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Inhalt: Aufgrund eines frühen prägenden Erlebnisses lebt die junge Marian Graves nur für eines, sie will fliegen lernen. Ihr Geburtsjahr (1914) lädt jedoch nicht dazu ein, dass sie als Mädchen mehr lernen und erleben sollte als die obligatorischen drei K, Küche, Kirche, Kinder.
„Ewa Maria Wagner, 1964 in Schlesien geboren, ist leidenschaftliche Musikerin und lebt inzwischen in den Niederlanden. Seit ihrem Studium am Konservatorium Kattowitz bereist sie als Bratschistin mit verschiedenen namhaften Orchestern die großen Bühnen der Welt. Daneben schreibt sie Artikel für Musikzeitschriften.
2001 schlug die irische Autorin Anna Burns (geb. 1962) mit dem Roman „No Bones“ auf dem literarischen Markplatz auf. Wie schade, dass es mehr als zwanzig Jahre dauerte, bis der Roman heuer (2022) mit dem Titel „Amelia“ ins Deutsche übersetzt wurde. Viele Leser werden Anna Burns 2018 mit dem Man Booker Prize ausgezeichneten Roman „Milkman“ (Der Milchmann) kennen.
Als der Autor und Erzähler Stefan Hertmans sich in Gent/Belgien in ein heruntergekommenes Haus im Leerstand verliebt, kauft er es spontan und zu einem Spottpreis. Die Geschichte des Hauses ist jedoch gleichzeitig die Geschichte der Familie Verhulst, die lange Zeit vor ihm darin lebte. Zur Zeit des Hauskaufs ist dem Neueigentümer Hertmans diese Tatsache unbekannt.
Kurzmeinung: Subtile Komik mag ich.
Romane, in denen der Inhalt zwischen den Zeilen gesucht werden muss, können mitunter reizvoll sein. Im vorliegenden Roman „Singe ich, tanzen die Berge“ beschreibt die Autorin das Leben in den Pyrenäen. Die Natur ist groß, der Mensch klein, aber er behauptet sich. So wie er selber Leid erfährt, fügt auch er Leid zu, nämlich der Natur und seinesgleichen.
Im dem umfangreichen Werk der Autorin wird zuerst die östliche Diktatur China kritisiert und hinterfragt, jedoch nicht, ohne auch einen Blick auf die zahllreichen Errungenschaften und Schönheiten dieses Landes zu werfen, dann aber wird auch die moderne westliche Welt kritisiert, wenngleich zentriert und heruntergebrochen auf die Tschechei:
Oskar Speck, (1907 – 1995) ist der Held des Romans. Es hat ihn tatsächlich gegeben. Er war ein selbständiger Elektrikermeister mit einigen Angestellten, der durch die Weltwirtschaftskrise in den frühen 1930er Jahren in den wirtschaftlichen Ruin getrieben wurde.
Die Familie Ghorami und Frau Sangster treffen bezüglich der bevorstehenden Heirat ihrer Kinder Yasmin und Joe aufeinander. Man will sich kennenlernen und gemeinsam die Hochzeit planen. Wird dieses Treffen deshalb ein Desaster, weil unterschiedliche Kulturen und Werte aufeinanderprallen, eine liberale, freizügige Alleinerziehende trifft konservative und prüde Familie?
In der Schrift „Radikale Kompromisse“ setzt die Autorin sich dafür ein, in den heute aktuellen, brennenden Themen künstliche Feindbilder zurückzubauen. Es muss immer neu möglich sein, miteinander zu reden und Kompromisse auszuhandeln. Es bringt nichts, wenn sich verschiedene Gruppierungen bekämpfen bis aufs Blut. Dabei springt besonders der Generationenkonflikt ins Auge.
Von diesem sehr kleinen Buch ist man am Ende erst einmal verblüfft. Was hat man da gelesen? Eine 17jährige Jugendliche, Katharina, ist in einer geschlossenen Einrichtung für Jugendliche einsässig. Es ist offensichtlich, dass Katharina eine Straftat angelastet wird. Deswegen werden Katharina Stunden beim Psychotherapeuten verordnet.
Alma und Richard Sterk sind wohlhabende Österreicher und eigentlich ganz gut durch das Kriegsgeschehen des Zweiten Weltkriegs gekommen, obwohl: Opfer haben sie bringen müssen, ihr Sohn ist gefallen.
Die Autorin läßt die hebräische Leilah Schuster als alleinige und nervige Icherzälerin auftreten und von ihrem Leben in Palo Alto, Silicon Valley erzählen. Sie und ihr Mann Michael sind erst im Erwachsenenalter aus Israel gekommen.
Lucy Fricke hat einen höchst unterhaltsamen und gleichzeitig glaubwürdigen Roman darüber geschrieben, wie das Leben einer Botschafterin aussehen könnte. Unsere Heldin heißt Friederike Andermann, ist Deutsche, in ihren Fünfzigern und hat bereits einiges erlebt.
Die beiden tschetschenischen Kriege, Erster und Zweiter, sind die temporären Schauplätze dieses zeitgeschichtlichen Romans von Anthony Marra, der, wie der kurze Quellnachweis am Ende des Buches beweist, zwar die einzelnen Protagonisten erfunden hat, sich aber beileibe nichts aus den Fingern gesogen hat.
Matthias Politycki findet es gar nicht gut, was zur Zeit mit der deutschen Sprache passiert und daher hat er sich nach Österreich abgesetzt. Ich verstehe ihn. Politycki spricht Klartext. Er fühlt sich inmitten der deutschen Sprachpolizei nicht mehr wohl.
Die namenlose Ich-Erzählerin von „Meter pro Sekunde“ hat zwei Probleme. Einerseits hat sie eine lose Zunge und andererseits ist ihr neues menschliches Gegenüber der Westjütländer. Dort ist man wie in Friesland, Ost und West, wortkarg. Wenn der Westjütländer etwas sagt, dann ist es ein streng rationaler und vor allem kurzer Satz.
Kurzmeinung: Auf hoher See und vor Gericht ist man nur noch in Gottes Hand.
Der Autor schickt seine Figur, den ältlichen Harald Steen, nach Floreana, um die sogenannte „Galapagos-Affäre“, neu zu erzählen. Die Kenntnis dieser Story, tragische Umstände, die sich um 1934 tatsächlich zugetragen haben, sind heute nicht mehr allen präsent.
Manche Autorennamen sind Garanten. Nach dem einfühlsamen und wunderbaren Roman über den isländischen Sonderling „Kalman“ bin ich überzeugt davon, dass mit einem weiteren Roman des Autors kein Fehler unterlaufen kann. Und so ist es auch. „Tell“, die literarisch aufbereitete Sagengestalt eines Schweizer Bauern, Freiheitskämpfers, überzeugt mich ein zweites Mal. Joachim B.