Rezension

Zutiefst menschlich

Macadam oder Das Mädchen von Nr. 12 - Jean-Paul Didierlaurent

Macadam oder Das Mädchen von Nr. 12
von Jean-Paul Didierlaurent

Bewertet mit 4 Sternen

 

"Macadam oder Das Mädchen von Nr. 12" ist eine schöne Kurzgeschichtensammlung von Jean-Paul Didierlaurent. Die Wurzeln des französischen Autors liegen im Schreiben von Kurzgeschichten, damit gewann er einige Preise. In der vorliegenden Sammlung ist mit "Ihr Heiligtum" auch die Grundidee der Figur Julie aus seinem erfolgreichen Romans "Die Sehnsucht des Vorlesers" zu finden. 

In elf Geschichten erzählt der Autor von einem gähnenden Pater; einem 102jährigen Mann beim Frühstück; von Essenswünschen; von einer kachelzählenden Klofrau in einer Stierkampfarena; von einem Soldaten und einem Baum; von einem Engel im Kopf eines Mädchens; von einer falsch gespielten Note und seine Auswirkungen; von einem Totengräber, der es weder Katholiken noch Reformierten recht machen kann; einem alten Mann, der anhand Handschriften erkennen will, wie der Gemütszustand des Schreibers war; wie ein Foto einem Jungen Trost und Mut spendet; und nicht fehlen darf die Geschichte von Mathilde, die in der Autobahnmautstelle in Kabine 12 sitzt - die hat mir übrigens am allerbesten gefallen.

Die Geschichten bringen uns Leser zum Lachen, Nachdenken und zum Mitfühlen. Didierlaurents Charaktere sind einzigartig normal und oft ebenso unscheinbar wie die Orte, an dem das jeweilige Geschehen stattfindet. Genau so ungekünstelt ist auch der Autor geblieben, der neben dem Schreiben einer bodenständigen Arbeit nachgeht. 

Fazit: Zutiefst menschlich sind diese tollen Erzählungen, die einen inne halten lassen. Mit "Macadam" schenkt ihr euch selbst und anderen Freude. 
4 Punkte.