Rezension

zwei Ebenen gut verwoben

Tochter des Drachenbaums
von Susanne Aernecke

Bewertet mit 4.5 Sternen

Da mir die Glücksfee hold war, konnte ich an der Leserunde zu Susanne Aerneckes "Tochter des Drachenbaums" teilnehmen.

Das Buch hat mir in der Summe sehr gut gefallen - ich konnte es aber durchaus zwischendurch auch aus der Hand legen. Die in der Buchbeschreibung angegebenen Genre Historischer Roman und Liebesgeschichte kann ich unterschreiben, der Thriller-Aspekt kam meiner Meinung nach etwas kurz - es wurde zwar immer wieder versucht, ein bedroht-sein-Gefühl der (Realzeit)-Protagonisten aufzubauen, echt fühlte sich das für mich aber nicht an.

Abgesehen davon wurde der Roman aber den Versprechungen des Klappentextes sehr gerecht, und wenn auch die Idee des Verwebens von historischen Ereignissen mit einem Realzeitgeschichte nicht neu ist (ich wurde hier durchaus an Das verlorene Labyrinth von Kate Mosse erinnert), war sie hier doch gut umgesetzt.

Ich hatte beim Lesen den Eindruck, dass der Schreibstil sich je nach Zeitebene (15. bzw. 21. Jahrhundert) etwas veränderte - insgesamt gefielen mir dabei die historischen Kapitel besser. Auch die Protagonistin der historischen Zeitebene, Iriomé (deren Geschichte in diesem Band abgeschlossen wird) kam mir deutlich näher als die Protagonistin der aktuellen Zeitebene, Romy. Vielleicht, weil im historischen Erzählstrang sehr viel mehr auf Details  eingegangen wurde - vielleicht aber auch, weil ich Romys als eher oberflächlich beschrieben empfand und mich mit ihren Verhaltensweisen auch über weite Strecken nicht gut identifizieren konnte. Etwas zu kurz kam mir Thea, Romys Freundin, in der Geschichte.

Beim Lesen merkt man sehr schnell, dass es Parallen im Verlauf der Geschichte der beiden Zeitebenen gibt, für mich war da dann auch die Neugier darauf, wie diese beiden Ebenen zusammengeführt werden, ein großer Teil der Lesemotivation. Etwas gewöhnen musste ich mich an die Grundidee, dass Ereignisse das Schicksal mancher Personen über Generationen hinweg beeinflussen können und dass es eine (aktiv) lenkende Kraft gibt, die die zusammenführt, die zusammenfinden sollen.

In beiden Zeitebenen empfand ich das Ende der Geschichte als sehr stimmig und  bin nun gespannt, wie sich die Geschichte um den Pilz Amakuna in den Folgebänden weiterentwickelt. Und die Neugier auf die Kanaren ist durch den Roman nochmal verstärkt worden.

Klare Leseempfehlung - durch das Verweben von zwei Zeitebenen finden sicher viele hier ihr Lesevergnügen, vielleicht aber mehr die, die gerne Liebesromane als die, die gerne Thriller lesen.