Rezension

Zum Schreien ... Normal

Und jetzt alle noch mal aufs Klo - Judith Luig

Und jetzt alle noch mal aufs Klo
von Judith Luig

Bewertet mit 5 Sternen

Judith Luig ist kinderlos. Aber ihre Freundinnen nicht. Das macht das Befreundetbleiben schwierig. Aber auch urkomisch und spannend. Wenn man die erforderliche Selbstironie aufbringen kann.

Mütter sind irre. Sie haben kein Interesse mehr an Politik und dem Weltgeschehen allgemein, aber Windelinhalte, Spielplätze und Kochrezepte können sie in 25 Kategorien bewerten. Eine Zumutung für Kinderlose. Genauso gilt dies aber auch anders herum. Das Glück, ein Kind zu haben, der Zwiespalt, dieses richtig zu erziehen, die Angst, etwas falsch zu machen, das schlechte Gewissen, etwas falsch gemacht zu haben und die Kraft, Monate ohne richtigen Schlaf und vom Stillen ausgezehrt durchzustehen - das können Kinderlose auch nach der zigsten Erklärung einfach nicht verstehen. Die Ahnungslosen!

Judith Luig beschreibt herrlich komisch, wie man als Anhänger dieser beiden gegensätzlichen Lager trotzdem befreundet bleiben kann. Selbstironie ist das Schlüsselwort. Und das auf beiden Seiten. Klar haben Mütter noch Interesse am Leben außerhalb ihrer Krabbelgruppe, aber sie brauchen auch jemanden, der ihnen trotz ihrer begrenzten Zeit und ständig anderweitig belegter Aufmerksamkeit die Informationen zwischendurch häppchenweise zuführen kann. Und wenn sich kinderlose Freundinnen tatsächlich mal (Kindergeburtstag, Stadtpark-Ausflug) in ein Rudel Mütter begeben, wissen sie danach ihr anderes Leben umso mehr zu schätzen, können aber vielleicht auch ein klein wenig nachvollziehen, wie widersprüchlich anspruchsvoll der Umgang mit Kindern und ihren Eltern ist.

Judith Luigs Buch ist nichts für Mütter, die glauben, sie machen alles richtig. Man muss schon bereit sein, zuzugeben wie irre man als Mutter manchmal ist und das man auch viel Blödsinn macht. Dank Judith Luigs Buch darf man als Belohnung dafür dann auch ganz viel lachen. Besonders über sich selbst. Und auch ein bisschen über die anderen irren Mamatiere. Das Buch ist urkomisch, aber nicht weil die Autorin übertreibt oder Szenarien großartig konstruiert, nein, das Leben mit Kindern (und das Verhalten der dazugehörigen Mütter) ist einfach so. Gut beobachtet und deswegen so genial.