Rezension

Zwei gute Töchter

Die gute Tochter - Karin Slaughter

Die gute Tochter
von Karin Slaughter

Das Leben von Samantha und Charlie wird von einem Drama bestimmt, das sich in ihrer Kindheit abgespielt hat. Zwei Männer, die eine offene Rechnung mit dem Vater der Mädchen haben, stürmen in sein Haus, töten ihre Mutter und sehen es dann auf die beiden Mädchen ab. Obwohl beide die schreckliche Tat überleben, ist danach nichts wie vorher. Charlie wird wie ihr Vater eine erfolgreiche Rechtsanwältin, doch ihre Ehe scheitert und das Trauma steckt noch tief in ihr. Sam schirmt sich nach einer langwierigen Rehabilitation weitestgehend ab und zieht nach New York wo sie Patentanwältin wird. Die bleibenden körperlichen Schäden belasten sie jeden Tag. Erst als eine weitere Bluttat in ihrer Heimatstadt angerichtet wird, sieht sie sich gezwungen sich wieder ihrer Familie zuzuwenden.

Eine achtzehnjährige Schülerin hat in ihrer Schule zwei Menschen erschossen und ihr Vater soll die Angeklagte vertreten. In der selben Nacht wird er niedergestochen und schwebt in Lebensgefahr.

Im weiteren Verlauf erfahren wir durch Zeitsprünge mehr und mehr über den Tathergang vor über dreißig Jahren und verstehen warum Charlie und Sam so wurden wie sie heute sind. Die neuerliche Bluttat gibt ihnen einige Rätsel auf, denn die Täterin kannte weder die Opfer, noch wirkt sie wie eine typische Amokläuferin. Darüber hinaus beginnen Charlie und Sam, das Trauma, dass seither ihr Leben bestimmt aufzuarbeiten.

Bei einem Thriller mit über 600 Seiten hatte ich Bedenken über mögliche langwierige Ausflüge in die Gefühlswelt der beiden Mädchen und viel Gerede und Erörterung über psychologische Hintergründe. Diese Ängste wurden hier aber nicht erfüllt. Im Gegenteil war jede Seite für sich gesehen schon spannend und mitreisend. Beide Frauen reagieren oft mit starken Emotionen aber durch den flüssigen Schreibstil wirken diese Handlungsstränge damit sehr abwechslungsreich und aufbrausend. Sie geben den Beiden außerdem eine Persönlichkeit die beide für sich einzigartig und authentisch machen.

Ich bin mir nicht sicher ob Karin Slaughter es so beabsichtigt hat, aber durch die Tiefgängigkeit der Charaktere, beginnt man sofort Seiten zu beziehen und die einen mehr und die anderen weniger sympathisch zu empfinden. Diese Seite hat mir sehr gut gefallen, denn in vielen Büchern wird jeder Charakter so beschrieben, dass es nur die „Guten“ und die „Bösen“ gibt und man jeden leicht einer der beiden Seiten zuschreiben kann. So ist es hier absolut nicht. Jeder hat seine Fehler, die einen schlimmer die anderen leichtere, doch jeder hat auch eine verletzliche und menschliche Seite, die die Handlungen nachvollziehbar machen.

Alles in allem ein Thriller, den ich sehr genossen habe und mir mit jeder Seite Spannung und Unterhaltung geboten hat.