Rezension

Zwischendurch spannend, aber nie überraschend

AchtNacht - Sebastian Fitzek

AchtNacht
von Sebastian Fitzek

Es ist nur ein Gedankenexperiment, jedefalls zunächst. Was wäre, wenn man die Möglichkeit hätte, eine verhasste Person auf eine Todesliste zu setzen? Eine Liste, von der tatsächlich eine Person ausgewählt und für 12 Stunden für vogelfrei erklärt wird, in denen sie gefangen gehalten, verletzt und getötet werden darf. Wer würde bei so etwas mitmachen? Wer würde einen Namen in den Lostopf werfen und aus welchen Gründen?

Die AchtNacht ist ein solches soziales massenpsychologisches Gedankenexperiment, das völlig aus dem Ruder läuft, als es tatsächlich in die Tat umgesetzt wird. Natürlich spielt die Regierung nicht mit und die Polizei gibt keine Straffreiheit, wie es die Macher der AchtNacht versprechen. Und trotzdem sind da viele, die sich von den nöglichen Konsequenzen nicht abschrecken lassen. Die sich von dem Preisgeld oder einfach der Jagd antreiben lassen. Und mittendrin ist der ausgewählte Kanditat Ben Rührmann.

AchtNacht ist bei Weitem nicht mein erster Fitzek und ich bin seit vielen Jahren Fan. Ich muss aber auch sagen, dass mich Das Paket extrem enttäuscht hat. So sehr, dass ich mich gefragt habe, ob Sebastian Fitzek es wirklich selbst geschrieben hat. Die Ansprüche an AchtNacht waren also entsprechend hoch, denn ich habe mir wirklich gewünscht, nicht erneut enttäuscht zu werden. Es kann schließlich immer mal passieren, dass ein Werk dabei ist, das selbst dem treusten Fan nicht gefällt.

Tja, aber so richtig vom Hocker gerissen hat mich auch AchtNacht nicht. Die Prämisse, die von dem Fim The Purge inspiriert ist, hat mich sehr ansprochen. Generell ist es vor allem der psychologische Aspekt in Fitzeks Thrillern, der mich so fasziniert. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass Fitzek nur noch nach einem Schema F schreibt und das Motto "Kennst du einen, kennst du alle" wird - was mich betrifft - bei seinen Büchern im treffender. Die Geschichte von Ben und Arezu, ihre Rollen in der AchtNacht, wie alles miteinander zusammenhängt - das war von anfang an so furchtbar offensichtlich, weil Fitzeks Thriller eben immer gleich aufgebaut sind. Er kann mich einfach nicht mehr überraschen, weil er genau das schreibt, was von ihm erwartet wird.

AchtNacht ist sicherlich ein spannender Thriller, aber ich würde mir von einem weiteren Fitzekbuch wünschen, dass es mich endlich einmal mit originellen Ideen und vor allem Auflösungen überrascht. AchtNacht lässt sich zwar flüssig lesen und ist hier und da fesselnd, aber überrascht hat es mich zu keinem Zeitpunkt und das ist wirklich schade. Es gab einmal eine Zeit, da konnte ich den Erscheinungstermin eines neuen Fitzeks gar nicht mehr erwarten. Jetzt frage ich mich eher, ob sich die Investition von Zeit und Geld in einen mittelmäßigen Psychothriller überhaupt noch lohnt.

(c) Books and Biscuit