Rezension

Zweite Wahl

Ananda - Beta - Rachel Cohn

Ananda - Beta
von Rachel Cohn

Bewertet mit 2 Sternen

Elysia wird als Klon in einem Labor geschaffen. Einziger Lebenssinn dieser seelenlosen Klone ist es, den Menschen auf ihrer Glamour-Insel Demesne ein angenehmes Leben zu bereiten.

Aber Elysia wurde aus einem verstorbenen Teenager - ihrer First - erschaffen, die Beta-Reihe der geklonten Jugendlichen ist noch nicht erprobt und somit erhält die Käuferin, neben dem ausgefallenen Beta-Klon, auch noch die entsprechenden Warnhinweise dazu.

Schnell stellt sich - zumindest für Elysia - heraus, wie berechtigt die Warnung war, denn sie beginnt tatsächlich zu empfinden, sich eigene Gedanken zu machen und über ihre Welt nachzudenken. Kann es sogar sein, dass sie doch eine Seele hat?

Es bereitet mir immer außerordentliches Vergnügen, wenn ich gemeinsam mit Protagonisten fremde Welten erkunden darf und so ist es auch bei dieser Dystopie.

Der Einstieg in die Geschichte hat mich sofort mitgenommen. Man beginnt richtig am Anfang, als Elysia in einer Boutique gekauft wird, erfährt wie sie das Licht der Welt in einem trostlosen Labor erblickt und erkundet danach mit ihr das Leben auf Demesne.

Und dieser Alltag auf der luxuriösen Glamour-Insel, zeigt sich für einen Klon von der unmenschlichen Seite, da er gar nicht als Mensch betrachtet wird, sondern einfach ein Dienstleistungsgegenstand für alle (!) Bereiche ist.
Für mich war dieser Kern der Geschichte sehr gut ausgearbeitet. Man denkt darüber nach, wie sich wohl die Gesellschaft entwickeln könnte, wäre es uns möglich, menschliche Klone als seelenlose Wesen zu erschaffen.

Ich denke sogar, dass Rachel Cohn hier den Nerv einer Entwicklung trifft, die zwar auf den ersten Blick aufgrund der offensichtlichen Barbarei unmöglich erscheint, aber meiner Meinung nach nicht aus der Luft gegriffen ist.

Jedenfalls tastet sich die Autorin in einem guten Schreibstil an diese Thematik heran, die dem Leser langsam die moralischen Konsequenzen einer derartigen Entwicklung näher bringt, indem sie Elysia eben darüber sinnieren lässt.

Einige Logikfehler und Makel bei Elysia sind mir dennoch aufgefallen. Sie ist mit einer unglaublichen Naivität und Unwissenheit ausgestattet, was natürlich ihrem Alter entsprechend - einige Monate - ist, andrerseits weiß sie Dinge, die sie eben aufgrund dieser Tatsache nicht wissen könnte bzw. hat sie manche Zusammenhänge rasch durchschaut und bei anderen steht sie endlos auf der Leitung. Das hat ein etwas unrundes Bild von ihr erzeugt, was mich aber nicht wirklich gestört hat.

Zwei Drittel des Buches haben mir dementsprechend gut gefallen, doch das Ende hat mich enttäuscht zurückgelassen.

Da es sich um den ersten Teil einer mehrteiligen Reihe handelt, hätte mich ein "normaler" Cliffhanger nicht gewundert. Allerdings werden auf den letzten paar Seiten gleich drei Ereignisse richtiggehend hingeschmissen, die sich - vielleicht einzeln betrachtet - logisch in den Handlungsablauf einfügen, sich aber, in dieser Häufig- und Lieblosigkeit, mit dem vorhergehenden Leseerlebnis einfach nicht vereinbaren lassen.

Auf mich hat es so gewirkt, als ob hier schnell einige lose Fäden hingeklatscht werden müssen, damit der Kauf einer Fortsetzung auf größtmögliches Interesse trifft und dadurch wurde mir das ganze Buch vermiest.

Wenn man sich also für diese Thematik interessiert, ist es zwar eine annehmbare Lektüre, aber aufgrund des aufgeputschten Endes betrachte ich es als Dystopie zweiter Wahl.