Rezension

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Zunächst spannend, dann eine bittere Enttäuschung

... und morgen werde ich dich vermissen - Heine Bakkeid

... und morgen werde ich dich vermissen
von Heine Bakkeid

Bewertet mit 1 Sternen

Ein ehemaliger Polizist. Ein vermisster Taucher. Der raue Norden. Gute Startpunkte für einen packenden Thriller. Doch leider klappt das nicht.

Thorkild Aske ist mit Sicherheit am Tiefpunkt seines Lebens angelangt. Unter Drogeneinfluss hat er ein junges Mädchen in einem Unfall getötet. Schlimmer noch: Er hat das Mädchen geliebt. Seine Karriere als interner Ermittler bei der Polizei ist beendet. Er wird verurteilt, kommt ins Gefängnis, begeht einen Selbstmordversuch. Er überlebt, muss weiterleben. Der Roman beginnt danach. Thorkild versucht ein neues Leben anzufangen, wird aber als privater Ermittler in einen neuen Fall gezogen. Er selbst hat mit seiner Vergangenheit noch nicht abgeschlossen, der Leser bekommt dazu noch Rückblicke in sein Leben vor dem Unfall.

Zunächst liest sich der Roman so, so gut. Ein ziemlich kaputter, drogensüchtiger Ex-Polizist, dessen Verzweiflung man auf jeder Seite spüren kann. Ein ganz trockener, nordischer Humor, der sich gut liest. Der Anfang einer spannenden Geschichte. Bis zur Seite 74. Dann wendet sich das Blatt.

Thorkild lernt Merethe kennen. Sie ist zunächst nur die Frau des etwas durchgeknallten, witzigen Muschelfarmbesitzers Harvey. Aber sie wird als "Medium" vorgestellt, die neben Yoga und Healing auch Kristalltherapien und ähnliche Dinge anbietet. Kann man erstmal drüber weglesen, man ahnt aber schon Böses.

Bis Seite 150 kann man weiterlesen und sich wieder vollkommen in der Story befinden. Dann kehrt Merethe zurück. Sie erzählt von Energien und Geistern. Sie kann fühlen, dass Thorkild von einer Frau psychisch verfolgt wird und Thorkild, der nüchterne Ex-Ermittler, springt vollkommen drauf an. Er erzählt von Frei, der geliebten Verstorbenen und bittet um eine Séance. Die geschieht dann tatsächlich auch einige Kapitel später. Und so quält man sich seitenweise durch diese Séance, bei der nicht Frei sondern die zuvor gefundene Frauenleiche auftaucht und Merethe russisch redet. Am Ende fällt Merethe benommen taumelnd auf eine Tischkante und bricht sich den Kiefer. Der Roman zieht sich weiter, erfolglos wird ermittelt. Gegen Ende des Romans sind es jene russischen Worte, die zur Auflösung des Falls führen. Natürlich.

Ich hätte lieber einen Thriller gehabt, in dem der Ermittelnde mit Logik und Verstand, oder auch mit Intuition und im Drogenrausch Hinweise sammelt und den Fall löst. Die Kombination aus "im Drogenrausch" und "durch Séance und Geisterbotschaften" sagt mir hingegen leider überhaupt nicht zu. Das hat für mich auch nichts mehr mit (wie auf dem Cover versprochen) "atmosphärisch" zu tun oder mit irgendeiner Verbindung zu nordischen Mythen.

Schade.