Rezension

Zwischen den Welten

Der Russe ist einer, der Birken liebt - Olga Grjasnowa

Der Russe ist einer, der Birken liebt
von Olga Grjasnowa

Bewertet mit 4 Sternen

Mit acht Jahren flüchtet die junge Mascha aus Aserbaidschan und zieht mit ihrer Familie nach Deutschland. Fern vom Krieg in der Heimat entwickelt sie sich zu einer echten Powerfrau, spricht fünf Sprachen fließend, ist glücklich mit ihrem Freund Elias und arbeitet auf eine Stelle als Dolmetscherin bei der UNO hin. Doch dann kommt alles anders. Ihr Leben fällt in sich zusammen und sie flüchtet sich nach Israel, um dort ihr Leben neu zu ordnen und Abstand zu gewinnen. Aber auch dort fühlt sie sich hin und her gerissen, denn auch in Israel fühlt sie sich nicht wirklich angekommen. Doch welche Alternativen hat sie sonst…?

Mir hat dieses Buch mit seiner durch und durch sympathischen Protagonistin gefallen. Mascha ist ein liebenswerter Mensch, den man einfach ins Herz schließen muss. Ihre Probleme, Wünsche, Ängste und Gefühle wirken ehrlich und auch mit Ecken und Kanten kann sie aufwarten. Das kann auch daran liegen, dass Olga Grjasnowa einiges aus ihrem eigenen Leben in das Buch hat einfließen lassen.

Sprachlich muss man sich allerdings ein wenig an das Buch gewöhnen. Mir kam es nämlich oft so vor, als ob irgendwas fehlen würde, unausgesprochen blieb oder untergegangen ist. Natürlich kann man auf nicht ganz 300 Seiten keine detaillierten Beschreibungen erwarten, aber es wirkte teilweise etwas abgehackt.

Von der Thematik her empfand ich es als sehr spannend. Es ist interessant zu lesen, wie sich andere Leute fühlen, die hier nicht geboren wurden, sondern erst im Kindesalter hergezogen sind. Ist ja nicht unbedingt etwas, was man mit jedem bespricht und ich fand, dass dieses Buch einen interessanten Einblick gab. Identitätskonflikte werden hier auch sehr groß geschrieben. Man lernt außerdem ein wenig über Aserbaidschan und Israel, was mich persönlich sehr gefreut hat.

Auch wenn man teilweise viel Fantasie mitbringen muss, um die Lücken schließen zu können, hat mir das Buch ziemlich gut gefallen. Ich denke, man muss so ein Thema einfach mögen oder in irgendeiner Weise interessant finden, ansonsten könnte es sehr schnell langweilig werden.