Rezension

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Zurück in Osten Ard

Das Herz der verlorenen Dinge - Tad Williams

Das Herz der verlorenen Dinge
von Tad Williams

Bewertet mit 3 Sternen

Zurück in Osten Ard nach so langer Zeit. Ich konnte es kaum erwarten, dieses Buch zu lesen. Endlich ein Wiedersehen mit all den vertrauten, geliebten Bewohnern, endlich erfahren, was aus ihnen geworden ist.

Und so kommen wir gleich zu dem weniger schönen Part der Rezension. Das Wiedersehen fällt weitestgehend aus. Kein Simon, keine Miriamel, kein Binabik. Nachdem ich das begriffen hatte, war ich zunächst wirklich tief enttäuscht, war das doch der Hauptgrund, warum ich das Buch unbedingt hatte lesen wollen. Stattdessen gibt es Kälte, Eis, Herzog Isgrimnur (immerhin) und die Nornen. Ziemlich viele Nornen sogar und, was wirklich neu ist, Einblick in ihre Gefühlswelt, ihre Träume, ihre Beweggründe.

Und nachdem mir klar wurde, dass man natürlich nach zwanzig Jahren Pause nicht einfach da weiter machen kann, wo man ursprünglich aufgehört hat und dieser Band somit als Brückenband zwischen dem alten Teil und der neuen noch zu schreibenden Reihe aufzufassen ist, da konnte ich mich endlich auf die Geschichte einlassen.

Nach dem großen Kampf um den Hochhorst verfolgt Isgrimnur nun also versprengte Nornentrupps bis vor die Tore ihrer eigenen Stadt hoch im Norden. Das ist im Grunde der gesamte Inhalt. Es gibt ein Kämpfchen hier und ein bißchen Nornenzauber da, aber das gesamte Buch spielt ausschließlich im Norden. Neu ist nur, dass nun also auch die Nornen selbst zu Wort kommen, man Einblick erhält in ihre streng nach Kasten sortierte Lebensweise. Damit werden sie in ihrem Handeln verständlicher und "menschlicher".

Ich muss gestehen, ohne die zu erwartende neue Reihe um Osten Ard hätte ich dieses Buch als echte Frechheit empfunden. Und ich bin mir immer noch nicht sicher, ob man den Inhalt nicht in den ersten Band hätte integrieren können, ob es wirklich nötig war, eine Vorgeschichte als eigenständiges Buch zu konzipieren. Einträglicher ist es sicherlich. Das es aber auch riskant ist, war wohl zumindest dem Verlag klar, denn sonst hätte es vielleicht einen kürzeren Einblick in die Fortsetzung gegeben.

Alles in allem also ein gut geschriebenes Buch, das seine zugegeben immens hohen Erwartungen nicht erfüllt, erfüllen kann, aber Hoffnung macht auf eine neue Buchreihe in Osten Ard. Eine Brücke zwischen alter und neuer Erzählung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.