eine sehr kurze, eindringliche Sprache. In Thrillern ist dies üblicher als eine ausschweifende, schöne Sprache, die berührend wirkt. In der Hinsicht macht Reid also alles richtig, die Sprache ist aber nicht besonders auffällig oder herausstechend.

Oft begegnen dem Leser Verstrickungen der erzählten Zeit, sodass man kurz nachdenken muss, in welcher Situation man sich nun befindet: Dem Flashback oder der Realität. Dies wirkt verwirrend und ist offensichtlich benutzt worden, um Konfusion hervorzurufen und die Handlung neben anfangs nicht erklärbaren Zwischeneinschüben noch undurchsichtiger zu gestalten.

 

Den Titel hätte der Verlag ruhig im englischen Original lassen können. Der Titel „The Ending“ ist auch englisch und nicht besonders herausstechender als das Original „I’m Thinking of Ending Things“. Umso beeindruckender ist das Cover, welches eine Dynamik ausstrahlt, die ich selten auf einem Cover sehe. Zwar ist es einfach gestaltet, aber höchst ansprechend.

 

Alles in einem überwiegen bei „The Ending“ leider die negativen Kritikpunkte, die das Buch langatmig und nicht besonders machen. Der Autor versucht mit einem scheinbar unerwarteten Plottwist am Ende einen Schocker zu kreieren, welcher bei mir leider nicht gewirkt hat. Typische Thriller-Charakteristika sind dennoch vorhanden und lassen das Buch auf einem Durchschnittslevel stehen.