Leserunde

Leserunde zu "Lapvona" (Ottessa Moshfegh)

Lapvona -

Lapvona
von Ottessa Moshfegh

Bewerbungsphase: Bis zum 16.02.

Beginn der Leserunde: 23.02. (Ende: 16.03.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Hanser Verlags – 20 Freiexemplare von zur Verfügung. Eine Leserprobe zum Buch findet ihr hier.

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

ÜBER DAS BUCH:

„Lapvona“ – Ottessa Moshfeghs Roman über menschliche Monstrosität, Ungleichheit, Korruption und Tyrannei.

„Was für ein grauenvolles Meisterwerk!“ (Theresia Enzensberger) 

Es riecht nach Kot und Verwesung, nach Blut, Vieh und Schlamm – das ist Lapvona, der gottverlassenste Ort der Romanwelt. Hier ist niemand vom Glück begünstigt, am wenigsten Marek, der missgestaltete Sohn des Schafhirten. Doch sein Elend birgt auch eine große Kraft: baldige Nähe zu Gott durch Entsagung und Erniedrigung. Als er von Villiam, dem irren Landvogt, aufs Schloss berufen und als neuer Fürstensohn eingeführt wird, glaubt Marek sich zu Höherem erkoren. Denn noch ahnt er nicht, wie grausam nicht nur die Not, sondern auch die Sättigung den Menschen macht. In ihrem neuesten Meisterwerk entwirft Ottessa Moshfegh ein höllisches Panoptikum menschlicher Monstrosität und trifft in der grotesken Darstellung von Ungleichheit, Korruption und Tyrannei den Nerv unserer Zeit erschreckend genau.

ÜBER DIE AUTORIN:

Ottessa Moshfegh wurde in Boston geboren und ist kroatisch-persischer Abstammung. Sie wurde in die Granta-Liste der zwanzig besten jungen Autor*innen aus den USA aufgenommen. Für ihre Romane wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem PEN/Hemingway Award. Nach den Romanen »Eileen« und »Mein Jahr der Ruhe und Entspannung« erschienen zuletzt Stories unter dem Titel »Heimweh nach einer anderen Welt« bei btb im Taschenbuch. Ottessa Moshfegh lebt in Los Angeles.

19.03.2023

Thema: Lektüre, Teil l; Seite 1 bis 102

Thema: Lektüre, Teil l; Seite 1 bis 102
KKruse kommentierte am 26. Februar 2023 um 09:50

Ich habe mich am Wochenende direkt an die Lektüre gemacht und bin inzwischen mit dem ersten Teil durch. Beim Lesen wird bei mir immer wieder Ekel erregt, die Figuren sind grausam, menschenfeindlich und abstoßend, die ganze Atmosphäre ist düstern und befremdlich und es läuft einem ein Schauer über den Rücken, wenn man die brutalen Szenen liest. Aber genau die Faszination des Grauens habe ich von dem Roman erwartet und somit entspricht er meinen Erwartungen. Es fällt mir schwer, für so ein krasses Buch Begeisterung zu äußern, aber die Autorin schafft ein unvergleichlich düstere Dystopie, die mich in den Bann schlägt. Mich erinnert die Szenerie an das düsterste Mittelalter, doch verstehe ich den Roman auch als Kommentar zu unserer heutigen Gesellschaft.

Keine der Charaktere ist mir sympathisch. Sie sind alle abstoßend, sich selbst und ihren Mitmenschen gegenüber, legen einen bizarren religiösen Fanatismus an den Tag und handeln auf für mich unnachvollziehbar grausame Weise. Auch wenn z.B. Marek vom Schicksal gebeutelt ist, empfinde ich keinerlei Mitgefühl für irgendeine der bizarren "Kreaturen" (ich möchte die Figuren des Romans kaum Menschen nennen). Viele der Namen scheinen eine tiefere Bedeutung zu haben, so wie "Agata" und "Villiam" erinnert mich an das englische Wort "villain" für Bösewicht. Etwas zwiegespalten bin ich bei "Jude". Ich denke, dass die Autorin hier auf das Problem des leider immer noch gegenwärtigen Antisemitismus aufmerksam machen will, ich finde es aber dennoch bedenklich, dass hier ein jüdischer Charakter so durch und durch negativ beschrieben wird. Auch wenn die Intention der Autorin sicher eine andere ist, befürchte ich, dass dies auch falsch verstanden werden kann.

Beim Lesen wird mir ab und zu fast schon übel, weil die Beshreibungen so extrem sind, weswegen ich denke, dass das Buch auch mit einer Trigger-Warnung versehen werden könnte. Für Zartbesaitete ist "Lapvona" sicher keine geeignete Leseempfehlung!

Ich persönlich habe aber so einen abstoßenden Plot erwartet und finde diese neue Leseerfahrung spannend. In den nächsten Abschnitten wird es sicher nicht weniger bizarr zugehen und ich gehe nicht davon aus, dass der Roman ein Happy End haben wird.

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nicolebrk kommentierte am 28. Februar 2023 um 21:21

Ohhh, das mit Villiam als ,,villain'' ist mir so gar nicht aufgefallen. Ist Viliam aber der typische Bösewicht? Nartürlich ein schlechter Herrscher, seine Reaktion auf den Tod seines Sohnes ist sowieso absolut grotesk, aber irgendwie fühlt er sich für mich noch nicht wie der typische Bösewicht an. Er scheint einfach nicht realitätsnah zu sein, wenn er in diesem Dauerzustand von Unterhaltung lebt...

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alasca kommentierte am 02. März 2023 um 18:07

irgendwie fühlt er sich für mich noch nicht wie der typische Bösewicht an.

Für mich schon. Er sendet die Räuber aus, die die Dorfbewohner ausrauben und ermorden. Und wenn sie ihre Waren an die Küste schicken, lügt er ihnen vor, die seien geraubt worden, damit er ihnen nichts bezahlen muss. 

Ich finde ihn unglaublich böse. Und ich glaube, wir werden noch sehen, wozu er sonst noch fähig ist. 

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Mine_B kommentierte am 05. März 2023 um 11:36

Er hat schon böse Züge, auch der Tod seines Sohnes lässt ihn ja eher kalt. Auch, dass er ständig nur unterhalten werden will und so fernab von jeglicher Realität ist, finde ich fragwürdig.

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KKruse kommentierte am 05. März 2023 um 19:07

Für mich ist Villiam auch nicht der klassische Bösewicht, der Spaß am Grauen hat. Ich glaube, er ist viel zu kindlich und naiv, um richtig zu verstehen, welche Grausamkeiten er seinen Untertanen mit seinem bizarren Verhalten antut. Dennoch hat er keinen guten Charakter und ist ein ungeeigneter Herrscher.

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alasca kommentierte am 02. März 2023 um 18:08

Etwas zwiegespalten bin ich bei "Jude". Ich denke, dass die Autorin hier auf das Problem des leider immer noch gegenwärtigen Antisemitismus aufmerksam machen will

Das denke ich nicht. Ich war eher Richtung Judas, Verräter, unterwegs. Denn versäumt er es nicht, seinen Sohn zu schützen? Stattdessen liefert er ihn Villiam aus.

Nicht überall ist Antisemitismus im Spiel!;-)

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Cranders kommentierte am 03. März 2023 um 14:51

"Das denke ich nicht. Ich war eher Richtung Judas, Verräter, unterwegs."

Dem stimme ich auch zu. Ich sehe da auch keinen Antisemitismus. Zumal Jude sich die Welt und die Ereignisse auch gerne so hinlegt, wie er sie haben möchte, aber nicht wie sie wirklich waren.

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alasca kommentierte am 04. März 2023 um 16:59

 Zumal Jude sich die Welt und die Ereignisse auch gerne so hinlegt, wie er sie haben möchte, aber nicht wie sie wirklich waren.

Das habe ich in dem Kontext nicht verstanden. Inwiefern schließt das Antisemitismus aus?

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Cranders kommentierte am 06. März 2023 um 09:12

War das bei Judas nicht so? Also dass er sich die Dinge so zurechtgelegt hat, wie er sie gut fand. Darauf war meine Ergänzung bezogen.

Berichtigt mich gerne, wenn das falsch bei mir abgespeichert sein sollte.

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alasca kommentierte am 04. März 2023 um 01:09

Ergänzung: Die etymologische Recherche ergibt, dass Jude ein Name griechischen Ursprungs ist und so viel wie "Der Gelobte" bedeutet. 

Im christlichen Kontext bezieht er sich auf den verräterischen Apostel Judas, insofern lag ich richtig.

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KKruse kommentierte am 05. März 2023 um 19:09

An Judas hatte ich noch gar nicht gedacht, das könnte natürlich auch passen. Dennoch denke ich immer noch, dass schon ein Bezug zum Judentum hergestellt werden soll. Des Öfteren habe ich mich beim Lesen auch gefragt, ob es vielleicht in Richtung "Sündenbock" gehen soll, da Jude auch ein Hirte ist und Schafe ein wiederkehrendes Motiv im Roman sind, aber eine überzeugende Deutung ist mir dahingehend bis jetzt nicht gelungen ;-)

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alasca kommentierte am 08. März 2023 um 18:16

Der Hirte, die Schafe etc. sind sowohl jüdische wie auch christliche Narrative.

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Sursulapitschi kommentierte am 02. März 2023 um 21:05

 ...doch verstehe ich den Roman auch als Kommentar zu unserer heutigen Gesellschaft.

Das behauptet die Buchbeschreibung, aber ich sehe im Moment noch keinerlei Gegenwartsbezug. Woran machst du das fest? 

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medsidestories kommentierte am 02. März 2023 um 22:49

"Etwas zwiegespalten bin ich bei "Jude". Ich denke, dass die Autorin hier auf das Problem des leider immer noch gegenwärtigen Antisemitismus aufmerksam machen will, ich finde es aber dennoch bedenklich, dass hier ein jüdischer Charakter so durch und durch negativ beschrieben wird."

Ich finde sehr gut, dass du das ansprichst. Da die anderen Namen nicht typisch englisch ausgesprochen werden, habe ich beim ersten Lesen des Namens tatsächlich auch erst einmal das Wort J.u.d.e. gelesen und nicht den englischsprachigen Namen Jude. Ich tue mir auch sehr schwer mit dieser Assoziation und finde diese Benennung sehr unglücklich gewählt."

"Beim Lesen wird mir ab und zu fast schon übel, weil die Beshreibungen so extrem sind, weswegen ich denke, dass das Buch auch mit einer Trigger-Warnung versehen werden könnte. Für Zartbesaitete ist "Lapvona" sicher keine geeignete Leseempfehlung!"

Ich habe Moshfegh in der Vergangenheit schon gelesen und dachte irgendwie, ich wüsste, worauf ich mich einlasse, muss aber auch gleichzeitig feststellen, dass meine eigene Vorstellungskraft an möglichem Grauen sehr viel engere Grenzen hat als dieses Buch. Ich fand beispielsweise die Szenen mit Marek und Ina in der Hütte so extrem eklig, fast unerträglich. Das einzige, was es manchmal besser macht, ist dass das Grauen an einigen Stellen so bizarr ist, dass es schon fast wieder komisch wirkt. 

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alasca kommentierte am 08. März 2023 um 18:17

Komik konnte ich an keiner Stelle entdecken. Hast du ein konkretes Zitat?

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anooo kommentierte am 04. März 2023 um 18:16

Oh das mit den Namensbedeutungen finde ich sehr interessant. Ist mir so beim Lesen gar nicht aufgefallen, wobei och tatsächlich auch zunächst über Jude gestolpert bin. Ich denke, nach der letzten Szene wird klar, dass es sich hier wie auch bereits angemerkt um eine Anspielung auf Judas handelt.

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Mine_B kommentierte am 05. März 2023 um 11:38

Mir ging es ähnlich, die Namensgebung und dessen Bedeutung ist mir beim Lesen gar nicht so aufgefallen.

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Lesehummel kommentierte am 27. Februar 2023 um 21:31

Das Buch fängt sehr düster und brutal an und spielt in einer offenbar sehr kruden Welt. Auch ich habe mich bereits an so einigen Stellen geekelt - das ständige beschreiben solcher Szenen scheint sich wohl durch das Buch zu ziehen, es ist auf jeden Fall markant vorhanden. Was mir dabei aber aufgefallen ist, ist dass diese morbiden/furchtbaren Beschreibungen häufig in Verbindung zu einem fröhlichen Gegensatz stehen. Zum Beispiel auf S.22: hier klatschen in einem Moment noch die Gedärme des Räubers auf die Erde und noch in der gleichen Szene fragt Jude seinen Ziehsohn nur wenige Sätze später, ob sie auf dem Heimweg noch ein paar Blumen pflücken wollen. Marek ist ein sehr gottesfürchtiger Junge, und Schmerz ist ihm eine Wohltat, die ihm Gott ein Stück näher bringt. Er hat ein ziemlich gestörtes Weltbild, findet darin aber auch eine Erklärung, welche für ihn die Gewalt seines "Vaters" rechtfertigt - sie ist Ausdruck seiner Liebe.

Den Fürsten empfinde ich als eine sehr abstruse Gestalt. Er ist so daran gewöhnt, von seiner Belegschaft bespaßt und unterhalten zu werden, dass ihm nich im entferntesten in den Sinn kommt, dass seinem Sohn etwas zustoßen könnte. Nicht einmal, als dieser vor seinen eigenen Augen tot liegt, glaubt er daran, dass es wahr ist. Für ihn ist alles eine Show, ein großes Theater. Was ich sehr verwunderlich fand, war mit welcher Selbstverständlichkeit am Ende des Leseabschnittes der tote Sohn des Fürsten gegen Marek getauscht wurde.
Alles in allem bin ich aber doch sehr gut ins Buch eingestiegen, und es hat mich vom Worldbuilding und von der Sprache her zeitweise ein bisschen an Joachim B. Schmidts "Tell" erinnert, das mich letztes Jahr sehr begeistern konnte. Ich bin sehr fasziniert von diesem außerordentlich ungewöhnlichen Buch mit seinen wahnwitzigen Charakteren und bin gespannt, wie es weiter geht. Ich fühle mich bisher sehr gut unterhalten und komme immer wieder ins Staunen - irgendwie fühle ich mich wie ein Zuschauer eines sehr bizarren Films.

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Sursulapitschi kommentierte am 02. März 2023 um 21:19

Zuschauer eines bizarren Films, das trifft es gut. 

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medsidestories kommentierte am 02. März 2023 um 22:59

"Was mir dabei aber aufgefallen ist, ist dass diese morbiden/furchtbaren Beschreibungen häufig in Verbindung zu einem fröhlichen Gegensatz stehen."

Das stimmt, das lese ich auch so. Zusätzlich habe ich auch oft den Eindruck, dass Abscheulichkeiten oft auf eine Art und Weise dargestellt werden, dass sie fast schon eine gewisse Komik an sich haben. Beispielsweise, wenn die Hässlichkeit bzw. die Unvollkommenheit eines Menschen beschrieben wird. 

"Alles in allem bin ich aber doch sehr gut ins Buch eingestiegen, und es hat mich vom Worldbuilding und von der Sprache her zeitweise ein bisschen an Joachim B. Schmidts "Tell" erinnert, das mich letztes Jahr sehr begeistern konnte."

Auch diesen Vergleich kann ich gut nachvollziehen. Ich habe mich bei Lapvona außerdem spontan an "Junge mit schwarzem Hahn" von Stefanie vor Schulte erinnert gefühlt. Das fand ich vor zwei Jahren (?) großaritg. Ich muss aber sagen, dass ich mich aber mit der Art und Weise wie Moshfegh Grauen darstellt deutlich schwerer tue, als bei den anderen beiden Büchern. Die hatten für mich irgendwie mehr "Märchenhaftes" an sich und es gab noch mehr Gutes und Unangetastetes in diesen Welten, während Lapvona deutlich kompromissloser in seiner Härte wirkt. 

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KKruse kommentierte am 05. März 2023 um 19:13

Besonders auch im zweiten Teil des Romans wird deutlich, dass die Autorin morbides/grausames Geschehen idyllischeren Elementen gegenüberstellt. Das ist mir vor allem im Bezug auf die Natur aufgefallen, in der sich Marek ja auch sehr wohl und aufgehoben fühlt. Vielleicht will die Autorin hier andeuten, dass der Mensch die Natur und ihre Schönheit mehr respektieren sollte und die "grausame" Menschheit das idyllische Naturparadies beschädigt. Bezeichnend schien mir hier ein Satz aus dem zweiten Teil des Buchs, den ich hier schon einmal vorweggreifen möchte: "Die Welt ist grausam und schön zugleich."

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stefanb kommentierte am 28. Februar 2023 um 13:15

Tja, was soll man nach dem ersten Leseabschnitt sagen? Ich habe mit so einer düsteren Welt und skurrilen Charakteren gerechnet. Hier gibt es einfach keine heile Welt und auch keine Aussicht, dass etwas „gut“ werden würde. Menschliche Monstrosität wohin man auch schaut. Vieles macht für mich den Eindruck, dass das menschliche gewichen ist und nur noch Kreaturen hier agieren.

Sprachlich finde ich das Werk gut. Es lässt sich ebenfalls gut lesen und beschönigt nichts. Mir gefällt es soweit und ich bin sehr gespannt, wie sich das weiterentwickelt. Ein positives Ende würde mich wohl am meisten schockieren.

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alasca kommentierte am 02. März 2023 um 18:09

Ein positives Ende würde mich wohl am meisten schockieren.

:-)

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Sursulapitschi kommentierte am 02. März 2023 um 21:21

Kicher.

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nicolebrk kommentierte am 28. Februar 2023 um 21:19

Bevor ich mir eure Kommentare durchlese, erst mal meine eigene Meinung: 

Leute, Leute, Leute... Dieses Buch ist irgendwie schon etwas verstörend. Ich finde einige Szenen (z.B. die Beschreibung der Szene von Marek mit Ina, Jude's Beischlaf mit Agata,...) einfach nur unangenehm. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe (durch den Klappentext), aber das ganz sicher nicht. Irgendwie fühlt es sich komisch an, weil ich nicht so ganz klar trennen kann, was alles echt an Lapvona ist. Das Setting erinnnert mich an eine Stadt im Mittelalter (Galgen, der Glaube an Gott, der Herrscher Viliam,..). Dabei scheint es mit jeder Szene und Beschreibung noch grotesker zu werden. Ich weiß noch nicht so ganz, ob ich Marek ,,sympathetisch'' finde. Er ist natürlich ein kleiner Junge, hat auch einige Gedanken, die ich nachvollziehen kann (z.B. schämt er sich, dass er im moment von Jacobs Tod an die Turnschuhe denkt), aber viele Dinge an seinem Charakter sind auch irgendwie eklig. Er saugt an Ina's Brust (womit sie kein problem zu haben scheint??) und himmelt seinen Vater an, wenn er ihn schlägt. 

Allerdings muss ich sagen, dass ich Ina's Geschichte sogar mochte. Klar, ist das mit Marek komisch, aber ihre Geschichte berührt schon irgendwie, dass sie zuerst verstoßen und dann wieder im Dorf begrüßt wurde. Jude sowieso nicht, er ist ein richtig ekliger Vater. Ich bin noch gespannt, was wir noch über Agata erfahren, da sie ja doch lebt. Und Marek ist gar nicht Jude's leibliche Kind? 

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yokioooo kommentierte am 28. Februar 2023 um 21:43

Ich glaube schon, dass Marek Judes leibliches Kid ist. Ich dachte der hätte das nur so gesagt um die Verantwortung als Vater gegenüber seinem Kind von sich abzuwerfen. Aber ich kann mich natürlich auch irren, ich habe es nur so aufgenommen ^^

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nicolebrk kommentierte am 28. Februar 2023 um 23:46

Ja, stimmt, das macht so auch viel mehr Sinn...

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alasca kommentierte am 02. März 2023 um 18:17

Nein, das wird ja ganz deutlich gesagt: "Ja, Agata war schon geschwängert zu Jude gekommen. Gott sei Dank. Endlich war die Wahrheit dem Mann ein Trost." An der Stelle spricht nicht Jude, sondern der auktioriale Erzähler, der ja auch vorher schon immer mal wieder richtigstellend zu Wort gekommen ist. 

Marek ist eindeutig Agatas Sohn (die roten Haare), aber nicht der Sohn Judes. Das hat Jude selbst sich eingeredet und auch Marek, es ist Teil der von Jude erfundenen Legende von Agata, in der Agata ihn geliebt hat und er sie, die ihr Leben für Marek gegeben hat (tatsächlich sind ihre Abtreibungsversuche der Grund für seine Missbildungen). Das einzig Wahre an der Geburtsgeschichte ist wahrscheinlich der Blutfleck am Boden. Selbst ihr Grab hat er erfunden (und gefaked).

Bislang hat nichts gestimmt von Judes Konstrukt. Jetzt, endlich, stellt er sich der Wahrheit - aber auch nur, weil sie ihm in der aktuellen Situation ein Trost ist. 

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anooo kommentierte am 04. März 2023 um 18:21

So habe ich das auch verstanden. Ich bin gespannt, ob wir noch auf Agata treffen und sie noch mehr auflösen wird.

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medsidestories kommentierte am 02. März 2023 um 23:07

"Allerdings muss ich sagen, dass ich Ina's Geschichte sogar mochte. Klar, ist das mit Marek komisch, aber ihre Geschichte berührt schon irgendwie, dass sie zuerst verstoßen und dann wieder im Dorf begrüßt wurde."

Inas Geschichte mochte ich auch. Ich glaube, das war mein liebster Teil des ersten Abschnitts, bis die Szenen mit Marek in der Hütte gezeigt wurden. Das fand ich unerträglich widerlich. 

"Ich weiß noch nicht so ganz, ob ich Marek ,,sympathetisch'' finde. Er ist natürlich ein kleiner Junge, hat auch einige Gedanken, die ich nachvollziehen kann (z.B. schämt er sich, dass er im moment von Jacobs Tod an die Turnschuhe denkt), aber viele Dinge an seinem Charakter sind auch irgendwie eklig"

Darüber habe ich auch nachgedacht. Lapvona erinnert mich an verschiedene andere Bücher, in denen es um einen kleinen Jungen in einer harten, grausamen Welt ging. (Junge mit schwarzem Hahn, Tell oder sehr entfernt Young Mungo.) Aber immer hatten diese Jungs so eine Art Lichtfunktion. Also sie waren das Gute, das Sanfte, das sich in dieser grausamen Außenwelt zurechtfinden musste. Aber bei Marek ist das anders. Er ist selbst auch ein Teil davon. Er ist nicht einfach "nur" gut. Er hat defintiv "gute" und kindliche Wesenszüge, aber da ist auch etwas Widersinniges, Garstiges, manchmal Boshaftes in ihm. 

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yokioooo kommentierte am 28. Februar 2023 um 21:40

Den ersten Teil habe ich nun auch beendet und ich kann mich den Meinungen der anderen LeserInnen nur anschließen. Die Welt, die in diesem Roman dargestellt wird, ist düster und grausam, vor allem auch zu Menschen, die "anders" sind. 

Was ich sehr bewundere und dem Talent der Autorin zu schreibe ist, neben der Atmosphäre, die Einheitlichkeit der Charaktere. Ich finde es immer bemerkenswert, wenn AutorInnen es schaffen, Charaktere zu schreiben, die in ihrer Geschichte, ihrem Verhalten und ihrer Persönlichkeit so... logisch sind. Wenn man davon ausgeht, genau als dieser Marek und in genau dieser Welt, wie im Roman beschrieben, geboren zu werden, sind die Verhaltensweisen und Weltanschauungen, so grausam und ekelerregend sie auch sein mögen, nur natürlich für diesen Charakter. Wenn man in so einer kalten Welt leben muss und nichts als Verachtung zu spüren bekommt, passt man sich vielleicht ein bisschen dran an. Denn das versichert einem ja möglcherweise das Überleben.

Ich bin gespannt auf den zweiten Teil und frage mich wie Marek mit den neuen Situationen umgehen wird.

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alasca kommentierte am 02. März 2023 um 18:30

"Ich finde es immer bemerkenswert, wenn AutorInnen es schaffen, Charaktere zu schreiben, die in ihrer Geschichte, ihrem Verhalten und ihrer Persönlichkeit so... logisch sind."

Das sehe ich auch so, das ist der Autorin bemerkenswert gut gelungen. Sie schafft es außerdem, dass man sich für Figuren interessiert, obowhl die alles andere als einnehmend sind. 

Alle Figuren haben Brüche, keine ist ganz gut, auch Ina nicht, die noch als sympathischste Figur durchgehen kann. Aber im Grunde genommen macht sie sich sexuellen Missbrauchs schuldig, auch wenn Marek das nicht so empfindet. 

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alasca kommentierte am 02. März 2023 um 18:01

Was für ein Höllensetting hat Moshfegh sich hier ausgedacht! Ich bin fasziniert. Eine Welt der Betrogenen, von anderen und sich selbst. Alle haben sich in ihren absurden Glaubenswelten eingerichtet, jeder sieht nur einen kleinen Teil des ganzen Bildes. Die einzige, die den Durchblick hat, ist ironischerweise die blinde Ina - und die behält ihr Wissen für sich. 

Ich finde es großartig, wie die Autorin ihre Figuren angelegt hat - man versteht, warum sie glauben, was sie glauben. Das Leiden wird begrüßt, weil es einem Gott näher bringt. Nächstenliebe geht nicht damit einher. Eine Serienvergewaltigung wird zur Liebe verklärt. Der Schutzherr lässt seine Schützlinge berauben und ermorden. Der Priester, Seelenhirte der Gemeinde, beteiligt sich an deren Ausbeutung. Villiam hat sich gänzlich aus der Realität verabschiedet, nicht einmal der Tod seines Sohnes kann ihn erreichen. Nur am Ende des Leseabschnitts legt sich das, was geglaubt werden muss und will und das, was wahr ist, übereinander: weil es Trost bietet. 

Das Setting ist mittelalterlich und feudal und vage irgendwo in einer Gegend ähnlich Osteuropa verortet; dafür sprechen auch einige der Namen. Die Lämmer dienen - sehr traditionell - als Symbol für die Unschuld. 

Ich habe keine Ahnung, wo die Autorin uns hinführen will, und lese sehr gespannt weiter. 

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Novalie kommentierte am 02. März 2023 um 20:01

Was habe ich da gerade gelesen? 

Also diese Geschichte ist wirklich hart. Ich habe mich geekelt, gegraust und wurde auch ein bisschen verstört. Wie diese brutalen Hintergrundgeschichten der Protagonist:innen so nebenbei berichtet werden, als wären sie der Wetterbericht, finde ich extrem irritierend. 

Die Charaktere waren mir allesamt unsympathisch und beinahe schon grotesk gewalttätig, aber sie wirken auf eine sonderbare Art auch authentisch. Besonders die Empathielosigkeit und das mangelnde Mitgefühl machen mir zu schaffen und ich bin gerade sehr dankbar dafür, dass meine Lebensrealität nichts mit diesem Buch zu tun hat und ich mich dadurch auch gut abgrenzen kann. 

Ich wusste zwar, dass dieses Buch etwas härterer Tobak wird, aber mit dieser Menge an Brutalität hätte ich ehrlicherweise nicht gerechnet. Aber sprachlich und vom Aufbau her, ist das Buch wirklich sehr mitreissend geschrieben. 

Es fällt mir sehr schwer, die passenden Worte zu finden, weil in meinem Kopf noch sehr viele Fragezeichen sind und sich die Geschichte ein bisschen wie ein Alptraum anfühlt, von dem man gerade erst aufgewacht ist. 

Ich habe keine Ahnung, worauf diese Geschichte abzielt und was noch passieren wird, aber ich bin emotional darauf eingestellt, dass es kein Kindergeburtstag wird. 

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medsidestories kommentierte am 02. März 2023 um 23:51

"Ich habe keine Ahnung, worauf diese Geschichte abzielt und was noch passieren wird, aber ich bin emotional darauf eingestellt, dass es kein Kindergeburtstag wird. 

Gut gesagt! Ich war auch darauf eingestellt, dass es harter Tobak wird, aber irgendwie habe ich schon im ersten Absatz gerlent, dass meine Vorstellungskraft, was das betrifft, offensichtlicht sehr begrenzt ist. 

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Atomteil kommentierte am 03. März 2023 um 21:52

Der letzte Abschnitt von Dir beschreibt es wirklich gut.... Ich hatte auch mit einem schweren Buch gerechnet aber meine Erwartungen wurden übertroffen. Stellenweise musste ich das Buch weglegen und mich erstmal sortieren.... Es ist aber wirklich gut geschrieben und ich muss es dann doch immer wieder in die Hand nehmen, aber für abends vor dem Schlafen ist das Buch defintiv nichts für mich.

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Sursulapitschi kommentierte am 02. März 2023 um 20:58

Himmel, was Buch! So etwas habe ich noch nie gelesen. Ich weiß noch nicht, ob ich das mag, aber es ist auf jeden Fall fesselnd, blutig, eklig aber fesselnd.
Hier ist wohl jeder auf ganz eigene Art verrückt und die Krönung ist Villiam.

Es wirkt fast ein bisschen märchenhaft, das mittelalterliche Setting, die wunderlichen Menschen, die Brutalität, die als selbstverständlich dargestellt wird und die starke Schwarzweißmalerei.

Marek ist auf höchst naive Art gut.
S. 39: „Wenn mein Vater mich umbringt, dachte Marek, komme ich garantiert in den Himmel“
Was kruder Glaube. Was sind das für verdrehte Leute?
Jude hat sich Agatha geholt, die eigentlich noch ein Kind war, und sie an einen Felsen gebunden, wo er sie in Ruhe vergewaltigen kann und findet das ganz normal. Das klingt alles nach tiefstem Mittelalter und Inzucht in der 10. Generation.

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alasca kommentierte am 02. März 2023 um 23:26

Marek ist auf höchst naive Art gut. S. 39: „Wenn mein Vater mich umbringt, dachte Marek, komme ich garantiert in den Himmel“

Nun ja. S. 67 "Marekt sträubte sich gegen Jacobs naiven Hochmut. In Gedanken wandte er sich an Gott: "Vergib ihm seine Anmaßung", aber so, dass nur Gott ihn hörte. Es war Marek nicht wirklich wichtig, ob Gott Jacob vergab."

Marek interessiert sich nicht für andere Menschen.

Er wirft den Stein, und er wartet hübsch ab, bis Jacob verendet ist. Er hätte ihn nicht retten können. Aber er lässt ihn allein sterben. "Gut" geht anders. Naiv auch.

Niemand in dem Roman ist gut.

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stefanb kommentierte am 03. März 2023 um 12:30

Mir geht es da wie Dir. Das Buch ist ganz anders. Keine heile Welt und vielleicht gerade deswegen so fesselnd?

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Sursulapitschi kommentierte am 03. März 2023 um 14:14

Darüber denke ich gerade nach. Warum fesselt es? Es ist bizarr und ekelhaft, man könnte es als überzeichnetes Schauerstück in die Ecke stellen. (Vielleicht mache ich das auch noch. :DD) Im Augenblick könnte ich eine Einsternbewertung genauso gut verstehen wie eine mit fünf Sternen. 

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stefanb kommentierte am 03. März 2023 um 14:21

Vielleicht wird man auch von der Hoffnung getrieben, dass da doch noch etwas Positives sein muss. Ich bin auf jeden Fall neugierig wie es weitergeht.

 

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Cranders kommentierte am 03. März 2023 um 14:39

Ich glaube diese Fesselung liegt in der Natur des Menschens. Es ist wie bei einem Unfall, die meisten Leute sind schaulustig und wollen, egal wie schlimm der Unfall war, wissne udn sehen, was passiert ist. Es gab früher auch diverse Kuriositätenkabinette. Daran erinnert mich der Roman.

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nicolebrk kommentierte am 03. März 2023 um 23:47

Ich bin deiner Meinung! Ich glaube, niemand von uns hat jemals so etwas ekliges gelesen. Das macht natürlich auch irgendwie neugierig, wie es ausgeht.

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alasca kommentierte am 05. März 2023 um 11:54

Ich glaube, Moshfegh testet ihre Leser:innen. Die Ebene der Provokation ist so stark, dass es schwierig ist, darüber hinaus (oder dahinter) zu sehen. 

Thema: Lektüre, Teil l; Seite 1 bis 102
KKruse kommentierte am 05. März 2023 um 19:17

Beim Durchlesen der Kommentare war ich auch erstaunt, wie gut der Roman bei meinen MitleserInnen ankommt und wie sehr sich die meisten anscheinend von der "Faszination des Grauens" angezogen fühlen. Das hätte ich nicht erwartet. Ich dachte, dass es viel mehr negative Stimmen gibt und sich viele von der überraschend krassen Welt Lapvona abgestoßen fühlen. Wie du könnte ich sowohl verstehen, wenn Leute das Buch total ablehnen als auch wenn das Buch für seine morbiden Fantasien gefeiert wird. Ein ganz außergewöhnliches Werk, das für mich einerseits befremdlich andererseits faszinierend ist.
 

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medsidestories kommentierte am 03. März 2023 um 00:14

Das hier ist wirklich lesen als Grenzerfahrung.
Ich habe bereits Texte von Moshfegh gelesen, insofern wusste ich, wie sie schreibt und dass dieses Buch meine Grenzen sehr weit ausreizen würde. Ich wollte es trotzdem unbedingt lesen, wegen der guten Bewertungen von Menschen, deren Gespür für Literatur ich vertraue.

Und ich verstehe die Faszination. Das Buch hat defintiv eine gewisse Sogwirkung. Man ist sofort mitten in dieser Geschichte und in ihrer Welt. Moshfegh schreibt unfassbar szenisch und einnehmend. Aber ich merke auch, dass meine Vorstellungen von Widerwärtigkeiten doch relativ naiv sind, denn Lapvona übersteigt diese immer wieder. Mir ist beim Lesen immer wieder übel und ich möchte das Buch weglegen. 
Lapvona ist ein Buch, das bei seinem Publikum defintiv starke Reaktionen hervorrufen will. Man fühlt etwas. So richtig was. Und irgendwie sehe ich das auch als eine Form von Kunst. Oder besser gesagt: Eine Art von Kunst, die Gesellschaftskritik üben will. 
Wir sind tagtäglich in den Nachrichten mit so viel Grausamkeit konfrontiert, aber wir nehmen sie gar nicht mehr richtig war, möglicherweise wegen der Nüchternheit, mit dem sie berichtet werden. Moshfegh schreibt auf eine Art und Weise, die sich bewusst darauf konzentriert, Grausamkeiten und Abscheulichkeit herauszuarbeiten. Das sind wir nicht gewohnt. Obwohl ähnliche Dinge natürlich auch in unserer Welt existieren. Die Autorin macht so gesehen das Sichtbare Unsichtbar. Das ist es, was ihre Bücher so schwer ertärglich macht. Für meinen persönlichen Geschmack grenzwertig unerträglich. Ich tue mir irrsinnig schwer. So richtig Freude am Lesen habe ich nicht, aber ich will auch wissen, wie es weitergeht. 
"Lapvona" in seiner Thematik finde ich nicht einzigartig. Mir sind einige Bücher eingefallen, die mich thematisch mehr oder weniger stark an die Geschichte erinnern. ("Junge mit schwarzem Hahn" von Stefanie vor Schulte, "Tell" von Joachim B. Schmidt, entfernt "Young Mungo" von Douglas Stuart) Aber der Stil der Autorin ist einzigartig, weil er nichts auslässt. In all diesen Büchern geht es mehr oder weniger um Jungen, die in einer grausamen Umgebung zurecht kommen müssen. Der Unterschied ist vielleicht, dass in den anderen Beispielen, das Gute und Sanfte dieser Jungen in Kontrast zu der harten Welt, in der sie leben, gesetzt wird. Während Marek in "Lapvona" nicht eine dieser Lichtgestalten ist, sondern eine ambivalente Figur, in der Kindlichkeit, aber auch eine gewisse Boshaftigkeit steckt. Lapvona liest sich schärfer, kompromissloser und plakativer als die anderen Bücher.

 

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alasca kommentierte am 13. März 2023 um 17:24

Man fühlt etwas. So richtig was.

Das sind wir nicht gewohnt. Obwohl ähnliche Dinge natürlich auch in unserer Welt existieren. Die Autorin macht so gesehen das Sichtbare Unsichtbar. Das ist es, was ihre Bücher so schwer erträglich macht. 

Das ist ein wirklich interessanter Gedanke. Zwar habe ich keine Sekunde lang gedacht, dass sie lediglich niedere Instinkte bedienen will und war mir unsicher über ihre Motive jenseits der Provokation. Dein Ansatz ist mir spontan einsichtig. 

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alasca kommentierte am 13. März 2023 um 17:23

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Zappi kommentierte am 03. März 2023 um 08:28

Marek und Jude sind Schafhirten. Eigentlich hüten beide nur die Lämmer, die sie später verkaufen. Marek ist körperlich schwer behindert, die Gliedmaßen sitzen nicht richtig. Dennoch ist er vergnügt und gottesfürchtig. Räuber überfallen das Dorf, rauben und morden. Einer davon wird gefangen und später hingerichtet. Wobei niemand weiß das ausgerechnet der beschützende Fürst von Lapvona diese Räuber auszahlt und hinschickt damit die Dorfbewohner gefügig blieben. Was für eine bizarre Vorstellung! Mareks Mutter ist laut seinem Vater bei der Geburt gestorben. Später stellt sich heraus das dies so nicht richtig ist. Sie verschwand nach der Geburt. Und danach erfahren wir das Agata Marek gar nicht haben wollte und Kräuter nahm um es los zu werden. Deswegen ist Marek missgebildet. Und dann gibt’s noch Ina, die einst verstoßene Blinde die die Pest überlebt hat. Und nach Jahren zurückkehrt und als Amme respektiert wird. Zu ihr sucht Marek den Kontakt und wird getröstet. Schön fand ich das Zusammentreffen mit    vom Fürsten Villiam den Sohn. Einen netten klugen und hübschen Jungen, die beiden sind Cousins und wissen es nicht. Traurig als dieser stirbt verursacht durch den Steinwurf von Marek. Der die Tat noch seinen Vater beichtet. Das nahm mich beim Lesen mit, das derjenige der sich nicht von Marek abwandte durch ihn den Tod findet. Jude bringt den Leichnam zu Villiam seinen Bruder, den das gar nicht richtig berührt. Und er schlägt Jude einen Tausch mit den beiden Söhnen vor. Welch grausame Ironien sich hier wiederfinden. Puh – bisher keine einfache Kost!

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alasca kommentierte am 04. März 2023 um 01:48

Er ist nicht nett. Sein Hobby ist Tiere ausstopfen.

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Cranders kommentierte am 03. März 2023 um 14:36

Bin bisschen spät dran, aber nun habe ich den ersten Teil gelesen. Es wurde schon viel gesagt, dem ich zustimme, hier aber noch einmal kurz mein Eindruck.

Mich erinnert das Buch, das Setting und die Figuren stark an Grimms Märchen. Ich habe auch beim Lesen das Gefühl ein Märchen zu lesen, weil die Figuren alle sehr grotesk und übertrieben dargestellt sind. Nur handelt es sich bei diesem Märchen um keines, indem gute Personen auftreten. Das gefällt mir sehr gut. Ich mag Schauergeschichten und ich finde den Stil des Buches sehr schön. Es ließt sich schnell und wie auch schon gesagt wurde, es fesselt mich beim Lesen.

 

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Atomteil kommentierte am 03. März 2023 um 21:47

Wow, der Einstieg war schon nichts für schwache Nerven. Die Charaktere sind alle meiner Meinung nach negativ und düster. Wansinng grausame Stellen, die so detailliert beschrieben wurden, ich habe mich an manchen Stellen regelrecht geekelt. So schwarz und tief kann die menschliche Psyche sein, einfach krass. Der Schreibstil ist für die Geschichte genau richig gewählt. Die Charaktere haben wirklich sehr interessante Namen, die bestimmt eine tiefere Bedeutung haben. Ich denke, dieses Buch spiegelt auch noch heutige gesellschaftliche Probleme wieder. Wobei ich bei diesem Werk immer an das dunkle und fiese Mittelalter denken muss. Ich wusste vorher, dass das Buch mit Sicherheit gruselig wird, aber die Autorin hat es geschafft meine Erwartungen zu übertreffen. Der nächste Abschnitt wird bestimmt nochmal grausiger.....

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alasca kommentierte am 03. März 2023 um 23:18

Kein Wunder - es hat ein mittelalterliches Setting.

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Betzi8383 kommentierte am 04. März 2023 um 13:20

Zunächst einmal vorab: Ich habe bisher noch kein vergleichbares Buch gelesen und bin bisher noch etwas zwiegespalten. Zum einen finde ich es super-spannend, wie sich die Charaktere des Romans im weiteren Verlauf entwickeln werden - zum anderen empfinde ich die bisherige Handlung teilweise etwas grotesk, grausam, abstoßend und unmenschlich.

Fakt ist jedoch, dass über allem der Glaube an Gott zu schweben scheint. Alleine schon die Lämmer deuten für mich die absolute Assoziation zur Gläubigkeit an (Opferlamm, Lamm Gottes, Fruchtbarkeit etc.). Hinzu kommt noch das sich Jude selbst kasteit - für mich eine extreme Form der Buße und Gottesfürchtigkeit. Auch Marek scheint all sein Handeln immer nur darauf auszulegen für seine Taten bestraft zu werden, damit er Gott und dem Himmel ein Stückchen näher kommt.

Alle bisher näher beschriebenen Charaktere scheinen auf jeden Fall eine bewegte Vergangenheit zu haben und sind mit sich selbst nicht im Reinen. Dies erklärt teilweise zumindest ihr Verhalten und ihre Denkweise, obwohl es schon ziemliche Extreme sind, die hier dargestellt werden.

Ich denke, dass die Autorin damit jedoch auf unsere kranke Welt aufmerksam machen möchte und den Leser zum Nachdenken bewegen möchte.

Bisher habe ich den ersten Abschnitt in einem Schwung gelesen - irgendwie ist es wie bei einem schweren Verkehrsunfall: Man findet es schrecklich, möchte sich eigentlich abwenden, aber kann dennoch nicht wegschauen...

Das Buch liest sich sehr gut und schnell, bin gespannt wie es weitergeht und werde die letzten beiden Abschnitte in meinem Urlaub bestimmt in wenigen Tagen komplett verschlingen.

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Calendula13 kommentierte am 04. März 2023 um 19:58

Ich finde die Geschichte tatsäch grausam. Die Beschreibungen sind abstoßend. Aber wahrscheinlich ist es genau das was diese Buch ausmacht. Die sprachliche Gewalt der Autorin ist nahezu übermächtig, man möchte nicht weiter lesen und tut es doch.

Ich wusste nicht was mich nach dem Klappentext/ der Leseprobe erwartet und doch bin ich absolut überrascht. 

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Stardust kommentierte am 05. März 2023 um 08:46

Ich musste diesen Abschnitt jetzt erstmal sacken lassen, obwohl mich dieses Buch durchaus fesselt und ich gerne wissen will, worauf das alles hinausläuft.

Ich habe nicht mit einem Wohlfühlbuch gerechnet, ja, ich lasse mich gerne mal in etwas anstrengenderes schubsen, aber das hier ist schon echt bizarr. Ich fühle mich wie im Mittelalter, aber wo abartiges eher die Regel ist, denn es nimmt hier ja irgendwie keiner Anstoß.

Die Charaktere sind alle nicht sympathisch und das ist hier auch gut so, ich will da nicht mitfühlen müssen. Auch die Vater-Sohn-Beziehung nimmt mich sehr mit, wie kalt ist das denn zwischen den beiden.

Parallelen zu unserer Gesellschaft kann ich hier noch nicht ziehen oder erkennen, aber ich lese auch noch weiter und hoffe noch auf einen tieferen Sinn.

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Mine_B kommentierte am 05. März 2023 um 11:45

Nun habe auch ich den ersten Abschnitt gelesen, bin mir aber noch nicht sicher was ich von dem Buch halten soll.
Dieser Roman ist sehr düster gehalten, und dies spiegelt sich in allen Aspekten wieder. Von Szenario zu Szenario wird dies immer mehr bewusst, die Vielfältigkeit dieser abstrositäten. Die Welt in diesem Buch ist grausam, und jeder hat so sein eigenes Verhalten welches seinen Mitmenschen schadet. Die Charaktere sind nicht so angelegt dass sie sympathisch sind im Gegenteil am liebsten würde man diese mal ordentlich ins Gewissen reden. Bisher bin ich mir in Bezug auf Agata und ihre Geschichte noch nicht so ganz im Klaren was davon der Wahrheit entspricht mal schauen wie sich das wirklich zugetragen hat. Auch der Charakter Marek ist er unsympathisch. Auf der einen Seite möchte man ihn mögen weil er nette Ansätze hat aber auf der anderen Seite ist er kein guter Mensch. Allgemein weiß ich noch nicht was ich so richtig von dem Buch halten soll bisher berührt es mich noch nicht so richtig. Ich lese die Abgründe die sich in diesem Buch auftun aber so richtig berühren tun sie mich noch nicht. Ich habe noch keine Verbindung zu den Charakteren hergestellt und leide mit ihnen mit. Aber wir sind auch erst im ersten Abschnitt mal schauen was der nächste bringt.

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anooo kommentierte am 11. März 2023 um 13:03

Auch der Charakter Marek ist er unsympathisch. Auf der einen Seite möchte man ihn mögen weil er nette Ansätze hat aber auf der anderen Seite ist er kein guter Mensch.

Bei Marek bin ich auch zwiegespalten.

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anooo kommentierte am 11. März 2023 um 13:01

Musste den ersten Abschnitt erstmal sacken lassen, aber insgesamt finde ich den Anfang schon ziemlich stark. Klar es ist nicht angenehm zu lesen, aber es hat so eine Sogwirkung, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen kann. Die Charaktere sind alle ziemlich unsympathisch und doch habe ich einen kleinen soft spot für Marek. Ich bin gespannt in welche Richtung sich das im zweiten Abschnitt entwickeln wird. Ich hoffe, das wir im zweiten Abschnitt auch noch Agata persönlich kennenlernen werden.