Rezension

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Die Frauen von La Principal - Lluís Llach

Die Frauen von La Principal
von Lluís Llach

Bewertet mit 4 Sternen

Ich weiss nicht, ob es Absicht des Autors war, oder ob es sich beim Schreiben so ergeben hat, jedenfalls bin auch ich mit den Marias des Weinguts La Principal ein ums andere Mal durcheinandergeraten. Wie war das noch mit der einen Maria, der das Gut vererbt wurde, weil sie ein Mädchen war und die Brüder Besseres verdient hatten, als sich um die von der Reblaus zerfressenen Stöcke zu bemühen? Mit wem war die nochmal verheiratet und warum? Ach ja, sie wollte ihr eigenes Ding duchziehen und nahm einen Schöngeist zum Mann, der sich in ihre wirtschaftlichen Dinge nicht einmischte. Zwar konnte er sie mit geistigen Dingen befriedigen, aber körperlich ging da fast gar nichts. Sehr zu Marias Leidwesen. Irgendwie hat er es dann aber doch geschafft die nächste Maria in die Welt zu setzen, die dann zwar im Schatten ihrer mächtigen Mutter verblasste, aber nach deren Tod in ihre Fussstapfen trat und noch einen drauflegte. Der Klerus war ihr ein ziemlicher Dorn im Auge und das liess sie den undurchsichtigen Dorfpfarrrer auch ordentlich spüren. Jetzt habe ich aber schon wieder den Faden verloren und überlege, in welche Reihe der Ehemann passt, der seine Maria mit allem was einen Rock trug betrogen hat. Sorry, aber da müsste ich jetzt nochmal zurückblättern.
Auch die Ermittlungen in einem Mordfall, der sich auf La Principal zugetragen hatte, scheinen Maria nichts anzuhaben. Grossräumig spielt sie den findigen Inspektor Recarder aus und bleibt cool.
In dieser verstrickten Familiensaga kommt man auf seine Kosten, wenn man charmante Protagonisten, heikle Themen und ein wohl dosiertes Mass feinen Humors nicht verschmähen mag. Trotz der Zurückblätterei bot das Buch höchsten Lesegenuss nach meinem Geschmack. Die Starken Marias, sowohl auch die Amme Ursula, die mir immer half den roten Faden wiederzufinden, mochte ich sehr. Ein Buch von dem man länger etwas hat und bei dem es sich mit Sicherheit lohnt, es zweimal zu lesen. Dann müsste man alle Marias unter einen Hut kriegen.