Rezension

zutiefst beeindruckend

Und es schmilzt - Lize Spit

Und es schmilzt
von Lize Spit

Bewertet mit 5 Sternen

Lize Spit läßt Eva ihre eigene Geschichte in zwei Handlungssträngen erzählen; der eine beschreibt den Verlauf des heutigen Tages, der andere Erlebniss in ihrer Familie und zusammen mit ihren beiden Freunden Pim und Laurence im Jahr 2002. Zudem erfährt man, dass in anderen Familien ebenfalls Schicksalsschläge deren kleine Welt verändert haben.

Eva wuchs in einem kleinen Dorf in Belgien auf; in ihrer Familie herrschten keine wohlbehütenden Verhältnisse, sondern Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit, hochprozentige Konfliktlösung bzw. Alltagsbewältigung nach einem Schicksalsschlag und ihr eigener sowie der Wunsch ihrer beiden Geschwister aus diesen Zuständen errettet zu werden oder zumindest für Stunden zu entfliehen. So hält sie lange an der Freundschaft zu Pim und Laurence fest; die drei verstehen sich als Musketiere ( „einer für alle“...), bis zu einem Ereignis, das für Eva vieles verändert...

Zunächst liest sich die Beschreibung ganz harmlos, doch je mehr man von Evas Erlebnissen und Erinnerungen aus der Vergangenheit erfährt, umso hoffnungsloser und erdrückender zeichnet sich das Gesamtbild ihres Lebens, das ihrer Geschwister und anderer ab. Die Geschichte ist sehr komplex dargestellt und ich möchte gar nicht zuviel Inhalt verraten; es gibt etliches, bei dem man sich fragt, wie es möglich ist, dass so viele nichts bemerkt oder einfach weggesehen haben. Es gibt Beschreibungen, besonders eine, die in ihrer Ausführlichkeit zutiefst betroffen machen.

Lize Spits Schreibstil hat mir sehr gefallen; der Aufbau der Geschichte und diese selber beeindruckt zutiefst. Erzählt wird so nuancenreich und trotz allem eher sachlich, aus vielen Teilstücken zusammengesetzt, dass der Leser nach und nach ein immer bedrohlicheres Bild erhält, so stimmig, dass ich mich nach Beenden des Buches gefragt habe, ob alles erdacht oder auch teilweise Biographisches enthalten war. Insgesamt hat mich da Buch tief beeindruckt und in seinen Bann gezogen.