Leserunde

Leserunde zu "Kindheit" (Tove Ditlevsen)

Kindheit
von Tove Ditlevsen

Bewerbungsphase: 08.01. - 21.01.

Beginn der Leserunde: 04.02. (Ende: 25.02.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Aufbau Verlags – 20 Freiexemplare von "Kindheit" (Tove Ditlevsen) zur Verfügung. Eine Leseprobe zum Buch findet ihr hier.

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch. Darüber hinaus erhaltet ihr zum Abschluss der Leserunde einen Link zu einem Online-Formular, das in Kurzform weiteres Feedback zum Roman abfragt. Für die Teilnahme daran, mit der ihr euch durch eure Bewerbung einverstanden erklärt, erhaltet ihr 1.000 Community-Punkte gutgeschrieben.

ÜBER DAS BUCH:

Teil 1 der Kopenhagen-Trilogie

In „Kindheit“ erzählt Tove Ditlevsen vom Aufwachsen im Kopenhagen der 1920er Jahre in einfachen Verhältnissen. Tove passt dort nicht hinein, ihre Kindheit scheint wie für ein anderes Mädchen gemacht. Die Mutter ist unnahbar, der Vater verliert seine Arbeit als Heizer. Sonntags muss Tove für die Familie Gebäck holen gehen, so viel, wie in ihre Tasche hineinpasst, und das ist alles, was es zu essen gibt. Zusammen mit ihrer Freundin, der wilden, rothaarigen Ruth, entdeckt Tove die Stadt. Sie zeigt ihr, wo die Prostituierten stehen, und geht mit ihr stehlen. Aber eigentlich interessiert sich Tove für die Welt der Bücher und hat den brennenden Wunsch, Schriftstellerin zu werden – und dafür ist sie bereit, das Leben, wie es für sie vorgezeichnet scheint, hinter sich zu lassen.

„Das Porträt einer Frau, die ihr Leben entschieden zu ihrem eigenen macht. Ein Leben, so frei und ungestüm, ich bin versunken in Tove Ditlevsens Büchern.“ Nina Hoss

„Eine monumentale Autorin." Patti Smith

„Ein Meisterwerk." The Guardian

„Was Autorinnen wie Annie Ernaux, Rachel Cusk und Deborah Levy heute tun, hat Tove Ditlevsen schon vor über 50 Jahren getan. Autobiographisches Schreiben, vor dem man sich verneigen möchte. Endlich, endlich ist Ditlevsens Trilogie auf Deutsch zu lesen!” Emilia von Senger, She said

ÜBER DIE AUTORIN:

Tove Ditlevsen (1917–1976), geboren in Kopenhagen, galt lange Zeit als Schriftstellerin, die nicht in die literarischen Kreise ihrer Zeit passte. Sie stammte aus der Arbeiterklasse und schrieb offen über die Höhen und Tiefen ihres Lebens. Heute gilt sie als eine der großen literarischen Stimmen Dänemarks und Vorläuferin von Autorinnen wie Annie Ernaux und Rachel Cusk. Die „Kopenhagen-Trilogie“ mit den drei Bänden „Kindheit“, „Jugend“ und „Abhängigkeit“ ist ihr zentrales Werk, in dem sie das Porträt einer Frau schafft, die entschieden darauf besteht, ihr Leben nach den eigenen Vorstellungen zu leben. Die „Kopenhagen-Trilogie“ wird derzeit in sechzehn Sprachen übersetzt.

27.02.2021

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende

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Federfee kommentierte am 05. Februar 2021 um 15:50

Es war tatsächlich früher so, dass man Mädchen nicht weiter zur Schule schicken wollte. Wie traurig, wenn jemand, der die Fähigkeiten hat, dann mit Kindern und Haushalt vorlieb nehmen muss. Nix dagegen - wenn man das aus freiem Willen möchte, völlig in Ordnung Aber man sollte die Wahl haben. Die arme Tove hatte auch keine Chance; zumindest bekommt sie keinerlei Unterstützung von zu Hause, auch nicht vom Vater.

Erstaunt hat mich die Passage auf S. 90 u. über 'Amerika'. Als ob sie es heute geschrieben hätte! Da hat sich nämlich nichts geändert.

Ab und zu gibt es auch mal etwas zu lachen, z.B. als der Vater von den hohen Schuhen ein Stück abhackt (!) und sie dann schlimmer sind als zuvor (96). Aber ansonsten ist es ein sehr melancholisches, trauriges Buch. Man sieht überhaupt keinen Lichtblick und wenn ich das Nachwort lese, wird es wahrscheinlich nicht sehr viel besser.

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cybergirl kommentierte am 06. Februar 2021 um 12:09

Mir hat das Buch auch gut gefallen und sehr berührt.

Ja es stimmt es waren auch Stellen zum Schmunzeln dabei. besonders das mit den Schuhen. 

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nicigirl85 kommentierte am 07. Februar 2021 um 17:01

Ich glaube nur so hat das System solange funktioniert, dass die Frauen überhaupt den Haushalt schmeißen und Kinder bekommen. Ohne Bildung hat man kaum eine Chance etwas aus sich zu machen und die Gesellschaft hat das ja auch in gewisser Weise von einer Frau verlangt, dass sie dazu da ist zu heiraten, Kinder zu bekommen und sich um ihren Mann zu kümmern. Und dabei spielte die Gesellschaftsschicht keine Rolle. Wie gut haben wir es da heute?

Ich glaube Tove ist eine Frau, die ihrer Zeit weit voraus war.

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alasca kommentierte am 08. Februar 2021 um 16:12

Sooo gut haben wir es heute auch nicht. Besser schon, ja. Aber es ist noch viel Luft nach oben. Ich sach nur: Gender Pay Gap. Und immer noch wird die meiste unbezahlte Arbeit (Haushalt, Kinder, Krankenpflege von Angehörigen) von Frauen gemacht. Männer nehmen mittlerweile zwar Erziehungsurlaub - aber nur die 2 Monate, die sie müssen, damit der Rubel rollt, und das auch noch gleichzeitig mit ihrer Frau. Und so weiter ... 

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nicigirl85 kommentierte am 16. Februar 2021 um 07:20

Da bin ich ganz bei dir. Leider ist es immer noch so, dass Männer in Jobs bevorzugt werden und oft mehr verdienen.

Die Familiensache liegt jedoch irgendwo auch in der Hand des Paares, denn ich kenne ein Paar, wo er für das Kind zu Hause geblieben ist und sie weiter arbeiten ging. Er ist dann nach dem Babyjahr halbtags arbeiten gegangen bis die Kleine aus dem Gröbsten raus war. Ich denke mal das hat was mit der Einstellung der Männer zu tun, dass sie diese Tätigkeit als unmännlich oder unter ihrer Würde ansehen, dabei haben sie sich ja gemeinsam mit ihrer Partnerin für das Kind entschieden.

Die Gender Pay Gap wird es wahrscheinlich immer geben, da Frauen aufgrund der Kinder oft in den schlechter bezahlten Jobs arbeiten als die Männer. Deswegen bleibt ja auch für die Kinder die Frau zu Hause, weil sie meist weniger verdient als ihr Partner. Ich habe auch Jobs nicht bekommen, weil man mir unterstellt hat, dass ich bald Kinder bekomme. Die Frage ist nur wann das aufhört?

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alasca kommentierte am 16. Februar 2021 um 19:03

Das liegt leider solange nicht in der Hand des Paares, wie es den Gender Pay Gap und das Ehegatten-Steuersplitting gibt. Der Staat fördert damit die traditionelle Rollenverteilung, denn meist verdient die Frau weniger, es ist also nur "vernünftig", wenn man auf ihr Gehalt verzichtet und sie zu Hause beim Kind bleibt. 

Auch heute noch finden sich junge Frauen, die von Kindheit an die Nase vorn hatten (denn Mädels sind in der Schule und im Studium meist besser als Jungs) in einer schockierend gestrigen Realität wieder, wenn sie Mütter werden. Manche verstehen erst dann, was all die nervigen Femininstinnen immer alle rummeckern;-)

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solveig kommentierte am 08. Februar 2021 um 09:39

"Erstaunt hat mich die Passage auf S. 90 u. über 'Amerika'."

Trotz allem musste ich über die Bemerkung des Vaters über Florence Nightingale lachen. Dieses Verächtlichmachen von selbstbewussten, emanzipierten Frauen gibt es ja (leider) auch heute noch! Und Amerika  -  na, ein Kapitel für sich.

 

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Livre86 kommentierte am 18. Februar 2021 um 17:25

"Ab und zu gibt es auch mal etwas zu lachen, z.B. als der Vater von den hohen Schuhen ein Stück abhackt (!) und sie dann schlimmer sind als zuvor."

Da hab ich auch schmunzeln müssen. Einerseits haben sie kein Geld, aber anderseits kaufen sie Schuhe für Tove, die sie nur an diesem Tag anziehen kann. Ich würde gleich gescheites Schuhwerk kaufen. 

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cybergirl kommentierte am 06. Februar 2021 um 12:08

Auch der letzte Abschnitt hat mich tief berührt.

Die Autorin findet schöne Worte, schreibt in einer Prosa, es macht Freude das Buch zu lesen.

Tove sollte das Gymnasium besuchen aber die Eltern haben es nicht erlaubt. Das ist so typisch für diese Zeit. Besonders in den Arbeiterfamilien. Die Mädchen waren einfach viel weniger wert.
So schnell wie möglich arbeiten und Geld verdienen, heiraten und aus dem Haus. So liegen sie den Eltern nicht mehr auf der Tasche.
„Dann können wir uns ja ein Radio kaufen“ so ungefähr.

Mich hat es auch sehr berührt als Toves Gedichte vom Verleger abgelehnt wurden.
Gut, für die Kinderseiten waren sie nicht geeignet.

Auch das Nachwort der Übersetzerin fand ich bewegend.
Da mir Tove Ditlevsen bisher nicht bekannt ist kenne ich auch ihren Lebens- und Leidensweg nicht.

Ich bin sehr gespannt auf die folgenden 2 Bände.

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Federfee kommentierte am 06. Februar 2021 um 12:55

Ich bin auch gespannt auf die beiden weiteren Bände. Wenn man das Nachwort der Übersetzerin liest, scheint Toves weiterer Lebensweg ja nicht allzu rosig zu sein.

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nicigirl85 kommentierte am 07. Februar 2021 um 17:04

Ich denke eher, dass der Redakteur sie nicht Ernst genommen hat. Wenn er gewollt hätte, dann hätte er seine Kontakte spielen lassen können und jemanden gefunden, der die schönen Gedichte veröffentlicht, denn ihm scheinen sie ja gefallen zu haben. Aber wie ihre Familie bereits sagte: Laut der Gesellschaft können Frauen keine Dichter werden. Wahrscheinlich hatte der Redakteur sogar Angst, dass sich seine Kollegen über ihn lustig machen, wenn er Gedichte eines 14 jährigen Mädchens veröffentlichen will. Zum Glück sind wir da heute weiter.

Ja wenn man das Nachwort der Autorin liest, dann hört sich das wirklich nicht toll an, was Tove alles noch durchmachen muss.

Ich bin jedenfalls erstaunt wie intensiv sich diese wenigen Seiten angefühlt haben.

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Arbutus kommentierte am 17. Februar 2021 um 00:12

Ich kann den Redakteur aber verstehen. Er hatte ja durchaus anerkennende Worte für ihre Gedichte. Aber die erotischen Gedichte (er fand sie am besten) auf der Kinderseite zu veröffentlichen, wäre schonmal nicht gegangen. Auf der Erwachsenenseite, ja ok, aber unter wessen Namen? Dem echten Namen einer 14-jährigen, deren Eltern sofort Sturm laufen würden, wenn sie erotische Gedichte ihrer minderjährigen Tochter in der Zeitung fänden? Blieb noch das Pseudonym. Aber Tove wollte ja ihren eigenen Namen in der Zeitung lesen. 

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Naibenak kommentierte am 17. Februar 2021 um 10:22

Das stimmt, Arbutus. Da bin ich ganz bei dir mit dieser Redakteursache und den Gedichten. Das hätte so oder so nicht funktioniert. Und er hat die Gedichte tatsächlich ein wenig gelobt. Das ist immerhin ein Anfang und besser als nichts ;)

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lese-esel kommentierte am 11. Februar 2021 um 16:04

Als ihre Gedichte für die Kinderseiten abgelehnt wurden, da hätte ich erwartet, dass der Redakteur sie dann für die Erwachsenen-Seiten vorschlägt. 

Aber mir tat es so leid, dass sie dann so niedergeschlagen lange nichts mehr schrieb. 

Und schade auch, dass sie nicht weiter aufs Gymnasium durfte, obwohl die Lehrerin es für gut befunden hat. Aber Tove kommt aus einer "einfachen" Familie, da hat man andere Pläne. Noch nicht einmal eine Lehre durfte sie machen.....  Aber früher zahlte man ja noch Lehrgeld, und wenn sie im fremden Haushalt hilft, dann verdient sie ein wenig Geld (und kostet nichts mehr oder wenig, da sie ja Geld zu Hause abliefern kann).

Ja, das Nachwort ist sehr gut und auch erklärend, so dass man die "Kindheit" etwas besser versteht. Ich finde es krass, dass sich die Autorin mit 58 Jahren das Leben genommen hat. Aber sie hat ja schon als kleines Kind viel über den Tod nachgedacht....

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lese-esel kommentierte am 11. Februar 2021 um 16:43

Ich habe einfach mal gegoogelt! Eine sehr bewegte Biographie hatte die Autorin.

Sie war vier Mal verheiratet und hatte mit dem zweiten, dritten und vierten Ehemann jeweils ein Kind. In der ersten Ehe war sie mit dem 30 Jahre älteren Schriftsteller und Journalisten Viggo Frederik Mølle verheiratet (Hochzeit 1939 - da war sie selber 22 Jahre alt).

ihr Leben ist - so wie es ausschaut - in erster Linie sehr düster und trüb mit vielen Tiefschlägen.

Interessant ist zudem, dass eine norwegische Liedermacherin ihre Gedichte vertont hat.

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"Ich bin sehr gespannt auf die folgenden 2 Bände." Ja, das bin ich nun auch, aber genauso werde ich mal Ausschau nach anderen Romanen halten, die auch schon in den 1970er, 1980er Jahren in deutsch erschienen sind. 

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Nil kommentierte am 13. Februar 2021 um 09:42

Das Tove nicht aufs Gymnasium darf ist ein herber Schlag. Wie ausgeliefert man zur damaligen Zeit war nur weil sie ein armes Mädchen war. Grausam. Heute zum Glück undenkbar. Die Erungenschaften der sozialen Gemeinschaft wertschätzt man nach solch einer Lektüre noch mal ganz anders!

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nicigirl85 kommentierte am 16. Februar 2021 um 07:23

Leider kommt es auch heute noch vor, dass Kinder aus armen Familien nicht aufs Gymnasium kommen, weil sie keine Empfehlung dafür kriegen. Da wird dann davon ausgegangen, dass die Unterstützung in der Familie fehlt. Kann man gut nachlesen bei Jeremias Thiel in "Kein Pausenbrot, keine Kindheit, keine Chance".

Allerdings gebe ich dir Recht, dass dann nicht nur Mädchen, sondern alle Geschlechter dann davon betroffen sind.

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lese-esel kommentierte am 17. Februar 2021 um 09:04

Ja, und es hängt immer noch vom Rollenbild / Rollenverständnis ab, das in diversen sozialen Schichten dominiert.

Man sieht es ja, dass Kinder, die aus *gebildeten* Familien kommen eher die Abi-/Unilaufbahn einschlagen.

Und es ist ja oft - leider auch umgekehrt der Fall - dass Kinder aus vielen Familien, wo die Eltern Abi haben / studiert haben, auch diesem Weg einschlagen müssen. Da wird es nicht gerne gesehen, wenn sie den Ausbildungsweg einschlagen wollen oder gar 'Handwerker' werden wollen. Oft heißt es - egal welch abweichende Richtung eingeschlagen wird: "Was sollen denn da die Anderen sagen?!" (Leider!)

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Naibenak kommentierte am 17. Februar 2021 um 10:31

Ja genau, das Ansehen in der Gesellschaft ist immens wichtig. Nach wie vor ist es bei vielen so, wenn auch laaaange nicht mehr so krass wie damals. Aber hier im Buch geht es noch um eine Zeit, in der es meines Erachtens wichtig war, nach außen hin besonders korrekt zu erscheinen und stark, als hätte man alles im Griff und Probleme gibt es nicht. Das bewirkt m.M.n. auch, dass die Mutter so "kalt" ist bzw erscheint. Das eigene Ansehen in der Gesellschaft schien im Fokus zu stehen. Hauptsache, man wird nicht zu Gesprächsstoff in der Nachbarschaft - das wäre nicht zu ertragen gewesen... Heute ist das schon deutlich lockerer, man legt den Fokus vermehrt auf sich selbst, nimmt psychologische Hilfe in Anspruch etcpp... Das gab es damals nicht. 

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GaudBretonne kommentierte am 07. Februar 2021 um 16:03

Fast jeder Satz in diesem kleinen Band hat mich tief berührt. Tove ist eine erstaunliche Persönlichkeit, die schon sehr früh wusste, was sie trotz der gesellschaftlichen Grenzen wollte und konnte.  Sie scheint, wie in eine falsche Zeit geboren zu sein. Ihre absolute Einsamkeit ist erschreckend und gleichzeitig doch, ohne den pädagogischen Zeigefinger zu benutzen, eine Mahnung an den Leser, genau hinzusehen. 
Konsequenterweise endet das Buch nur mit einem Ausblick und macht Lust auf mehr (Band 2 und 3 werde ich ganz sicher auch lesen). Ein Happyend wäre nicht  glaubwürdig.

Der Begriff Seelenbibliothek wird mich so schnell nicht loslassen. So begeistert ich vom Einstieg auf der sprachlich-stilistischen Ebene war, so ergriffen bin ich auch vom Ende:

"Ich lese in meinem Poesiealbum, während die Nacht an meinem Fenster vorbeiwandert, und ohne, dass ich es weiß, sinkt meine Kindheit leise auf den Grund der Erinnerungen, dieser Seelenbibliothek, aus der ich bis an mein Lebensende Wissen und Erfahrungen schöpfen werden."

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lese-esel kommentierte am 11. Februar 2021 um 16:13

"Seelenbibliothek" ist ein wunderbarer Begriff. Und beim Lesen der Kindheitseisode habe ich ständig auch meine Kindheit vor Augen gehabt und mich gefragt, was für Ereignisse oder Begegnungen mich geprägt haben und welche ich ab und zu noch mal hervorgrabe - positive wie negative Ereignisse.... 

Und der Satzteil: "sinkt meine Kindheit leise auf den Grund der Erinnerungen" hat etwas Trauriges, denn wenn etwas sinkt, dann geht es unter. Ein Untergang hat für mich was Bedrohliches und Tödliches - es ist ausgelöscht (wird vielleicht mal zum Fossil).... 

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Naibenak kommentierte am 13. Februar 2021 um 19:24

"Und der Satzteil: "sinkt meine Kindheit leise auf den Grund der Erinnerungen" hat etwas Trauriges, denn wenn etwas sinkt, dann geht es unter."

Ja das dachte ich auch beim Lesen. In diesem Satz liegt große Trauer, die ja bereits zuvor von Tove angesprochen wurde. Und dennoch ist der Begriff "Seelenbibliothek" etwas sehr Besonderes und sie zeigt auch, dass Erinnerungen in positiver Weise ein Leben lang wirken.

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nicigirl85 kommentierte am 07. Februar 2021 um 16:57

Ehrlich gesagt lässt mich der Roman ganz schön bedrückt zurück, denn die Kindheit war ja nun keine sonderliche Freude, aber das was auf Tove jetzt zu warten scheint, das scheint noch viel schlimmer zu werden.

Dass sie nicht aufs Gymnasium gehen kann, das ist wirklich eine Verschwendung. Wirklich sehr schade.

Alles wirkt irgendwie so lieblos in ihrer Welt. Da spendieren ihr die Eltern ein letztes Mal Schuhe zur Konfirmation, danach muss sie selbst Geld verdienen und auch Geld an ihre Eltern abgeben. Als wenn sie sich ausgesucht hätte das Kind ihrer Eltern zu sein, aber leider war es damals nun einmal so, dass alle mit anfassen mussten. Zum Glück sind die Zeiten heute etwas anders.

Ihre Gedichte werden nicht genommen, wahrscheinlich hat der Redakteur sie mit 14 nicht so recht Ernst genommen. Mir gefällt, dass sie dennoch nicht aufgibt.

Ich stelle es mir auch schwer vor Hausmädchen zu sein, wenn ich weder putzen noch kochen kann. Mir wurde so etwas als Kind und Teenager beigebracht. Ich frage mich warum Toves Mutter das nicht auch bei ihr gemacht hat...

Eine Armbanduhr zur Konfirmation, was für ein schönes klassisches Geschenk. Ich habe mir von meinem ersten Gehalt Ende 2005 auch eine schöne Damenarmbanduhr gegönnt. Damals war das noch etwas, aber da gab es ja auch noch keine Smartwatches.

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Sabine_AC kommentierte am 22. Februar 2021 um 19:39

Bei mir ist auch Bedrückung geblieben. 

Und ich bin hin- und hergerissen, was die beiden Folgebücher betrifft. Ich möchte sie sehr gern lesen, schon der Sprache wegen, und weil Tove Ditlevsen einfach soo viel Ausdruck in den knappen Worten hat, so viel Poesie. Anderseits erwarte ich, erst Recht, nachdem ich das Nachwort glesen habe, dass Toves weiteres Leben noch düsterer, unverstandener und trauriger verläuft.

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darkola77 kommentierte am 07. Februar 2021 um 21:19

Wunderbar in Wort und Bild aber auch bedrückend, gar traurig in dem Geschilderten habe ich den dritten Leseabschnitt erlebt. Tove bleibt der Besuch des Gymnasium verwehrt, ihre Zukunft scheint vorbestimmt, ängstigt sie, schreckt sie ab: „Die Zukunft ist ein monströser, übermächtiger Koloss, der bald auf mich herabstürzen, mich zertrümmern wird.“ (S. 91). Ihr Traum, ihre Gedichte in der Zeitung zu veröffentlichen, scheint sich erst einmal zerschlagen zu haben. Sie wird als Hausmädchen eine Stelle antreten müssen und weiterhin in diesem kalten Elternhaus, in dem sie niemand zu verstehen vermag, wohnen. Und eben dieses Gefühl der Fremdheit, des Anderseins ist es auch, was Tove immer weiter von anderen Menschen trennt, unterscheidet, einen Umgang mit ihnen nahezu unmöglich erscheinen lässt: „Es quält mich sehr, dass ich mittlerweile gar keine echten Gefühle mehr zu besitzen scheine, sondern immer nur so tue, indem ich die Reaktionen der anderen nachahme.“ (S. 109)

Mit der Konfirmation fallen die letzten Reste von Toves Kindheit schließlich von ihr ab „wie Schuppen von sonnenverbrannter Haut, und darunter kommt eine falsche, unmögliche Erwachsene zum Vorschein.“ (S. 114-115) Eine denkbar schlechte Voraussetzung für ein selbstbestimmtes, erfülltes, glückliches Leben. Und genau diese Befürchtungen scheinen sich dann auch beim Lesen des Nachwortes zu bestätigen. Tove scheint auch im weiteren Leben sehr viel Unglück, Schmerz, Verzweiflung widerfahren zu sein. Ihr Ende hat sie dann selbst gewählt.

Schon lange hat mich ein Buch nicht mehr so berührt, angesprochen, mit in eine Welt lange vor meiner eigenen gezogen. Dafür bin ich sehr dankbar.

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nicigirl85 kommentierte am 08. Februar 2021 um 08:05

Ich finde so spannend wie man das interpretieren kann. In meiner Jugend (ich bin Jahrgang 1985). da war das etwas richtig Großes mit Jugendweihe und Konfirmation. Da zählte man dann bald zu den Erwachsenen, hat vielleicht das erste Mal einen sitzen gehabt und von dem geschenkten Geld sich mal etwas Größeres gekauft oder wie ich für den Führerschein gespart. Das war aber nie damit verbunden, dass man nun sein eigenes Geld verdienen muss und die Kindheit schlagartig vorbei ist.

 

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darkola77 kommentierte am 08. Februar 2021 um 22:49

Und hoffentlich war das auch ein Ereignis, auf das Du Dich freuen konntest und Dir positiv in Erinnerung geblieben ist! Für Tove ist dieser Tag ja schon im Vorfeld mit ganz viel negativen Gefühlen verbunden.

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lese-esel kommentierte am 11. Februar 2021 um 16:29

 

"Und eben dieses Gefühl der Fremdheit, des Anderseins ist es auch, was Tove immer weiter von anderen Menschen trennt, unterscheidet, einen Umgang mit ihnen nahezu unmöglich erscheinen lässt:"

Ja, das tut irgendwie auch weh, dann sie hat niemanden, den sie sich anvertrauen kann. Sie schreibt ja auch, dass die Gespräche stets oberflächlich sind. Richtige Freunde hat sie ja auch nicht. Sie ist einfach in einem für sie falschen Umfeld aufgewachsen! Schreiben ist ihre Welt, aber das versteht keiner aus ihrer Familie. 

Sehr berührend finde auch: "Meine zerfetzte Kindheit flattert um mich herum, und kaum habe ich ein Loch gestopft, taucht an einer anderen Stelle ein neues auf (EBook, S.80)" - zerfetzt, das ist kaputt und so negativ belastet, es war keine heile Kindheit, wie man sich es eigentlich als Kind wünscht und für ein Kind wünscht. 

Und die Mutter ist eine unsympathische Person, so voller Argwohn und Missgunst! Das sieht man auch im Verhältnis zu ihrem Sohn, denn sie sieht es nicht gern, dass er eine Freundin hat. Sie denkt auch nur schlecht von der Welt! ich kann Edvin voll verstehen, dass er so schnellstmöglich das Elternhaus, das für mich auch wie ein Gefängnis ohne Privatsphäre ist, verlassen möchte.

 

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darkola77 kommentierte am 12. Februar 2021 um 01:07

"Schreiben ist ihre Welt" - ganz besonders erschreckend ist, dass nicht nur niemand Tove zu verstehen vermag, sondern dass es, abgesehen von ihrem Bruder, auch niemanden in ihrer Familie gibt, der sich dieses Essentiellem, ganz Wesentlichem über Tove überhaupt bewusst ist.

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darkola77 kommentierte am 12. Februar 2021 um 01:03

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Sursulapitschi kommentierte am 13. Februar 2021 um 09:02

Richtige Freunde hat sie ja auch nicht. Sie ist einfach in einem für sie falschen Umfeld aufgewachsen! Schreiben ist ihre Welt, aber das versteht keiner aus ihrer Familie. 

Sie hätte wenigstens eine Lehrerin, Tante, Onkel, Nachbarin, egal wen, irgendeine Unterstützung gebraucht, aber da war niemand, der sie verstehen wollte. Es scheinen alle nur zu meinen, sie ist anders und das ist schlecht. Furchtbar tragisch. 

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darkola77 kommentierte am 13. Februar 2021 um 12:00

Ja, in Toves Umfeld scheint niemand den Willen oder das Empathievermögen zu besitzen, auf sie einzugehen und sich auf sie einzulassen. Traurig.

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Naibenak kommentierte am 13. Februar 2021 um 19:39

"Es quält mich sehr, dass ich mittlerweile gar keine echten Gefühle mehr zu besitzen scheine, sondern immer nur so tue, indem ich die Reaktionen der anderen nachahme.“ (S. 109)

dieser Satz und die folgenden haben auch mich sehr nachdenklich gemacht. So weit ist es schon gekommen, dass Tove durch ihre Fremdheit und Maske gar nicht mehr in der Lage ist, auch nur hin und wieder sie selbst zu sein. Sie verliert sich selbst zunehmend und das ist schon etwas beängstigend. Zum Glück schreibt sie weiter, die einzige Möglichkeit, noch bei sich selbst zu bleiben, glaube ich. 

 

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darkola77 kommentierte am 14. Februar 2021 um 20:57

Scheinbar keine eigenen Emotionen mehr zu besitzen, sich selbst nicht fühlen zu können, sind für mich Zeichen einer fortgeschrittenen Entfremdung, des Verlustes der Verbindung zu sich selbst, dem eigenen Wesen, dem eigenen Sein. Erschreckend, beunruhigend und verstörend - möglicherweise schon in einem pathologischen Sinne.

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Naibenak kommentierte am 17. Februar 2021 um 10:34

Ja, ich finde es auch erschreckend. Aber ich denke, die Gedichte halfen ihr, sich nicht vollends zu verlieren. Gut, dass sie da dran geblieben ist - Schreiben als Therapie sozusagen.

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darkola77 kommentierte am 17. Februar 2021 um 21:46

Und: Schreiben als Lebenssinn.

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Samara42 kommentierte am 08. Februar 2021 um 02:45

Man muss aufpassen beim Lesen des Buches nicht in Schwermut zu verfallen und nicht mehr herauszufinden. Da waren meine Gedanken als ich den dritten Leseabschnitt beendete.
Es ist schon vorauszusehen dass Tove es nicht leicht haben wird und die weiteren Bände der Autorin ebenso weiterlaufen werden.

Dennoch, wer über ein solches Sprach und Wortfindungsgenie verfügt, den bewundere ich. Ich habe das Buch im Nachhinein ganz bewusst nur seitenweise gelesen. Einfach damit es mich nicht erdrückt. Ich bin eher der positive Mensch, niemand der gerne lange der Melancholie hinterherhängt. Dennoch die Schreibweise berührt mich und auch das was Tove alles passiert ist.
Auch wenn heute sich sicherlich einige freuen würden wenn sie nicht die Schule besuchen müssten, so sieht man herbei dass es früher kein Previleg für jeden war.

Dieses allgemeine Mädchen ja am Herd zu halten, findet bei uns Frauen jetzt sicherlich den einen oder anderen wütenden Gedanken. Auch bei ihren Eltern hätte ich oft und gern zwischengepoltert.

Ja, ich denke ich bin ein Fan geworden und werde hoffentlich auch in den Genuß der Nachfolgebücher gelangen.

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solveig kommentierte am 08. Februar 2021 um 10:02

Ja, mit 14 Jahren war für viele die Kindheit abrupt zu Ende (auch noch in den sechziger Jahren), die Konfirmation war ein Wendepunkt im Leben. Dann hieß es, entweder eine Lehrstelle antreten oder direkt in die Fabrik oder einen Haushalt gehen, je nachdem, wie die Eltern entschieden. Gymnasium für Mädchen war "Zeitverschwendung"; denn sie "heiraten ja doch" und werden versorgt.

Nicht nur Tove hat es schwer. Auch ihr Bruder leidet unter den Erwartungen der Eltern: der Vater besteht auf Beendigung seiner Lehre, obwohl Edvin schwere Allergien zeigt; die Mutter macht ihm Probleme bei der Partnerwahl. Wenigstens kommen sich die Geschwister nun ein wenig näher, wenn auch "seine Erleichterung, wenn ich gehe, genauso groß wirkt wie seine Freude, wenn ich komme."

Nun verfolge ich Toves Lebenslauf mit Spannung weiter. Merkwürdig, dass Ditlevsens Bücher nicht schon früher bekannt geworden sind!

 

 

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Naibenak kommentierte am 13. Februar 2021 um 19:45

Ohja, auch Edvins Schicksal erschüttert mich. Er scheint aufgrund des Jobs extreme Gesundheitsprobleme zu haben, "darf" aber nicht die Arbeit wechseln, weil er es ja nunmal gelernt hat. Wahhh... bei sowas könnte ich verrückt werden! Aber die Zeiten damals... das war einfach so und nicht zu ändern. Furchtbar.

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alasca kommentierte am 08. Februar 2021 um 16:21

Zuerst mal: Das Nachwort hat mich gerissen. Suizid mit 58? Mein Gott, wie traurig. 

Offenbar ist sie die Hoffnungslosigkeit, mit der sie im Alter von 14 der Zukunft entgegen sieht, nie losgeworden. Wie klarsichtig sie ist! Man spricht ja von depressivem Realismus - depressiv wird man dann, wenn man die rosarote Brille, die die Welt erträglich macht, nicht imstande ist zu produzieren.  Und alles so sieht, wie es ist. Kann einen schon runterziehen. 

Dennoch, die Lektüre ist fesselnd, ihre Gedanken und Erlebnisse, ich konnte nicht aufhören zu lesen. Das Buch entwickelt einen dunklen Sog. 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Federfee kommentierte am 09. Februar 2021 um 09:11

Ich finde es auch traurig, beim weiteren Lesen (denn Bd. 2 und 3 werde ich mir kaufen) immer daran denken zu müssen, dass sie mit 58 ihrem Leben ein Ende gemacht hat. Dennoch bereue ich es nicht, dieses Buch gelesen zu haben, im Gegenteil. Sie hat eine besondere Art, die Welt zu sehen, 'klarsichtig' nennst du es. Und dann hat sie noch das besondere Talent, ihre Beobachtungen nicht nur zu überdenken und einzuordnen, sondern sie auch in eine unglaublich schöne Sprache zu verpacken. Hoffentlich werden noch mehr Bücher von ihr übersetzt, jetzt, wo man sie einmal entdeckt hat.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
nicigirl85 kommentierte am 10. Februar 2021 um 07:10

Ich habe irgendwie das Gefühl, dass die besonders großen Talente in der Literatur-, Film- und Musikszene eine gewisse Schwermut und Sensibilität haben, die sie so tolle Bücher, Songs, etc. entstehen lassen, die aber zugleich dafür sorgt, dass man seinen Platz in der Welt nicht so recht findet.

Was meint ihr?

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Federfee kommentierte am 11. Februar 2021 um 09:30

Das sehe ich auch so. Es scheint die Sinne zu schärfen und das Nachdenken zu fördern.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
alasca kommentierte am 13. Februar 2021 um 18:57

Das glaube ich auch. Wahrscheinlich muss man sich an der Welt reiben, um sie richtig zu spüren ... Wer nur über die Oberfläche tanzt, verpasst vielleicht ganz viel. Es sind die sehr sensiblen Menschen, die vieles wahrnehmen, was anderen entgeht. Auch viele schlimme Dinge. Oder vielleicht haben diese Menschen keine Grenze zwischen sich und der Welt wie andere und alles geht direkt mittenrein in sie, das Dunkle, aber auch das Helle! Schön und schrecklich. 

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Naibenak kommentierte am 13. Februar 2021 um 19:33

Das hast du toll beschrieben, alasca! Genau so denke ich auch, besonders das mit der fehlenden Grenze macht Sinn. 

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Sabine_AC kommentierte am 22. Februar 2021 um 19:45

Ja, dieses Zusammenspiel zwischen schöpferischem Geist und verlorener Seele gibt es häufig. Es mag andere Fälle geben, aber sicherlich bedingt es sich oft gegenseitig.

Alasca hat das wirklich toll in Worte gefasst.

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solveig kommentierte am 10. Februar 2021 um 10:22

Ich habe noch mal darüber nachgedacht, warum das Buch so unmittelbar und direkt auf mich wirkt. Es ist natürlich zum einen das Thema Kindheit und Toves Verhältnis dazu, Kind zu sein in dieser Familie. Die Unmittelbarkeit erreicht die Autorin mit dem Gebrauch des Präsens, der rückt die Ereignisse nah heran, denke ich. 

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 81 bis Ende
Sursulapitschi kommentierte am 13. Februar 2021 um 08:47

Ich habe noch nie darüber nachgedacht, dass eine Konfirmation der erste Schritt zum Erwachsenwerden sein könnte und finde das hoch interessant.

Schön, dass sie wenigstens ihrem Bruder ein wenig nahekommt. Ihre Eltern haben wohl nie wirklich versucht, sie zu verstehen. Sein Freund Thorwald findet sie hübsch und mag ihre Gedichte, so jemanden hat sie noch nie getroffen. Sie lebte ganz klar in der falschen Familie.

Wenn ich die zwei Folgebände nicht schon bestellt hätte, würde ich es jetzt tun. Es scheint ja so, als würde Tove niemals richtig auf die Beine kommen, wie tragisch. Wie sie es trotz allem geschafft hat, doch noch eine anerkannte Schriftstellerin zu werden, interessiert mich jetzt brennend.

Ein tolles Buch, eine tolle Frau.

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Naibenak kommentierte am 13. Februar 2021 um 19:52

Ja, diese Dinge haben auch mein Herz etwas lächeln lassen: Edvins Freund sagt ihr ins Gesicht, dass sie hübsch ist und er ist regelrecht begeistert von den Gedichten. Das brauchte Tove mal so dringend, schön, dass sie es erleben konnte.

Und die Nachfolgebände habe auch ich mir bereits bestellt :D bin sehr gespannt und freu mich drauf. 

 

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Nil kommentierte am 13. Februar 2021 um 09:40

WOW! Welch fulminantes Ende und vor allem hat es mir der allerletzte Satz angetan wo sie von ihrer Seelenbibliothek schreibt!

Also, dieses Buch landet sicher unter den Top 10 für 2021. Habe mir bereits die beiden Folgebände besorgt! 

Ich muss auch der Übersetzerin ein großes Lob aussprechen, hat sie doch diesen Text mit viel Fingerspitzengefühl gedreht und gewendet und perfekt ins Deutsche übertragen. 

Ich muss mich noch mal sammeln, dann folgt mehr! 

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milkshake kommentierte am 13. Februar 2021 um 17:48

Bevor ich das Buch gewonnen habe (wofür ich sehr sehr dankbar bin), war ich mir fast sicher, dass ich mir die Folgebände nicht kaufen würde, da ich den Preis doch ziemlich unverschämt finde. Allerdings hat mich Tove (und natürlich die Übersetzerin, ganz großes Lob!!), derart in ihren Bann gezogen und mit ihrer Sprache begeistert, dass ich ihren weiteren Werdegang verfolgen muss, komme was wolle. Deshalb werde ich die Folgebände gleich bestellen. 

Ich kann mich euren Lobeshymnen nur anschließen, war aber ziemlich enttäuscht vom Vater, dass er einerseits Tove immer dazu ermuntert hat, zu lesen (man erinnere sich an seine Reaktion, als sie Les Miserables mit nach Hause brachte) und gleichzeitig aber gebildetete Feministinnen derart verachtet und seine Tochter so nicht sehen will. Für mich ein absoluter Widerspruch und unglaublich enttäuschend. Von diesem Mann hätte ich mehr erwartet, vorallem auch dass er die Grenzen der gesellschaftlichen Normen gedanklich sprengen kann, aber anscheinend war das trotzdem nicht der Fall..

Das Nachwort habe ich mir übrigens nicht durchgelesen, weil ich mich nicht "spoilern" lassen wollte.

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Arbutus kommentierte am 17. Februar 2021 um 00:35

Der Vater ist halt kein Romanheld, sondern so war er eben. Auch heute findest Du manchmal ganz liebenswürdige Menschen mit ganz grottigen politischen Ansichten. Natürlich ist es furchtbar, dass der Vater diese antiquierten Ansichten über Mädels vertritt (das war ja damals noch viel „normaler“ als heute). Trotzdem ist er ein Vater, dem seine Tochter nicht egal ist. Durch ihn lernt Tove all die Erwachsenenbücher kennen. Er hat zwei Seiten, dieser Vater. Je nachdem, von welcher Seite man ihn betrachtet, kann man ihn mögen oder verachten. Oder, man macht es ganz anders...

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Sari1988 kommentierte am 15. Februar 2021 um 14:55

Ich bin tief beeindruckt von dem letzten Abschnitt. Tove nimmst alles einfach so hin. Sie hat aufgehört nach der Liebe ihrer Mutter zu betteln oder ihr gefallen zu wollen. Ihr scheint es nun auch ganz nicht mehr wichtig zu sein. Es ist traurig, doch für Tove wahrscheinlich der gesündere Weg.

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Arbutus kommentierte am 16. Februar 2021 um 23:23

Die Großmama stirbt. Erst weint Tove nicht, dann weint sie doch. Sie hat gelernt, ihre Gefühle so gut zu verstecken, dass sie sie selber nicht mehr findet. 

Und dann der Horror: Sie soll putzen, essen kochen und auf den Sohn aufpassen, und nichts davon hat sie je gelernt ...

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alasca kommentierte am 17. Februar 2021 um 14:22

Sie hat gelernt, ihre Gefühle so gut zu verstecken, dass sie sie selber nicht mehr findet. 

Schön gesagt. 

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Livre86 kommentierte am 18. Februar 2021 um 17:20

Leider bin ich auch schon durch. Mich lässt "Kindheit" traurig zurück. Dieser Abschnitt und das Ende sind bedrückender als der Anfang und der Mittelteil. Kindheit endet und die Jugend fängt an. Ich werde auf jeden Fall Jugend und Abhängigkeit lesen wollen. 

Auf Seite 91 schreibt Tove: "Die Zukunft ist ein monströser, übermächtiger Koloss, der bald auf mich herabstürzen und mich zertrümmern wird. Meine zerfetzte Kindheit flattert um mich herum, und kaum habe ich das eine Loch gestopft, taucht an einer anderen Stelle ein neues auf." Zwei wunderschöne Sätze. 

Das Treffen zwischen der Familie und Solveig war angespannt. Die Mutter macht alles kaputt und die anderen schauen hilflos zu. Die Mutter ist und bleibt sehr schwierig.

Auf Seite 111 schreibt Tove: "Ich muss daran denken, dass es einmal die wichtigste Frage auf der Welt war, ob meine Mutter mich mochte, aber das Kind, das diese Liebe so heftig begehrte und immer nach Zeichen dafür ausspähte, existiert nicht mehr. Inzwischen glaube ich, dass meine Mutter mich gernhat, aber es macht mich nicht glücklich." Wäre die Mutter nicht so gefühlskalt, wäre Tove Lebensweg anders gekommen. Eindeutig, die Liebe ihrer Mutter hat Tove gefehlt!!

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hej_katia kommentierte am 20. Februar 2021 um 10:08

Ich habe das Buch auch bereits vor einigen Tagen beendet und musste es erstmal auf mich wirken lassen. Ich kann den Hype um die Kopenhagen Trilogie nachvollziehen, muss aber auch gestehen, dass mich "Kindheit" nicht vollständig abgeholt hat. Ich würde aber sagen, dass es an meinem persönlichen Gemutszustand lag. 

Ich bin normalerweise ein Fan von Geschichte, die bedrückend sind. Aber hier hat es mich stellenweise doch fast erdrückt und ich konnte es nur schwer lesen. Nachdem lesen des Nachwortes haben sich meine Gedanken bestätigt, dass sich eine solch düstere Kindheit nur schwer verarbeiten lässt. 

Sprachlich gesehen ist das Buch natürlich große Klasse. Hier auch ein großes Lob an die Übersetzung. Diese wenige Seiten haben jedenfalls einen tiefen Eindruck hinterlassen. Ich muss aber sagen, dass ich nicht weiß, ob ich die Trilogie weiter verfolgen werde. Vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt. 

 

 

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kommentierte am 24. Februar 2021 um 14:15

Der dritte Abschnitt war eigentlich genauso tragisch udn traurig wie die anderen Beiden. Tove hatte keine schöne Kindheit. Sie war zwar auch nicht grauenvoll aber sie musste mit vielen Zurückweisungen leben. Sehr traurig und schwer zu verarbeiten für ein Kind.

 

 

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