Rezension

Zweiter Fall um den Oberkommissar Max Heller in der Nachkriegszeit

Tausend Teufel - Frank Goldammer

Tausend Teufel
von Frank Goldammer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Heller erwiderte nichts. Echtes Mitgefühl erschien ihm immer noch besser als falscher Trost. (Und das ist richtig!)

Inhalt:

Etwas über einem Jahr nach Kriegsende ist Max Heller immer noch im Polizeidienst tätig, jedoch hat der Oberkommissar nun mit den sowjetischen Herrschern anstelle zuvor den Nazis zu kämpfen. Und als die beiden russischen Offiziere Major Wadim Berinow und Oberst Vassili Cherin tot aufgefunden werden, gerät er ziemlich in die Mahlsteine von Kommandant Medvedev, dem Leiter der sowjetischen Militäradministration und Oberst Ovtscharov, dem Leiter des Ministerium für innere Angelegenheiten. Er findet bei dem zweiten Toten jedoch einen Rucksack, in dem sich ein abgetrennter Kopf verborgen hält. Heller fokussiert sich auf diesen Fund, als das Lokal von Josef Gutmann, in dem die Sowjets ein und aus gingen, mit Handgranaten und Maschinenpistolen attackiert wird. Hängen die Anschläge mit den Morden zusammen? Was für ein Zwist gibt es unter den russischen Offizieren? Der Oberkommissar hat so seine Probleme, in der mittellosen und hungernden Bevölkerung Unterstützung zu finden. Besonders die Alt-Nazis wie Frau Schlüter, die ehemalige Frau eines Druckereibetrieb-Besitzers machen es Heller nicht leicht. Da trifft er auf Fanny, einem einfältigen Mädchen, die verwahrlost und ziemlich naiv daherkommt, allerdings von Heller schon bei dem Fund des Rucksacks gesehen wurde. Gehört sie auch in dieses verwirrende Puzzle, in dem Prostitution ebenfalls eine Rolle spielt? Trotz aller Warnungen wagt sich Max tiefer in den Sumpf der Wahrheit, welcher ganz schnell tödlich sein kann!

Meinung:

Der zweite Band mit Max Heller als Ermittler spielt ebenfalls in Dresden, jedoch ist der Krieg nun vorbei und die Russen haben das Kommando übernommen. Schon nach wenigen Zeilen fühlte man sich in 'Tausend Teufel' gut aufgehoben, wenn man das erste Buch 'Der Angstmann' gelesen hatte; aber auch Neueinsteiger sollten ohne Probleme zurecht kommen! Der Autor Frank Goldammer beschreibt einen wirklich bitterkalten Winter aus dem Jahre 1947, was den Leser unwillkürlich unter die Decke kriechen lässt und bedingt durch die beschriebene Armut sowie den Notstand eigentlich beglückt zum Tee, Kaffee oder den Knabbereien greifen lassen sollte. Goldammer ist wirklich begnadet darin, die Stimmung innerhalb seiner Geschichte herüber zu bringen. Und es gelingt ihm zu Mitte des Romans sogar, diese noch zu steigern. Der eigentliche Kriminalfall neigt manchmal ein wenig beiseite zu rücken, aber auch diesen Twist beherrscht Herr Goldammer ziemlich gut. Mehr und mehr entpuppen sich die Morde, die Anschläge als ein Intrigenspiel, in dem es wahrhaftig mehr Verlierer als Gewinner gibt. Spannend und mit dosierter Action versehen schafft der Autor ein fesselndes Finale, dass den Leser erst mit dem Wort ENDE wieder einatmen lässt. In Sachen historischer Kriminalromane kann sich der Autor wirklich mit allen bekannten Größen messen, wobei ich sogar hier und da ganz leichte Züge eines Sir Arthur Conan Doyle oder einer Agatha Christie feststellen konnte. Ein nahezu gleichwertiger Krimi wie das erste Werk um die wunderbare Charaktere des Oberkommissars! Die Freude auf den nächsten Roman kann übrigens aufrecht erhalten werden; schon im kommenden Sommer gibt es den dritten Fall in der Nachkriegszeit von Dresden. Ich freue mich wirklich drauf...

Fazit:

Bedrückend gut bis dramatisch fesselnd! Sehr lesenswert!

8,4 Sterne

Kommentare

Brocéliande kommentierte am 27. November 2017 um 01:06

Das macht nun doch neugierig - ich sollte evtl. doch mal Bekanntschaft mit diesen Krimis machen. LG