Rezension

Zwischen tristen russischen Vororten und dem Model-Alltag in Shanghai

Fliegende Hunde - Wlada Kolosowa

Fliegende Hunde
von Wlada Kolosowa

Lena und Oksana sind sechszehn, beste Freundinnen und teilen alles im Leben, die Hausaufgaben, das Bett und unerlaubte nächtliche Berührungen. Bis Lena als Model entdeckt wird und nach Shanghai reist, um dort in einer Model-WG zu leben, hoffentlich Aufträge zu erhalten und mit Ruhm und Geld nach Hause zurückzukehren. Oksana bleibt zurück in dem tristen Vorort in der Nähe von St. Petersburg, im kalten russischen Winter – alles, was Lena möglichst zurücklassen möchte. Sie versucht währenddessen, ihre überschüssigen Kilos mittels der „Leningrad Diät“ loszuwerden. Auch in dem Vorort von Shanghai, wo Lena gelandet ist, gibt es Plattenbauten. Das Leben als Model ist hart und voller Ausbeutung. Häufig wird mit dem Flug nach Hause gedroht, wenn man als Model nicht genügend Geld einbringt. Die Mädchen sind somit gezwungen, nicht nur mittels Fotoshootings Geld einzubringen. Die Grenzen zwischen Modelleben und Prostitution scheinen hier fließend.

Kolosowa gelingt es, abwechselnd aus der Sicht von Oksana und Lena zu erzählen, und die Geschichten dabei mühelos ineinander zu verweben. Die Erzählungen sind authentisch, aus Teenager Sicht geschrieben und machen stets Lust weiterzulesen. Durch Oksanas geschichtliches Interesse erfährt man einiges über die Geschichte der Leningrader Blockade, was sehr interessant ist. Die unausgesprochenen Gefühle zwischen Lena und Oksana illustrieren wie Homosexualität in Russland weiterhin totgeschwiegen wird. Kolosowa schafft es trotz den ernsten Themen auch Humor in die Geschichte zu bringen. Ein außerordentliches Roman-Debüt und ein gut gelungener russischer Coming of Age Roman – klare Leseempfehlung!