Rezension

Zweckgemeinschaft

Das Küstengrab
von Eric Berg

Bewertet mit 3.5 Sternen

Sieben Jugendliche aus Poel haben eine alte Ruine zu ihrem Treffpunkt gemacht. Obwohl sie nichts gemein hatten, verbringen sie ihre Freizeit miteinander, denn es gibt nicht viele Unterhaltungsmöglichkeiten in dem kleinen Ort.

Nach 23 Jahren kommt Lea in den Ort zurück. Es gibt einen Unfall, ihre Schwester Sabina stirbt und Lea ist schwer verletzt. Die viermonatige Genesungsphase bringt ihr aber nicht alle Erinnerungen zurück. Sie weiß nicht, was vier Monate zuvor geschehen ist und was sie in Poel wollte. Obwohl ihre Therapeutin Bedenken hat, kommt sie noch einmal zurück, um herauszufinden, was geschah. Dabei trifft sie auf ihre alten Freunde.

Die einzelnen Charaktere sind sehr plastisch beschrieben. Ihre Träume von einst stimmen nicht mit der Wirklichkeit von jetzt überein. Sie haben den Untergang der DDR miterlebt und sich mit den Veränderungen arrangieren müssen.

Die Distanz zwischen diesen Freunden, die unterschwellig schon immer da war, zeigt sich jetzt sehr offensichtlich. Mike , inzwischen recht erfolgreich, ist immer noch eine Führungspersönlichkeit. Harry, sein ehemals bester Freund, pflegt nun seine Feindschaft zu Mike. Jaqueline ist inzwischen mit Mike verheiratet; sie kann sich alles leisten, hat aber keinen Lebensinhalt und nimmt deshalb Drogen. Margarethe ist durch die Pflege der Mutter ans Haus gefesselt, daher konnte sie ihre Träume nie verwirklichen. Der freundliche Arzt Pierre nimmt Lea bei sich auf und zeigt sich nur von seiner besten Seite. Julian fehlt, denn er verschwand spurlos vor 23 Jahren. Mit keiner der Personen konnte ich mitfühlen. Am sympathischsten war mir Sabina. Aber auch der alte Balthus gefiel mir gut mir seiner Widerborstigkeit.

Momentaufnahmen aus der Vergangenheit, die Lea erlebt, fühlen sich bedrohlich an. Etwas Grauenhaftes muss geschehen sein. Aber sie kann es nicht fassen. Was die anderen ihr erzählen, bringt sie aber auch nicht weiter, denn vieles ist widersprüchlich. Außerdem merkt sie, dass man ihr etwas verschweigt.

Der Schreibstil ist flüssig. Kurze Kapitel und wechselnde Zeitebenen machen die Story spannend. Dafür erscheint mir aber das Verhalten der Personen oft nicht wirklich schlüssig. Zum Ende ging dass alles recht schnell.

Die Örtlichkeiten sind sehr atmosphärisch beschrieben, so dass man die Gegend schön vor Augen hat.

Eine spannende Geschichte.