Leserunde

Leserunde zu „Drei Kameradinnen“ (Shida Bazyar)

Drei Kameradinnen -

Drei Kameradinnen
von Shida Bazyar

Bewerbungsphase: 15.04. - 29.04.
Beginn der Leserunde: 11.05. (Ende: 01.06.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Kiepenheuer & Witsch Verlags – 20 Freiexemplare von „Drei Kameradinnen“ (Shida Bazyar) zur Verfügung. Eine Leseprobe zum Buch findet ihr hier

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch. 

ÜBER DAS BUCH:

In ihrem neuen Roman erzählt Shida Bazyar voller Wucht und Furor von den Spannungen und Ungeheuerlichkeiten der Gegenwart – und von drei jungen Frauen, die zusammenstehen, egal was kommt. Seit ihrer gemeinsamen Jugend in der Siedlung verbindet Hani, Kasih und Saya eine tiefe Freundschaft. Nach Jahren treffen die drei sich wieder, um ein paar Tage lang an die alten Zeiten anzuknüpfen. Doch egal ob über den Dächern der Stadt, auf der Bank vor dem Späti oder bei einer Hausbesetzerparty, immer wird deutlich, dass sie nicht abschütteln können, was jetzt so oft ihren Alltag bestimmt: die Blicke, die Sprüche, Hass und rechter Terror. Ihre Freundschaft aber gibt ihnen Halt. Bis eine dramatische Nacht alles ins Wanken bringt. 

Shida Bazyar zeigt in aller Konsequenz, was es heißt, aufgrund der eigenen Herkunft immer und überall infrage gestellt zu werden, aber auch, wie sich Gewalt, Hetze und Ignoranz mit Solidarität begegnen lässt. »Drei Kameradinnen« ist ein aufwühlender, kompromissloser und berührender Roman über das außergewöhnliche Bündnis dreier junger Frauen – und das einzige, das ein selbstbestimmtes Leben möglich macht in einer Gesellschaft, die keine Andersartigkeit duldet: bedingungslose Freundschaft. 

»Uns gibt es in dieser Welt nicht. Hier sind wir weder Deutsche noch Flüchtlinge, wir sprechen nicht die Nachrichten und wir sind nicht die Expertinnen. Wir sind irgendein Joker, von dem sie noch nicht wissen, ob sie ihn einmal zu irgendetwas gebrauchen können.« Aus: »Drei Kameradinnen«

ÜBER DIE AUTORIN:

Shida Bazyar, geboren 1988 in Hermeskeil, studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim und war, neben dem Schreiben, viele Jahre in der Jugendbildungsarbeit tätig. Ihr Debütroman »Nachts ist es leise in Teheran« erschien 2016 und wurde u.a. mit dem Bloggerpreis für Literatur, dem Ulla-Hahn-Autorenpreis und dem Uwe-Johnson-Förderpreis ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt.

05.06.2021

Thema: Lieblingsstellen

Thema: Lieblingsstellen
darkola77 kommentierte am 17. Mai 2021 um 00:05

Meine Lieblingsstelle im ersten Leseabschnitt: Sayas Schilderung ihres Erlebnisses während des Fluges, der ruhigen, wehrhaften, überlegenen Frau, die als "Siegerin" aus der Situation hervorgeht - auch, wenn das wohl nur ihrem Wunsch und damit ihrer Fantasie entsprungen ist. Aber die Vorstellung, die dazugehörigen Bilder im Kopf sind einfach nur betörend.

Thema: Lieblingsstellen
lillywunder kommentierte am 17. Mai 2021 um 20:05

Saya findet Worte für ihre Erfahrungen - durch die Begriffe und die neue Struktur kann sie die vergangenen und neuen Erfahrungen nun einordnen und beschreiben:

Sie konnte bald für Erlebnisse, sobald sie diese als Phänomene mit Struktur betrachtete, den passenden Begriff und die zugehörige Literatur finden. Sie hatte jede Menge neues Werkzeug entdeckt und festgestellt, dass sie alles andere als allein war. Dass all diese Phänomene, in unterschiedlichem Gewand und in unterschiedlicher Komplexität, auch an anderen Stellen auftraten. Saya fühlte sich, als hätte sie jetzt, in ihren Zwanzigern, plötzlich eine erweiterte Sehkraft erlangt, mit der sie Farben wahrnahm, die sie zuvor nicht hatte sehen können. Jetzt waren sie überall und sie konnte nicht glauben, dass sie ihr entgangen waren." (S.61)

Thema: Lieblingsstellen
LySch kommentierte am 19. Mai 2021 um 12:47

Jaaa stimmt, das fand ich auch total berührend. Da habe ich mir ein Kind vorgestellt, das seiner Umwelt etwas wahnsinnig wichtiges mitteilen will, aber keine Worte dafür hat und dadurch immer missverstanden wird.
Und dann plötzlich kann es Dinge brennen, darauf zeigen und sagen: "Schau, das meinte ich!"

Thema: Lieblingsstellen
LySch kommentierte am 19. Mai 2021 um 12:51

Die Beschreibung der Talkshow war richtig witzig! Ich bin so richtig eingetaucht in das 2000er-Gefühl :D
Und dann wieder blieb mir das Lachen im Hals stecken... Keiner versteht, was Saya meint, nichtmal ihre Freundinnen.

Thema: Lieblingsstellen
Glüxklaus kommentierte am 24. Mai 2021 um 21:41

Ja, das war sehr passend und witzig. Genauso hätte das ablaufen können. War ja auch nur erfunden, es wurde also eigentlich ziemlich stark auf das Ende hingearbeitet, wenn ich mir das jetzt so überlege....

Thema: Lieblingsstellen
darkola77 kommentierte am 24. Mai 2021 um 12:47

Im zweiten Leseabschnitt ist es weit mehr als eine "Lieblingsstelle", die mir im Gedächtnis geblieben ist.

Hierzu gehört auch das fiktive Aufeinandertreffen von Sayas Vater und dem Erkundelehrer ihres Bruders - eine Beispiel für Unterschiedlichkeit in Voraussetzungen, von eigenen Annahmen und Erfahrungen, die fälschlicherweise auf den jeweils anderen übertragen werden. Die kulturelle Zugehörigkeit erscheint mir in diesem Zusammenhang zweitrangig, hier stehen eher die Lebensbedingungen unter dem finanziellen Gesichtspunkt im Vordergrund.

"'[W]ir haben in der Klasse den Wasserverbrauch pro Kopf pro Haushalt verglichen , als es um das Thema Klimawandel ging. [...] Toll, wie bewusst Sie in Ihrer Familie den Wasserverbrauch reduzieren konnten!' [...] 'Ist teuer Wasser, das ist so teuer, wenn man nicht aufpasst.'" (S. 229)

Thema: Lieblingsstellen
Glüxklaus kommentierte am 24. Mai 2021 um 21:38

Ja, das habe ich auch markiert. Zeigt deutlich, wie verschieden doch die Welten von Erdkundelehrer und Sayas Vater sind....

Thema: Lieblingsstellen
darkola77 kommentierte am 24. Mai 2021 um 21:40

Und wie schnell man - ganz unüberlegt und unreflektiert - versucht ist, seine eigenen Annahmen, Voraussetzungen und in diesem Fall auch Lebensbedingungen auf den jeweils anderen zu übertragen.

Thema: Lieblingsstellen
darkola77 kommentierte am 30. Mai 2021 um 23:42

Meine Lieblingsstelle im dritten Leseabschnitt: ganz klar das Gespräch zwischen Hani und ihrer Vorgesetzten Carolin (s. 305-312) und ganz besonders die Gedanken- und Gefühlswelt Carolins. Herrlich, ihre Sorge, Hani zu verlieren, gepaart mit ihrer Überforderung, ihren Selbstzweifeln und ihrer Inkompetenz als Führungskraft mitzuerleben, die geradezu komödiastische Züge annehmen. Das Ganze gimpfelt schließlich in Carolins Drang, Hani zu umarmen, nachdem diese, anstatt eine Schwangerschaft zu verkünden, die in Aussicht gestellte Gehaltserhöhung zum Thema des Gesprächs gemacht hat.

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