Rezension

Zum Teil krude Phantasie

Passagier 23
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 3 Sternen

Ich wollte mich jetzt doch mal vergewissern, ob mir etwas entgeht, wenn ich die Romane von Sebastian Fitzek nicht kenne. Nö, tut es nicht.

„Naomi liebte Thriller. … Manchmal war sie sich nicht sicher, wer die größere Macke hatte: der Autor, der sich diesen kranken Mist ausdachte oder sie, die sie sogar Geld dafür bezahlte, um es sich mit Axtmördern und Psychopathen am Pool gemütlich machen zu können … .“ Das o.g. Zitat hat mich mit dem Autor und „seinen Werken“ versöhnt. Er hat Humor, er weiß, was er tut und er nimmt sich selbst nicht so ernst. Antwort: Es sind die Käufer!

Passagier 23 spielt auf einem Kreuzfahrtschiff. Besonders viel Atmosphäre kommt aber nicht auf. Es gibt jedoch einige interessante Fakten zur Thematik verschwundener Menschen auf den beliebten Schiffsreisen zu lesen. Fakten, über man sich normalerweise wenig Gedanken macht, zum Beispiel darüber, dass es keine Polizei auf den Schiffen gibt, die Hoheitsgewalt liegt freilich beim Kapitän, der nicht ausgebildet in polizeilicher Arbeit ist und im Dienst der Reederei eventuell nicht das größte Interesse an Aufklärung und Publicity hat. Weiters stimmt es natürlich, dass es bei der Vielzahl von den unterschiedlichsten Passagieren an Bord tatsächlich auch zu kriminellen Taten kommen wird, wie eben überall. Und dass Kreuzfahrtpassagen gerne zu Suiziden genutzt werden, ist ebenfalls eine Tatsache. Kein schöner Tod. Aber was ist ein schöner Tod? Es gibt nur „noch weniger schöne Tode“.

Die Charakterzeichnungen sind nicht gerade ausgemeißelt, reichen aber aus, um die krassesten Motive zu begreifen. Die Häufung seltsamster Psychopathen, allesamt mit massenhaft krimineller Energie ausgestattet, ist allerdings schon an den Haaren herbei gezogen. Die Schreibweise ist einfach, aber schlüssig. Spannung wird hinreichend aufgebaut.

Fazit: Ich bin zwar nicht begeistert, aber gänzlich verreißen kann ich diesen Roman auch nicht, er ist gute Mittellage.

Kategorie: Krimi
Verlag: Droemer, 2014

Kommentare

Naibenak kommentierte am 17. April 2017 um 14:03

Hey, genau dieser Roman lungert als einziger Fitzek in meinem Regal- noch ungelesen ;-))) Irgendwann geb ich ihm aber ne Chance! Danke für die schöne Rezi!

katzenminze kommentierte am 18. April 2017 um 16:56

Fitzeks Seelenbrecher fand ich gut. Das hier habe ich noch nicht gelesen. Weiß auch nicht ob ich es noch werden.

Steve Kaminski kommentierte am 23. April 2017 um 00:17

Dein Anfangssatz gefällt mir besonders gut! Aber wie kommst Du auf das österreichische Wortrudiment  "weiters"??? 

In meinem Regal lungert seit Jahren der Augensammler rum, aber ich scheue mich, ihn zu lesen, weil ich fürchte, dass wirklich das passiert, was der Titel sagt... 

PS: Aber Fred Vargas solltest Du mal lesen, falls noch nicht geschehen!

wandagreen kommentierte am 23. April 2017 um 08:10

Die muss mir aber irgendwie so zulaufen. Extra kaufen werde ich ihr Buch nicht. "Weiters" existiert einfach in meinem Sprachschatz, es ist praktisch. Statt eines Augensammlers bin ich eine Wörtersammlerin. 

Steve Kaminski kommentierte am 23. April 2017 um 09:21

"Wörtersammlerin" ist nett! Als mir in einem Text (eines Österreichers) zum ersten Mal "weiters" begegnete, war ich erst mal ratlos, was das sein sollte. Ein Wort?

Fred Vargas - IHR BUCH - welch kategorische Ahnungslosigkeit! Es gibt vielevieleviele Bücher von ihr!

wandagreen kommentierte am 03. Juni 2017 um 00:35

Ist mir zugelaufen, Stevie. Die Nacht des Zorns ist nun mein eigen.

Steve Kaminski kommentierte am 03. Juni 2017 um 08:39

Schön! Ist es das Buch mit der wilden Jagd? Siehe Rückentext. Dann hab ich das mal H. Johanna Goetha geschenkt und auch gelesen und fand es sehr spannend. - Ich denke, Du wirst Adamsberg mögen.

Amaryllis 2 kommentierte am 30. Oktober 2022 um 08:35

erst 2022 entdeckt durch das neue Werk "Mimik"
Insgesamt doch verwirrend und eiskalt.