Rezension

zunächst langatmig, dann doch noch fesselnd

Nachts am Brenner - Lenz Koppelstätter

Nachts am Brenner
von Lenz Koppelstätter

Bewertet mit 4 Sternen

Am 05.10.2017 erscheint im KiWi Verlag der 3. Fall rund um Commissario Johann Grauner und sein Ermittlerteam. Der 325 Seiten umfassende Krimi mit dem Titel "Nachts am Brenner" kostet 9,99 Euro und ist als Taschenbuch-Ausgabe erhältlich.

Inhalt:
Ein neuer Fall für Kommissar Grauner der es in sich hat. Eine Leiche - grausam zu Tode gekommen. Viele Fragezeichen um das Wieso Weshalb Warum tauchen auf. Eine Visitenkarte und ein Koffer geben dann Hinweise, dass es sich um ein düsteres Verbrechen handelt, das tief mit Grauners eigener und auch der internationalen Vergangenheit verbunden ist. Als auch noch ein zweiter Toter entdeckt wird lichtet sich langsam der Nebel und es scheint so, als könnte auch der Kommissar seine eigene Geschichte endlich klarer sehen.

Meine Meinung:

Der Beginn der Geschichte ist faszinierend. Zunächst der wirklich grausame Mord an Jakob Voltinger der einem die Übelkeit aufsteigen lässt. Doch dann tröpfelt die Erzählung erst mal für viel zu viele Seiten dahin, alles ist sehr langatmig beschrieben und ich war mehrmals daran, das Buch für immer zur Seite zu legen. Doch nach dem 1. Drittel nehmen die Geschehnisse richtig Fahrt auf und auf den kommenden knapp 200 Seiten wurde ich wirklich von der Handlung her noch von einem richtig gelungenen Krimi überrascht. Auch tappte ich bis zum Ende im Dunkeln wie der Fall wohl ausgehen könnte.

Mir persönlich fehlt aber ein gewaltiges Stück an Gefühlen, Gedanken und allgemein waren mir alle Protagonisten nicht greifbar. Ich habe normalerweise sofort feste Bilder vor Augen wie für mich die einzelnen Charaktere aussehen. Bis zum Schluss blieb mir dies bei Grauner und seinen Kollegen verwehrt. Meinem Bilderbuchkino fehlte einfach etwas und die verschwommenen Gesichter machten diesen Eindruck nicht besser.

Auch die vielen Mitwirkenden mit den noch dazu italienischen Namen und die vielfältigen Handlungsstränge machten es mir nicht leicht, das Buch zu lesen und alles sofort zu verstehen. Oft musste ich kurz innehalten und überlegen, wer nun gerade wieder gemeint ist, wer spricht, über wen gesprochen wird etc.

Was mir aber sehr gut gefällt ist die Sprache und Erzählart allgemein. Die vielen eingebrachten Verse, die literarischen Botschaften und die tiefgründigen Gedanken sind originell in das Krimigeschehen eingebunden und klingen mir noch immer im Ohr. Wie z.B. "Wer ist irr, wer nicht?" Niemand weiß es. " - "Wer ist irr, wer nicht?" - Es macht keinen Unterschied. "Irr ist, wer dazu gemacht wird". (Zitat aus vorliegendem Buch)

Insgesamt gesehen wirklich ein tolles Buch, ein wunderschönes Cover dass mir meine geliebten Berge zeigt, spielend im atemberaubenden Südtirol. Es schadet wohl nicht die beiden zuerst erschienen Bücher "Der Tote am Gletscher" und "Die Stille der Lärchen" zu lesen aber als Muss würde ich es jetzt nicht beschreiben. Man findet auch so schnell in die Geschichte hinein. Ich vergebe insgesamt - mit Bedacht an meine Kritikpunkte aber auch den vielen positiven Entwicklungen - 4 glänzende Sterne.