Rezension

Zwischen Traditionen und Liebe

Die Walfängerin - Ines Thorn

Die Walfängerin
von Ines Thorn

Bewertet mit 4 Sternen

Maren und Thies, zwei junge Menschen, die auf der Insel Sylt in der Mitte des 18. Jahrhunderts leben. Der Lebensweg von Maren liegt ihr klar vor Augen, sie wird Thies heiraten, sie sind zusammen aufgewachsen und für Maren gibt es nur ihn. Doch da ist der Kapitän Rune Boys, dieser hat schon lange ein Auge auf Maren geworfen, den Heiratsantrag jedoch lehnt Maren rundweg ab. Alles ändert sich als Maren und ihre Familie unverschuldet in Not geraten. Nun soll der reiche Kapitän helfen. Er hilft auch, aber zur Begleichung der Schulden macht er einen sehr ungewöhnlichen Vorschlag, Maren soll die Schulden abarbeiten und zwar bei ihm auf dem Schiff, sie soll mit auf Walfang.

Die Autorin fängt ihre Geschichte langsam an und erzählt zunächst von dem Leben auf der Insel. Von den Schwierigkeiten das tägliche Leben dort zu meistern. Viele der Menschen dort leben in Armut, sie müssen hart für ihr Leben arbeiten und kämpfen. Dann erzählt Thorn von den Traditionen auf Sylt. Sehr eindrucksvoll schildert sie das alljährliche Biikebrennen, (welches ja auch heute noch stattfindet und sich jeder mal anschauen sollte, der zu dieser Zeit im Norden unterwegs ist, es ist immer wieder eindrucksvoll). Die einzelnen Protagonisten werden vorgestellt, da ist Maren mit ihrer Familie. Sie ist ein Einzelkind und wird für damalige Verhältnisse sehr verwöhnt. Ihre Familie lebt vom Fischfang und ist arm. Als sie den Antrag des Kapitäns ablehnt, wird sie von ihren Eltern dabei unterstützt, obwohl es in dieser Zeit nicht üblich war. Hier merkt man schon, dass Maren etwas eigenwillig ist und ihren Kopf durchzusetzen weiß. Auch Thies wird vorgestellt. Er ist ganz Junge seiner Zeit, sorgt für seine Mutter und Schwestern, macht eine Ausbildung und geht im Sommer auf Walfang, soweit ist alles gut. Auch ist ihm der Gedanke angenehm, Maren zur Frau zu nehmen, aber nur solange, wie sein Weg ein einfacher ist. Mit zunehmenden Schwierigkeiten gerät er schnell ins wanken. Dann wird noch der Kapitän Rune Boys vorgestellt, er ist der reichste Mann der Insel und lebt in Rantum, hat ein großes Haus und sehr viel Erfolg mit seinem Walfang. Warum er ausgerechnet Maren zur Frau möchte, bleibt lange ein Rätsel, denn es umgibt ihn ein dunkles Geheimnis, welches es zu entschlüsseln galt.

Der zweite Teil der Geschichte findet dann auf dem Walfänger statt. Es ist sicher ungewöhnlich eine Frau auf diese schwierige Reise zu schicken und liest sich dann doch auch etwas seltsam, aber warum nicht? Die Geschichte ist so weit schlüssig und liest sich gut. Der Walfang ist gut beschrieben und erinnert ein klein wenig an die Geschichte von Moby Dick, aber nur ganz kurz. Spätestens ab Mitte des Buches ist eigentlich auch klar, auf was es hinauslaufen wird, aber das macht nicht wirklich etwas. Ich fühlte mich hier einfach gut unterhalten, hatte meinen Lesespaß mit Maren, Thies und Rune beim Walfang. Das sehr schwere Leben dieser Zeit wurde anschaulich beschrieben, die Geschichte an sich war spannend und schlüssig und die Liebesgeschichte war nicht zu vordergründig. Genau richtig um in dieser Geschichte zu versinken.