Leserunde

Leserunde zu "Als wir Schwäne waren" (Behzad Karim Khani)

Als wir Schwäne waren -

Als wir Schwäne waren
von Behzad Karim Khani

Bewerbungsphase: Bis zum 29.08.

Beginn der Leserunde: 05.09. (Ende: 26.09.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Hanser Verlags – 20 Freiexemplare von "Als wir Schwäne waren" (Behzad Karim Khani) zur Verfügung. Eine Leseprobe zum Buch findet ihr hier

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

// Bei diesem Beitrag handelt es sich um bezahlte Werbung, da der Hanser Verlag uns für die Leserunde Freiexemplare zur Verfügung gestellt hat. Diese Werbung wird allen Mitgliedern von "Was liest Du?" angezeigt. //

ÜBER DAS BUCH:

Von Wahrheit und Willkür in den Plattenbausiedlungen der alten BRD – Der neue Roman von Behzad Karim Khani, dem Shootingstar der deutschen Literatur

Ein Junge, der sich eine Gewalt herbeisehnt, die eine Kuhle hinterlässt mit den Umrissen Deutschlands. Er lebt in einer Siedlung, wo die Küchen keine Abzüge haben, und in deren Fluren es nach Armut, Majoran und Etagenbetten riecht. Es sind die 1990er und er ist mit seiner Familie aus dem Iran ins Ruhrgebiet geflohen. Die Mutter ist Soziologin, der Vater ein Schriftsteller, in dessen Sprache es fünfzehn verschiedene Begriffe für Stolz gibt. Deutschland erlebt er als Kränkung und wird zum Beobachter. Erschöpft sich dabei, das Land zu begreifen, während die Mutter an das An- und Weiterkommen glaubt und die Wut des Sohnes immer ungehemmter wird. Denn auf den Straßen seines Viertels herrscht eine Gewalt, von der die Eltern wenig mitbekommen. Ein Roman über ein tristes Land. Über die Diaspora als Heimat. Über die Freiheit im Fremdsein. Über kaputte Aufzüge und die Wahrheit der Schwäne.

ÜBER DEN AUTOR:

Behzad Karim Khani wurde in Teheran geboren und wuchs in einer Künstlerfamilie auf. Er war noch keine zehn Jahre alt, als er mit seinen Eltern nach Deutschland kam und sie sich im Ruhrgebiet niederließen. Seit 2003 lebt er in Berlin-Kreuzberg. Sein Debütroman Hund, Wolf, Schakal erschien 2022 bei Hanser Berlin.

26.09.2024

Thema: Lektüre Teil lII; Seite 114 bis Ende

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Dimity74 kommentierte am 10. September 2024 um 13:31

Nie wieder Dreck fressen... Wenn klar ist, dass es Prügel geben wird, dann möchte ich der sein, der sie austeilt. Schlimm, dass Kinder, egal mit welchem Hintergrund, sich dieser Entscheidung stellen müssen. 

Der letzte Abschnitt lässt mich traurig zurück, vielleicht auch etwas wütend, ohne zu wissen auf wen, aber eher traurig. Manchmal wünsche ich mir auch ich könnte ein anderes "Dort" finden, den das "Hier" ist einfach zu desillusionierend.

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Klugscheisser kommentierte am 10. September 2024 um 13:51

Ich fand das Ende gar nicht so desillusionierend.

Er hat doch letztendlich den einzigen Weg aus dem Aquarium raus gefunden den es gibt: Ehrliche Arbeit, die ohne Ausbildung meist zwar anstrengend, aber dennoch gut bezahlt ist. Das hat er 2-3 Jahre gemacht und danach war er frei.

Nur war er eben dazu zuvor nicht bereit und in dieser prekären Blase ist ehrliche Arbeit nichts womit man sich Respekt erwirbt.

Und, by the way, Dachdecker sind in den seltensten Fällen Neonazis.

Mir wurde das Thema "Stolz" in diesem Buch zu wenig dezidiert behandelt. Ich hätte schon gern mehr über die erwähnten 15 Arten von Stolz der Iraner erfahren.

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Pusteblümchen kommentierte am 12. September 2024 um 21:22

Zum Thema Stolz hatte ich auch mehr erwartet, da es bereits im Klappentext thematisiert wurde.

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robby lese gern kommentierte am 10. September 2024 um 15:14

Ich muss sagen, dass mich gerade der letzte Teil mit Unverständnis zurücklässt. 
Ich kann mir vorstellen, gerade als Jugendlicher, dass es schwer ist in einer fremden Kultur Fuß zu fassen, aber man ist doch auch für sein eigenes Glück, sein Handeln und sein Schicksal selbst verantwortlich.Wenn man sich dann nur mit Schlägern und Kriminellen abgibt, kann es natürlich nur wenig positive Gefühle geben. Rassismus ist allgegenwärtig, das stimmt, aber ich glaube es tut Vorurteilen auch nicht gut, wenn man sie mit eigenem Handeln auch noch bestärkt. Was ich damit meine, dass der Anteil an Migranten , was SStraftaten angeht , steigt. Warum begibt man sich , wie der Protagonist dieses Buches, der aus einer Familie stammt, die Bildung hat und sie ihm auch bietet, in dieses Milieu, dass einen ja nur runterziehenden kann..Da lasse ich es nicht gelten zu sagen, wenn man iin solchen Vierteln wohnt,ist das zwangsläufig so. Nein, ich kenne Beispiele, wo das nicht so ist. 
Sicherlich sind die kulturellen Unterschiede zwischen der arabischen und der westlichen Welt groß. 
das Thema Stolz wurde hier angesprochen, was sicherlich in den beiden Ländern unterschiedlich ausgelegt würde. 
Aber wenn ich in ein fremdes Land gehe, dann informiere ich mich doch vorher und wäge ab, ob ich dort leben könnte. Sicherlich sind hier die Eltern gefragt, die nur wenig in Erscheinung traten.

Ich wehre mich aber dagegen hinzunehmen, dass nur die Lebensbedingungen hier in Deutschland, unserer Alttagsrassismus eine Rechtfertigung dafür ist, dass Menschen kriminell werden. Jeder trägt Verantwortung für sein Handeln, egal aus welchem Land er kommt.

 

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Klugscheisser kommentierte am 10. September 2024 um 16:07

Hallo Robby lese gern,

"Ich wehre mich aber dagegen hinzunehmen, dass nur die Lebensbedingungen hier in Deutschland, unserer Alttagsrassismus eine Rechtfertigung dafür ist, dass Menschen kriminell werden. Jeder trägt Verantwortung für sein Handeln, egal aus welchem Land er kommt."

Da bin ich absolut deiner Meinung. Ich kenne einige, die sind auch erstmal in so einem Ghetto gelandet, haben aber geschaut, daß sie da so schnell wie möglich wegkommen. Viele Migranten legen absolut Wert auf die Bildung ihrer Kinder und rackern sich dafür ab.

Reza hat ein Gewaltproblem, das ja am Ende des Buches endlich auch therapiert wurde.

Viel größer, als prozentual bei den "Biodeutschen" (Darf man das sagen ?) sind übrigens Rassismus und Ausgrenzung unter den Migranten selbst zu finden. "Das Boot ist voll" ist da sehr oft zu hören, sobald sie es einigermaßen geschafft haben.

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robby lese gern kommentierte am 11. September 2024 um 18:50

Ja, Gott sei Dank ist es so, dass die meisten sich gut integrieren und hier auch eine Zukunft finden und sich viel dafür gefallen lassen, wovon wir uns manchmal etwas absehen könnten. 
das letzte "Mit dem Boot ist voll" habe ich auch viel von Russlanddeutschen gehört, die Angst haben ,dass die Flüchtlinge ihnen etwas von ihrem Wohlstand wegnehmen. Ich finde es armselig so zu denken. Was ich allerdings schon finde ist, dass jeder Flüchtling , der hierhinkommt ein Anrecht auf eine menschenwürdige Unterkunft , vernünftige Integration und zum Teil auch Anrecht auf eine Therapie hat, wenn sie traumatisiert sind. Dies alles ist im Moment nicht mehr gewährleistet und deshalb finde ich es auch aus diesem Grund unverantwortlich diesen Menschen gegenüber , sie in Massen in unser Land zu lassen. Eine gerechte Verteilung unter allen EU Ländern ist ein MUSS.

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Pusteblümchen kommentierte am 12. September 2024 um 21:25

Wenn man sich dann nur mit Schlägern und Kriminellen abgibt, kann es natürlich nur wenig positive Gefühle geben. 

Das ist richtig, aber Reza hat gebildete Eltern und ist auf ein Gymnasium gegangen, von daher hatte er sehr gute Möglichkeiten sich von den Schlägern und Kriminellen in seiner Siedlung abzuheben, sicherlich ist das nicht leicht, aber möglich.

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wandagreen kommentierte am 12. September 2024 um 22:48

Der Roman hätte genau so gut in die Pariser Banlieus gepasst. Die Sozialsiedlungen, von denen Khani schreibt, waren aber zumindest in anderen Städten, z.B. Köln nicht so. Man konnte sich durchaus von den kriminellen Elementen fernhalten. Musste man natürlich wollen.

Ich komme nach einigen Stunden Sackenlassen zum Ergebnis, dass ich Reza und Behzad nicht 1 : 1 setze, nicht mal 3 : 1. Obwohl, und das ist das Fatale, wir durch wiki von den Parallelen wissen.

Es ist ein mutiger Roman, aber auch einer, der keine Verantwortung für eigenes Versagen und eigene Schuld übernimmt, sondern schuld sind nur die anderen. Das wiederum nehme ich Reza übel. Kein Wort auch über das Elend, das die Drogen bei Jugendlichen anrichten! Auch hier keinerlei Art von Verantwortung. Ich höre immer nur: Die oder ich. Muss man die Welt so sehen? Sie ist differenzierter.

 

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robby lese gern kommentierte am 17. September 2024 um 15:02

Ja, das meine ich damit, dass jeder für sein eigenes Handeln verantwortlich ist. Es ist manchmal etwas mühsamer und sicherlich nicht so einträglich wie Drogen verticken, aber dann kann man nicht die Gesellschaft in der man lebt dafür verantwortlich machen, wenn man abgleitet .

 

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GaudBretonne kommentierte am 26. September 2024 um 10:49

Da kann ich dir, wandagreen, nur zustimmen.

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SunshineBaby5 kommentierte am 06. Oktober 2024 um 17:41

Ganz ähnlich waren auch meine Gedanken. Da hätte ich mir im Text auch mehr Erklärung gewünscht; Gedanken des Protagonisten.

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galaxaura kommentierte am 11. September 2024 um 18:12

Der Dritte Abschnitt hat mich teilweise sehr berührt, mich aber auch mit einigen Fragen zurückgelassen.

Ich fand die Sprache weiterhin durchweg stark und der Autor findet so tolle sprechende Bilder! Der Parasitenbaum, die Narbenzellen, nur ein paar kurze Beispiele auf die Schnelle.

Wir erleben im letzten Abschnitt die relativ typische Eskalationsspirale in die Kriminalität – mit verschiedenen Ausprägungen und Folgen. Was ich sehr stark gespürt habe, ist genau das, was Rezas Mutter dann auch so gut zusammenfasst: Es scheint an einer Alternative zu fehlen, durch den ganzen Abschnitt zieht sich eine wabernde Langweile (nicht der Erzählten, des Lebens), eine Leere. „Hier gibt es nichts für dich, wofür es sich zu brennen lohnt.“ Sagt Rezas Mutter und sie trifft für mich den Nagel auf den Kopf. Aus diesem Zustand gibt es viele Auswege, einer ist Adrenalin.

Tieftraurig der Gedanke, der dem auch zugrunde liegt, den Reza formuliert: „Das ich in Wirklichkeit eine Gerechtigkeit herstellen wollte, in der nicht ich so heile bin wie alle anderen, sondern alle anderen so kaputt wie ich.“ Ich denke, irgendwo da liegt die Wurzel, das so heile werden wie Menschen, die immer geschützt gelebt haben, ist nicht herzustellen, der andere Weg ist noch offen. Kann aber auf Dauer keine Befriedigung bringen, weshalb er sich dann entweder immer tiefer in die Gewalt schraubt oder irgendwann in eine erneute Flucht – letztlich ist es nichts anderes, was Reza am Ende tut, wenn auch unter anderen Vorzeichen.

Es gibt vieles, wozu ich relaten kann, mein Aquarium sieht anders aus als das von Reza, aber ich kenne das Gefühl, den Ort nur in der Glaswand zu finden ein bisschen (auf keinen Fall so wie ein geflüchteter Mensch). Und auch der Satz, dass Füße zum Gehen gedacht sind, hat viel mit meinem Leben zu tun. 

Ich liebe seine Beobachtungen über unser Land, unsere Mentalität, wenn man das so nennen kann, und sie machen mich traurig. Dass Hunde vor den Menschen begrüßt werden, ist auch so ein sprechendes Bild und oft stimmt es. Ebenso, dass der Satz „Du bist Gast hier“ als Drohung verwandt wird.

Ich hätte sehr gern etwas über die Flucht aus dem Iran und die Hintergründe erfahren, das hätte mir noch einmal viel entschlüsselt, aber der Autor wird sich bewusst dagegen entschieden haben, um diesen Analyseweg zu verschließen. Dennoch macht es das schwer, die Geschichte einzuordnen. Wann ist es für Reza passiert, dass er seine Würde komplett verloren hat – und warum? Dass die Eltern wieder zurückgehen – ist nachvollziehbar und wenn wir aktuell in den Iran schauen leider auch fatal. Da wird die Zeit wahrscheinlich für viel Vergessen gesorgt haben, das dann im Iran wieder aktualisiert wird. 

Mich hat gerade das Ende wirklich betroffen gemacht. Seinen Frieden nur zu finden, indem man versucht, sich im Dazwischen einzurichten, weil das das Beste ist, was man überhaupt erreichen kann – das finde ich persönlich ganz furchtbar. 

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Klugscheisser kommentierte am 12. September 2024 um 12:35

Sehr gut erkannt, es geht um Langeweile und Adrenalin.

Die wirksamste Methode Adrenalin ins Blut zu bekommen ist ein Streit, sich zu prügeln, die Angst auf die Fresse zu bekommen, zu kämpfen, Überlebenskampf.

Und wie von jeder Droge, wird man auch vom Adrenalin abhängig und so beginnt sich die Gewaltspirale zu drehen.

Daß in Deutschland die Hunde vor den Menschen begrüßt werden kann ich absolut nachvollziehen und das hat auch einen Grund. Dieser ist ganz simpel. Ein Hundebesitzer fühlt sich beleidigt, wenn man seinen Hund ignoriert. Sein Herz öffnet man am ehesten über seinen Hund und daher wird der Hund zuerst begrüßt. Dies ist also nicht primär eine Respektlosigkeit dem Menschen gegenüber, sondern eine Respektbezeugung über den Hund. Im Leben muß man eben auch über Bande spielen, um die Kugel zu versenken. Zudem sind die Hunde meist wesentlich sympathischer als die dazugehörigen Menschen, wem sollte man es also verdenken, wenn er den Hund zuerst begrüßt.

Das alles ist dem Großteil der Menschen aus muslimischen Ländern leider wesensfremd, denn dort ist der Hund eine verachtenswerte, schmutzige, minderwertige Kreatur. Deswegen werden sie in diesen Ländern in der Regel auch so schlecht behandelt. Diese Einstellung Hunden und Katzen und anderen Tieren gegenüber ist aber auf keinen Fall die Schuld der Deutschen.

Dies kam auch in einer Episode der "Deutschland-Safari"  des Ägyptologen und Publizisten Hamed Abdel-Samad zusammen mit dem Journalisten und Publizisten Henryk M. Broder sehr gut zum Ausdruck. Broder hatte seinen Hund dabei und der hatte Durchfall. Nachdem er sein Geschäft verrichtet hatte, wischte ihm Hamed Abdel-Samad den Hintern ab und sagte in die Kamera: 

Was ich gerade tue ist aus muslimischer Sicht mit das Schlimmste, was ein Mensch tun kann:  Ich wische als Muslim dem Hund eines Juden den Hintern ab, dafür würde mich meine Familie steinigen.

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Pusteblümchen kommentierte am 12. September 2024 um 21:30

Sie Sprache des Autors ist wirklich beeindruckend und zeigt, dass in ihm so einiges steckt. 

Mich hätte die Flucht aus dem Iran und die Gründe dafür auch interessiert, aber darum ging es dem Autor wohl gar nicht. Vielleicht schreibt er ja noch ein Buch, in dem er sich damit beschäftigt.

Das Ende hat mich eher ratlos zurückgelassen. Es kann doch nicht das Ziel sein dauerhaft Dazwischen zu leben. Das klingt für mich ein wenig aufgegeben, als ob die Energie fehlt, um irgendwo anzukommen. 

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wandagreen kommentierte am 12. September 2024 um 22:49

Er will nicht. Dann müsste Reza aufhören, irgendjemanden verantwortlich zu machen. Er müsste zugeben, dazuzugehören. Und dann notwendigerweise auch aufhören, zu stänkern.

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Pusteblümchen kommentierte am 13. September 2024 um 16:38

Sehr lapidar, aber sehr treffend. 

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Tara kommentierte am 14. September 2024 um 22:20

Mir fehlen hier auch viele Hintergrundinformationen.
Letztendlich wissen wir nicht was Reza bzw. seine Eltern zur Flucht aus dem Iran bewogen hat und wie diese vor sich gegangen ist.
Dadurch ist es schwer das Gelesene einzuordnen.
 

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galaxaura kommentierte am 17. September 2024 um 22:20

Das finde ich auch wirklich ein Manko an dem Buch.

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robby lese gern kommentierte am 17. September 2024 um 15:10

Unserer Gesellschaft sind leider einige Werte abhanden gekommen , allen voran der Respekt voreinander, dann würde man den Menschen vor dem Hund grüßen, obwohl der ja auch einlebenden ist das Respekt verdient. 
Das mit dem Gast als Drohung habe ich eigentlich noch nie erlebt, höchsten dann, wenn sich jemand nicht an die Regeln gehalten hat, hat man ihn darauf hingewiesen, was ich auch rechtens finde.

Wenn ich im Ausland bin , versuche ich mich auch den Tegeln und der Kultur anzupassen, ich trage Kopftuch, wenn ich in eine Moschee gehe, trinke in einem Muslimischen Land, dass den Tourismus für sich noch nicht entdeckt hat auch keinen Alkohol oder kleide mich freizügig. Das Gleiche erwarte ich auch , von Menschen, die zu uns kommen, Tespekt vor unserer Kultur, das heißt auch Respekt vor unseren Frauen und unseren Gesetzen. 
 

wenn das von uns und von den Menschen, die zu uns kommen beherzigt würde, hätten wir keine Probleme. 

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Elchi130 kommentierte am 17. September 2024 um 15:57

"wenn das von uns und von den Menschen, die zu uns kommen beherzigt würde, hätten wir keine Probleme."

​Das glaube ich nicht. Es fängt oft damit an, dass der andere anders aussieht. Hautfarbe, Kleidung. Und schon geht es los. Das hat noch gar keine Interaktion stattgefunden, sondern nur die Vorurteile sind angesprungen.

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galaxaura kommentierte am 17. September 2024 um 22:21

Ich befürchte auch, ganz so leicht lässt sich das Problem leider nicht lösen.

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Jazz kommentierte am 11. Oktober 2024 um 10:37

Absolute Klasse dein Kommentar. Ich fand nur die Kritik an der eigenen Mutter etwas arg überraschend. Das habe ich nicht kommen sehen.

Aber sonst finde ich deine Entscheidung nicht fatal. Ich kann sie wirklich gut nachvollziehen. Man wird nie in Deutschland wirklich als vollwertiger Mensch akzeptiert. Egal, in welcher Generation man schon hier lebt. Es wird immer der Italiener, Türke, Araber bleiben. Ganz anders in anderen Ländern, siehe die USA. Da sagt zu Trump niemand Deutscher.

Wenn man das nicht für immer für sich und seine Nachkommen akzeptieren will, ist klar, dass man zurückgeht.

Er ist in meinen Augen einfach unendlich enttäuscht worden. Von den Menschen, der Regierung...

Rez folgt morgen :)

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isalo kommentierte am 12. September 2024 um 17:22

Auch mich hinterlässt der letzte Abschnitt ein wenig ratlos. Reza beweist immer wieder, dass er über dem Niveau der Nachbarclique steht. Er vermag Streit zu schlicht, stiehlt nicht im Supermarkt, lernt Gedichte von Droste-Hülshoffe in der Schule auswendig – auf der anderen Seite prügelt er, dealt, wird verurteilt.

Das Verhältnis zu den Eltern ist schwierig. „Zu meinen Eltern habe ich aufgeschaut, als ich noch dachte, dass die Dinge besser würden.“

Was mich traurig macht ist sein negativer Blick auf Bochum und auf Deutschland. Er will Deutschland verlassen, ein neues Dort finden, wo das Glas dick genug ist, sich reinzubohren; aber er wird nur seinen Lebensmittelpunkt verlagern, nicht auswandern. Ich finde das beschreibt gut seine Zerrissenheit und dass er eigentlich keine Heimat gefunden hat.

Der Schreibstil ist wunderschön. „Und ich werde immer auf Deutsch schreiben. Mehr Happy End gibt es nicht.“ Für mich ist es genau das.

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robby lese gern kommentierte am 17. September 2024 um 15:20

Ich denke es ist schwierig als Pubertierender. Die Eltern haben da glaube ich weniger Einfluss als in der Kindheit. 
Ich denke , er ist auch enttäuscht, dass seine Eltern so resignieren, nicht jeder hat die Kraft zu kämpfen, aber Reza ist jung, intelligent und dann sollte man nicht so desillusioniert sein. 
Ich denke , das ist auch das Problem vieler Migranten, dass sie sich nirgendwo heimisch fühlen, obwohl ihnen hier in unserem System viele Türen offen stehen, wenn sie wollen, was viele Beispiele gelungener Integration beweisen.

Es ist ja nun auch nicht so, dass nur Migranten das Gefühl haben ausgegrenzt zu werden. Homosexuelle, Behinderten alte Menschen, ich denke das ist die Bandbreite groß. Wenn da alle resignieren würden, hätte wir ein Problem. Deshalb, nimm dein Schicksal Selbstbild die Hand, das hätte ich mir vom Ende dieses Buches als Aussage erhofft und nicht diese trübe Stimmung.

 

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Elchi130 kommentierte am 17. September 2024 um 16:02

"Wenn da alle resignieren würden, hätte wir ein Problem."

Öhm, wir haben ein Problem. Ein großer Teil unserer Gesellschaft fühlt sich abgehangen, nicht gesehen. Diese Menschen haben resigniert. Genau da gehen die rechten Parteien ja rein, bieten vermeintlich einfache Lösungen und fangen Stimmen. 

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wandagreen kommentierte am 12. September 2024 um 20:25

Der letzte Abschnitt ist wirklich schwierig zu verdauen. Auch ich werde wütend. Auf die Wut. So viele Chancen werden gegeben, aber man trägt nach und trägt nach, weil man einmal beleidigt wurde. Das werden wir doch fast alle. Das muss man auch mal schlucken und vergeben.

Ob er will oder nicht, Rezas Heimat wird Deutschland sein. Pass hin oder her. Und er hat sich Deutschland nicht ausgesucht, aber bitte, ICH auch nicht. Keiner. Und den Iran haben sich seine Eltern auch nicht ausgesucht. Und dass Reza an Ende seines Romans hingehen kann, wohin er will, das hat er der Freizügigkeit seines Gast- und Heimatlandes zu verdanken.

Was ich spüre ist Unversöhnlichkeit. Das kann ich nicht gut heißen und nur bedingt verstehen. Wie ich die literarische Verarbeitung bewerten werde, ist mir noch unklar, da es wohl so ist, dass wir in de Tat eine Autofiktion vor uns haben.

Es wird sehr viel damit gerechtfertigt, dass man ungerecht behandelt wird. Aber wenn jeder, der ungerecht behandelt wird, um sich schlägt und mit mit Hass und Gewalt reagiert - was haben wir dann für einen Zustand in der Welt?

Bezeichnend, dass Reza keinen Bezug zur Natur hat.
Bezeichnend auch, dass er keine Vorbilder hat. Dabei hätte er durchaus welche haben können. Er hat sein Viertel verinnerlicht. Dafür kann keiner was. Nur er.

 

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Elchi130 kommentierte am 16. September 2024 um 20:04

"Bezeichnend, dass Reza keinen Bezug zur Natur hat."

Da habe ich mal aufgeatmet, weil ich endlich einen Menschen gefunden habe, dem es so geht wie mir. Dafür bin ich sehr dankbar.

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Xana kommentierte am 04. Oktober 2024 um 20:29

Ich muss leider sagen, dass es mir im letzten Teil ähnlich wie dir ging. Ich fühle Unverständnis für die Wut, die er sich gewählt hat. Die Wut, die ihren Ursprung irgendwo auch in der Ermordung seiner Cousine im Iran hat. Und nun wünscht er im Grunde, Deutschland würde dem Erdboden gleichgemacht werden. Naja, na danke.

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Pusteblümchen kommentierte am 12. September 2024 um 21:20

Ich fand das Buch sehr interessant, aber irgendwie lässt es mich ratlos zurück.
Natürlich ist es schwierig in einem fremden Land dessen Kultur sich so sehr von der eigenen Ursprungskultur unterscheidet anzukommen und sich einzuleben.
Aber ist das ein Grund für Gewalt und Kriminalität ?

Reza hatte gute Voraussetzungen, er ist gebildet, schon seine Sprache zeigt, dass in ihm doch so einiges steckt. Sein Blick auf unsere Gesellschaft ist durchaus bereichernd und interessant.

Ich denke, dass es viele mit weniger Möglichkeiten geschafft haben sich zu integrieren und das zeigt, dass es nicht bei einem Dazwischen bleiben muss.

 

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wandagreen kommentierte am 12. September 2024 um 22:53

Nein, müsste es nicht, Distanz  ist ein gutes Mittel, sich Mitverantwortung vom Leib zu halten. Kann nicht ist meistens ein ich will nicht.

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Tara kommentierte am 14. September 2024 um 22:16

 Kann nicht ist meistens ein ich will nicht.

Aber auch da steckt meist etwas dahinter. Ich habe den Eindruck über dieses dünne Buch bietet unglaublich viel Diskussionsstoff und das finde ich shcon irgendwie sehr beeindruckend.

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Klugscheisser kommentierte am 12. September 2024 um 23:41

Das mit den Kaulquappen erinnert mich an meine Zeit, als ich in Rezas Alter war. Auch ich habe die Kaulquappen aus dem Teich gefischt, allerdings nicht um sie auf dem nächsten Stein zu erschlagen, sondern um Ihnen einen Lebensraum zu schaffen und sie zu beobachten, wie sie wachsen.

Gut, am besten wäre es gewesen die Kaulquappen einfach in Ruhe zu lassen.

Ich finde, der Autor macht es sich schon etwas einfach:

Ja, lieber Behzad, vielen Dank für deine wunderbaren Wortschöpfungen, Metaphern, Beschreibungen und Erkenntnisse, so viele findet man selten in einem Buch mit 200 Seiten, aber ich möchte bitteschön mir auch ein Bild von Ursache und Wirkung machen und da finde ich es nicht in Ordnung, daß Du uns keine Antwort darauf gibst, welches Vorleben Reza hatte, damit ich beurteilen kann, woher diese Gefühllosigkeit und Gewaltbereitschaft kommt, uns aber auf der anderen Seite nimmermüde präsentierst, was alles durch die Fehler der deutschen Gesellschaft verursacht wurde.

Und, sorry, ich lasse mir nicht weismachen, daß Rezas Gefühlosigkeit und Bereitschaft zur Brutalität darauf zurück zu führen ist, daß die Nachbarin ihn angepflaumt hat, als er die Vogelbabies streichen wollte. Und, so ganz Unrecht hat die Nachbarin ja nicht gehabt, bei uns weiß jedes Kind, daß man die Jungen nicht anfassen darf, da sonst die Eltern aufhören sie zu versorgen.

 

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Elchi130 kommentierte am 16. September 2024 um 20:09

"Und, so ganz Unrecht hat die Nachbarin ja nicht gehabt, bei uns weiß jedes Kind, daß man die Jungen nicht anfassen darf, da sonst die Eltern aufhören sie zu versorgen."

Das bezweifle ich. Kinder wissen heutzutage ja nicht einmal, dass man nicht auf jeden Hund und jede Katze zurennt, um sie zu streicheln. Werden die Kinder dann gebissen, sind die Tiere schuld. 

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Klugscheisser kommentierte am 12. September 2024 um 23:49

Das "Dazwischen" kann ich sehr gut nachvollziehen.

Man muß dazu kein Flüchtling sein, auch als Deutscher (m/w/d) kann es einem so gehen, daß man nirgends dazugehört oder dazugehören will und dann für sich alleine bleibt. Oder man schafft es sein eigenes Aquarium einzurichten in dem man dann alleine oder nur mit Frau und/oder Kind rumschwimmt, ohne direkte Nachbarn.

Ich denke, jeder kann sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen, wenn er sich auf Tugenden beschränkt und nicht den billigen Versuchungen erliegt.

 

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Klugscheisser kommentierte am 13. September 2024 um 00:08

Liebe Mitrezensenten (m/w/d),

ich lese hier immer wieder Kommentare voller Mitleid für die armen Akademiker die nun in Deutschland "Hilfsarbeiten" machen müssen.

Ich weiß, ihr benutzt den Begriff "Hilfsarbeiter/n" und meint es nicht bös, aber ohne euch dessen bewußt zu sein wie arrogant die Verwendung dieses Begriffes ist.

Ein Taxifahrer ist ein Taxifahrer und ein Kioskverkäufer ist ein Kioskverkäufer. Ja, mit ihrer Arbeit helfen sie den Menschen, aber dann müßte auch ein Neurochirurg als "Hilfsarbeiter" bezeichnet werden.

Ich glaube der Begriff "Hilfsarbeiter" wird schon genauso lange nicht mehr benutzt, wie auch der Begriff "Gastarbeiter".(Falls ich irre bitte ich um Korrektur)

Und wo in aller Welt steht das Gesetz geschrieben, daß ein Mensch, nur weil er das Privileg hatte für ein paar Jahre auf einem Sessel sitzend zu studieren, einen Anspruch darauf hat, das für den Rest seines Arbeitslebens tun zu können.

Ja, Rezas Vater hat studiert. Schön für ihn. Und nun muß er Taxi fahren und am Kiosk verkaufen. Vielleicht bis zu seiner Berentung. Er ist Soziologe und die Wartezeit beim Taxifahren und am Kiosk studiert er weiter, aber eben für sich und nicht im Rahmen eines Hochschulstudiums. Und mit seinen Erkenntnissen kann er sehr wohl ein Buch schreiben, daß die meisten gedruckten Hochschulerzeugnisse in den Schatten stellt.

50 % der deutschen Taxifahrer haben ein Hochschulstudium abgeschlossen. So what !

Wenn es eine lebenslange "Sesselsitzer"-Garantie gäbe dann wäre ja jeder Bau- und Straßenarbeiter der Volldepp der Nation. Wo ist das Mitleid mit dem Malocher ?

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wandagreen kommentierte am 13. September 2024 um 09:39

Missverständnis: ein Hilfsarbeiter ist nicht einer, der jemandem hilft, sondern einer, der jemandem anderen zuarbeitet, also dazu verhilft, dass dessen Arbeit getan wird. Oft wird der Begriff für ungelernte Arbeiter auf dem Bau verwendet. Es ist nichts Ehrenrühriges dran. Wie findest du Rechtsanwaltgehilfe?

Ja, es bedeutet meist, dass keine Ausbildung vorhanden ist. So what?

Deiner Aussage, dass man durch ein Studium kein Recht auf einen angemessenen Arbeitsplatz hat - sondern die Marktlage (und anderes) darüber entscheidet und dass Taxifahrer, Dachdecker, etc. alles Berufsbilder sind, die völlig in Ordnung sind - stimme ich natürlich zu.

Aber wir sollten schnell damit aufhören, eigene Befindlichkeiten an der Sprache auszulassen.

Ich hätte gerne gewusst, was Rezas Vater für Bücher geschrieben hat. Und wo, in Dtsch oder im Iran veröffentlicht?

Der Autor behauptet ja so manches ...

 

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Klugscheisser kommentierte am 13. September 2024 um 20:03

Hallo Wanda,

ich weiß schon, was Du mit einem Hilfsarbeiter meinst, aber das Wort entzieht sich nun mal jeder Definition. Nach deiner Definition "...der jemandem anderen zuarbeitet, also dazu verhilft, dass dessen Arbeit getan wird"  wäre auch eine Op-Schwester eine Hilsarbeiterin und die würde sich schön bedanken, wenn Du sie so bezeichnen würdest.  Der Zeitungsausträger dagegen wäre kein Hilfsarbeiter, da er ja dieser Definition nicht entspricht.

Also, lass es mich mal ganz klar sagen, der Begriff  "Hilfsarbeiter" oder "Hilfsarbeiten" ist einfach Blödsinn und man sollte diesen nicht verwenden. Zudem hat er einen diskriminierenden Beigeschmack.

Was hat der "Rechtsanwaltgehilfe" mit dem "Hilfsarbeiter" zu tun, außer daß sich beide Wörter den Wortstamm "hlf" teilen ?

Ja, ich hätte auch gerne gewußt, um welche vier Bücher von Reza's Vater es sich handelt, oder ob das lediglich Wunschdenken des Autors ist. Im Netz habe ich nämlich nichts darüber finden können. Ich habe Frau Kappich hier von WLF unter "Fragen an das "Was liest Du?"-Team" angeschrieben, aber noch keine Antwort bekommen. Vielleicht bekommen wir die ja noch.

Thema: Lektüre Teil lII; Seite 114 bis Ende
Elchi130 kommentierte am 16. September 2024 um 20:13

"Missverständnis: ein Hilfsarbeiter ist nicht einer, der jemandem hilft, sondern einer, der jemandem anderen zuarbeitet, also dazu verhilft, dass dessen Arbeit getan wird. Oft wird der Begriff für ungelernte Arbeiter auf dem Bau verwendet. Es ist nichts Ehrenrühriges dran. Wie findest du Rechtsanwaltgehilfe?"

Ich hätte einen Hilfsarbeiter für einen Menschen gehalten, der eine Tätigkeit ausübt, für die keine Vorkenntnisse und Wissen notwendig sind. Diese Arbeiten kann jeder Mensch verrichten, weil sie so einfach sind.

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Klugscheisser kommentierte am 13. September 2024 um 13:44

Der Autor schildert hier zehn Jahre seines Lebens, vom Alter von etwa 10 bis 20, wie er diese damals empfunden hat. Das ist sein gutes Recht, kein Mensch wird gezwungen sein Buch zu kaufen, genausowenig wie jemand gezwungen wurde Thilo Sarazzins Buch "Deutschland schafft sich ab" zu kaufen.

Beide Bücher polarisieren die Leser und die Gesellschaft und haben allein dadurch schon ihre Daseinsberechtigung, daß sie eine Debatte auslösen und damit mehr bewirkt als so manches "Sowohl-als-auch-Buch". 

Und man bedenke: Viele der Menschen die heute zuwandern werden in einigen Jahren mit ihren Steuergeldern auch "stinkfaule (Bio-)Deutsche" durchfüttern.

 

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Klugscheisser kommentierte am 13. September 2024 um 15:24

Als Privatmensch kann man ein Erbe ablehnen, wenn es überschuldet ist. Eine Nation kann das nicht.

Da Deutschland am Zweiten Weltkrieg mit 55 Mio. Toten und unsäglichem Leid die alleinige Schuld trägt, muß unser heutiges Deutschland mit seinen Bewohnern und künftige Generationen die materiellen Schäden bis zum vollständigen Ausgleich bezahlen und das verursachte Leid ausgleichen, indem es vorhandenes Leid der Völkergemeinschaft lindert.

So wie man zum Ausgleich für Wald, den man dem Straßenbau opfert an anderer Stelle die gleiche Fläche wieder bewalden muß. Dieser Vergleich zeigt aber auch, daß man weder Menschen, noch alte Bäume eins zu eins ersetzen kann.

Aus diesen Gründen muß sich Deutschland gefallen lassen, daß für Deutschland in Punkto Flüchtlinge strengere Maßstäbe gelten, als für andere  europäische Länder, denn diese haben das Leid des 2.WK nicht auszugleichen.

 

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isalo kommentierte am 13. September 2024 um 17:33

Aus diesen Gründen muß sich Deutschland gefallen lassen, daß für Deutschland in Punkto Flüchtlinge strengere Maßstäbe gelten, als für andere  europäische Länder, denn diese haben das Leid des 2.WK nicht auszugleichen.

Das sehe ich auch so, so traurig wie es ist und wir damals noch nicht auf der Welt waren. Meine Eltern haben mit mir nicht darüber reden können, das vermisse ich heute noch.

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wandagreen kommentierte am 13. September 2024 um 19:12

Wer ist denn "Deutschland"? Die Menschen, die du meinst, sind längst tot oder uralt. Gibt es eine Erbschuld? Eine Sippenhaft? Bedingt stimme ich dir durchaus zu, aber da geht es um Israel. Allein. // Andere Länder haben nix aufgearbeitet, gar nix und es gibt (fast) überall Völkermord. Russland, Türkei, um nur einige zu nennen, die wir vor der Haustür haben, sozusagen. Nicht, dass dadurch etwas entschuldigt würde, das nicht. Trotzdem kann man nicht einerseits alles einfordern als Ankömmlinge, andererseits sich aber distanzieren. Wenn man dieser These folgt, dass Dtsch für alle Zeiten verantwortlich wäre, ist es auch jeder (mit), der die dt. Staatsbürgerschaft annimmt. Die Sachverhalte sind einfach zu kompliziert für eine Leserunde.

 

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Klugscheisser kommentierte am 13. September 2024 um 19:49

Ja, die Täter sind tot.

Aber wir alle die in Deutschland leben sind die Erben und müssen den Schaden des WK2 bezahlen, so wie Du bezahlen mußt, wenn Du irgendetwas kaputt machst.

Jeder der in Deutschland Steuern zahlt trägt seinen Teil dazu bei. Das müssen natürlich auch Eingewanderte, da sie von der Infrastruktur des Nach-Hitler-Deutschland profitieren.

Was wäre das denn für ein Signal in die Welt, wenn man halb Europa in Schutt und Asche legt und dann den Schaden nicht bezahlen muß ?!!.

Und die Deutschen hatten ja noch Glück, daß ihnen die Weltgemeinschaft dennoch Wohlstand erlaubt hat und nicht permanent den Gewinn zur Schadensregulierung komplett abgeschöpft hat.

"Whataboutism" bringt uns hier nicht weiter. Aber natürlich muß die Türkei für den Völkermord an den Armeniern einen Ausgleich leisten, alle europäischen Länder für die Schäden ihres Kolonialismus, Russland für die Ukraine usw.

Deutschland und seine Bewohner sind nicht "für alle Zeit" verantwortlich, sondern nur solange, bis die Schuld getilgt ist. Du kannst ja mal überschlegen, wie lange das dauert.

Deutschland ist ja nicht einmal bereit für den in Polen im Krieg angerichteten materiellen Schaden zu bezahlen. (Natürlich dürfte Dtl. hierbei den Wert der geklauten Autos in Abzug bringen).

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wandagreen kommentierte am 14. September 2024 um 00:51

Das eine ist die Theorie (alle müssen für den Schaden, den sie anrichten bezahlen), das andere die Praxis: tun sie nämlich nicht.

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Klugscheisser kommentierte am 14. September 2024 um 01:10

Doch Wanda,

sehr viele tun das. Natürlich nicht alle. Es gibt viele Ausgleichsfonds. Social Media Firmen werden zu Milliarden-Strafzahlungen verdonnert. Das Kartellamt verhängt laufend Millionenstrafen bei illegalen Preisabsprachen. Firmen und Konzerne werden zu Schadensersatz verurteilt. Deutschland zahlt an Israel.

Die Liste ließe sich noch sehr lange fortsetzen.

Dieses Ja /Nein Schwarz /Weiß bringt uns als Gesellschaft nicht weiter und die Leute resignieren.

Ich bin ja sehr für klare Ansagen  und Haltung, aber man muß schon auch differenzieren und die kleinen Pflänzchen beachten.

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wandagreen kommentierte am 14. September 2024 um 09:19

Das ist am Thema vorbei. Es ging um Länder und Staaten, (du erinnerst dich, du sprachst von Deutschland - ich von Russland und der Türkei, etc.) nicht um Institutionen.Das möchte ich sehen, wie Russland Reparationen an die Ukraine bezahlt! (Dass Russland neu aufbaut, wenn es das Land dann  besetzt und besiegt hat, sehe ich nicht als Reparationsleistungen, das hat R. ja mit anderen Staaten gemacht, Tschetchenien z.B.).Oder die Türkei den Armeniern oder den Kurden etwas bezahlt.

"Deutschland zahlt an Israel."  EBEN. Deutschland übernimmt Verantwortung. Andere Staaten? Pustekuchen. (Nicht, dass die historische Schuld damit beglichen werden könnte).

Das ist eine interessante Diskussion, aber sie sprengt den Rahmen einer LR.

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Klugscheisser kommentierte am 14. September 2024 um 22:13

Hallo Wanda,

ich denke schon, daß Russland bezahlen wird, wenn dieser Krieg vorbei ist. Natürlich nicht freiwillig, man wir die Kosten von Russlands eingefrorenen Auslandsvermögen begleichen.

Dies ist eine Übergangszeit vom Schlechten zum Guten, wie dies immer in der Menschheitsgeschichte der Fall war. Fatalistische Parolen und Denkweisen bringen uns nicht weiter.

Wo, denkst Du, sollte denn eine solche Diskussion stattfinden, wenn nicht in der Leserunde eines Buches, das all diese Fragen triggert ?

Ich denke, wenn es ausufern sollte, werden die Admins eingreifen.

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Klene123 kommentierte am 14. September 2024 um 13:25

Am Ende des Buches angekommen, habe ich irgendwie ein Gefühl der Leere. Wie Reza bin ich noch irgendwo dazwischen, in der Geschichte nie richtig angekommen. Die Sprache und die Bilder fand ich super, sehr eingehend und nachdenklich machend. Allerdings dazwischen immer wieder diese Leere. Warum haben die Eltern so lange ausgehalten hier in Deutschland, der Vater hat ja doch schnell resigniert. Warum hat sich Reza für bestimmte Handlungen entschieden, nur aus Langeweile? Wie hat es sich wirklich angefühlt so viel Macht über andere Menschen zu haben, sie abhängig zu machen?

Die Distanz hat mir das Verständnis schwer gemacht und irgendwie ist mir dennoch klar, dass vieles nur durch diese Distanz - den Blick durch das Glas - zu ertragen war. Ich weiß nicht wie mein Urteil über das Buch letztendlich ausfallen wird, ein Leseerlebnis war es auf jeden Fall. Doch was bleibt nachhaltig für mich zurück?

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Klugscheisser kommentierte am 14. September 2024 um 16:01

Hallo Klene123,

wohin hätte der Vater schon gehen können. Zurück in Iran ?  Den Grund, warum er Iran verlassen mußte, kennen wir nicht, aber vermutlich war ihm die Rückkehr nicht möglich.

Auch ich frage mich am Ende des Buches, was bleibt ? Ganz sicher viele großartige Sprachschöpfungen. Die habe ich mir schon alle rausgeschrieben. Inhaltlich allerdings ist da nichts, das nachhallt. Ich werde dieses Buch eher nicht nochmal lesen, wie andere, die ich im Laufe meines Lebens mehrmals las.

Aber es wird in meinem Bücherregal stehen, des schönen Covers wegen und als Erinnerung an diese interessante Leserunde.

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Tara kommentierte am 14. September 2024 um 22:09

 ein Leseerlebnis war es auf jeden Fall.

Ja, das war es und dein zweiter Satz hat mcih gerade zum Schmunzeln gebracht, da das auch genau mein Gefühl war.

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Elchi130 kommentierte am 16. September 2024 um 20:19

"Warum haben die Eltern so lange ausgehalten hier in Deutschland, der Vater hat ja doch schnell resigniert."

Die Eltern kamen ja nicht aus einem freien Land oder einer Demokratie. Da ist es wahrscheinlich nicht so einfach, wieder zurückzugehen. Dafür muss sich erst etwas in dem Land ändern. 

"Die Distanz hat mir das Verständnis schwer gemacht,..."

Mir auch. Ich konnte mich nicht einfühlen, sodass ich auch kaum etwas mitnehmen werde...

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Tara kommentierte am 14. September 2024 um 22:06

Nun habe ich das Buch durch und hänge auch so ein wenig dazwischen.
Der Erzählstil des Autors gefällt mir sehr, aber inhaltlich bleiben so viel Fragen offen.
Für mich ist Rezas Verhalten und seine Reaktionen oft schwierig zu verstehen.
Aber viel erfahren wir gar nicht über ihn und seine Familie.
Warum sind sie aus dem Iran geflohen ?
Wie sind sie hierhin gekommen ?
Warum Deutschland ?

Rezas Beobachtungen über Deutschland sind treffend, aber manchmal erscheinen sie mir ein wenig einseitig.
Gut gefällt mir, wie der Autor die kulturellen Unterschiede herausgearbeitet hat.

Das Buch hat gerade mal 192 Seiten und dafür bietet es ausgesprochen viel, dass ich nun erst einmal sacken lassen muss.

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Klugscheisser kommentierte am 14. September 2024 um 22:35

Ja, definitiv zu viele offene Fragen auf deren Beantwotung wir Lesende ein Anrecht hätten.

Ich denke, zwischen Autoren und den Lesenden besteht prinzipiell eine Beziehung, die sich nicht nur, aber auch aus dem Pekuniären ergibt. Wir Lesende sind keine Bittsteller und für uns gilt nicht das Prinzip: Friss oder stirb !

Nun zu den Flüchtlingen, Geflüchteten, Migranten, ganz wie ihr wollt:

Wenn jemand dumm und faul zugleich ist, dann sind Hopfen und Malz verloren, dann bleibt der Gesellschaft nur übrig, für diesen einen Ort zu schaffen, wo bis zu seinem Tiode eine artgerechte Haltung möglich ist.

Wenn jemand nur dumm ist, dann muß man ihn in den Arsch treten, damit er aus seiner "Komfortzone" rauskommt.

Wenn jemand klug und faul ist, dann gibt es durchaus legale Nischen, in denen er produktiv sein kann und der Gesellschaft nicht auf der Tasche liegt.

Wenn jemand aber klug und nicht faul ist, dann wäre die Gesellschaft gut beraten alles zu tun, damit dieser Mensch sein Potential entfaltet.

Das gilt natürlich genauso für die "Bio-Deutschen" (Verdammt, könnte mir vielleicht mal jemand einen besseren Begriff nennen !)

 

 

 

 

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galaxaura kommentierte am 14. September 2024 um 23:13

Das gilt natürlich genauso für die "Bio-Deutschen" (Verdammt, könnte mir vielleicht mal jemand einen besseren Begriff nennen !)

"in Deutschland Geborene"

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Klugscheisser kommentierte am 14. September 2024 um 23:49

@Galaxaura

"in Deutschland Geborene" hilft uns leider nicht weiter, denn bereits die Kinder derjenigen, die aus Italien, der Türkei und anderen Ländern zu uns gekommen sind und zu einem großen Teil zum Wohlstand dieses Landes beigetragen haben, indem sie sich den Arsch abgearbeitet haben mit Jobs die kein "Bio-Deutscher" mehr machen wollte, sind in Deutschland geboren.

Mit "Bio-Deutschen" meine ich Menschen, deren Eltern bereits von Deutschen geboren wurden. Deren Familien Hitler entweder direkt unterstützt und gefeiert haben oder Mitläufer waren. Von denen 30 % die AfD wählen und sich die damaligen Verhältnisse wünschen usw.usw.

Hier zu uns kommen Menschen, die sich vermutlich in letzter Konsequenz in ihrem Querschnitt nicht allzusehr von der deutschen Gesellschaft unterscheiden: Menschen die klug sind, fleissig, fleissig und klug, mitfühlend, strunzdoof, charakterliche Arschlöcher, Frauenversteher, Chauvinisten, usw, usw. 

Wir tuen uns keinen Gefallen damit, nicht genau hinzusehen und nicht genau zu unterscheiden, wen wir vor uns haben. Zu uns kommen sowohl Gefolterte, als auch Folterer.

Ja, wie jedes Tier hat auch jeder Mensch, als Geschöpf Gottes, oder als Produkt der Schöpfung, ganz wie man will, eine Daseinsberechtigung, also muss die Gesellschaft für eine artgerechte Haltung sorgen. Sie tut dies aber nicht, indem sie einen Wolf wie ein Schaf behandelt.

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galaxaura kommentierte am 15. September 2024 um 00:03

"Biodeutscher" ist ein schwer rassistischer Begriff für etwas, das es nicht gibt. Es gibt keinen guten Begriff für rassistische Begriffe für etwas, das es nicht gibt. Es ist falsch, diesen Begriff zu verwenden und damit Rassismus zu reproduzieren. Wenn du aber unbedingt Rassismus reproduzieren möchtest, zu welchem Zweck auch immer, musst du diesen Begriff verwenden. Oder du schreibst einen deiner blumigen Beiträge, in denen du unendlich ausschweifst und unbedingt Recht behalten musst, das geht natürlich auch. Muss mensch echt erstmal schaffen, auf DREI Worte so viel Zeug zu antworten. Ah, bitte nicht vergessen, mir jetzt noch Moralismus und Maßregelung vorzuwerfen.

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Klugscheisser kommentierte am 15. September 2024 um 01:57

@ galaxaura

Was genau ist denn das "schwer Rassistische" an dem Begriff   "Bio-Deutscher " ?

Ich habe doch erklärt, was ich damit meine, das kann man doch nicht einfach ignorieren !! Dann nenne mir doch bitte einen Begriff, der das ausdrückt und deiner Meinung nach nicht rassistisch ist !!

Man muß doch komplett verbrettert sein, wenn man aus meinen Posts herausliest,daß ich "Rassismus reproduzieren will"

Und natürlich gibt es Menschen, deren Eltern, deren Großeltern, deren Urgroßeltern in Deutschland geboren sind und die ich gerne irgendwie begrifflich erfassen möchte, da das für meine kulturphilosophischen Betrachtungen nun mal wichtig ist. Was ist daran auszusetzen ?

Ja, meine Beiträge sind blumig und ich schweife unendlich aus !  Ist dagegen irgendetwas einzuwenden ? Ja, ich rede Klartext, ich sage meine Meinung zu den Dingen und laviere nicht rum und drücke mich nicht Wischi-Waschi aus, um es jedem recht zu machen. Dies ist eine Leserunde und dabei geht es um Literatur, das geschriebene Wort, das die Welt widerspiegelt ! Ich habe in den Nutzungsbedingungen keine Vorschrift gefunden, daß man sich knapp äußern muß oder daß man nicht ausschweifen darf.

Ich mecker doch auch nicht an deinen langen Beiträgen rum. Ganz im Gegenteil. Eben habe ich deine ausführliche Rezi gelobt bis auf zwei Sätze, die ich nicht gut fand.

"So viel Zeug antworten" ist auch irgendwie unverschämt. Ich fühle mich mit "so viel Zeug antworten" auf drei Worte übrigens gar nicht alleine. Auf die drei Worte " Es werde Licht" hin wurden ganze Wälzer geschrieben !

Du nimmst Dir heraus wegen eines politisch vielleicht unkorrekten Wortes Leute zu maßregeln von denen Du überhaupt nichts weißt ! Das ist nicht in Ordnung !

Wir können hier gerne vereinbaren, daß ich nicht mehr auf deine Beiträge antworte und Du nicht auf meine, dann haben wir beide unsere Ruhe voreinander.

Aber dann mußt Du auch bitteschön eine entsprechende Willenserklärung abgeben. Und bis das geschieht, nehme ich mein Recht in Anspruch an dieser Leserunde teilzunehmen und auf Beiträge zu antworten, so wie jeder andere auch.

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galaxaura kommentierte am 15. September 2024 um 10:46

Ich versuch es mal möglichst kurz, um nicht die Leserunde hier zu sprengen.
Ich habe schon unsere letzten zwie gemeinsamen Leserunden (also diese hier inklusive) versucht, auf keinen deiner Beiträge zu antworten, es wundert mich ein bisschen, dass dir das nicht aufgefallen ist. Das silent agreement mit mir selbst besteht schon. Ausnahmen muss ich für mich da machen, wo es um Gendersensibilität und Rassismuskritik geht - das finde ich dann doch politisch zu wichtig. Und selbst da hab ich mich schon zurückgehalten und bin nicht auf die ersten Möglichkeiten angesprungen. Bei dem Begriff "Biodeutsche" hat's bei mir dann den Rahmen gesprengt und ich habe versucht, darauf so knapp wie möglich zu antworten im ersten Versuch. Auch beim zweiten hätte ich die letzten Sätze einfach weglassen sollen, da gebe ich dir Recht. Da ist was geplatzt in mir in dem Moment.
Eigentlich hast du sehr gut selbst erklärt, warum der Begriff schwer rassistisch ist und ich würde dich bitten, dazu einfach kurz mal google zu befragen, ich kann dir rein zeitlich hier nicht einen ausführlichen Beitrag dazu schreiben. In Kürze: Du kannst den Begriff nicht nutzen und denken, ohne dass du den Begriff "Arier" implizierst. Und der Begriff greift zurück auf etwas, was es faktisch nicht gibt, nicht geben kann, denn, das weißt du, Grenzen wurden immer willkürlich gemacht, es gibt kein "Volk". Wenn du den Begriff benutzt, implizierst du das aber. Und Achtung: Wenn ich sage, dass du damit Rassismus reproduzierst, dann sage ich genau nur das. Ich unterstelle dir zu keinem Zeitpunkt damit gewollten und aktiven Rassismus. Aber wir können viel erreichen in unserer Welt, wenn wir Rassismus auch nicht reproduzieren. 
Was ich versucht hatte, dir zu sagen ist: Es gibt einfach keinen richtigen oder besseren Begriff für etwas komplett Falsches. Das ist nicht möglich und eigentlich auch gut so, weil dadurch immer konnotiert bleibt, dieser Begriff ist falsch. Und darum ist es dir vollkommen zu Recht unangenehm, ihn zu verwenden und es ist doch super, dass das so ist. Wenn du ihn nicht verwenden willst, dann mach es doch bitte genau so, wie du es im zweiten Schritt gemacht hast: Du erklärst, was du damit meinst, statt den Begriff zu verwenden. Ja, dann wird es ein bisschen länger, aber - und diesmal meine ich das echt nicht böse!!! - gegen ein paar mehr Worte hast du doch nichts. ;) Der Vorteil ist, dass du dann sogar dein eigenes kritisches Denken direkt mit einbringen kannst.
Du hast natürlich Recht, du kannst, darfst, von mir aus sollst hier schreiben und aussprechen, was auch immer du willst, ja, es gibt da keine klaren Regeln. Mir persönlich geht es so, dass deine Beiträge oft vom eigentlichen Werk recht weit entfernt sind und doch sehr assoziativ unterwegs sind, ich bin offen, mich nervt es, ich mag mich in Leserunden über Bücher austauschen, aber das kann ich ja über ignorieren klären, und ich weiß, das ist meine Meinung. Schwierig finde ich den belehrenden Ton, der durch fast jeden Beitrag schwingt und das immer das letzte Wort haben müssen. Aber wie gesagt, da hab ich meinen Weg schon gefunden, you do you. Wo es für mich aufhört, ist genau dein Bewerten der Rezensionen anderer. Eine Rezension ist eine Meinungsäußerung, wieso bist du der Meinung, du müsstest die kommentieren und oft ja sogar bewerten? Aus welcher Position heraus? Für den Austausch haben wir die Leserunde. Mit deiner Bewertung von Rezensionen gehst du auf einmal in den öffentlichen Raum und diskreditierst dort Menschen. Warum? Schreib doch ne persönliche Nachricht, wenn du es gar nicht aushältst. Hier schreibt ja kein Fachpersonal, das sind Menschen, die das als engagiertes Hobby betreiben. Rezensionen von Profis kommentieren und hinterfragen, okay. Aber deinen Weg finde ich da wirklich schwierig, das hat für mich auch nichts mehr mit Offenheit und Ehrlichkeit zu tun. Und was lässt dich vermuten, dass deine Meinung Relevanz hat für mich? Wieso gibst du ungefragt Feedback unter Peers? In welcher Welt ist das eine gute Idee? Ich hätte zu deiner Rezension auch ne Menge zu sagen, aber ich fände das einfach grundfalsch, du gibst eine literaturkritische und ästhetische Bewertung ab, und das ist ja dein gutes Recht, meine Meinung dazu könnte ich privat mit dir klären, wenn ich das wollte (ich will nicht :) ).
Zu einem Punkt noch: Du wirfst mir vor, es wäre nicht in Ordnung, Menschen wegen political incorrectness anhand eines Wortgebrauches zu korrigieren, über die ich gar nichts weiß. Das Gegenteil ist der Fall. Ich weiß nichts von dir, also muss ich nach dem Wort gehen, das du benutzt und ich muss deine Sprache als gewählt annehmen, wenn du dich in einem literaturkritischen Forum bewegst. Ich habe dabei nicht den Menschen beurteilt, sondern den Wortgebrauch. Und der ist nicht "vielleicht" nicht okay, der ist nicht okay für jeden Menschen, der sich jemals mit rassismuskritischer Sprache beschäftigt hat. Im Jahr 2024 sollten wir das inzwischen wirklich alle tun, vor allem, wenn wir uns doch mit Literatur und Kultur beschäftigen. Denn das hätte bestimmt ganz tolle Folgen für genau die Welt, die der Autor in diesem Buch beschreibt. 
Ich sage dir jetzt schon, dass ich auf deine Antwort hier nicht reagieren werde - nicht weil ich beleidigt bin, nicht weil ich dir den Raum nicht geben will oder das nicht lesen werde, einfach, damit das hier nicht die Runde sprengt. 

 

 

Thema: Lektüre Teil lII; Seite 114 bis Ende
Klugscheisser kommentierte am 15. September 2024 um 13:02

@galaxaura

Damit sich die Teilnehmer der Leserunde ihr eigenes Urteil über den Begriff "Bio-Deutscher" bilden können, hier eine neutrale Definition des Begriffes aus dem Netz:

Der Begriff „Bio-Deutscher“ ist ein umgangssprachlicher Ausdruck, der ironisch oder kritisch verwendet wird, um jemanden zu bezeichnen, der als ethnisch deutscher Staatsbürger ohne Migrationshintergrund gilt. Er wird oft in Diskussionen über Identität, Migration und Integration in Deutschland verwendet.

Zur Kommentarfunktion bei Rezensionen:

Wenn ein Kommentar zu Rezensionen nicht erlaubt oder gewünscht wäre, dann wäre diese Funktion nicht eingerichtet worden.

Jeder Nutzer der Plattform hat das Recht, auch zu Rezensionen seinen Kommentar abzugeben !

Das ist auch gut so, denn sonst könnte ja jemand mit seiner Rezension einen irreführenden Eindruck vom Buch vermitteln, ohne daß dies richtiggestellt werden kann und dadurch einen Fehlkauf auslösen. Man kann nicht von einem Besucher, der sich nur kurz einen Eindruck vom Buch verschaffen will, verlangen, daß er sich durch die Leserunden arbeitet. Durch die Rezensionen zusammen mit den dazugehörigen Kommentaren hat der Interessierte die Möglichkeit sich einen Eindruck vom Werk zu machen. 

Darüber hinaus überlasse ich die weitere Kommentierung deines Beitrages den Teilnehmern der Leserunde, sofern überhaupt jemand Lust dazu hat.

Thema: Lektüre Teil lII; Seite 114 bis Ende
galaxaura kommentierte am 15. September 2024 um 12:59

Super, nächstes Mal gerne auch die Quelle nennen, damit die Menschen die Neutralität überprüfen können - und sehen können, ob hier auch alles, was da stand, zitiert wurde.
Und dann bitte auch erwähnen, dass die NPD den Begriff benutzt hat zur Unterscheidung von "Biodeutschen" und "Passdeutschen", dass der Begrif eine Ethnie darstellen möchte, die es so nicht gibt, da es nie eine "deutsche" Ethnie gab, und nicht zuletzt bitte auch erläutern, dass dieser Begriff vor allem im Rechten Spektrum und auch sehr aktiv von der AfD benutzt wird, um deutlich zu machen, wer ein Recht hat, in der BRD zu leben. 
Und dann fragen wir uns nochmal, hm, ist dieser Begriff unter Umständen rassistisch und rechts geprägt? Sollte mensch ihn also verwenden und reproduzieren? 

Thema: Lektüre Teil lII; Seite 114 bis Ende
Klugscheisser kommentierte am 15. September 2024 um 13:42

Wer mehr über den Begriff  "Bio-Deutscher" wissen möchte, dem sei der entsprechende ausführliche Wikipedia-Artikel empfohlen.

 

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galaxaura kommentierte am 15. September 2024 um 13:48

Cool, da stimme ich dir sogar zu.

Thema: Lektüre Teil lII; Seite 114 bis Ende
Klugscheisser kommentierte am 15. September 2024 um 15:34

Schön.  Und ich bin Gentleman genug, Dir das letzte Wort zu lassen.

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Christina19 kommentierte am 16. September 2024 um 13:52

Ich habe mir auch die Frage gestellt, weshalb sie überhaupt ihre Heimat verlassen haben, wenn sie hier doch so offensichtlich nicht glücklich waren. Die Gründe der Auswanderung/Flucht werden ja leider nicht aufgelöst, was aber auf S. 168 rauskommt, ist, dass die Eltern sich Deutschland anscheinend nicht ausgewählt haben und genauso gut in Finnland oder Spanien hätten landen können. Vielleicht erklärt das ein wenig ihre Unzufriedenheit, denn womöglich hätten sie anderswo besser Fuß fassen können.

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leseleucht kommentierte am 15. September 2024 um 10:33

Im letzten Teil finde ich das Bild recht passend, dass der Erzähler für sich selbst findet: ein Wurm, der sich in das Glas des Goldfischglases bohrt. Beide Seiten sehen ihn auf der jeweils anderen. Er ist einer, der beobachtet, aber sich auch zu keiner Seite gehörend fühlt.

So ganz stimmt es vielleicht aber doch nicht, da er ja mitzuschwimmen scheint auf der Seite des Viertels, in dem er aufgewachsen ist. Er dealt mit Drogen, kleidet sich ähnlich wie die Junggangster aus seinem Viertel. Hat Kontakte zu Kleinkriminellen, hat eine Waffe und Falschgeld. Und wird auch erwischt, als er Drogen aus Holland schmuggelt. Aber er hat immer irgendwie Glück: Strafe auf Bewährung, eine Ohrfeige statt einer heftigen Abreibung.

Allerdings empfindet er seine Existenz wohl kaum als glücklich. Er kommt nirgendwo an. Zwar macht er sich am Ende auf, aus dieser trostlosen Gegend herauszukommen, nachdem seine Eltern zurückgegangen sind in den Iran. Aber er will kein Weiter- oder Vorwärtskommen, weil er das als das Merkmal des ihm so verhassten Landes erscheint, in dem er gezwungen ist, seine Jugend zu verbringen. So richtet er sich nirgendwo ein, hat keine Ziele und entschließt sich am Ende, Deutschland zu verlassen. Auch wenn er die deutsche Sprache als sein Gepäck oder seinen Ballast mitnimmt.

Sicherlich ist das Schicksal des Erzählers oder des Autors, am Ende verwischt er die Grenzen selbst, tragisch und bedauernswert. Man kann gut nachvollziehen, wie ein junger reflektierter Mann zu seinem Schicksal, das er sich nicht ausgesucht hat, steht. Für ihn ist Deutschland sicher so, wie er es auf den letzten Seiten voller Abneigung beschreibt. Aber Deutschland ist nicht nur so. Das Buch zeigt eine gescheiterte Integratin von beiden Seiten: Dem Erzähler begegnet in seiner ghettoisierten Welt ein Land kennen, das sich ihm so präsentiert, dass er es nur ablehnen kann. Anders als seine Eltern hat er aber auch keine Wurzel in seiner ursprünglichen Heimat. Am Ende kann er sich wenigstens dafür entscheiden, Luftwurzeln zu entwickeln und das, was er braucht, für sich aus dem Moment zu nehmen. Er bleibt nirgendwo verhaftet und lebt in einem Weiter, dass nicht das Weiter im Sinne eines Weiterkommens ist, wie es ihm in Deutschland vorgelebt wurde und von dem er sich abgehängt fühlte.

Dass seine Existenz nicht so endet wie die seiner Gefährten aus Jugendzeiten, verdankt er meiner Meinung nach seinen Eltern. Ihnen setzt er in diesem Roman ein bewundernswertes Denkmal. Das Bild seiner Eltern ist es, was mich an diesem Roman berührt. Auch ihnen gelingt es nicht, in der neuen "Heimat" Fuß zu fassen. Aber es gelingt ihnen, die sie in ihrem Land verwurzelt sind, ihre Erbe zu bewahren: ihre Würde und ihr Mitgefühl. Auch wenn ihre Existenz in Deutschland, gemessen an dem, welchen Status an Bildung und beruflichem Status sie in ihrer Heimat errungen haben, bemitleidenswert erscheint, vermitteln sie ihrem Sohn eine Einstellung zum Leben, die ihn davor bewahrt, auf das Niveau der Kleinkriminellen und Halbstarken herabzusinken und eine kritische Distanz dazu zu bewahren. Dem Bild der Eltern zolle ich großen Respekt.

Im Schlussteil stört mich eher wieder die pathetisch überhöhte Sprache, die nicht klar fassen lässt, worum es eigentlich gehen soll. Ähnlich wie mir die Hauptfigur immer wieder durch die Finger gleitet, mir aber letztlich eher fern und unsympathisch bleibt mit ihrer, wenn auch verständlichen, Unversönlichkeit gegenüber der Welt.

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Klene123 kommentierte am 16. September 2024 um 15:25

Ich stimme dir zu, dass es ihm nicht ganz gelingt "nur" im Glas zu bleiben.

Und seine Eltern hast du gut beschrieben, ich denke auch, dass sie ein gutes Vorbild waren, etwas aus sich zu machen auch wenn sie es letztendlich in Deutschland nicht so verwirklichen konnten wie sie wollten.

Thema: Lektüre Teil lII; Seite 114 bis Ende
Christina19 kommentierte am 16. September 2024 um 13:41

Das Ende hat mich nun doch ziemlich traurig zurückgelassen. Es wäre schön gewesen zu lesen, dass der Erzähler später doch noch Anschluss gefunden hat, sich einen Freundeskreis aufgebaut hat und sich nun wohlfühlt. Dass er aber offensichtlich seinen Lebensmittelpunkt in ein anderes Land legen möchte, spricht nicht gerade für Deutschland und unsere Gastfreundschaft.

Trotzdem muss ich auch festhalten: Bis zum Schluss habe ich mich gefragt, weshalb die Eltern an der Situation nichts geändert haben. Scheinbar haben sie sich Deutschland ja nicht als Zielland ausgesucht, aber innerhalb des Landes hätten sie sich ja trotzdem frei bewegen können. Warum haben sie sich also keine andere Wohnung in einem Viertel gesucht, in dem nicht solche Zustände herrschten? Bestimmt ist es nicht einfach gewesen, etwas Bezahlbares zu finden, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Womöglich hätte das ihnen und dem Erzähler erleichtert, Anschluss in Deutschland zu finden und er wäre nicht auf die schiefe Bahn geraten.

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Klene123 kommentierte am 16. September 2024 um 15:27

Umziehen wäre wirklich auch eine Möglichkeit gewesen, aber das bleibt leider auch eine der vielen unbeantworteten Fragen.

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Christina19 kommentierte am 16. September 2024 um 17:11

Das stimmt. Obwohl mich das Schicksal der Familie betroffen macht, denke ich mir ein Stück weit auch: "Jeder ist seines Glückes Schmied." Dass der Neuanfang in einem fremden Land nicht einfach ist, möchte ich gar nicht in Frage stellen: fremde Sprache, andere Sitten und Traditionen, ungewohnte Nahrungsmittel, Ausländerfeindlichkeit... Trotzdem, das Leben ist das, was du daraus machst.

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Elchi130 kommentierte am 16. September 2024 um 19:42

Schwierig. Es bleiben Schlaglichter, die mir gezeigt werden, die für mich jedoch zu viele Lücken aufweisen. Manches ist und bleibt für mich unverständlich, weil mir der Hintergrund fehlt, so dass ich mit Fragezeichen im Kopf lese. Seine Sozialisation ist anders, manchmal erkenne ich Begebenheiten wieder und manches Mal gibt es keinen Anknüpfungspunkt zu meinen Erfahrungen, zu meinem Leben.

Bis zum Schluss gelingt es mir nicht, mir ein umfassendes Bild von der Hauptfigur zu machen. Es fehlt Tiefe und Emotion. Beeindruckt hat mich, dass er sein Leben in Teilen in einer Therapie aufarbeitet, auch wenn er hier nur an der Oberfläche kratzt. Trotzdem ist es mehr als manch anderer wagt.

Thema: Lektüre Teil lII; Seite 114 bis Ende
Elchi130 kommentierte am 16. September 2024 um 19:55

Ich habe hier mit euren Beiträgen gerade erst begonnen und merke, dass ich sie zu (ver-)urteilend finde. Mir ist spontan der Satz " Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein" und auch "gehe erst einmal in den Schuhen des anderen, bevor du urteilst.

Der Autor ist seiner Kindheit und Jugend entwachsen. Er hat es auf die andere Seite des Grases geschafft. Erst mit seiner Berliner Kneipe, nun mit zwei Büchern. Da sehe ich sehr viel Entwicklung drin und freue mich für ihn.

Thema: Lektüre Teil lII; Seite 114 bis Ende
Klugscheisser kommentierte am 16. September 2024 um 20:22

Auch ich erliege stellenweise der Versuchung die Figur des Reza mit dem Autor gleichzusetzen.

Der Spruch mit den Schuhen des anderen gefällt mir auch sehr gut, er ist aber nicht auf alle Bereiches des Lebens sinnvoll anwendbar, denn damit ließe sich dann alles rechtfertigen.

Doch sind wir hier primär als Kritiker unterwegs und nicht als Sozialarbeiter oder Priester.

Wie der Autor sich rausgebissen hat finde ich großartig !

Die Gewalt dagegen, die die Figur des Reza gegenüber Schwächeren ausgeübt hat, er hat ja Personen teilweise regelgerecht zerstört, kann ich nicht mit äußeren Umständen rechtfertigen und wenn ich hierbei das Prinzip der "Schuhe des anderen" anwenden würde, dann müßte ich, konsequenterweise z.B. auch einen Serienmörder freisprechen.

Natürlich soll jeder das Buch seinem eigenen Wesen entsprechend beurteilen. Und das ist auch gut so. So ist das Urteil des einen milder, das anderer schärfer.

Leider fehlen uns Lesenden viele Informationen um ein umfassendes Urteil abgeben zu können.

 

Thema: Lektüre Teil lII; Seite 114 bis Ende
Elchi130 kommentierte am 16. September 2024 um 21:18

"Auch ich erliege stellenweise der Versuchung die Figur des Reza mit dem Autor gleichzusetzen."

Für mich ist das so oder hat er das abgestritten?

"Leider fehlen uns Lesenden viele Informationen um ein umfassendes Urteil abgeben zu können."

Die vielen Lücken stören mich am meisten.

"...wenn ich hierbei das Prinzip der "Schuhe des anderen" anwenden würde, dann müßte ich, konsequenterweise z.B. auch einen Serienmörder freisprechen."

Versuchen, sich in die Situation des anderen hineinzuversetzen bedeutet für mich nicht, alles gutzuheißen oder zu entschuldigen. Es bedeutet für mich vielmehr, dass ich mir Gedanken darüber mache, ob mir das in seiner Situation auch hätte passieren können -  nicht als ich, sondern als er.

Wir haben uns bisher keine Karten für die Lesung geholt. Mein Mann liest das Buch auch gerade. Ich bin jedoch sehr neugierig auf den Autor. Wie wirkt er auf mich und was hat er zu seinem eigenen Buch zu sagen...

Thema: Lektüre Teil lII; Seite 114 bis Ende
Klugscheisser kommentierte am 16. September 2024 um 21:31

Hallo Elchi,

es würde mich sehr interessieren, wie die Lesung verläuft und der Autor eure Fragen beantwortet.

Wäre schön, wenn ihr das dann danach hier posten oder mir als Nachricht schicken würdet.

Vielen Dank

Thema: Lektüre Teil lII; Seite 114 bis Ende
Birte kommentierte am 23. September 2024 um 12:31

Jetzt ist es zwei Tage her, dass ich den dritten Abschnitt beendet habe, und ich merke, dass die Details nicht hängengeblieben sind - nur, dass Reza schlau genug war, trotz krimineller Aktivitäten um eine Gefängnisstrafe herumzukommen. Und er hat sein Abitur geschafft und sich danach auch "freigeschwommen". Ich habe mitgenommen, dass seine Mutter auch ohne viele Worte eine Art moralischer Anker war, den Reza akzeptieren konnnte. Auch hatte ich den Eindruck, dass die Mutter deutlich aktiver als der Vater war, um in Deutschland anzukommen.

Das Gefühl, weder noch dazuzugehören, wurde aus meiner Sicht im Text deutlich dargestellt. Da steckt für mich auch ein Teil Stolz drin, seinen eigenen Weg zu verfolgen (auch wenn der ja eher destruktiv war). 

Ich denke, das der Roman es schafft, dass der/die LeserIn ein wenig "in den Schuhen des anderen laufen" kann (was hier ja auch schon erwähnt wurde). Für mich stelle ich fest, dass ich den Roman mehr wie eine "MenschenLeben"-Story gelesen habe, wo ich eine gewisse Distanz halte, mich aber auch faszinieren lasse und manchmal auch traurig bin, dass trotz aller Hilfsmöglichkeiten manchmal nur wenig ankommt.

Etwas verwundert war ich, dass die Leserundenabschnitte sich nicht an den drei Abschnitten des Buches orientiert haben.

Thema: Lektüre Teil lII; Seite 114 bis Ende
SunshineBaby5 kommentierte am 06. Oktober 2024 um 17:40

Ein wirklich großartiger Roman, der mir sehr gefallen hat. Allerdings habe ich nicht so ganz verstanden wieso ihm das "Aussteigen" nicht leichter gefallen ist. Seine Eltern haben studiert (sie haben ihn aber viel zu wenig in diese Richtugn erzogen), er hat Anschluss zu Klassenkameraden, hat sich aus dem Gangster-sein rausgehalten. Auch ist er doch aus der  "Cholera-Armut" rausgekommen.

Thema: Lektüre Teil lII; Seite 114 bis Ende
SunshineBaby5 kommentierte am 06. Oktober 2024 um 17:49

Mir ist vor allem auch noch aufgefallen, dass Rezas Beschreibung seiner Kindheit und Jugend doch gar nicht so weit von der Kindheit und Jugend deutscher Kinder entfernt war. Viel draußen, Dummheiten machen, Kaulquappen fangen, irgendwo rumhängen, Eltern nerven und man will sich auch in der Jugend nicht mehr an ihnen orientieren. Jeder war irgendeinem "Kreis" zugehörig, hat Gewalt mitbekommen.

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