Rezension

Zynischer Titel

Sauglück - Veronika A. Grager

Sauglück
von Veronika A. Grager

Bewertet mit 5 Sternen

Es macht Freude, Lupo und Dorli wiederzubegegnen. Diesmal steht die Hochzeit der beiden an. Doch was wäre ein Detektivpaar ohne Fall?

Eine Mordserie richtet sich gegen die Familie Adametz. Sandra, eines der möglichen nächsten Opfer, wendet sich an Dorli, die wiederum Lupo einschaltet. Dessen Ermittlungen führen zu einer Verbindung zu einer lang zurück liegenden Geschichte, deren Auswirkungen fatale Folgen hat und mehrere Menschenleben ruiniert hat.

Der Roman bietet neben den üblichen liebenswerten Kabbeleien zwischen Dorli und Lupe dieses Mal einen Rückblick in den Muff der 50er Jahre. Im vermeintlichem Interesse des Kindswohls wurden Kinder von ihren alleinerziehenden Müttern getrennt, mit der Begründung, dass deren angeblich unmoralischer Lebenswandel eine ordentliche Erziehung unmöglich mache. Dies führte dazu, dass die Wiener Kinderheime überfüllt waren, weshalb die Kinder an Bauern im Umland weitergereicht wurden. Dort bekamen sie jedoch keine Erziehung, schon gar keine Liebe, sondern erfuhren Ausbeutung als billige Arbeitskräfte und Zubrot zum Familieneinkommen. Die Folgen kann man exemplarisch an drei zwar fiktiven Einzelschicksalen erfahren, doch Veronika A. Grager bezieht sich auf eine offizielle Studie zum Schicksal dieser missbrauchten Kinder. Insofern ist der Titel des Romans, "Sauglück", nicht nur der Versuch, dass Titelwort aller bisherigen Romane unterzubringen, sondern eher purer Zynismus. Die drei Kinder, die im Mittelpunkt stehen, hatten das "Sauglück", bei einer herzlosen Familie zu landen, die nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist.