Hallo lieber Besucher! Noch kein Account vorhanden? Jetzt registrieren! | Über Facebook anmelden
Hallo lieber Besucher! Noch kein Account vorhanden? Jetzt registrieren! | Über Facebook anmelden
"Doch das fließende Grenzgebiet, Wirklichkeit, wo ist's?"In der kompakten Form acht- und zwölfzeiliger Gedichte hatte Christian Lehnert seine "Pneumatologie" einer spirituellen Naturerfahrung zuletzt verdichtet (Aufkommender Atem, 2011), und mit derselben Form setzt er in seinem neuen, sechsten Gedichtband wieder an. Konsequent aber wächst die Form diesmal gegen die minimalistische Verdichtung auf, über Sonette hin zu dynamischen Zeilen und Strophen voll hexametrischer Rhythmen. Die Weitung der Form bedeutet zugleich eine Annäherung an größere Formationen der Wirklichkeit. Das Gedicht bewegt sich über die Erfahrung von Landschaft und Kulturnatur zielstrebig hinaus, arbeitet sich auf Schotter und Gleisen voran, passiert Transportmittel, Maschinenparks, Depots und Halden, durchquert Brachen und steuert durch Kanäle und Schleusen in Richtung eines vorerst imaginär bleibenden Stadtkerns. Wie die Mitte selbst aber erreichen? In einer Coda reißt Lehnert diese Frage mit drei Langgedichten zu drei Worten Martin Luthers als Sprachproblem auf: Dichtung als ein unablässiges Ringen um solche Worte und damit um den Zugang zur Mitte - ein unabschließbarer Versuch, doch ermutigt durch den festgegründeten Satz: "Solange ich Atem hole, ist Zeit."
Wer von einem Theologieprofessor religiöse Erbauungsgedichte erwartet, ist mit diesem Gedichtband schlecht beraten, wer aber die Schönheit der Natur, die Wunder einzelner Augenblicke und die Begegnungen mit dem Leben gar selbst sucht, wird sie in diesem wunderbaren neuen Gedichtband von Christian Lehnert finden.
Ich bin relativ spontan an einem Mittwochabend (18. März 2015) auf eine Lesung des Dichters gegangen und befürchtete, was wohl jeder agnostische Gedichteliebhaber befürchten...
Das Buch befindet sich in 2 Regalen.