Leserunde

Leserunde zu "Junge mit schwarzem Hahn" (Stefanie vor Schulte)

Junge mit schwarzem Hahn -

Junge mit schwarzem Hahn
von Stefanie vor Schulte

Bewerbungsphase: 05.08. - 19.08.

Beginn der Leserunde: 26.08. (Ende: 16.09.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Diogenes Verlags – 20 Freiexemplare von "Junge mit schwarzem Hahn" (Stefanie vor Schulte) zur Verfügung. Eine Lesprobe zum Buch findet ihr hier.

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

ÜBER DAS BUCH:

Ohne Fürsorge und Liebe wächst der 11-jährige Martin am Rande eines Dorfs auf. Er hat nur seinen schwarzen Hahn und wird gemieden von den Dörflern, die das Tier für den Teufel halten. Doch nutzen sie den Jungen aus, wann immer sich die Möglichkeit bietet. Martin jedoch verfügt über ein reines Herz und einen wachen Verstand, der ihn Verbrechen erkennen lässt. Als er mit ansehen muss, wie ein schwarzer Reiter, der der Legende nach jedes Jahr Kinder entführt, ein Mädchen raubt, steht für ihn fest, dass er die verschwundenen Kinder finden und dem Spuk ein Ende setzen muss. Mit dem Maler verlässt Martin sein Dorf und bricht auf zu einer Odyssee, auf der er nicht nur menschlichen Abgründen nachspürt, sondern auch seinen Fähigkeiten.

ÜBER DIE AUTORIN:

Stefanie vor Schulte, 1974 in Hannover geboren, ist studierte Bühnen- und Kostümbildnerin. Sie lebt mit ihrem Mann und vier Kindern in Marburg. ›Junge mit schwarzem Hahn‹ ist ihr erster Roman.

18.09.2021

Thema: Lektüre, Teil l; Seite 1 bis 81

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moontales kommentierte am 28. August 2021 um 10:26

Dann mache ich mal den Anfang :)
Der Schreibstil gefällt mir eigentlich gut, aber ab und an stolpere ich mal über einen Satz oder ein Wort und finde es etwas komisch formuliert. Im Großen und Ganzen ist es aber in Ordnung und lässt sich gut lesen.

Martin mag ich sehr gern, allerdings tut er mir unglaublich leid und vor allem die Dorfbewohner finde ich furchtbar und widerlich. Die Zeit ist sehr anschaulich beschrieben mit dem Gestank und allem was dazu gehört :D

Vor allem Martins Verstand ist genial ... wie er die Verletzungen an Gloria erklärt hat und bewiesen wer der Täter ist – das war super!

Der Maler scheint auch echt in Ordnung zu sein. Was er aus dem Bild in der Kirche gemacht hat, hat mir gefallen. Das war eine schöne Retourkutsche für die ätzende Dorfbewohner!

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Michelly kommentierte am 29. August 2021 um 21:22

Ich komme mit dem Schreibstil super zurecht, bei allem anderen kann ich dir zustimmen!

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medsidestories kommentierte am 30. August 2021 um 12:19

Den Schreibstil finde ich tatsächlich auch richtig gut. Ich finde, es passt sehr gut zum Inhalt der Geschichte. Durch die kurzen, meist schnörkellosen Sätze, entsteht so eine Lagerfeuerromantik. Als würde jemand in der Abenddämmerung ein Schauermärchen erzählen.

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cebra kommentierte am 02. September 2021 um 14:17

Als würde jemand in der Abenddämmerung ein Schauermärchen erzählen.

Genau, es fühlt sich erzählt an. Dem Schauermärchen würde ich nicht unbedingt zustimmen, dafür finde ich die Grundstimmung bisher zu positiv. Ich hoffe sehr, dass es nicht noch eins wird.

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moontales kommentierte am 03. September 2021 um 13:29

Nachdem ich erst mal rein gekommen bin fand ich es auch immer besser

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PeWie kommentierte am 03. September 2021 um 22:26

Mir gefällt der Schreibstil auch sehr gut, der Begriff Lagerfeuerromantik auch, Dagegen sehe ich ich kein Schauermärchen, klar die Geschichte mit der Familie ist grausam aber das drumherum ist eher von Dummheit gegen Intelligenz geprägt

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marsupij kommentierte am 07. September 2021 um 16:33

Ich mag den Schreibstil sehr.

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Magnolia-sieben kommentierte am 09. September 2021 um 16:36

"Vor allem Martins Verstand ist genial ... wie er die Verletzungen an Gloria erklärt hat und bewiesen wer der Täter ist – das war super!"

Das finde ich auch. Hier bei Gloria ist sehr anschaulich geschildert, wie genau er beobachten und messerscharf kombinieren kann.

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Rosmarin kommentierte am 16. September 2021 um 08:31

Du sprichst mir aus der Seele! Was für ein ungewöhnlicher und guter Junge, der mir ebenfalls richtig leid tut. Wie kann man mit einem Kind nur so umgehen! Ich wünsche ihm Glück! Er scheint ja innerlich sehr stabil zu sein.

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Michelly kommentierte am 29. August 2021 um 21:21

Ich bin nun auch mit dem ersten Abschnitt durch und ich finde die Geschichte super! Der Einstieg in die Geschichte und der Schreibstil haben mich sofort abgeholt. Ich finde es ganz wunderbar geschrieben und die Figuren sind gut gezeichnet.

Die Geschichte um Martins Familie ist ja furchtbar und die Tatsache, dass er sich einfach allein durchschlagen muss. Wie gut, dass er seinen Hahn hat und dem Maler begegnet! Dieser hält den Einwohner grandios den Spiegel vor, ich musste wirklich schmunzeln!

Martin ist ein ziemlich cleveres Kerlchen, sowohl mit den Schädeln als auch bei Gloria hat er Grips bewiesen, ich hoffe, dass wir noch mehrere solcher Szenen lesen dürfen.

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Hennie kommentierte am 02. September 2021 um 13:54

"Martin ist ein ziemlich cleveres Kerlchen, sowohl mit den Schädeln als auch bei Gloria hat er Grips bewiesen, ich hoffe, dass wir noch mehrere solcher Szenen lesen dürfen."

Ja, super und ich hoffe auch noch auf weitere solcher tollen Begebenheiten.

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BarbaraM kommentierte am 02. September 2021 um 18:12

Da geht es mir genauso. Ich mag Martin und bin gespannt darauf, was er noch alles erleben wird.

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Magnolia-sieben kommentierte am 09. September 2021 um 16:38

Ich find Martin auch genial und er steckt all die dumpfen Dorfbewohner mit seinem Verstand in die Tasche. Ich freu mich schon auf weitere Begebenheiten, in denen er so manch Erwachsenem haushoch überlegen ist.

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schwadronius erwähnte am 12. September 2021 um 11:33

Ich denke, Martins Name wurde nicht zufällig gewählt. Der Heilige Martin war sein Namensgeber.

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Naraya kommentierte am 30. August 2021 um 10:13

Ich habe den ersten Abschnitt jetzt auch gelesen und bisher gefällt mir die Geschichte sehr gut.

Martin ist ein interessanter Protagonist und ich finde es schon sehr bezeichnend, dass er so Schlimmes erlebt hat, aber trotzdem so freundlich und empathisch geblieben ist. Die Dorfbewohner hingegen behandeln ihn so mies, weil er ihnen unheimlich ist oder vielleicht auch, weil sie wissen, dass sie sich eigentlich besser um ihn kümmern müssten. Ich würde gerne noch ein wenig mehr über die Tat des Vaters erfahren, warum er den Rest der Familie getötet hat, warum Martin noch lebt etc.

Womit ich bisher Schwierigkeiten habe, ist, die Geschichte zeitlich einzuordnen. Also, nicht dass es unbedingt nötig wäre, es ist mir nur aufgefallen. Bisher haben ich noch von keinen modernen Errungenschaften gelesen und von den Gegebenheiten (wandernde Maler, stark verankerter (Aber-)Glaube) könnte es durchaus Mittelalter oder später sein. Mal schauen...

Martin selbst hat etwas von einem kleinen Sherlock Holmes, er hat eine gute Bobachtungsgabe und denkt sehr logisch. Schön, dass er in dem Maler so etwas wie einen Vaterersatz gefunden hat. :)

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Michelly kommentierte am 31. August 2021 um 08:23

Mir gefällt das Gefälle zwischen Martin und den Dörflern auch sehr gut, hier findet sich sehr viel Gesellschaftskritik, wie ich finde. Dieses Gefälle findest du ja überall und in jeder Zeit. Martin hat Schlimmes erlebt, er ist anders, er hat diesen seltsamen Hahn und überhaupt ist dieses Kind doch suspekt (im Sinne der Dörfler). Hier vermischen sich Unwissenheit, Aberglaube (fake news auf neudeutsch?) und schlechtes Gewissen, wie du sagst. Man muss sich aber schon mit dem Text richtig auseinandersetzen, um dies zu erfassen. Erst dann entfaltet sich, wie ich glaube, die wahre Geschichte. 

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heike_e kommentierte am 31. August 2021 um 19:44

Der Text ist sehr vielschichtig. Das Verhalten der Dörfler ist geprägt von Härte, Aberglauben, Missgunst und Scham. Sie haben als Kinder schon erfahren, dass das Leben so zu sein hat und geben das an ihre Umwelt und Kinder weiter. Ich meine besonders die Stelle, wo es um das Festbinden geht, weil man ja aufs Feld oder zur Mühle muss und dort wo sie schreibt, dass es den Dörflern lieber wäre Martin sei tot, weil sie sich schämen. Und dann gibt es Martin, der unfassbares erlebt hat, dem sie nicht geholfen haben und der nicht nur noch lebt und noch da ist sondern auch noch sanfte Augen hat und dem selbst die "Dorfschlauen", die wichtigsten Männer, nichts anhalben können.

 

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Michelly kommentierte am 01. September 2021 um 07:27

Oh ja, die Stelle mit dem Festbinden, weil die Eltern aufs Feld müssen, war sehr einprägsam!

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marsupij kommentierte am 07. September 2021 um 16:36

Das mit dem Festbinden war tatsächlich früher eine übliche Praxis, so schlimm es süß heutiger Sicht auch klingt, aber nur so waren die Kinder und auch verwirrte alte Menschen sicher und man sah es nicht als grausam an.

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Naraya kommentierte am 01. September 2021 um 15:45

Stimmt, im Prinzip gibt es dieses Gefälle überall und auch wenn der Text nicht in unserer Zeit zu verorten ist, kann er genauso auf die Moderne bezogen werden.

Ich glaube auch, dass ich bei Weitem nicht alles entdeckt habe, was der Roman zu bieten hat. Vermutlich müsste man ihn sogar mehrmals lesen und dann würde man sicher noch neue Ebenen oder Anspielungen finden.

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Michelly kommentierte am 02. September 2021 um 08:40

Den Gedanken hatte ich auch, dass man dieses Büchlein immer wieder lesen kann und jedes Mal etwas Neues entdeckt. 

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cebra kommentierte am 02. September 2021 um 15:01

Stimmt, im Prinzip gibt es dieses Gefälle überall und auch wenn der Text nicht in unserer Zeit zu verorten ist, kann er genauso auf die Moderne bezogen werden.

Auf jeden Fall!! Solange es Menschen und Gesellschaften gibt, wird er Relevanz haben!

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schwadronius ergänzte am 12. September 2021 um 11:22

"wenn der Text nicht in unserer Zeit zu verorten ist"

Nicht unbedingt Europa, aber solche Dörfer gibt es heute noch. Fernab des Internets.

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cebra kommentierte am 02. September 2021 um 14:58

Man muss sich aber schon mit dem Text richtig auseinandersetzen, um dies zu erfassen.

Ich finde aber, der Text macht es seinen Leser*innen leicht. Weil die Sätze sehr kurz und prägnant sind, liefern sie den Inhalt recht deutlich. Zwar nie mit dem Holzhammer, aber auf die feine und leise Art sehr klar. Manchmal habe ich das Gefühl, da steckt mehr Inhalt als Wort drin. Ich genieße das außerordentlich.

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heike_e kommentierte am 03. September 2021 um 08:04

Manchmal habe ich das Gefühl, da steckt mehr Inhalt als Wort drin.

Dieses Gefühl habe ich auch. Durch kurze prägnante Sätze kommt die Stimmung und besonders die Bosheit der Menschen und ihre Verrohung gut zur Geltung. So wird quasi wie nebenbei erwähnt, dass die Alte den Verehrer von Gloria umgebracht hat nur damit er sie nicht mitnimmt. Es gibt einige Sätze in dem Buch über die ich stolpere. Da habe ich einiges zu verdauen.

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Magnolia-sieben kommentierte am 09. September 2021 um 16:45

"Ich finde aber, der Text macht es seinen Leser*innen leicht. Weil die Sätze sehr kurz und prägnant sind, liefern sie den Inhalt recht deutlich. Zwar nie mit dem Holzhammer, aber auf die feine und leise Art sehr klar. Manchmal habe ich das Gefühl, da steckt mehr Inhalt als Wort drin. Ich genieße das außerordentlich."

Mir gefällt dieser Schreibstil gut und ich ertappe mich dabei, wenn ich mir einige Notizen mache, dass ich diesen Stil beibehalte. So, als ob ich aus der Geschichte gar nicht raus wollte.

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Tine kommentierte am 04. September 2021 um 13:45

Aberglaube (fake news auf neudeutsch?)

oder auch Vorurteil oder Überforderung mit Unbekanntem. Wir Menschen haben Angst vor Unbekanntem, müssen alles in Schubladen stecken, da gehen wir mit andersarten Menschen leider nicht gut um. Dass Martin nur der Hahn (auch noch schwarz) geblieben ist und er ihn überall mit hinnimmt, ist ungewöhnlich und dass er so klug ist, damit können die rückständigen Dorfbewohner erst recht nichts damit anfangen. Die Andersartigkeit und Vorurteile von Martin kann man heutzutage auf so viele Personengruppen übertragen.

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cebra kommentierte am 02. September 2021 um 14:37

Womit ich bisher Schwierigkeiten habe, ist, die Geschichte zeitlich einzuordnen. 

Das geht mir auch so. Irgendwie denke ich an spätes Mittelalter. Auf jeden Fall vorindustrielle Zeit. Das Dorfleben scheint in einem sehr einfachen Rahmen statt zu finden. Eine Gerichtsbarkeit ist nicht vor Ort. Über die Berufsstände erfährt man bisher wenig, aber zumindest Maler müssen von Ort zu Ort ziehen, um Aufträge zu finden. Auch von medizinischem Fortschritt ist wenig zu spüren.

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Tine kommentierte am 04. September 2021 um 13:30

Da hab ich auch schon überlegt und stimm dir zu, dass es sehr lange her ist und vor der industriellen Revolution spielen muss. Es wird auch ein Krieg erwähnt, vielleicht können wir es dadurch eingrenzen.

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marsupij kommentierte am 07. September 2021 um 16:38

Ich habe das Gefühl, dass das Buch nicht zu einer bestimmten Zeit spielt, sondern einfach im Mittelalter oder der Frühen Neuzeit anzusiedeln ist. Kriege gab es leider viele in den Jahrhunderten.

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moontales kommentierte am 03. September 2021 um 13:30

Stimmt, bei der zeitlichen Einordnung habe ich auch öfter hin und her überlegt

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Magnolia-sieben kommentierte am 09. September 2021 um 16:42

"Womit ich bisher Schwierigkeiten habe, ist, die Geschichte zeitlich einzuordnen. Also, nicht dass es unbedingt nötig wäre, es ist mir nur aufgefallen. Bisher haben ich noch von keinen modernen Errungenschaften gelesen und von den Gegebenheiten (wandernde Maler, stark verankerter (Aber-)Glaube) könnte es durchaus Mittelalter oder später sein. Mal schauen..."

Sagen wir einfach, diese Geschichte ist aus der Zeit gefallen. Könnte überall und nirgends sein, jedoch nicht, wie du eh schon meinst, in unserer Zeit.

 

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schwadronius meinte am 12. September 2021 um 11:28

"Sagen wir einfach, diese Geschichte ist aus der Zeit gefallen. Könnte überall und nirgends sein, jedoch nicht, wie du eh schon meinst, in unserer Zeit"

Vielleicht wird noch eine genauere Zeitangabe kommen, aber Hinweise gibt es schon genügend. Sowie örtliche Eingrenzung.

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Tine kommentierte am 15. September 2021 um 11:37

Sagen wir einfach, diese Geschichte ist aus der Zeit gefallen.

Das trifft es am besten! =)

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Rosmarin kommentierte am 16. September 2021 um 08:35

Das hast Du richtig schön gesagt: ... aus der Zeit gefallen - genauso fühlt es sich an!

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medsidestories kommentierte am 30. August 2021 um 12:25

Bis jetzt gefällt mir das Buch super gut. Es liest sich unwahrscheinlich schnell. Der Schreibstil, dieses Erzählerische, als ob der Text jemandem direkt vom Mund abgeschrieben worden ist, passt gut zum inhalt. DIe Geschichte an sich kommt mir im Moment ein wenig wie eine Aneinanderreihung von Anekdoten und Ereignissen vor, in der Martin mit seinem liebevollen Wesen und seiner Klugheit, gegen die Widrigkeiten seiner Umgebung besteht. Es ist eine richtige Heldenerzählung, wenn ihr mich fragt.
Die gesellschaftlichen Zustände, die beschrieben werden, lassen mich den Text am ehesten im Mittelalter verorten. Es wird ja auch an einigen wenigen Stellen die Pest erwähnt.
Allerdings kommt mir die ganze Geschichte sehr metaphorisch vor. Ich bin immer auf der Suche nach einer tieferen Ebene. Aber wenn es Metaphern sind, dann sind sie so stark, dass ich die Obfläche bis jetzt noch nicht aufbrechen konnte. Habt ihr irgendwelche Gedanken dazu? Das würde mich wirklich sehr interessieren!

 

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Hennie kommentierte am 02. September 2021 um 13:56

"Allerdings kommt mir die ganze Geschichte sehr metaphorisch vor."

Dein Gefühl trügt dich nicht. Ich habe es auch so empfunden, dass viel mit Metaphern gearbeitet wird. Die Geschichte ist sehr vielschichtig und um sie vollständig zu erfassen, muss man sie evtl. mehrmals lesen oder am Ende die drei Leseabschnitte nochmal auf sich in der Gesamtheit wirken lassen. Ich bin froh, den Roman mit euch gemeinsam in der Leserunde lesen und diskutieren zu können.

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Tine kommentierte am 04. September 2021 um 13:36

Die Geschichte an sich kommt mir im Moment ein wenig wie eine Aneinanderreihung von Anekdoten und Ereignissen vor

Das Gefühl hab ich auch. Anfangs werden Anekdoten aus dem Dorfleben herausgezogen, um es zu schildern und Martins Rolle darin (bzw die er eben nicht hat) darzustellen. Jetzt, wo er mit dem Maler fortgegangen ist, habe ich den Eindruck, dass die Geschichte mehr zusammenhängt. Seitdem bin ich auch richtig in der Geschichte drin.

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schwadronius erwähnte am 12. September 2021 um 11:16

Es ist ein Kunstmärchen. Darin werden Weltbilder komplex verarbeitet.

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Birte kommentierte am 31. August 2021 um 22:43

Ich bin noch etwas unschlüssig, wie ich den Roman einordnen soll.

Der Schreibstil gefällt mir gut, der Roman lässt sich flüssig "weglesen".

Die Autorin lässt einen ohne viel Vorgeplänkel mitten in die Geschichte eintauchen, und die geht nach dem ersten Satz dann ja eigentlich auf S. 65 weiter. Dazwischen gibt es verschiedene Szenen auf verschiedenen Zeitebenen, aus denen deutlich wird, warum Martin das Dorf mit dem Maler verlassen wird "ohne sich nochmal umzudrehen".

Der Hahn bringt etwas Phantastik ins Spiel, und Martin zeigt einen wachen, analytischen Verstand.

Ich empfinde die ersten 64 Seiten wie eine Art düsteres Gemälde, bei dem, wie in einer Collage, die Lebenssituation von Martin verdeutlicht wird.

Die dann begonnene Wanderschaft mit dem Maler zeigt, dass die Welt außerhalb des Dorfes auch nicht schön ist (Krieg, Pest, Armut), aber zumindest hat Martin jetzt eine Bezugsperson und - was ich zumindest zwischen den Zeilen lese - auch mehr zu essen als vorher.

Ich bin sehr gespannt, ob wir als Leser noch etwas zu Martins Familie erfahren, ob es nochmal eine Rückblende / einen neuen Besuch im Dorf bei Franzi geben wird und wie lange Martin und der Maler gemeinsam umherziehen.

Bislang eine düstere Geschichte mit einigen voneinander abgegrenzten Szenen, die zusammen ein Bild von Martins Umgebung formen, auch wenn diese weder genau verortet oder zeitlich exakt einzuordnen ist - aber noch ist mir nicht klar, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt.

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Michelly kommentierte am 02. September 2021 um 07:37

Den Vergleich mit dem Gemälde finde ich sehr passend! 

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Hennie kommentierte am 02. September 2021 um 13:43

"Bislang eine düstere Geschichte..."

Da möchte ich dir zustimmen - düster und so trostlos! Wie konnten Menschen nur so leben! Auch deinen Vergleich mit einem düsteren Gemälde finde ich gut. Da gibt es viele Maler, wie Bosch z.B., die solche Szenen wie hier beschrieben, dargestellt haben. Unheimlich, apokalyptisch...

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cebra kommentierte am 02. September 2021 um 15:12

Da gibt es viele Maler, wie Bosch z.B., die solche Szenen wie hier beschrieben, dargestellt haben. Unheimlich, apokalyptisch...

Aber bei Bosch fehlen die Lichtfiguren. Für mich ist Martin so stark, dass er das ganze Übel zu überstrahlen vermag. Allerdings sorge ich mich sehr um ihn.

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cebra kommentierte am 02. September 2021 um 15:12

Da gibt es viele Maler, wie Bosch z.B., die solche Szenen wie hier beschrieben, dargestellt haben. Unheimlich, apokalyptisch...

Aber bei Bosch fehlen die Lichtfiguren. Für mich ist Martin so stark, dass er das ganze Übel zu überstrahlen vermag. Allerdings sorge ich mich sehr um ihn.

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cebra kommentierte am 02. September 2021 um 15:12

Da gibt es viele Maler, wie Bosch z.B., die solche Szenen wie hier beschrieben, dargestellt haben. Unheimlich, apokalyptisch...

Aber bei Bosch fehlen die Lichtfiguren. Für mich ist Martin so stark, dass er das ganze Übel zu überstrahlen vermag. Allerdings sorge ich mich sehr um ihn.

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cebra kommentierte am 02. September 2021 um 15:12

Da gibt es viele Maler, wie Bosch z.B., die solche Szenen wie hier beschrieben, dargestellt haben. Unheimlich, apokalyptisch...

Aber bei Bosch fehlen die Lichtfiguren. Für mich ist Martin so stark, dass er das ganze Übel zu überstrahlen vermag. Allerdings sorge ich mich sehr um ihn.

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schwadronius meinte am 12. September 2021 um 11:09

Vielleicht eher Caravaggio.

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heike_e kommentierte am 03. September 2021 um 08:27

Wie konnten Menschen nur so leben!

Die Geschichte könnte zur Zeit des 30 jährigen Krieges spielen. Wenn ich solche Schilderungen lese frage ich mich immer, wie überhaupt Menschen überleben konnten.

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cebra kommentierte am 03. September 2021 um 12:57

Die Geschichte könnte zur Zeit des 30 jährigen Krieges spielen. 

Ja, ich denke, du hast recht. Ringsum herrschen Krieg und Anarchie, und offenbar gibt es eine Reihe von Personen, für die das ganz selbstverständlich ist. Offenbar kennen sie es gar nciht anders.

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cebra kommentierte am 02. September 2021 um 15:06

Bislang eine düstere Geschichte mit einigen voneinander abgegrenzten Szenen

Du hast recht, die Geschichte ist wirklich düster, und ich überlege die ganze Zeit, warum ich das so nicht empfinde. Ich glaube, es liegt an dem überall durchblitzenden Humor und der Tatsache, dass ein Licht wie Martin in einer dunkeln Umgebung noch viel heller scheint.

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cebra kommentierte am 02. September 2021 um 15:09

 

aber noch ist mir nicht klar, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt.

Das ist mir auch noch überhaupt nicht klar. Aber ich vertraue dem Buch und überantworte mich ihm gerne.

 

 

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Hennie kommentierte am 02. September 2021 um 13:37

Die Erzählweise gefällt mir. Sie kommt fast daher wie im Stil der alten Märchen. Die Geschichte hat etwas Besonderes, verbindet das Alte mit dem Neuem, irgendwie zeitlos, anwendbar auch im Hier und Heute.

Für den ersten Leseabschnitt entscheide ich mich erst einmal für eine märchenhafte Erzählung. Die Gegensätze zwischen gut und böse, schön und häßlich u.s.w. sind hier schon deutlich herausgearbeitet. Mal schauen, wie es sich weiterhin entwickelt.

Martin, der 11jährige Junge, hat sich trotz seines furchtbaren Schicksals ein sonniges Gemüt bewahrt. Er ist eine wahre Lichtgestalt in all dem Dreck, Gestank, in dem allgegenwärtigen Aberglauben, in der Unwissenheit bis zur unvorstellbaren Dummheit. Sein einziger Vertrauter, seine Zuflucht, sein ein und alles ist für ihn der schwarze Hahn, den die tumben Dorfbewohner als den Teufel bezeichnen. Durch seine natürliche Intelligenz wird sich das Kind weiterhin durch all das Elend kämpfen. Seine Gewitzheit bewies er ja schon in beeindruckender Weise. Wie er beobachtet, analysiert und einordnet! Martin ist genial. Im Maler findet er einen Menschen, der zu ihm hält und ihn in der nächsten Zeit eine Stütze sein wird.

Die Handlung verorte ich in die Zeit des Mittelalters. Hinweise sind genügend vorhanden: die Pest, der unsagbare Dreck, der intensive Gestank (so gut beschrieben, dass ich glaube, es riechen zu können), die verheerenden hygienischen Zustände, die Ratten, die unbeschreibliche Armut der Menschen, das tiefe Elend, die Verrohung der Sitten, eigentlich gibt es ja gar keine mehr. Ich hatte den Eindruck, dass die Tiere besser leben als die Menschen.

Martin begibt sich mit dem Maler auf die Wanderschaft. Der Junge hat den festen Willen den Reiter und die geraubten Kinder zu finden. Ohne Reue verläßt er das Dorf, dessen Bewohner ihn ohnehin nicht vermissen werden.

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Magnolia-sieben kommentierte am 09. September 2021 um 16:55

"Martin, der 11jährige Junge, hat sich trotz seines furchtbaren Schicksals ein sonniges Gemüt bewahrt."

Er war erst drei Jahre alt, so habe ich diese schreckliche Tat seines Vaters in Erinnerung, als dies geschah. Da erinnert man sich an nichts mehr, er war viel zu jung und hat sich von da ab irgendwie durchwursteln müssen. Die Dorfbewohner hatten ja nicht mal im Traum daran gedacht, ihn in ihrer Mitte aufzunehmen. So war er nie ein anderes Leben gewohnt und hat in dem Hahn seinen Weggefährten gesehen. Er hatte nie was anderes, konnte auch nichts vermissen.

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schwadronius meinte am 12. September 2021 um 10:55

Wenn Martin den Hahn seit seinem dritten Lebensjahr hat, lebt dieser ganz schön lange. Er wird wohl noch in der Geschichte sterben ...

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cebra kommentierte am 02. September 2021 um 14:12

Was für ein wunderwunderschönes Buch! 

Ich konnte mich sogleich festlesen und bin sehr begeistert von dem Jungen Martin. Natürlich kommt er sehr weltfremd daher, das mag vielleicht nicht jedem gefallen. Ich aber genieße ihn als Sinnbild von Mut, Klugheit und innnerer Schönheit. Wie gut, dass er den Hahn hat. Wie gut, dass er dem Maler begegnet.

Noch mehr als der Junge kann mich von Schultes Schreibstil begeistern. So viel in so wenigen Worten ausdrücken zu können - was für ein Genie! Ganz harmlos, beinahe lakonisch kommen die Sätze daher und bergen eine Sprengkraft, die für einen ganzen Roman reichen könnte. Dabei auch immer dieser leise und hintergründige Humor - ich liebe das!

Doe Geschichte ist durchaus auch spannend. Dank Martins exzellenter, ungetrübter  Beobachtungsgabe und seiner analytischen Kompetenz geraten unerwartet Krimielemente in die Handlung.

Ich freue mich aufs Weiterlesen.

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cebra kommentierte am 02. September 2021 um 15:15

Kennt eigentlich hier jemand "Der Halbbart" von Lewinsky? ich mussste bisher sehr an dieses Buch denken.

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Hennie kommentierte am 02. September 2021 um 19:17

Ich kenne es nicht. Werde mich aber danach umsehen.

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heike_e kommentierte am 04. September 2021 um 11:53

Und wieder ein 'Buch für die Wunschliste :)

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Magnolia-sieben kommentierte am 09. September 2021 um 16:59

Oh ja, ich liebe dieses Buch. Hab "Der Halbbart" in einer Leserunde gelesen und es ist bis jetzt eines meiner Lieblingsbücher. Hier wird auch nicht alles erzählt, vieles steht zwischen den Zeilen, aber dennoch so exakt und genau - märchenhaft schön. Auf meiner Wunschliste stehen die Bücher von Charles Lewinsky, aber noch habe ich kein weiteres von ihm gelesen. Was ich jedoch unbedingt nachholen werde.

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schwadronius erwähnte am 12. September 2021 um 10:48

Ich habe das Buch, aber noch nicht gelesen.

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PeWie kommentierte am 03. September 2021 um 22:23

Martin und der Maler sind Seelenverwandte, sie können sich still verständigen, haben die gleiche Art von Humor. Sie haben eine stille Freude an der Geschichte mit der verschlossenen Kirchentür.

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Tine kommentierte am 04. September 2021 um 14:07

Die Sätze sind kurz und prägnant. Damit wird alles direkt auf den Punkt gebracht, aber ich komm bei diesem Schreibstil meist nicht richtig in den Lesefluss. Doch hier ist das anders, gefällt mir.

Die Autorin stellt sehr gut dar, wie rückständig und hinterwäldlerisch die Dorfbewohner leben. Ja alles so, wie sie es kennen und bitte niemand, der sie aus ihrem trostlosen geordneten Leben reißen könnte. Da ist Martin einfach zu klug und gewitzt um dazugehören zu können. Ich finde es echt traurig, dass sie kein Mitleid für ihn übrig haben, nachdem seine gesamte Familie ermordet wurde und er als kleines Kind ganz alleine dasteht. "Freut sich über eine Zwiebel", die haben ihn echt ausgenutzt und an der langen Hand (fast) verhungern lassen.

Die Geschichte ist durch die Missstände damals und der Ausgrenzung von Martin sehr düster, aber ich musste auch schon das ein oder andere Mal schmunzeln. zB als die Dorfbewohner den Schlüssel für die Kirche nicht fanden und Martin ihnen aufgetragen hat, eine weitere Tür zu bauen.  Aber wo ist der Schlüssel dennn nun? Martin hat es doch herausgefunden, schade, dass er es uns Lesern nicht verrät ;) Oder als Martin sich mit dem kleinen Baby so gut verstanden hat. Es freut mich für ihn, dass er nun auch schöne Seiten des Lebens kennenlernt.

Der redenden Hahn und das Tal der toten Tiere sind mir noch etwas suspekt. Ob das Buch einen übersinnlichen Touch hat? Ich überlege, ob Martin durch die Nähe zu dem Tier nicht einfach so eine enge Beziehung aufgebaut hat, dass er sich denkt, er würde mit ihm reden.

Thema: Lektüre, Teil l; Seite 1 bis 81
schwadronius meinte am 12. September 2021 um 10:46

Martin soll eine Gabe haben. Vielleicht hat er aber auch eine psychische Erkrankung. Die Erkrankten können oft nicht unterscheiden, ob die Stimmen in ihrem Kopf nur im Kopf sind oder tatsächlich von den Dingen, auf die sie sie projizieren.

Thema: Lektüre, Teil l; Seite 1 bis 81
Tine kommentierte am 15. September 2021 um 14:34

Hab ich auch schon überlegt und bis zum Ende verfolgt...

Thema: Lektüre, Teil l; Seite 1 bis 81
schwadronius erwähnte am 12. September 2021 um 10:47

Die Tür in der Tür ist klassisch schildbürgerisch. :D.

Thema: Lektüre, Teil l; Seite 1 bis 81
marsupij kommentierte am 07. September 2021 um 16:41

Ich mag den Schreibstil und die Geschichte sehr.
Schmunzeln musste ich an der Stelle mit dem Kriminalroman, der ja noch nicht erfunden war, aber sonst hätte einer dieser drei Männer darin brilliert.

Thema: Lektüre, Teil l; Seite 1 bis 81
Magnolia-sieben kommentierte am 09. September 2021 um 17:17

Ich bin begeistert, das gleich mal zu Anfang. Der elfjährige Martin hat sich ganz alleine durchwühlen müssen. Und das des Öfteren im eigentlichen Sinne, im übertragenen sowieso. Wie er im Schlamm den Totenschädel findet und er gleich sieht, dass demjenigen übel mitgespielt wurde. Erschlagen haben sie ihn. Aber die tumben Dörfler sehen das nicht, können das gar nicht sehen. Weil - genug Verstand haben sie alle nicht und wenn denn irgendwann mal ein wenig davon da war, haben sie ihn schon lange versoffen. 

Wenn ich grad an eine der ersten Szenen denke, als keiner sich getraut hat, zum Hilfspfarrer zu gehen und alle froh waren, dass Martin sich bereit erklärt hat, nach dem Schlüssel zu fragen. Der Blitz könnte ihn treffen, das schon. Um den ist es eh nicht schade - herzloses Gesindel! Aber sie alle haben nicht mit Martins Gewitztheit gerechnet, sagt er denen doch nicht, wo dieser Schlüssel nun wirklich liegt. Warum auch, sie haben es nicht anders verdient. Köstlich, wie sie sich abmühen, diese unbedarften, minderbegabten "Handwerker" (beinah wär mir "Trottel" herausgerutscht). 

Es sind hier immer wieder so schöne Sätze geschrieben wie "Das Kind singt, als laufe es auf Sonnenstrahlen in den Himmel". Auch wenn dieses Kind furchtbar böse ist, so ist Martin hilfsbereit, kann das Böse gar nicht sehen. Und hört seinen Hahn - und wie er ihn hört! Der Hahn als Metapher, sein Schutzengel. 

Diese wundervolle Erzählung hat was mystisches, gleitet ins Surreale. Auf eine sehr gut lesbare Art. Ich mag dieses Buch.

Thema: Lektüre, Teil l; Seite 1 bis 81
schwadronius erwähnte am 12. September 2021 um 10:41

Der Schlüssel steckte bestimmt von innen im Schloss und die Tür hakte. Oder er lag unterm Blumentopf neben dem Eingang.

Thema: Lektüre, Teil l; Seite 1 bis 81
Magnolia-sieben kommentierte am 12. September 2021 um 11:36

Ja, das würde alles passen. Es gibt mehrere logische Erklärungen dafür, aber diese Dumpfbacken können so gar nicht denken. 

Thema: Lektüre, Teil l; Seite 1 bis 81
schwadronius meinte am 12. September 2021 um 11:39

Toller Einstieg. Phantatischer Schreibstil. Märchenhadte Stimmung. Sätze, in denen so viel steckt, auch wenn sie harmlos formuliert wurden.

Ich mag die Geschichte und unser aller Liebling Martin.

Was wird er noch so erleben? Was es auch ist, er wirde daran wachsen und gestärkt neuer Widrigkeiten entgegen treten können.

Thema: Lektüre, Teil l; Seite 1 bis 81
memory-star kommentierte am 14. September 2021 um 07:22

Ich bin nun auch endlich dabei - meine Nachbarn hatten das Buch angenommen und waren dann erst einmal im Urlaub..

Auf jeden Fall finde ich den Roman sehr gut! Dieser szenische Schreibstil gefällt mir sehr gut, es macht alles so fassbar. Man hat als Leser wirklich das Gefühl dabei zu sein. Auch inhaltlich ist es kaum aus den der Hand zu legen. Martin ist ein toller Protagonist. Die Dorfbewohner sind einfach nur furchtbar.
Ich bin gespannt wie es weitergeht.

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