Rezension

Zwischen kunstvoll und künstlich gestrandet

Ein Geständnis - Thekla Chabbi

Ein Geständnis
von Thekla Chabbi

Bewertet mit 3.5 Sternen

Thekla Chabbi dürfte den meisten Lesern durch ihre Zusammenarbeit mit Martin Walser (Ein sterbender Mann) ein Begriff sein. Auf dessen hohen literarischen Niveau bewegt sie sich dann aber doch nicht. Immerhin hat sie einen eigenen Ton und nutzt eine zeitlich verschachtelte Erzählweise mit kafkaesken Einschlag.
Die Protagonistin Amelie sitzt im  Gefängnis, der Grund ist zunächst unklar. Sie wird regelmäßig von einem alten Herrn Blum besucht, der sie seelsorgerisch betreut. Ihre Gespräche wirken leicht rätselhaft auf den Leser. Dann gibt es die Rückblenden, aus denen sich die Zusammenhänge langsam mit Fortschreiten des Romans ergeben.
Amelie Frank war als Wirtschaft-Rechtsanwältin unzufrieden, eigentlich wollte sie kündigen.
Hinzu belastete sie die Trennung ihrer Eltern, die in eine Art Rosenkrieg ausartete.
Es ist auch sehr gut der Fahrradunfall herausgearbeitet, der für Amelie eine Art Erweckungsmoment einleitet. Das mündet in einem Interesse für Astrologie und der Begegnung mit dem suspekt wirkenden Mario. Eine unheilvolle Beziehung beginnt, die schnell in einer Enttäuschung endet.

Ich habe so meine Probleme mit den verhaltenen Dialogen, die möglicherweise in einer höhergestellten Gesellschaftsschicht gesprochen werden. Mir ist diese Sprache unbekannt und letztlich nicht ganz glaubwürdig. Walser Kunstsprache ist da im Vergleich kunstvoller.
Das verhindert natürlich nicht, dass man sich als Leser dafür interessiert, wie Amelie in ihre prekäre Situation geraten ist, die sich in Melancholie und innere Krise ausdrückt.
Ich begrüße auch ausdrücklich den psychologischen Ansatz um den Plot zu gestalten. Das Buch ist lesenswert!