Leserunde

Leserunde zu "Draußen die Welt" (Janet Lewis)

Draußen die Welt -

Draußen die Welt
von Janet Lewis

Bewerbungsphase: Bis zum 16.02.

Beginn der Leserunde: 23.02. (Ende: 16.03.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des dtv Verlags – 20 Freiexemplare von "Draußen die Welt" (Janet Lewis) zur Verfügung. Eine Leserprobe zum Buch findet ihr hier.

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

ÜBER DAS BUCH:

Über Würde und Standhaftigkeit in Zeiten des Aufruhrs

Mary Perrault, Anfang fünfzig, führt mit ihrem Mann und den vier Kindern ein beschauliches Leben im ländlichen Kalifornien. Aber dann bricht 1929 die New Yorker Börse zusammen: Der Kampf ums nackte Überleben bringt das Fundament der Gesellschaft ins Wanken und bedroht auch das innere Gleichgewicht der Familie Perrault. Immer wieder gerät Mary in Situationen, in denen sie entscheiden muss, ob sie zum eigenen Vorteil oder zum Wohle anderer handeln soll. In leuchtend klarer Sprache und mit unwiderstehlich sanftem Sog erzählt Janet Lewis am Beispiel des scheinbar unspektakulären Lebens einer Frau, wie der Mensch sich im Angesicht von Krisen sein moralisches Wertesystem und seine Würde erhalten kann.

ÜBER DIE AUTORIN:

Janet Lewis (1899-1998) lebte zumeist in Kalifornien mit ihrem Mann, dem Dichter Yvor Winters. Neben Lyrik schrieb sie vier Romane, darunter eine viel beachtete Trilogie um berühmte historische Justizfälle. Lewis war ihr Leben lang vehemente Kriegsgegnerin und Fürsprecherin der indigenen und schwarzen Bevölkerung.. Sylvia Spatz arbeitet als freie Lektorin und Übersetzerin aus dem Englischen, Italienischen und Französischen. Sie lebt mit ihrer Familie in Italien.

18.03.2023

Thema: Lektüre, Teil l; Seite 1 bis 128

Thema: Lektüre, Teil l; Seite 1 bis 128
Quilly kommentierte am 01. März 2023 um 18:13

Was für ein tolles Buch! Habe ich zu Beginn noch gedacht, naja, hier schleppt sich ja alles so dahin, bin ich nun, nach Beendigung des ersten Drittels, begeistert. Ich finde, man kann das Buch nicht so nebenbei lesen, aber wenn man sich gemütlich zurückzieht und in die Geschichte eintaucht, ist sie ziemlich gut.

Es ist ein schönes Sittengemälde der Zeit und was mir besonders gefällt ist, dass es von einer Zeitzeugin geschrieben wurde (das Original stammt immerhin von 1943). Ich finde man merkt den Unterschied, ob jemand aus der Jetztzeit sich in die damaligen 20er Jahre zurückdenkt und sich vorstellt, wie die Menschen damals gelebt und gedacht haben, oder ob es jemand schreibt, der wirklich wie sie gedacht udn gelebt hat und einfach nur die Realität niederschreibt. Es wirkt alles so authentisch, insbesondere die detailierten Beschreibungen der Pflanzenwelt, des alltäglichen Tagesablauf, des familiären Miteinanders und der Beschäftigungsmöglichkeiten der Zeit. Einfach interessant.

Auch die Gedankenwelt und Stellung der Frau - für heutige Zeiten in dieser Form einfach unvorstellbar - kommt gut rüber. Zum einen ist Mary das absolute Heimchen am Herd, das scheinbar nur glücklich ist, wenn sie sich für ihre Familie aufopfern kann und sogar ihr Freizeitvergnügen daraus zieht, dass sie während der Arbeit daran denkt, was die anderen schönes Unternehmen (feiern oder angeln gehen), aber andererseits ist sie so ausgerichtet, dass sie Männer gar nicht für voll nimmt, was diesem eigentlchen Heimchen schon wieder widerspricht. So behandelt sie ihren Mann mit einer Nachsicht, wie eine Mutter sie ihrem Kind gegnüber ausübt und auch ihre Bedenken gegenüber dem Verhalten Roses gründen nur darin, dass sie es sich mit Walter verscherzen könnte, wenn diese ihm nicht vorgaukelt, dass er taffer sei als sie. Mary stellt damit zugleich überhaupt nicht in Frage, das Frauen lebenstüchtiger sind als Männer, sondern dies läuft einfach unterschwellig als Tatsache mit.

Ich bin gespannt, wie es weitergeht und freue mich schon, in den nächsten Abschitt dieser Zeitreise einzutauchen.

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TochterAlice kommentierte am 01. März 2023 um 22:23

Ich sehe Mary nicht so sehr als Heimchen, sondern eher als eine Art Verwalterin oder Regisseurin - sie ist im Grunde die, die die Fäden zieht. Zwar auf eine sehr zurückhaltende Art und Weise (weswegen sie möglicherweise umso mehr respektiert wird), aber wenn es nötig ist, versucht sie, einzugreifen bzw. zu justieren.

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Bajo kommentierte am 02. März 2023 um 11:40

Ich sehe Mrs. Perrault auch nicht als Heimchen am Herd, ich denke, diesen Begriff gab es damals auch eher nicht. Interessant, jetzt, wo Du es sagst, empfinde ich es auch so: sie hat die Fäden irgendwie in der Hand, auf Ihre mitfühlende und zurückhaltende Weise.

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Quilly kommentierte am 02. März 2023 um 17:15

Aber zu welch einem Preis! Alle anderen legen die Füße hoch, frönen ihrem Hobby oder erholen sich, aber Mary darf permanent den zu dieser Zeit (ohne elektrische Hilfeetc.) sehr aufwendigen Haushalt stemmen und nur im Gedanken die Ausflüge begleiten, oder sie muss ihre Gefühle verbergen. So wie bei der Versammlung im Gemeindehaus, wo sie eigentlich traurig ist, weil sie ahnt, das sie ihre beste Freundin, ihre Verbindung zu ihrer schottischen Vergangenheit, verloren hat, sie aber dennoch fröhlich und unterhaltsam auftreten muss. Das ist doch eigentlich eher ein trauriges Leben und ein sehr hoher Preis um die Fäden in der Hand zu halten.

(P.S.: Apropos "Heimchen am Herd den Begriff gab es zu dieser Zeit noch nicht": Gebe es nur die Möglichkeit, eine Ausstrahlung mit den Begriffen der Zeit, in der eine Geschichte spielt zu umscheiben, könnte es schnell ziemlich eng werden. ;-) )

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Bajo kommentierte am 02. März 2023 um 18:57

M. E. arbeiten alle hart, Männer wie Frauen, allerdings keine kleinen Kinder. Es wird aus der Perspektive der Hausfrau und Mutter Mrs. Perrault erzählt. Würde aus der Perspektive von Mr. Perrault erzählt, wäre sein Alltag auch von Arbeit geprägt. Auch Melanie arbeitet, zunächst als Verkäuferin. Ebenso die Neffen Eustace und Walter.

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westeraccum kommentierte am 06. März 2023 um 10:06

Eigentlich arbeiten alle hart, sogar schon die beiden größeren Jungen, die überall mit anpacken. Ich glaube nicht, dass Mrs. Perrault unglücklich mit ihrer Situation ist, sie wird gebraucht und es ist selbstverständlich, dass sie für das leibliche Wohl der Familie sorgt. So war das damals, Mitleid ist in ihrem Fall überflüssig.

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Chuckipop kommentierte am 09. März 2023 um 14:22

Das denke ich auch, das Gefühl des gebraucht werdens hat sicherlich oberste Priorität. Damals waren die Probleme, Interessen und das, was sonst noch wichtig war, eben noch ganz anders gelagert...!

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ullap64 kommentierte am 02. März 2023 um 09:12

"Es ist ein schönes Sittengemälde der Zeit und was mir besonders gefällt ist, dass es von einer Zeitzeugin geschrieben wurde (das Original stammt immerhin von 1943)."

Toll, dass Du das recherchiert hast! Ich hatte mir schon so etwas gedacht, weil die Frauen immer mit Nachnamen beschrieben werden, das würde heute keiner mehr machen. 

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westeraccum kommentierte am 02. März 2023 um 09:15

Das ist mir auch aufgefallen, es wird immer vom Mrs. Hardy oder Mrs. Perrault gesprochen. Für mich war das erst fremd, aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt.

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TochterAlice kommentierte am 02. März 2023 um 12:54

Musste man das recherchieren? Ich wusste auch, dass das Original von 1943 ist und habe es dementsprechend gelesen. Ich weiß gar nicht mehr, woher ich diese Information habe, Recherchen habe ich jedenfalls keine betrieben und bin davon ausgegangen, dass das allgemein bekannt ist.

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Quilly kommentierte am 02. März 2023 um 13:30

Es steht im Impressum!
 

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ullap64 kommentierte am 02. März 2023 um 13:44

Man sollte auch nicht immer direkt so neugierig loslesen, sondern sich erst mal einen Überbllick verschaffen, hihi. ;-)

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Quilly kommentierte am 02. März 2023 um 17:02

Och, draufloslesen macht aber auch Spass ;-)
 

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Bajo kommentierte am 01. März 2023 um 18:57

Ich finde auch, man spürt den damaligen "Zeitgeist", heute würde niemand mehr so schreiben bzw. Mary Perrault und ihre Kinder, insbesondere Tochter, würden aus heutiger Sicht anders reflektiert. Die Frauen führen bislang ein beschauliches, geborgenes, durch die Alltagsroutine wohl geordnetes Leben. Als die Katastrophe des Unfalls der Freundin geschieht, dachte ich, jetzt nimmt die Story Fahrt auf. War aber nicht so. Das Leben plätschert weiter dahin, vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise. Die Beschreibungen der Tiere, Pflanzen, des Wetters, der Gerüche, der Mahlzeiten machen die Atmosphäre sehr nachvollziehbar. Ich bin auch gespannt, wie es weitergeht.

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westeraccum kommentierte am 02. März 2023 um 16:01

Ja, das fließt alles organisch in die Geschichte ein und ist sehr schön beschrieben.

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herbsandhexes kommentierte am 14. März 2023 um 10:34

Rückblickend finde ich auch, dass das eine der Stärken des Buches ist. 

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TochterAlice kommentierte am 01. März 2023 um 22:20

Ich bin bisher auch begeistert von diesem Buch und freue mich jetzt schon aufs Weiterlesen. Meiner Ansicht nach ist Mary keine durchschnittliche Frau ihrer Zeit, sondern schon jemand, der die Dinge genau betrachtet, auf der anderen Seite sich jedoch davor hütet, ein vorschnelles Urteil abzugeben. Auch wenn ihre Tochter im Haushalt mehr macht als die größeren Jungs (die statt dessen andere Aufgaben in der Landwirtschaft wahrnehmen), genießt sie für die damalige Zeit recht viele Freiheiten und wird von den Eltern nicht gegängelt.

Ich liebe diese Beschreibungen des alltäglichen Familienlebens, darin liegt ein gewisser Genuss, bspw. dessen, dass Jamie noch so klein ist und gern geknuddelt wird.

Größartig auch die Schilderung des eigentlich sehr traurigen Unfalltodes der älteren Freundin und deren Enkel (ich fand es ja irgendwie furchtbar, dass deren Eltern nicht zur Beerdigung kamen) - Marys Familie legt das Ereignis nicht mit der Beerdigung ad acta, sondern kümmert sich weiter um den Witwer, auf ihre übliche unaufdringliche Art - solange es nötig ist. Ob man heute als Städter die Zeit dazu hätte? Ich glaube, es wäre deutlich schwieriger.

Ich hatte befürchtet, mich möglicherweise bei der Lektüre dieses Buches zu langweilen, aber bisher ist das Gegenteil der Fall. Ich genieße es sehr, über das Leben, die Veränderungen, die durch die beiden Brüder aus Kanada erfolgen, zu lesen.Walter scheint seine so junge Ehe ja schon aufs Spiel zu setzen, so scheint es.

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Bajo kommentierte am 02. März 2023 um 11:47

In dem Ablauf der alltäglichen Dinge liegt auch ein grosser Trost.Ich lese das auch gerne und fühle mich fast mittendrin in der Familie. Auch wie die Tochter Melanie beschrieben wird und der Umgang zwischen Mutter und Tochter ist schön beschrieben.

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westeraccum kommentierte am 02. März 2023 um 09:24

Mir hat die Figur der Mary Perrault sehr gut gefallen. Sie ist pragmatisch, packt an, wenn Not am Manne oder an der Frau ist, ohne viele Worte darüber zu verlieren. Ich finde sie sehr empathisch, z.B. als sie einfach so für Mr. Hardy kocht oder den Nachbarn Blumen oder Gemüse schenkt. Sie macht sich viele Gedanken über das Wohlergehen ihrer Familie und der Menschen um sie herum, sei es bei der Elternorganisation, wo sie mal schnell eben einen Kuchen backt, oder bei medizinischer Hilfe. Das alles geschieht so selbstverständlich und ohne Getue. Allerdings erwartet sie auch von den anderen Menschen, dass sie ebenso handeln. In einem relativ dünn besiedelten Land ist man ja auch immer auf die Hilfe der Mitmenschen angewiesen und das lebt sie.

Insgesamt finde ich das Buch sehr schön geschrieben, die Schilderungen der Menschen und der Natur sind eindriglich und der Stil ist gut zu lesen.

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Bajo kommentierte am 02. März 2023 um 11:53

Der Sprachstil ist m. E. eher schlicht und wirkte an manchen Stellen wie Regieanweisungen in einem Theaterstück auf mich. Ich bin trotztdem gestern Abend in eine Art Leserausch verfallen, was ich anfangs nicht für möglich hielt. Jetzt hab ich das Buch erstmal weggelegt,damit ich es nicht auf einen Rutsch zu Ende lese !

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TochterAlice kommentierte am 02. März 2023 um 12:53

Darauf muss ich auch aufpassen, dass ich es nicht in einem Ratsch durchhabe?

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ysmn kommentierte am 03. März 2023 um 20:26

Da geht es mir ganz anders als euch. Ich lese es relativ langsam, was eher untypisch für mich ist. Bin bisher noch nicht so drin un der Geschichte.

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Langeweile kommentierte am 02. März 2023 um 18:41

Der erste Abschnitt läßt mich etwas zwiegespalten zurück. Es beginnt mit dem schlimmen Unfall der Nachbarin, welche man gerade noch bei einem Besuch bei Mary erlebt hat und nun sind sie und ihre Enkelkinder tot, ganz schrecklich. Dann erfährt man viel über den Alltag sowohl von Marys Familie ,als auch der des Witwers.Mary ist eine Frau ,die mir sehr sympathisch ist ,sie hat ein großes Herz und packt da an, wo Hilfe gebraucht wird. Insgesamt plätschert die Handlung dann aber nur so dahin, was mich nicht so begeistert. Ich bin gespannt, ob das Buch im zweiten Abschnitt wieder etwas Fahrt aufnimmt.

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ysmn kommentierte am 03. März 2023 um 20:25

ob das Buch im zweiten Abschnitt wieder etwas Fahrt aufnimmt.

Hoffe ich auch!

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ullap64 kommentierte am 03. März 2023 um 20:59

Das empfinde ich auch so: Bis auf den tragischen Unfall passiert eigentlich nicht so viel. Ich warte eigentlich auch auf irgendwelche Ereignisse, die nicht nur das "normale" Familienleben darstellen.

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herbsandhexes kommentierte am 03. März 2023 um 16:52

Das Lesen hat bei mir dann doch etwas länger gedauert – mal eben kurz weiterlesen kann ich bei dem Buch weniger gut. Aber nun kann ich mich euch anschließen!

Die Erzählweise ist auf jeden Fall ganz anders als ich es gewohnt bin, wobei mir die schlichtere Art der Geschichte durchaus gefällt. Ich hatte, glaube ich, mit etwas mehr direkten Emotionen gerechnet. Nicht, dass wir keinen Einblick bekommen würden, aber es ist für mich oft eher das Gesamtbild, das beschrieben wird und daraus leiten sich die individuellen Empfindlichkeiten entsprechend ab. Keine der Figuren scheint wirklich Zeit zu haben Verluste oder andere Erlebnisse wirklich aufzuarbeiten – immerhin arbeiten alle quasi rund um die Uhr.

Interessant finde ich, dass auch viele alltägliche Dinge beschrieben werden, die bei mir zum Teil zu ganz anderen Emotionen führen würden, z. B. das Schlachten der Kaninchen. Es ergibt total Sinn, dass es in dem Lebenskontext zu kaum Irritationen führt, in meinem Leben ist das praktisch nicht vorstellbar. 

Einige Bemerkungen haben mich persönlich etwas irritiert, z. B. "Sie ist eben Portugiesin". Die Anmerkungen dazu, dass Rose sich als Frau strategischer bzw. weniger forsch verhalten sollte, fand ich hingegen sehr aufschlussreich in Bezug auf das (Selbst-)Verständnis und die Einschätzung der Geschlechterrollen. 

Ich bin schon gespannt, wie es weitergehen wird. Ein paar Konflikte kündigen sich ja bereits an.

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Bajo kommentierte am 03. März 2023 um 17:11

Ja, die direkten Emotionen fehlen. Es wird eher aus einer gewissen Distanz heraus erzählt, gerade bei dem Unfalltod der Freundin fällt das auf.
Wärme wird durch die Alltagsbeschreibungen und durch die Beschreibungen des Umgangs der Menschen untereinander vermittelt, finde ich.

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Biene101 kommentierte am 03. März 2023 um 18:18

Da habt ihr recht. Es wirkt teilweise etwas unterkühlt. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass der Alltag alle sehr in Anspruch nimmt. Sie haben einfach keine Zeit, ihren Emotionen so nachzugeben.

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herbsandhexes kommentierte am 08. März 2023 um 14:29

Ich finde es durchaus auch interessant, weil es eher ungewohnt ist. Trotzdem merke ich, dass ich darüber ab und an stolpere. Finde deine Erklärung sehr plausibel! 

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ysmn kommentierte am 03. März 2023 um 20:23

Das Lesen hat bei mir dann doch etwas länger gedauert – mal eben kurz weiterlesen kann ich bei dem Buch weniger gut.

Geht mir auch so! Ich bin mit dem Buch eher langsam vorangekommen diese Woche. Gut zu wissen, dass ich damit nicht alleine war. 

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Biene101 kommentierte am 03. März 2023 um 18:10

Ein etwas anderes Buch. Zunächst war ich auch irritiert, die Handlung plätscherte eher belanglos vor sich hin. Aber, wenn man sich darauf einlässt, kann man tief in das Leben der Familie eintauchen. Auch die Beschreibungen der Umgebung lassen Bilder im Kopf entstehen.Mary ist eine taffe Frau.Sie ist für jeden da, wenn sie gebraucht wird. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass sie sich selbst dabei verliert. Ihre Familie bringt ihr Respekt und Wertschätzung entgegen. Der Unfall war schrecklich und hat ihr ihre eigene Vergänglichkeit aufgezeigt. Sie ist sich bewusst geworden, dass alle selbstverständlichen schönen Momente von jetzt auf gleich vorbei sein können.
Ich denke auch, dass in Bezug auf Rose und Walter Probleme anrollen. Auch Melanie mit ihrem Wunsch Model zu werden.
Noch ist die Wirtschaftskrise nur im Hintergrund spürbar. Ich bin gespannt, wie sich dies im Fortgang der Geschichte auf alle auswirken wird.

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ysmn kommentierte am 03. März 2023 um 20:21

Die Beschreibungen der Umgebung und der Landschaften fand ich auch bemerkenswert. Das ist mir gleich zu Beginn sehr positiv aufgefallen. 

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ysmn kommentierte am 03. März 2023 um 20:20

Zunächst ist mir aufgefallen, wie detailgenau der Erzählstil ist und wie schnell man dadurch ein sehr konkretes Bild der Szenerie und auch der Figuren hat. Das hat mir anfänglich sehr gut gefallen, weil man sich in diese fein gezeichnete Welt hineinfallen lassen kann. Das Erzähltempo ist gemächlich, alles plätschert vor sich hin. 

Doch dann kommt nach der anfänglichen Alltagsidylle ein Paukenschlag mit dem Tod von Mrs Hardy und den Söhnen. Man merkt, das ist ein Ereignis, welches die Figuren verändern wird, welches Spuren in ihrem Leben hinterlassen wird. Die ganze Situation hat etwas Fatales, die Willkürlichkeit des Schicksals hat in der Erzählung Einzug gehalten. Dazu hat mir die folgende Stelle besonders gut gefallen:

"Dies war das ungeheure Drama, in dem sie mitwirkte, in einer Welt blinder Zerstörung Leben mit geduldiger Zärtlichkeit heranzuziehen..." (S. 59)

Danach verläuft die Geschichte jedoch wieder relativ langsam. Lem rückt näher an die Familie heran, Eustace und Walter kommen hinzu, später auch Rose und Sylvie. Aber irgendwie fehlt mir bisher noch was. Ich lese zwar und ich lese auch nicht ungern, weil es so schön erzählt ist. Aber ich lese gleichzeitig nicht mit viel Elan. Mal sehen, ob sich das bald ändert.

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ullap64 kommentierte am 03. März 2023 um 21:14

"ich lese auch nicht ungern, weil es so schön erzählt ist. Aber ich lese gleichzeitig nicht mit viel Elan. Mal sehen, ob sich das bald ändert."

Das hast Du gut beschrieben, so sehe ich es auch. Ich kann das Buch nicht in einem durchlesen, muss mir zwischendurch erst mal was anderes zu lesen  nehmen, obwohl ich das sonst nie mache. Sonst würde ich vielleicht auch zu schnell das Interesse verlieren. 

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Theaterfreundin kommentierte am 06. März 2023 um 14:02

Absolute Zustimmung!!

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ullap64 kommentierte am 03. März 2023 um 21:10

Für mich ein ganz anderes Buch als die, die ich bisher gelesen habe. Ich muss mich hier ziemlich konzentrieren,  weil halt nicht so viel passiert. Dennoch gefallen mir die bildhaften und ausführlichen Beschreibungen von Landschaft und Pflanzen sehr gut, den Hof und die Umgebung kann ich mir bestens vorstellen.Toll, wie die Nachbarn zusammenhalten, dass z. B. Mary und ihre Familie sich direkt um den Witwer  kümmern. Insgesamt waren Gefühlsregungen zu der Zeit wohl nicht so sehr üblich, sehr schnell musste das Leben weitergehen, die Arbeit rief... Etwas merkwürdig finde ich auch, dass Lem Hardy nicht von seiner Tochter ( oder ist es die Schwiegertochter?) spricht, sondern nur von der Mutter der Kinder. Die dann ja merkwürdigerweise auch nicht zur Beerdigung kommt. 

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Langeweile kommentierte am 05. März 2023 um 17:09

Bei diesem Buch wurde das Durchhaltevermögen teilweise echt strapaziert, dennoch hat es sich, finde ich zumindest, am Ende auf gewisse Weise gelohnt.

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Langeweile kommentierte am 05. März 2023 um 17:09

Bei diesem Buch wurde das Durchhaltevermögen teilweise echt strapaziert, dennoch hat es sich, finde ich zumindest, am Ende auf gewisse Weise gelohnt.

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westeraccum kommentierte am 06. März 2023 um 10:13

Das ging mir ganz anders, bis auf die Geschichte der Bootsfahrt am Ende bin ich durch das Buch geeilt, weil es mich gefesselt hat. Das ist aber vielleicht auch eine Generationenfrage, ich bin es vielleicht eher gewohnt ruhige Bücher zu lesen, während man heute eher schnelle Folgen von Ereignissen gewohnt ist, wie in einer Netflix-Serie. Es muss immer was los sein, damit man dran bleibt.

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Bajo kommentierte am 06. März 2023 um 11:25

Ich bin auch in einen "Lesesog" gefallen, also konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Ich gucke aber auch sehr gerne actionreiche Serien, oft auch hintereinander weg.

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Theaterfreundin kommentierte am 06. März 2023 um 14:01

Für mich darf es auch "ruhig" in einem Buch zugehen. Allerdings komme ich nicht schnell voran, ich kann noch nicht genau sagen woran es liegt. Manchmal denke ich, dass es etwas zu ausführlich ist. Mal schauen wie es weitergeht.

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joy67 kommentierte am 04. März 2023 um 21:09

Zugegebenermaßen tue ich mich schwer mit dem Lesen. Und dabei weiß ich nicht mal, warum. Von der ersten Seite an spüre ich die sommerliche Schwüle, sehe und rieche förmlich die beschriebene Landschaft, die Blumen, das Obst. Die Stimmung wird so emotionslos, so pur wiedergegeben. Und dann fuhr es mir regelrecht in den Magen, als auf Seite 20 angedeutet wird, was einige Seiten später tatsächlich passiert. Von dem Moment an war mir mulmig und ich mochte kaum die Seiten umdrehen. 
Ich mag den Schreibstil sehr. Trotz der vielen Beschreibungen liest es sich unaufgeregt. Kein Pageturner aber dennoch will ich wissen, wie es weitergeht.

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Theaterfreundin kommentierte am 06. März 2023 um 13:56

"Ich mag den Schreibstil sehr. Trotz der vielen Beschreibungen liest es sich unaufgeregt. Kein Pageturner aber dennoch will ich wissen, wie es weitergeht."

Da gebe ich dir recht, man möchte wissen wie es weitergeht. Allerdings habe ich das Buch zwischendurch immer mal wieder zur Seite gelegt, daher komme ich nur langsam voran.

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herbsandhexes kommentierte am 08. März 2023 um 12:35

So geht es mir auch, deswegen habe ich bei den nächsten Abschnitten auch noch nichts kommentiert. Muss wohl mal ein bisschen den Turbo einschalten. :D

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Chuckipop kommentierte am 09. März 2023 um 12:41

So geht es mir ebenfalls. Das Buch gefällt mir und ich möchte auch wissen, wie es weitergeht, aber es fehlt eine gewisse Sogwirkung.

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joy67 kommentierte am 04. März 2023 um 21:10

Allerdings sind auch einige Fehler im Buch. Inhaltlich. Da hat der Lektor wohl einen schlechten Tag gehabt 

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Bajo kommentierte am 04. März 2023 um 21:30

Welche inhaltlichen Fehler sind das genau?

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joy67 kommentierte am 05. März 2023 um 22:03

Zum Beispiel als Eustace die Perraults fragt, ob sie schon da waren, als das Erdbeben war. Mars Perrault antwortet: "Du meinst das Feuer". Aber dann wird nur über das Erdbeben geschrieben. Kein Wort vom Feuer. Das erschien mir unlogisch/falsch. 

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Bajo kommentierte am 06. März 2023 um 09:33

Das ist nicht falsch. Dem Erdbeben von 1906 folgte eine verheerende Feuersbrunst.
Auszug aus dem Internet:
"Beim Beben selbst, aber vor allem beim anschließenden, mehrere Tage unkontrolliert wütenden Feuersturm (auch die Wasserleitungen waren bis auf eine einzige geborsten) kamen offiziell 700 der damaligen 400.000 Einwohner ums Leben; inoffiziell geht man von über 3.000 Todesopfern aus. Etwa 225.000 Menschen wurden verletzt; der Sachschaden betrug 524 Millionen Dollar (im damaligen Wert!); 20 Millionen durch das Beben selbst, der Rest durch den Feuersturm. Ursache waren zerborstene Hauptgasleitungen."
Ich frage mich nur auch gerade, ob Mrs. Perrault 1906 schon in Kalifornien war oder noch in Kanada oder in Schottland ?

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Theaterfreundin kommentierte am 06. März 2023 um 13:53

Der Anfang des Buches ist geschafft. Wir erfahren sehr viel über das tägliche, damals sehr anstrengende und mühlevolle, Leben. Ich fühle mich wie in einem alten Film gefangen. Die Hausfrau und Mutter kümmert sich um alle und alles, hat immer etwas zu tun. Der Mann geht arbeiten und kümmert sich um das finanzielle Einkommen der Familie, auch um einen kleinen Nebenverdienst durch die Kaninchenzucht. Alles geht seinen geregelten Gang. Ebenfalls ist es selbstverständlich, sich um den Mann verstorbenen Freundin zu kümmern.

Die Beschreibung der Landschaft, des Hauses, der Tätigkeiten und Menschen ist bildhaft und sehr ausführlich. Zwischendurch habe ich manchmal gedacht, "jetzt reicht es" und trotzdem habe ich weitergelesen. Der Zusammenbruch der New Yorker Börse wird mit nur einem Satz erwähnt. Ganz allmählich machen sich Veränderungen bemerkbar, z.B. ist nicht genügend Geld vorhanden um Melanie ein passendes Kleid für den Schulabschluss zu kaufen.

Ich bin interessiert wie sich alles weiter entwickelt und verändert.
 

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Hans Eidig kommentierte am 06. März 2023 um 17:57

Der erste Leseabschnitt ist geschafft. Ich musste mich das eine oder andere Mal etwas zum Lesen motivieren. War ich anfangs noch gespannt, wie sich die Geschichte entwickelt, bin ich grad etwas enttäuscht. Es passiert zwar einiges, doch der Schreibstil von Janet Lewis ist so "beruhigend", dass man beim Lesen einfach alles so hinnimmt. Grade die ersten Kapitel haben mich immer wieder an ein Stillleben denken lassen. Die genauen Ausführungen über den Garten und die Landschaft lassen ein sehr genauer Bild vor dem inneren Auge entstehen. Die Tischdecke mit den Himbeeren auf dem Cover passt wunderbar zum Beschriebenen. Mary bleibt für mich sehr "blutleer". Selbst der Tod der Freundin wirft sie nicht aus der Bahn. Sie funktioniert einfach weiter und entspricht ihrer Rolle. Gewüsncht hätte ich mir an der Stelle allerdings ein paar Einsichten in ihr Gefühlsleben. Macht der Tod der Freundich wirklich nichts mit ihr?  

Schauen wir mal, wie es weitergeht...

 

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Bajo kommentierte am 06. März 2023 um 18:50

Ja, die Figuren kommen recht leidenschaftslos rüber. Nie "kracht" es mal zwischenmenschlich. Alle wirken so vernünftig...

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FraBo96 kommentierte am 11. März 2023 um 10:14

Ich bin beruhigt, dass ich nicht die einzige bin, die etwas Schwierigkeiten mit der Lektüre hat. Die Gefühlskälte hast du gut beobachtet, sicherlich ist das auch ein bisschen gewollt, aber es führt auch irgendwie dazu, dass mir die Figuren und ihr Schicksal relativ egal sind.

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SunshineBaby5 kommentierte am 06. März 2023 um 21:38

In den ersten Seiten konnte ich die Nähe zwischen den Freundinnen gar nicht so sehr spüren, so dass es mich überrascht hat als es im Text erwähnt wurde. Auch sonst fiel es mir erstmal schwer durchzublicken wie die Verhältnisse sind. Die 15-jährige Tochter darf einfach so mit Jungs unterwegs sein? Das fand ich befremdlich. Nach und nach kommt man aber immer besser in den Sprachstil und das Kennenlernen der Figuren hinein. Jetzt bin ich neugierig wie es weiter geht.

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Caro01 kommentierte am 08. März 2023 um 23:55

Nach dem Lesen der vielen Eindrücke hier, kann ich mich nur anschließen. Ich finde den Schreibstil von Janet Lewis sehr schön. Wie unaufgeregt sie über das einfache, schwere Tagwerk der Familie Perrault und das ihrer Nachbarn und Freunde schreibt. Trotz des schweren Schicksalsschlag durch den Unfalltod von Agnes und ihren Enkeln, machen alle stoisch ihre Arbeit weiter, vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Thema: Lektüre, Teil l; Seite 1 bis 128
Chuckipop kommentierte am 09. März 2023 um 14:24

So, ich bin etwas spät dran, aber jetzt...!

Mir gefällt der bildhafte Schreibstil von Janet Lewis sehr, man ist mittendrin in der sommerlich drückenden Atmosphäre.

Priorität hat definitiv der Alltag, die anfallenden Aufgaben werden erledigt, weil das eben getan werden dazugehört. Darum ist es für Mrs. Perrault auch selbstverständlich, sich um den Mann der verstorbenen Freundin zu kümmern. Allerdings wirkt alles etwas glatt und pragmatisch, wenig emotional. Kann natürlich daran liegen, dass sie mehr  "funktioniert" und dabei nicht zu viel nachdenkt, damit kein Missmut aufkommt oder Neid. Aber ich glaube, sie ist tiefgründiger, als sie es nach außen zeigt.

Ich finde es besonders interessant, wie sich der Unterschied zur heutigen "digitalen" Gesellschaft hier darstellt. Die wirtschaftliche Krisen-Lage findet hier nur wenig Erwähnung, die Veränderungen stellen sich schleichend nach und nach ein. Das wäre heute so ganz anders, aber nicht unbedingt besser...!

 

Thema: Lektüre, Teil l; Seite 1 bis 128
FraBo96 kommentierte am 11. März 2023 um 10:12

Deine letzte Beobachtung finde ich sehr spannend. Tatsächlich habe ich auch irgendwie mit einer Szene gerechnet, in der zum Beispiel eine Zeitung auf dem Frühstückstisch erscheint, wo von der Wirtschaftskrise die Rede ist und ab da ist alles schlagartig anders. Aber natürlich spüren das die "kleinen Leute" sowieso immer etwas später und damals haben sie solche Nachrichten ja sowieso immer recht spät erhalten.

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FraBo96 kommentierte am 11. März 2023 um 10:10

Also dieses Buch ist definitiv etwas Besonderes.

Nachdem ich hier ein paar Kommentare durchgelesen habe, weiß ich doch das Buch etwas mehr zu schätzen. Tatsächlich, es wird ein sehr eindrucksvolles Bild der Zeit gezeichnet. Mary ist als Beobachterin/Regisseurin der Familie eine wirklich interessante Protagonistin.

Doch ich muss ehrlich sein, so richtig reingefunden habe ich in das Buch noch nicht. Der extrem beschreibende Stil ist mir an manchen Stellen einfach zu viel, gerade wenn Personen beschrieben werden muss ich manchmal ein wenig mit den Augen rollen. Die Autorin hat es bisher auch noch nicht so richtig geschafft, bei mir Interesse für die Figuren zu erzeugen. Die Handlung plätschert wirklich so vor sich hin, und während ich das manchmal gar nicht schlecht finde, fehlt mir hier ein kleines bisschen "Action". Selbst der doch sehr grausame Autounfall (dessen direkt anschließende Aufarbeitung ich zugegeben sehr interessant fand) scheint irgendwie am Ende dieses Abschnitts keine wirkliche Relevanz mehr zu haben.

Es kann aber auch gut sein, dass ich gestern, als ich den Großteil des Abschnitts gelesen habe, einfach nicht im richtigen Headspace war. Wie hier schon angemerkt wurde, das ist definitiv kein Buch, was man einfach so nebenbei liest.

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Birte kommentierte am 11. März 2023 um 18:29

Für den ersten Leseabschnitt brauchte ich deutlich länger als erwartet - als Bettlektüre komme ich hier pro Abend immer nur ein paar Seiten weiter, da bislang der Großteil der Geschichte ja irgendwie vor sich hinplätschert. Ja, da war der Unfall - aber das Leben ging weiter. Und trotz Wirtschaftskrise (war das schon 1929, wie im Klappentext erwähnt, oder waren das Vorläufer?) ja auch gar nicht mal so schlecht, da die Familie durchaus auch Selbstversorger ist.

Ich mag den Schreibstil, ich kann mir die beschriebenen Szenen gut vorstellen. Aber noch ist mir etwas unklar, wo die Autorin uns hinführen wird - Drama-Potenzial hat Melanie mit einer vielleicht ungewollten Schwangerschaft, aber so richtig glaube ich nicht daran. Der Klappentext deutet ja an "wie man seine heitere Gleichmut erhalten kann" - das passt auf diesen Leseabschnitt auf jeden Fall.

Mal sehen, ob in den anderen beiden Abschnitten mehr passieren wird, die verlaufenden Farbtropfen auf dem Cover lassen mich zumindest etwas mehr Drama erwarten.

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Birte kommentierte am 11. März 2023 um 21:09

Da einige über das Fehlen von Gefühlen geschrieben haben - gerade die Szene, wo Mary Melanie (vor zu frühem Sex?) warnen will, zeigt ja doch die gegeneinander streitenden Gefühle von Schutz und Loslassen der Kinder.

Gestutzt hatte ich, als von Lem formuliert wird, dass er nicht das Gefühl hatte, das etwas fehlte, da er ja gut umsorgt sei - auf der nächsten Seite stand dann aber doch, dass er seine Frau "um ihrer selbst willen vermisste" und ihre Nähe, ihr Lächeln, den Austausch, ihren Trost. Hier steckt für mich doch einiges an Gefühlen drin, auch in den Stellen, in denen Mary beschreibt, wie sie ihn sieht. Aber es wird (vielleicht im Gegensatz zu heute) nicht darüber geredet, jeder macht es mit sich selbst aus.

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Xana kommentierte am 23. März 2023 um 19:51

Ich hatte meine Startschwierigkeiten mit dem Buch, bin aber nun auch endlich mit dem ersten Abschnitt fertig. Noch weiß ich nicht so recht, was ich davon halten soll. Die Charaktere sind für mich undurchdringlich, was wahrscheinlich an dem vollkommen anderen Zeitalter liegt. Der Tod der zwei Frauen und der beiden kleinen Jungen hat mich sehr mitgenommen. Ich war etwas verwundert, wie "abgestumpft" letztendlich die Charaktere damit umgegangen sind, auch wenn man ja durchaus den leisen Schmerz immer wieder auch bei ihnen spürt.