Leserunde

Leserunde zu "MTTR" (Julia Friese)

MTTR -

MTTR
von Julia Friese

Bewerbungsphase: Bis zum 11.08.

Beginn der Leserunde: 18.08. (Ende: 08.09.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Wallstein Verlags – 20 Freiexemplare von "MTTR" (Julia Friese) zur Verfügung. Eine Leseprobe zum Buch findet ihr hier

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

ÜBER DAS BUCH:

Ein Millenial soll Mutter werden und will alles, nur nicht die eigene deutsche Familie reproduzieren. Ein gesellschafts- und sprachkritischer Roman erzählt drei Trimester – und die Zeit danach. 

»Alle Befürchtungen waren wahr, und alles war gerecht gewesen.«

Ein Test im Büro bringt die Gewissheit: Teresa Borsig ist schwanger. Von der Idee einer Familie fühlt sie sich gleichzeitig angezogen und abgestoßen. Da sind die Erinnerungen an ihre Kindheit, an Distanz, Disziplin und Schläge. In der Abtreibungsklinik von den Schwestern zum Schlucken der Tablette gedrängt, geht Teresa in den Widerstand: Sie will doch Mutter werden. Nein, Mama will sie werden. Kann man geben, was einem selber fehlt? 

Das Gesundheitssystem nimmt die Schwangere auf wie einst die Eltern. Effizient. Kalt. Man will doch nur ihr Bestes. Und ihr Baby in einem Wärmebett isolieren. Wie hoch ist die Überlebenswahrscheinlichkeit ihres Säuglings? Ärzte und Schwestern sprechen über ihren Kopf hinweg. Teresa schreit. Sie solle sich mal nicht so wichtig nehmen, sagt das Krankenhaus. 
»MTTR« erzählt von den Auswirkungen deutscher Nachkriegserziehung, erzählt die Unfähigkeit der Babyboomer, Gefühle zu zeigen, und wenn dann nur durch Ersatzhandlungen: Kauf, Korrektur und Sorge. Jeder Dialog ist eine Boshaftigkeit. Fast bemerkt man sie nicht, denn aktengraue Gefühlstemperatur und grobe Unbeholfenheit sind Alltag in Deutschland. Werden Millennials, wie Teresa, sie reproduzieren? 

MTTR: Mean Time To Recover bzw. auch Mean Time To Repair (abgekürzt jeweils MTTR) wird als die mittlere Reparaturzeit nach einem Ausfall eines Systems definiert. Diese gibt an, wie lange die Wiederherstellung des Systems im Mittel dauert. Sie ist somit ein wichtiger Parameter für die Systemverfügbarkeit. (Quelle: Wikipedia)

ÜBER DIE AUTORIN:

Julia Friese lebt in Berlin und arbeitet als freie Kulturjournalistin. Ihre Kolumne »gedanken zum gegenwärtig*innen« wurde 2021 mit dem International Music Journalism Award ausgezeichnet. »MTTR« ist ihr literarisches Debüt.

10.09.2022

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153

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florinda kommentierte am 19. August 2022 um 20:16

Hmmm...also es dauerte eine Weile, bis ich mich an die kurzen Sätze und vor allem an die bedauerlicherweise nicht vorhandenen Anführungszeichen bei wortlicher Rede gewöhnt hatte.

Auch mit Teresa bin ich noch nicht so richtig warm geworden. Einige Situationen erscheinen mir jedoch sehr passend für die Zeit.

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gaby2707 kommentierte am 21. August 2022 um 10:15

Mir geht es genau wie Dir. Die kurzen Sätze, keine Andeutungn der wörtlichen Rede - daran muss man sich gewöhnen.

Was mir bei Reresa gut gefällt, dass sie alles genau überlegt, abwägt, in alle Richtungen. Aber es ist halt schwer zu lesen.

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kalligraphin kommentierte am 24. August 2022 um 00:52

Passend für welche Zeit? Die Geschichte spielt doch im Jetzt, oder?

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florinda kommentierte am 24. August 2022 um 21:21

Mir fiel das Missverständliche an meiner Formulierung leider erst auf, als es zum Korrigieren bereits zu spät war.

Ich meinte die Zeit, in der die beiden Elternpaare und auch einige Krankenhausangestellten jung waren.

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_deutsche_Mutter_und_ihr_erstes_Kind

2 Bücher dieser Autorin standen bei meiner Mutter im Bücherregal. Ich las sie als Schulkind. Über Hitler stand da nichts mehr drin, eher Strick und Ernährungsanleitungen.. Die Kälte im Umgang Mutter-Kind wurde mir erst so richtig bewusst, als ich in einem anderen Buch (Sabine Bode?) über Kriegskinder und -enkel etwas dazu las und dann gezielt auch TV-Dokus sah.

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katzenminze kommentierte am 26. August 2022 um 09:28

Oh, das ist interessant! Und so gruselig, dass eine Mutter, die mit Kälte und Gewalt erzieht einen populären Ratgeber schreibt! O.O

Zum ersten Kommentar: Ich hatte zum Glück mit der nicht markierten wörtichen Rede gar kein Problem. Es passt gut zum Gedankenfluss von Theresa und las sich für mich persönlich ganz intuitiv.

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kalligraphin kommentierte am 27. August 2022 um 00:36

Schrecklicherweise wurden die Bücher von ihr ja bis in die 80er neu aufgelegt. Und es ist sehr heftig, wie sich dieses Gedankengut in unseren Köpfen festgesetzt hat. Nicht nur in der Generation unserer Eltern, auch in unserer (bin Jahrgang 85). Ich bin zum Beispiel auf niemanden getroffen, der Verständnis dafür hatte, dass unser Sohn bei uns im Bett schlafen darf. Dass wir bis vor kurzem ein riesiges Familienbett hatten (der Kleine ist sechs). Auch nicht bei anderen Eltern. Oder, dass ich ihn so lange gestillt habe, bis es einfach irgendwann vorbei war (da war er zweieinhalb). Wir haben ihn verwöhnt. 
Man muss sich damit schon auseinander setzen, um gegenhalten zu können. Ein bisschen ändert es sich. Langsam.
 

Dieser Konflikt der sich dadurch mit dem Eltern ergibt, wenn die Kinder erwachsen sind und eigene Kinder bekommen, ich finde das in MTTR grandios aufgezeigt.

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florinda kommentierte am 27. August 2022 um 05:49

Ich könnte altersmäßig deine Mutter sein und wuchs mit Zitaten auf wie "Wer sein Kind liebt, der züchtigt es!"

Als ich meiner Mutter gegenüber einmal meine Beobachtung  erwähnte, dass eine Schulfreundin beim Heimkommen zur Begrüßung jeweils kurz von ihrer Mutter in den Arm genommen und geküsst werde, erzählte sie mir, dass ihre eigene Mutter (also meine Oma) einst von deren Ärztin aufgefordert worden sei, ihre 3 Kinder nicht so oft aus dem Bettchen, Wagen etc. hochzunehmen und sie generell möglichst wenig zu berühren (streicheln etc.), weil dabei "Bazillen übertragen" würden...  

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LySch kommentierte am 08. September 2022 um 22:33

@kalligraphin: Das ist wirklich schlimm und schade, dass eine dem Kind zugewandte und liebevolle Erziehung mit "Verwöhnen" gleichgesetzt wird. Ich find das grauenvoll. Kinder sind keine Tyrannen, sie brauchen uns Erwachsene, sie brauchen Nähe und Liebe. Wie sollen sie denn in der Welt von morgen klarkommen, wenn sie nie erfahren, was Gemeinschaft und Liebe bedeutet. Füreinander sorgen, sich gegenseitig respektieren und wertschätzen...?
Ich habe meinen Sohn auch lange gestillt (bis 18 Monate, wir mussten aufgrund eines Unfalls aufhören, es hätte also auch noch eine Weile länger sein dürfen...). Er schlief von Anfang an direkt neben/bei uns im großen Familienbett (das ist doch auch praktisch zum Nachts stillen!) und ist erst mit ca. 2 Jahren in sein eigenes großes Bett gezogen (weil so jeder zu mehr Schlaf kommt, ich sag nur - Brummkreisel ^^) Das steht allerdings auch bei uns im Schlafzimmer und er kann jederzeit zu uns kuscheln. Ich bin sehr froh, dass unsere Schlafsituation im Freundeskreis alle ähnlich sehen und machen und auch die Großeltern alle akzeptieren und uns da nicht reinreden.

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florinda kommentierte am 09. September 2022 um 06:45

Ich weiß gerade nicht so recht, wie ich das angemessen formulieren soll, aber ich finde deine Kommentare zu diesem Thema einfach toll! Danke!

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LySch kommentierte am 09. September 2022 um 08:44

@florinda: Wie schön, dass noch jemand da ist und mitliest! :) Das freut mich sehr! Ich dachte, meine Kommentare laufen komplett ins Nichts, weil sich alle schon verabschiedet haben oder eben nicht mehr im ersten Abschnitt schauen :D
Danke für den lieben Kommentar von dir!
Das ist für mich Herzensthema und da kann ich mich stundenlang drüber auslassen...
Ich finds unmöglich, wie mit Kindern teilweise umgegangen wird von den älteren Generationen. Da gehört viel Aufklärung, viel Mut und auch viel Empathie dazu. Denn das in ihren Augen "Verwöhnen" von Kindern heutzutage konfrontiert diese Menschen mit ihren eigenen Ängsten, ihrem Versagen früher sozusagen... Das ist ganz schlimm. Viele Frauen wollten ihre Kinder gerne halten, sie Nachts bei sich haben, sie liebkosen und für sie da sein. Aber es wurde teilweise auch vom Mann oder eben von der Gesellschaft damals "verboten". Das ist schlimm! Da reisst man tiefe Wunden auf, wenn man das diesen Generationen vorhält. Klar, nicht allen, aber es gibt durchaus die älteren Damen, die mit Tränen in den Augen plötzlich davon erzählen, dass sie ihre Kinder nicht bei sich haben durften und es schön finden, dass es heute anders läuft und akzeptiert wird.

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florinda kommentierte am 10. September 2022 um 20:34

Naja, die LR lief offiziell bis zum 8., aber man darf ja glücklicherweise auch noch später diskutieren. Und als ich die Benachrichtigungen über neu eingegangene Kommentare erhielt, konnte ich bei diesem Thema doch gar nicht "schweigen"...

Allerdings habe ich heute noch einmal den ganzen Haarer-Link nebst einiger darin enthaltener weiterer Verlinkungen gelesen. Ja, und das dauerte. Ich versuche, in den nächsten Tagen mehr zu schreiben. Habt alle einen erholsamen Sonntag!

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LySch kommentierte am 12. September 2022 um 11:40

Ach, ich war schon bei so vielen enttäuschenden Leserunden dabei, dass ich gewisse Vorurteile habe, ich gebs zu :-/
Da hat jeder kurz drei Sätze zu jedem Abschnitt hingeknallt und das wars dann. Keine Diskussion, Interaktion mit anderen Beiträgen, nichts. Und eine Woche nach Beginn waren alle fertig und keiner hat mehr in die Runde geschaut!
Wie schön, dass es hier anders ist! :) Und Jaaa, ich weiß, dass ich spät dran bin xD Aber ist halt manchmal so, daß Leben geht vor...

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florinda kommentierte am 12. September 2022 um 16:00

Naja, diese LR bietet ja auch besonders viel Nachdenkens- und Diskussionsanreize und triggert einige Leserinnen wie zB uns ...

Bei anderen LR mag das anders sein und der Zeitfaktor spielt auch immer eine Rolle...

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LySch kommentierte am 08. September 2022 um 22:23

Oh Gott, die schwarze Pädagogik von Frau Haare hat ganze Generationen zerstört. Dadurch, wie Kinder erzogen und regelrecht getrimmt wurden, fehlt Erwachsenen heutzutage jede Empathie und Verständnis dafür, wie Kinder EIGENTLICH sind. Das ist so schrecklich!! Verkauft wurde dieser Ratgeber bis in die 80er! Das muss man sich mal vorstellen :'(

Es wurde sowas empfohlen, wie Neugeborene (!!) in den ersten Wochen (!!) nachts einfach schreien zu lassen. Die werden einige Stunden schreien und sich irgendwann beruhigen und durchschlafen. Nein, sie "werden nicht brav", sondern sie geben auf, weil sie gebrochen sind. Es hört sie ja eh keiner, es kommt niemand. Da verwenden sie ihre wertvolle Energie nicht mehr auf das Schreien. So sind unsere Großeltern und Eltern teilweise groß geworden. Es bricht mir das Herz. Wenn man heutzutage weiß, dass Wachstum und vor allem die Gehirnentwicklung nachts stattfinden und dass deswegen die Milch in der Nacht immens wichtig ist, wird einem ganz anders... Mal ganz abgesehen vom Liebes-und Näheentzug! Mir wird echt schlecht, wenn ich darüber nachdenke...

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kalligraphin kommentierte am 09. September 2022 um 12:35

Es ist wirklich absolut schrecklich. Und es ist noch lange nicht aus den Köpfen verschwunden. Unsere Elterngeneration trägt es weiter und auch einige Eltern in meiner/Teresas Generation tragen diese Ideen durchaus noch weiter nach dem Motto "Hat mir doch auch nicht geschadet.". Ich kenne noch einige Familien, in denen man die Kinder und Babys "schreien lässt". Aber wir wissen doch auch alle, dass das die Lung stärkt, oder? :-/

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LySch kommentierte am 12. September 2022 um 11:37

Das schlimme ist ja, dass man selbst diese Sätze und Gedanken auch noch weiter in sich trägt. Einfach weil es ganze Generationen geprägt hat und überall um uns herum noch präsent ist. Man steht mit schreiendem Kleinkind an der Supermarkt-Kasse und muss noch blöde Blicke oder Sprüche aushalten, warum man jetzt nicht "hart durchgreift", sondern sein Kind tröstet und die Gefühle begleitet.. Dann wächst der Stress in mir auch und ich bin sooo massiv unter Druck, einfach nur, weil man immer unter Beobachtung steht und sich oft rechtfertigen muss für diese "neuen Sichtweisen". Ich muss mich immer wieder stoppen und hinterfragen, weil in den dunkelsten Momenten manchmal diese (Glaubens-) Sätze mich ganz tief triggern und massiv verunsichern. Woher kommt das, dass es so tief in uns schlummert? Das ärgert mich so!!

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florinda kommentierte am 12. September 2022 um 16:04

Jetzt musste ich schmunzeln. Im Moment komme ich ja kaum persönlich in Geschäfte, aber ich erinnere mich, dass ich auch manche Mütter mehr oder weniger freundlich angeblickt bzw angesprochen habe. Allerdings genau aus dem gegenteiligen Grund - ich empfand es allen Beteiligten gegenüber als unfair, KEINEN Versuch zu unternehmen, das Kind zu beruhigen....

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LySch kommentierte am 08. September 2022 um 22:37

Mir geht es wie Minzi: Ich hatte intuitiv sofort einen Bezug zu Teresa aufgebaut und finde nach einer kurzen Eingewöhnungszeit auch großen Gefallen am Schreibstil. Ich mag das. Diese kurzen Sätze. Mal ganz und mit korrekter Grammatik. Immer dann, wenn Teresa klar denken kann. Dann wiederum baut sich eine Blockade auf, sie gerät in Stress und zack - hören ihre Sätze mittendrin auf. Bekommen wir nur noch Gedankenfetzen. Das ist so authentisch. Ehrlich gesagt würden mich Anführungszeichen eher stören, fällt mir gerade auf. Die würden in diesem Fall bei diesem speziellen Buch eher irgendwie den Gedankenfluss der Protagonistin stören für mich. Spannend!

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florinda kommentierte am 09. September 2022 um 07:04

Auch hier beweist du mE viel Empathie.

Ich habe das bisher gar nicht bedacht, denn fehlende Anführungszeichen stören mich grundsätzlich. Aber es stimmt. Wie hätte das mit den zerhackten Sätzen gemacht werden sollen? Und auch über diese hatte ich mich ja geärgert. Und jetzt ärgere ich mich über mich. Aus unterschiedlichsten Gründen familiärer und gesundheitlicher Art befinde ich mich seit längerer Zeit in einer sehr belastenden Situation, und wenn ich darüber reden muss, gerate ich ins Stottern, wiederhole einunddasselbe Wort zigmal hilflos hintereinander, weil ich mich nicht konzentrieren kann bzw Wortfindungsstörungen habe. Und dieses Buch spiegelt meine Verhaltensweise so genau und ich erkenne es nicht einmal. Ob ich meine Rezension ergänzen oder abändern muss? Was meinst du?

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LySch kommentierte am 09. September 2022 um 10:14

Ich kann mich einfach perfekt in Teresa hineinversetzen, sie ist Teil meiner Generation, wird wie ich zum ersten Mal Mutter, sie ist ungefähr gleich alt und erlebt die gleichen Sorgen&Ängste.
Da ist es "leichter", empathisch zu sein :) Das ist doch ganz menschlich!
Wenn es dir schwer gefallen ist und deinen Lesefluss gestört hat, dann ist das deine berechtigte Wahrnehmung. Du hast ja den Hinweis gegeben, dass es ihre Selbstzerissenheit widerspiegelt. Aber es ist halt auch nicht immer leicht zu lesen. Bzw. dem einen fällt es sehr leicht (mich hats eher in einen regelrechten Sog gezogen!) und der andere kann damit weniger anfangen.
Ich finde nur immer diese Kritik generell schwierig: "Ein Buch muss immer alles korrekt erfüllen. Rechtschreibung korrekt, korrekte Anführungszeichen, Interpunktion usw." Nein, finde ich nicht. So muss Literatur meiner Meinung nach nicht sein. Literatur ist für mich die Möglichkeit, in andere Lebenswelten einzutauchen. Dazu gehört auch, dass Menschen anders reden und denken. Der Schreibstil muss zu den Erzäglenden passen und das tut es zB hier ganz hervorragend. Da störe ich mich dann auch nicht an nicht korrekten/unvollständigen Sätzen. Weil ich mich sehr gut in die Person hineinversetzen kann.
Ich finde es nicht richtig, alles in eine Norm zu pressen und immer auf korrekte Rechtschreibung und Interpunktion zu bestehen. Dadurch geht auch Authentizität verloren in meinen Augen. Aber das ist eine andere Diskussion ^^

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florinda kommentierte am 12. September 2022 um 16:23

Einspruch!

Ich stimme dir weitestgehend zu, allerdings mit einer oder sagen wir eineinhalb Ausnahmen: Rechtschreibung.generell und historische Fakten (beispielsweise sollte in einer Biografie über die österreichische Kaiserin Elisabeth kein Geburtsdatum angegeben werden, das nach der Hochzeit ihrer Eltern liegt und sogar nach dem Geburtsdatum ihrer älteren Schwester Helene). 

Normalerweise bezahle ich für Bücher Geld. Und da erwarte ich, ebenso wie eine Schrankwand ohne Schramme, - Qualität. Lassen wir Preisnachlass oder angedelltes Obst jetzt mal weg. Aber der Verlag und die Autoren verdienen an mir. Und deshalb empfinde ich es als Respekt- und Rücksichtslosigkeit mir gegenüber, wenn das Lektorat schludert. Niemand ist fehlerfrei. Und ich mit meiner Sehbehinderung schon gar nicht. Aber ich verdiene mir mit meinem Geschreibsel auch nicht meine Brötchen. Ich könnte mich noch länger zu diesem Thema auslassen, aber momentan habe ich echt viel um die Ohren...

"Nix für ungut!" 

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kalligraphin kommentierte am 13. September 2022 um 09:05

" (mich hats eher in einen regelrechten Sog gezogen!)"

So ging es mir auch.

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gaby2707 kommentierte am 21. August 2022 um 10:10

Boah, ich bin froh, dass ich durch den ersten Abschniitt durch bin. Ja. Froh. Denn ich tue mich sehr schwer mit den kurzen abgehackten Sätzen, bei denen ich oft den Eindruck habe, da fehlt ein Wort. Auch zu Teresa finde ich keinen Zugang. Vielleicht kommt das noch. Während der Schwangerschaft. Absolut kein Buch zum schnell mal weglesen.

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florinda kommentierte am 22. August 2022 um 10:41

Zitat:  "Ja. Froh."
Oh, oh! Ist das mit den "Ein-Wort-Sätzen" ansteckend?:-)))

Zitat: "Absolut kein Buch zum schnell mal weglesen."
Stimmt!

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gaby2707 kommentierte am 23. August 2022 um 09:52

Ich hab mich jetzt so an die Einwort-Sätze gewöhnt. hihihi

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Tara kommentierte am 22. August 2022 um 20:13

Absolut kein Buch zum schnell mal weglesen.

Da stimme ich Dir voll und ganz zu, schnell weglesen lässt sich das Buch nicht, es ist schon eine Herausforderung.

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Cranders kommentierte am 26. August 2022 um 09:21

Ich stimme dir da auch voll und ganz zu.

Ich finde den Stil eigentlich sehr erfrischend, denn ich habe noch nie so ein Buch gelesen und ich finde den Schreibstil so ungewöhnlich, dass er mir schon wieder sehr gefällt.

Aber es ist nichts, was man nach der Arbeit mal zur Entspannung liest, daher schaffre ich auch kaum Seiten. Geht es euch ähnlich?

 

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katzenminze kommentierte am 26. August 2022 um 09:31

Stimmt, es liest sich nicht so schnell und ich glaube, kürzere Leseabschnitt wären uns entgegen gekommen. Die Teile sind ja recht umfangreich. Aber ich mag die Erzählstimme so gerne! Ich bin oft kein Fan von diesem Stream of conciousness / Gedankenstrom aber hier finde ich die Verbindungen und Assotiationen, die dabei rauskommen einfach phantastisch!

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LySch kommentierte am 08. September 2022 um 22:39

Ich stimme dir zu 100% zu! Ich liebe diese Assoziationen und Verbindungen. Man landet plötzlich bei Sätzen, die einem um die Ohren fliegen. Ich finde das ebenfalls gan phantastisch! Ich bin schwer verliebt in das Buch, jetzt schon.

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Birte kommentierte am 03. September 2022 um 14:10

Ja, ich schaffe auch nur wenige Seiten am Stück zu lesen. Aber auch bei mir liegt das eher am Inhalt, den Schreibstil finde ich hier durchaus passend.

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wacaha kommentierte am 28. August 2022 um 19:34

Ich kann dich so gut verstehen, auch ich fand den ersten Absatz sehr zäh zu lesen und habe ständig im Kopf die Sätze vervollständigt, nur um dann nochmal nachzulesen und zu merken, dass sie wirklich ohne das für mich notwendige letzte Wort endeten. Das macht auf die Dauer einfach keinen Spaß :-(

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Fever kommentierte am 21. August 2022 um 15:17

Ich bin wirklich gut ins Buch hineingekommen und kann mich mit Teresa wirklich wahnsinnig gut identifizieren. Gerade ihr Verhältnis zu den Eltern und zu Arbeit kann ich sehr gut nachvollziehen und finde es großartig, wie die Autorin diese Gefühle in Worte gepackt hat. Vieles trifft bei mir da total einen Nerv, und auch wenn ich mich bisher nicht unbedingt mit dem Thema Muttersein auseinandergesetzt habe, kann ich doch ihre Haltung dazu und ihre Unsicherheiten wirklich gut nachvollziehen. Das Buch ist emotional extrem dicht, das finde ich sehr reizvoll.

Gleichzeitig muss ich aber in Teilen auch meinen Vorrednerinnen recht geben: Der Stil ist schon gewöhnungsbedürftig (was gar nicht unbedingt negativ gemein ist!). Es ist eigentlich ein durchgehender Stream of Consciousness und sehr assoziativ erzählt, sodass man die Gedankensprünge immer mitmachen muss. Oft funktioniert das sehr gut, manchmal finde ich es aber auch anstrengend, weil ich mich eigentlich gerne auf eine Situation einlassen möchte. Die fehlenden Anführungszeichen stören mich überhaupt nicht, die vielen Punkte aber schon eher – das ist mir manchmal etwas zu viel des Guten, vor allem, weil sie oft Kommata ersetzen. So wird der Lesefluss (wahrscheinlich bewusst) stark gebremst, und manchmal empfinde ich das als nervig. Insgesamt finde ich den Stil aber toll und vor allem perfekt passend zum Thema.

Die Geschichte nimmt mich jedenfalls total mit, und ich hänge schon nach dem ersten Teil sehr an Teresa, möchte, dass für sie alles gut wird, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hat, dass sie ihre Ängste hinter sich lassen und mit ihrer Kindheit abschließen kann. Das Buch ist wirklich etwas Besonderes und sehr bewegend.

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kalligraphin kommentierte am 22. August 2022 um 01:23

"Gerade ihr Verhältnis zu den Eltern und zu Arbeit kann ich sehr gut nachvollziehen und finde es großartig, wie die Autorin diese Gefühle in Worte gepackt hat. Vieles trifft bei mir da total einen Nerv, und auch wenn ich mich bisher nicht unbedingt mit dem Thema Muttersein auseinandergesetzt habe, kann ich doch ihre Haltung dazu und ihre Unsicherheiten wirklich gut nachvollziehen. Das Buch ist emotional extrem dicht, das finde ich sehr reizvoll."

Ich bin erst auf Seite 30, aber ich möchte dir zustimmen. Ihre Zerrissenheit ist sehr gut dargestellt. "Ich möchte sowas nicht denken", sagt sie an einer Stelle sinngemäß. Vieles kann ich auch gut nachvollziehen.

Zu einem gewissen Grad auch ihre Einstellung zum Schwangerwerden und -sein. Aber nicht ganz. Sie scheint regelmäßig Schwangerschaftstests zu machen, dabei zu hoffen und zu bangen gleichzeitig. Okay, das kann ich noch nachfühlen. Aber das hätte für mich vorausgesetzt, dass es zumindest mit dem Partner abgesprochen ist, dass man es versucht. Hier scheint nur abgesprochen zu sein, dass nicht verhütet wird. Der Rest der Sorge, Hoffnung whatever liegt bei der Frau? Was ist das für eine eigenartige Situation? Ich verstehe sie nicht so recht.

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Fever kommentierte am 22. August 2022 um 10:08

Da gebe ich dir recht, ihr ambivalentes Verhalten gegenüber einer Schwangerschaft ist schon teils etwas merkwürdig. Allerdings sehe ich den "Fehler" da hauptsächlich bei Erk: Da nicht verhütet wird (womit ja klar ist, dass das früher oder später passieren kann), Erk aber davon ausgeht, dass Teresa keine Kinder will, ist ja implizit für ihn die Abtreibung sozusagen "eingeplant". Das ist es, glaube ich, was mich an der Situation am meisten irritiert. Ich denke aber, das ist bewusst so gewählt, um eine weitere Dimension des Mutterseins/Frauseins zu beleuchten: Selbst mit einem unterstützenden und progressiven Mann bleibt letztlich doch das Entscheidende an der Frau hängen.

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kalligraphin kommentierte am 22. August 2022 um 10:19

Ah! Danke für deine Antwort. So weit bin ich noch nicht im Buch, die beiden haben noch nicht geredet, sie hat es ihm nur gesagt. So finde ich es wieder sehr nachvollziehbar und in der Tat nicht weit weg von einer möglichen Realität. Das Kapitel, in dem sie Erk an das Gespräch beim Bäcker erinnert, habe ich schon gelesen. Sie fand es schön, dass Erk eine mögliche Schwangerschaft nicht komplett abschreckt und er ihnen damit quasi eine gemeinsame Zukunft einräumt.

Ich finde das, ehrlich gesagt, schrecklich. Dieses Unausgesprochene. Die Schwangerschaft irgendwie auch als Kleister für die Beziehung. Das gibt es ja tatsächlich noch häufiger: Wenn ich erstmal schwanger bin, bleibt er bei mir.

Dieser ebenfalls von einem Vokal befreite Name Erk klingt übrigens nach einem Würgelaut, finde ich. ;)

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florinda kommentierte am 22. August 2022 um 10:47

Zitat: "Dieser ebenfalls von einem Vokal befreite Name Erk klingt übrigens nach einem Würgelaut, finde ich. ;)"

Das sehe ich ganz genauso!

Mir gefällt die Kursleiterin ganz gut. 
 

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Fever kommentierte am 22. August 2022 um 14:59

O nein, entschuldige bitte ganz arg! Ich wollte deinem Leseerlebnis da nicht vorgreifen (und du hattest ja extra noch geschrieben, dass du erst auf Seite 30 bist). Hoffentlich habe ich dir jetzt nicht den Spaß verdorben. In Zukunft passe ich besser auf. 

"Erk" hat mich auch total irritiert als Name – deine Assoziation trifft es perfekt. :D

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kalligraphin kommentierte am 22. August 2022 um 16:06

Ach Quatsch! Da gibt es überhaupt nichts zu entschuldigen. Erstens bin ich doch auf eigene Gefahr in der Diskussion hier unterwegs, wenn ich noch gar nicht so weit bin. Zweitens hast du mir dadurch auf die Sprünge geholfen. Und drittens stört es mich nicht. :-D

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Tara kommentierte am 22. August 2022 um 20:19

Dieser ebenfalls von einem Vokal befreite Name Erk klingt übrigens nach einem Würgelaut, finde ich. ;)

Sehr treffend. * lach *

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wacaha kommentierte am 28. August 2022 um 19:37

Haha, ich habe mich in Bezug auf "Erk" schon ganz dem Lückenhaften Schreibstil der Autorin angepasst und einfach immer "Erik" gelesen :-D Und mir ist durch die Diskussion hier gerade erst aufgefallen, dass ich ständig die Sätze - und wohl auch Worte - der Autorin autovervollständigt habe!

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gaby2707 kommentierte am 23. August 2022 um 09:56

Dieser ebenfalls von einem Vokal befreite Name Erk klingt übrigens nach einem Würgelaut, finde ich. ;)

An den Namen kann ich mich auch nicht gewöhnen.

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
LySch kommentierte am 08. September 2022 um 22:51

Hahaha, Erk als Würgelaut ^^ Du hast Recht!

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Tara kommentierte am 22. August 2022 um 20:18

 Aber nicht ganz. Sie scheint regelmäßig Schwangerschaftstests zu machen, dabei zu hoffen und zu bangen gleichzeitig. Okay, das kann ich noch nachfühlen. Aber das hätte für mich vorausgesetzt, dass es zumindest mit dem Partner abgesprochen ist, dass man es versucht. Hier scheint nur abgesprochen zu sein, dass nicht verhütet wird. Der Rest der Sorge, Hoffnung whatever liegt bei der Frau? Was ist das für eine eigenartige Situation? Ich verstehe sie nicht so recht.

Das finde ich sehr ungewöhnlich und kann ich auch überhaupt nicht nachvollziehen.

 

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
katzenminze kommentierte am 26. August 2022 um 09:42

Fand ich auch erst seltsam, aber es wird dann ja noch sinnvoll erklärt. Sie will gerne schwanger werden, aber sie traut es sich nicht zu. Einmal körperlich und dann auch persönlich. Auch, dass sie Erk erstmal alles vorbetet, was dagegen spricht verstehe ich vollkommen! Da hab ich mir das hier markiert:

"Ich brauche den Widerspruch. Dachte ich. Denn ich war es gewohnt, dass alles, was ich dachte immer falsch war. Zu extrem. Zu verzerrt. Zu krass. Ich brache einen Widerspruch, an dem ich meine Gedanken schleifen konnte,  zu einem gemäßigten Denken. Ich brauchte jemanden der mich in Zaum hielt. Ausbremste. Ich war, glaube ich, gar nicht in der Lage zutreffend zu denken. Alles was ich dachte, war immer zu viel. Ich war zu viel."

Aber er akzeptiert ihre Bedenken dann einfach und das stürzt sie in die vollkommene Verwirrung. Ich kenne das, ich brauche auch manchmal erst Widerspruch um zur richtigen Kösung zu kommen.

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LySch kommentierte am 08. September 2022 um 22:50

Schönes Zitat! Das mit dem Widerspruch kenne ich auch ^^

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
katzenminze kommentierte am 26. August 2022 um 09:34

@Fever: Ich kann deinen Beitrag nur unterschreiben! Mir gehts genauso

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
LySch kommentierte am 08. September 2022 um 22:49

@Fever: Ich stimme deinem Eindruck auch zu. Ich kann mich sehr sehr gut in Teresa hineinversetzen, da ich selbst erst seit kurzem Mama bin (mein Sohn ist knapp 2,5 Jahre alt). Auch ich habe mir mit der Entscheidung für oder gegen Kinder allgemein nicht leicht getan. Alles Sorgen und Ängste kann ich direkt nachvollziehen. Das Buch ist für mich absolut phänomenal, weil es sooo so ehrlich ist. Und so echt. Diese Sorgen treiben junge Paare, junge Eltern um. Diese Konflikte spielen sich mit der älteren Generation ab. Es ist irre, wie gut die Autorin das darstellt!

Ich finde den Schreibstil absolut gelungen. Hier sitzt jedes Wort. Und jedes fehlende Wort "sitzt" auch. Mich treibt der Stil total ab, das ist echt faszinierend. Ich lese und lese und muss immer weiterlesen, für mich entsteht durch das kurze abgehackte ein richtiger Sog, wie ein Rausch.

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
isalo kommentierte am 22. August 2022 um 14:58

Ich bin auf Seite 60 und tue mich auch schwer mit dem Schreibstil. Kurze Sätze sind ja ok. Aber manchen Sätzen fehlt das Verb am Ende. Mal sehen, ob ich mich daran gewöhne.

Teresas Verhältnis zu ihrer Mutter erinnert mich ein wenig an meins zu meiner Mutter, obwohl die Zeit eine Generation übersprungen zu haben scheint.

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
gaby2707 kommentierte am 23. August 2022 um 09:58

Ich habe manche Sätze auch mind. 2 x lesen müssen, um festzustellen, dass ich kein Wort überlesen habe. Aber mit der Zeit habe ich mich auch daran gewöhnt.

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
kalligraphin kommentierte am 24. August 2022 um 00:49

"Aber manchen Sätzen fehlt das Verb am Ende. Mal sehen, ob ich mich daran gewöhne."

Wie so ein Gedankenstrom, oder? Ich glaube, ich denke Sätze auch nicht unbedingt zu Ende. ;-) Schwer in sich reinzuhören, aber ich finde, es liest sich sehr authentisch.

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
lillywunder kommentierte am 24. August 2022 um 13:04

Ich mag es auch, dass es sich wie ein Gedankenstrom liest, man ist mitten drin in der inneren Auseinandersetzung. Und es ist bestimmt eine Kunst, so schreiben zu können.

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
lillywunder kommentierte am 24. August 2022 um 13:05

Ich mag es auch, dass es sich wie ein Gedankenstrom liest, man ist mitten drin in der inneren Auseinandersetzung. Und es ist bestimmt eine Kunst, so schreiben zu können.

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
katzenminze kommentierte am 26. August 2022 um 09:44

Oh ja!!! Manche der Assotiationen sind so treffend, oder schlagen einen so guten Bogen zueinander. Ich finde das beeindruckend.

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LySch kommentierte am 08. September 2022 um 22:53

Jep, unterschreibe ich komplett! Es ist super authentisch. Ich glaube, dass wir alle mit unseren Gedanken hin und her springen und von einem zum nächsten kommen. Große Bögen machen, dann wieder Zickzack. Aber so zu schreiben, daß ist Kunst.

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kalligraphin kommentierte am 24. August 2022 um 01:02

"Teresas Verhältnis zu ihrer Mutter erinnert mich ein wenig an meins zu meiner Mutter, obwohl die Zeit eine Generation übersprungen zu haben scheint."

Den Typ Frau, den die Mutter verkörpert, kenne ich auch. Aber ich bin froh, dass ich selbst zu Hause nicht mit dieser Problematik konfrontiert war als Kind. Ich stelle es mir anstrengend (im Fall von Teresa sogar traumatisierend) vor.

Das erste Mal, dass ich selbst diese Thematik erleben durfte, war, als ich Mutter wurde. Plötzlich trugen meine Schwiegermutter und Tanten meines Mannes solche Erwartungen an mich heran. Also, dass ich den Haushalt ordentlich schmeiße, endlich richtig putze. Dass ich meinem Kind den Mund abputze und ihm keine zu großen, zu abgetragenen Kleider anziehe. Alles soll sauber und adrett sein.

Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Aber so sieht es diese Frauenrolle wohl vor.

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Fever kommentierte am 25. August 2022 um 18:06

Es tut mir sehr leid, dass du das erleben musstest. Teresas Geschichte scheint die Geschichte vieler Frauen abzubilden, und das ist extrem schade. Niemand kann aus seiner Haut bzw. seiner Erziehung, aber wäre es nicht wunderbar, wenn Frauen sich gegenseitig einfach stützen würden, statt sich das Leben schwer zu machen? Ich hoffe, du hast bzw. hattest an anderer Stelle Unterstützung und ein aufbauendes, wertschätzendes Umfeld, das keine Perfektion erwartet, sondern dich auch einfach mal Mensch sein lässt.
 

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
katzenminze kommentierte am 26. August 2022 um 09:48

"Den Typ Frau, den die Mutter verkörpert, kenne ich auch. Aber ich bin froh, dass ich selbst zu Hause nicht mit dieser Problematik konfrontiert war als Kind. Ich stelle es mir anstrengend (im Fall von Teresa sogar traumatisierend) vor."

Absolut! Die Mutter ist furchtbar. Immer nur Kritik und Widerspruch und Kälte. Ich kenne das zum Glück auch nicht aber das muss einen ja kaputt machen auf gewisse Weise. Das letzte, was ein Kind braucht ist extreme Reinlichkeit. (Sage ich, kinderlos, jetzt mal so ;) )

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
wacaha kommentierte am 28. August 2022 um 19:41

Absolut! Schreckliche Person diese Mutter! Da kann ja nur ein bis ins Erwachsenenalter verunsichertes Kind herauskommen, dass ständig Fehler an sich selbst sucht und glaubt, sämtlichen Situationen nicht gerecht werden zu können - wie Teresa. Sehr traurig und vor allem auch, seine Kinder so unter Druck zu setzen. Und unter wessen Druck eigentlich? Teresas Mutter argumentiert ja immer nur "Das macht man so. Das gehört sich so." Sagt wer?!

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LySch kommentierte am 08. September 2022 um 23:46

Kinder brauchen eine gewisse Struktur, die Sicherheit gibt und verlässliche Bindungen. Klar, sie sollten nicht im Dreck untergehen, aber gerade matschen und Erfahrungen mit allen Sinnen sind enorm wichtig für die Entwicklung. Also Knete, Sandkasten, Schüttübungen, im Regen spielen, mit nassem Sand usw. Also alles was Spaß macht und (reinliche) Mütter zur Weißglut treibt ^^

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florinda kommentierte am 09. September 2022 um 07:45

Ganz zu schweigen von der Entwicklung des Immunsystems...

Deshalb sollte ja heutzutage auch nicht mehr bei jeder Gelegenheit mit dem Riesentrumm von grüner Lysoformflache herumgefuchtelt werden (von dem man, wenn ich mich richtig erinnere, irgendwann herausfand, dass da Formaldehyd drinnen war und dies Krebs erzeugen kann).. Ich meine, mich dunkel zu erinnern, dass mir ein  Freund, der vor etwa 30 Jahren einen miesen und schmerzvollen Krebstod starb, einst erzählte, dass seine Eltern seine durch Spielen am Strand mit Teer verschmutzten Füßchen mit einem Formaldehydfußbad zu reinigen pflegten. 

 Angehörige dieser Müttergeneration hatten aber manchmal gar nicht soviel Interesse an den Kindern, zB, wenn sie für sich selbst Schuhe kaufen waren. Ich gehöre - wie Hella von Sinnen, die das Thema manchmal ansprach - zu der Generation, die gerne mit Mutti zu "Salamander" ging. Nicht nur wegen des neuen "Lurchi"-Heftchens, nein, es gab da so ein "tolles" Gerät, da konnte man eine Stufe hochsteigen, seine Füße reinstellen und dann von oben seine geröntgen!!! Füße sehen! Service, damit Mutter feststellen konnten, ob die Schuhe richtig passen. Klar,. man wusste das damals nicht besser, und ja, meine Mutter sagte auch immer mal wieder, ich solle in ihrer Nähe bleiben, während sie Schuhe anprobierte.. Aber die anderen Kinder waren ja auch da, und so reihte man sich - wie auf dem Spielplatz an der Rutsche - halt immer wieder in die Warteschlange ein.  

 

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LySch kommentierte am 09. September 2022 um 00:39

"Richtig putzen"? Alles sauber und adrett?
Das sind dann genau die Menschen, die im Wochenbett an Tag 3 zu Besuch kommen und erwarten, dass man ihnen frisch gebackenen Kuchen und Kaffee serviert... Sie sind ja die Großeltern/ die Verwandten und haben das Recht, das Kind sofort zu sehen. Es soll aber bitte kein Chaos zu sehen sein,kein Durchscheinen von Kontrollverlust. Sowas macht mich wirklich richtig wütend!
Ich hoffe, dass du auch ein paar Menschen um dich herum hast, mit denen du dich zu deinem Erziehungsstil und deiner Weltsicht auf kleine Wesen austauschen kannst :) Gleichgesinnte helfen so ungemein, egal in welcher Phase als Eltern :)

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florinda kommentierte am 09. September 2022 um 07:59

Das wünsche ich ihr auch!

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Tara kommentierte am 22. August 2022 um 20:09

Der erste Abschnitt ist gelesen und ich habe ungewöhnlich lange gebraucht. Eigentlich sollten kurze, klare, unkomplizierte Sätze das Lesetempo eher erhöhen, aber mich bremst es irgendwie. Auch die fehlende Interpunktion bei der wörtlichen, macht das Lesen nicht einfacher.

Das Buch ist gleich in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich und eine Herausforderung aber ich mag das.

Auch wenn ich mich nicht in allen Situationen mit Teresa identifizieren kann, ihre Gefühle werden gut und nachvollziehbar beschrieben. Ihre Gedanken bei ihrer Gynäkologin, gegenüber ihren Eltern, der Arbeit, das konnte ich gut nachvollziehen. Irritiert haben mich die regelmäßigen Schwangerschaftstests. Für mich waren sie bisher dazu da, um eine erhoffte Schwangerschaft zu bestätigen oder nach einen Unfall – also eine Ausnahmesituation – diese zu widerlegen. Teresa scheint irgendwie anders damit umzugehen.

 

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gaby2707 kommentierte am 23. August 2022 um 10:01

Das Buch ist gleich in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich und eine Herausforderung aber ich mag das.

Ich habe den ersten Abschnitt dazu gebraucht um mit Teresa mitfühlen zu können und sie ein bisserl zu verstehen. Auch wenn die Geschichte ungewöhnlich ist, so langsam komme ich in ihr an und sie gefällt auch mir.

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kalligraphin kommentierte am 23. August 2022 um 21:26

"Irritiert haben mich die regelmäßigen Schwangerschaftstests. Für mich waren sie bisher dazu da, um eine erhoffte Schwangerschaft zu bestätigen oder nach einen Unfall – also eine Ausnahmesituation – diese zu widerlegen. Teresa scheint irgendwie anders damit umzugehen."

Das hat mich zunächst auch irritiert. Aber sie scheint hin und her gerissen. Möchte einerseits eine Zukunft mit Erk und auch ein Kind mit ihm. Gleichzeitig hat sie Angst davor.

Nachdem ich nun ein paar Seiten weitergelesen haben, glaube ich, dass das Problem zum einen ist, dass sie sich schwer tut Entscheidungen zu treffen oder sich festzulegen. Und zum anderen liegt es an der Kommunikation mit Erk, die funktioniert nämlich nicht gut. Vieles bleibt unausgesprochen. Bei vielem kann er ihr gar nicht (schnell genug) folgen. Er gibt ihr nicht die Sicherheit und Gewissheit, die sie brauchen würde. Deshalb hängt alles so in der Schwebe, ist ungewiss. Wie soll man so auch planen. Also mal gucken, was passiert. Ich kann es tatsächlich nachvollziehen und es hat mir auch ein wenig die Augen geöffnet.

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Tara kommentierte am 23. August 2022 um 22:07

Ich verstehe, was Du meinst und Du hast damit hast Du ihre Zerissenheit und Unsicherheit sich festzulegen gut in Worte gefasst.

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isalo kommentierte am 24. August 2022 um 11:38

"Und zum anderen liegt es an der Kommunikation mit Erk, die funktioniert nämlich nicht gut. Vieles bleibt unausgesprochen. Bei vielem kann er ihr gar nicht (schnell genug) folgen. Er gibt ihr nicht die Sicherheit und Gewissheit, die sie brauchen würde. Deshalb hängt alles so in der Schwebe, ist ungewiss. Wie soll man so auch planen. "

Das sehe ich auch so. Am liebsten möchte ich ihr sagen: Red doch mal mit Erk.

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kalligraphin kommentierte am 27. August 2022 um 00:39

Ja! Aber leider ist der so langsam und steht ab und zu mal auf dem Schlauch. ;)

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lillywunder kommentierte am 24. August 2022 um 13:07

Mir geht es auch so, eine willkommene Herausforderung, dieses Buch :)

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LySch kommentierte am 09. September 2022 um 00:30

Ich habe zum Thema Schwangerschaft noch zwei Ergänzungen:
1. Sagt sie nicht irgendwo auch, dass in ihrer Familie Frauen häufig keine Kinder kriegen können? Also ihre Mutter die Einzige war und ihre Tanten alle kinderlos sind wegen Endometriose? Ich finde, es wirkt ein wenig so, als würde sie sich riesig Sorgen machen, ob sie überhaupt und generell schwanger werden kann - unabhängig von ihrem eigentlichen Kinderwunsch.
2. Ich glaube, ein wenig Angst beim Thema schwanger werden hat Teresa auch wegen der furchtbaren Ex-Freundin von Erk? Die meinte ja, sie bringt sich um, wenn die beiden Kinder zusammen bekommen... Und die Gute ist auch wahnsinnig übergriffig. Kommt einfach in die Wohnung und nimmt sich, was sie will und denkt. Puh.

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florinda kommentierte am 09. September 2022 um 07:57

Evtl. war die  Angst, zu versagen, den kinderlosen Tanten selbst gar nicht bewusst, führte aber zu einer "psychischen Schwangerschaftverhütung"...

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LySch kommentierte am 09. September 2022 um 08:37

Könnte sein, denn das Unbewusste spielt auch immer eine große Rolle. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass Endometriose eine sehr besch*** Erkrankung ist, die durch Verwachsungen im kompletten Bauchraum für viele Frauen die ungewollte Kinderlosigkeit bedeuten kann :-/ Irgendwo klingt an, dass Teresa sich Sorgen macht, ob sie auch "dazugehört". Relativ am Anfang mal war sie beim Frauenarzt und hat alles kontrollieren lassen. Auch ihre Zyste wird "beobachtet". Ich kenne das Gefühl, das man da hat. Der Kinderwunsch muss noch nicht mal ausgeprägt sein, aber man macht sich Sorgen, ob es generell irgendwann "klappen" wird oder ob man irgendwie "nicht geeignet" ist...

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
Samara42 kommentierte am 23. August 2022 um 14:51

Oh je, ich hab irgendwie ein Problem mit dem Schriftbild und bin halbwegs froh bei euch zu lesen, dass es nicht an mir liegt. Es ist irgendwie störend und stört das Aufnehmen und Annehmen der Geschichte. Etwas zweimal zu lesen, kann man zwar mal machen, aber nicht auf jeder dritten Seite. Es ist also etwas kniffliger. ^^
Die Gefühle kommen dennoch gut rüber, da ich Teresa Standpunkt nachvollziehen kann, doch mehr noch bin ich auf den Teil gespannt der später kommt. Ich hoffe nur ich schaffs bis dahin, denn wirklich leichte Lesekost ist das Buch nicht.
Dennoch ich bin niemand der so schnell aufgiebt, ich beiss mich da durch. ; )

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
lillywunder kommentierte am 24. August 2022 um 13:15

Wow, ich finde das Buch wirklich krass! Herausfordernd, mutig, radikal in seinen Gedanken zu Mutterschaft, schmerzhaft genau in der Beschreibung der Prägungen der verschiedenen Generationen. Lange nicht mehr so überzeugende Dialoge gelesen. Ich finde den Schreibstil großartig, lasse mich gerne mitreißen von diesem turbulenten Gedankenstrom, ständig eine neue Welle, die dir über dem Kopf zusammenschlägt und dich herumwirbelt. Die Autorin beobachtet so genau, wie man es eigentlich nur kann, wenn man außerhalb von etwas steht und taucht auf der anderen Seite so tief ins Innenleben dieser Frau, die da inmitten der Gesellschaft, inmitten des Gesundheitssystems, inmitten der durch die Nachkriegsprägung beeinflussten Familie steckt, ich find es wirklich ganz groß. Und die Dialoge, wie Julia Friese die Dialoge nutzt, um oft schmerzhafte Wahrheiten ans Tageslicht zu befördern, das ist als würde man auf eine saure Süßigkeit beißen, es zieht sich alles zusammen im Mund und doch will man immer mehr. 

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schnaeppchenjaegerin kommentierte am 25. August 2022 um 21:14

Ich konnte eigentlich immer nur mit dem Kopf schütteln bei der Begegnung mit den Eltern. Im positiven Sinn für das Buch -  es sorgt definitiv für Diskussionsstoff und ist deshalb perfekt für eine Leserunde geeignet. Der Schreibstil ist dabei so unbequem, wie die Situation, in der sich Teresa befindet. SIe ist komplett verunsichert und muss sich dann auch noch mit ihren seltsamen Eltern und ganz anders tickenden Schwiegereltern auseinandersetzen. Auch von Freundin Isabell kriegt sie den ein oder anderen Seitenhieb ab, obwohl diese es sicher nicht böse meint. Erk bleibt mir dagegen zu blass und passiv. Aber er konnte sich ja offenbar auch nicht bei seiner Exfreundin Stefanie durchsetzen. 

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
wacaha kommentierte am 28. August 2022 um 19:46

"Der Schreibstil ist dabei so unbequem, wie die Situation, in der sich Teresa befindet." Chapeau für diesen Satz, damit sprichst du mir aus der Seele und fasst Abschnitt 1 perfekt zusammen!

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
Birte kommentierte am 03. September 2022 um 14:16

Danke, dass du meine Aufmerksamkeit auf diesen Satz gelenkt hast - der fasst den Leseabschnitt auch aus meiner Sicht gut zusammen.

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
katzenminze kommentierte am 26. August 2022 um 09:51

"Lange nicht mehr so überzeugende Dialoge gelesen. Ich finde den Schreibstil großartig, lasse mich gerne mitreißen von diesem turbulenten Gedankenstrom, ständig eine neue Welle, die dir über dem Kopf zusammenschlägt"

Yeeeees, exakt!!!

"Und die Dialoge, wie Julia Friese die Dialoge nutzt, um oft schmerzhafte Wahrheiten ans Tageslicht zu befördern, das ist als würde man auf eine saure Süßigkeit beißen, es zieht sich alles zusammen im Mund und doch will man immer mehr."

Du triffst echt den Nagel auf den Kopf! :) Vor allem bei den beiden Elternbegegnungen oder den Beschreibungen aus ihrer Kindheit. So unangenehm, aber man kann nicht aufhören zu lesen.

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
lillywunder kommentierte am 27. August 2022 um 19:35

"Vor allem bei den beiden Elternbegegnungen oder den Beschreibungen aus ihrer Kindheit. So unangenehm, aber man kann nicht aufhören zu lesen."

Es ist vor allem so genau, schmerzhaft zu lesen irgendwie, aber da steckt viel Wahrheit dahinter, viele Denkansätze und Sprüche, die tatsächlich typisch für eine bestimmte Generation zu sein scheinen...

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
LySch kommentierte am 09. September 2022 um 00:32

Ich unterschreibe jedes Wort von dir. Wunderbar zusammengefasst, was ich beim Lesen empfunden habe!

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
LySch kommentierte am 12. September 2022 um 22:58

Wow, du triffst den Nagel genau auf den Kopf mit deiner Zusammenfassung! Genial! Du hast mein Lesegefühl perfekt eingefangen :)

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
Naraya kommentierte am 24. August 2022 um 14:38

Ich habe jetzt den ersten Teil gelesen und nach etwas Eingewöhnung gefällt mir der Schreibstil eigentlich sehr gut. Es ist irgendwie mal etwas anderes, dass die Geschichte einer Schwangerschaft doch eher emotionslos, berichtartig erzählt wird. Dabei lässt einen der Inhalt gar nicht kalt, finde ich.

Die Beziehung zu den Eltern und den Schwiegereltern zum Beispiel, wie eine einstudierte Choreographie und sobald man davon abweicht, funktioniert alles nicht mehr. Vor allem die jeweiligen Mütter fand ich ganz furchtbar, könnte aber nicht behaupten, dass ich viele der Sätze nicht schon mal gehört hätte. Und dann die Väter dazu, die immer alles abnicken. Ich hoffe doch, dass Teresa und Erk das anders machen werden.

Mir gefällt es auch, dass Mutterwerden hier ganz ehrlich geschildert wird - als eine Entscheidung, von der man nie ganz genau wissen wird, ob es nun die richtige war. Auch die unterschiedlichen Reaktionen darauf fand ich ganz interessant, zum Beispiel von Isabell.

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
kalligraphin kommentierte am 27. August 2022 um 00:45

"Die Beziehung zu den Eltern und den Schwiegereltern zum Beispiel, wie eine einstudierte Choreographie und sobald man davon abweicht, funktioniert alles nicht mehr. Vor allem die jeweiligen Mütter fand ich ganz furchtbar, könnte aber nicht behaupten, dass ich viele der Sätze nicht schon mal gehört hätte. Und dann die Väter dazu, die immer alles abnicken. Ich hoffe doch, dass Teresa und Erk das anders machen werden."

Absolut! Dieses Buch packt mich sehr. Und die Elternszenen waren mit die aufschlussreichsten. Ich habe innerlich die ganze Zeit zustimmend genickt. Wir hatten das Thema auch schon so häufig. Gut zu wissen, dass dieses Drangsalieren über ungemütliches Essen typisch zu sein scheint. ;) Man kann es auch einfach nicht richtig machen.

 

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
Naraya kommentierte am 28. August 2022 um 13:50

Ohja, in den Elternszenen finde mich wirklich am meisten wieder - auch einfach manche Sätze... die haben meine Eltern genauso zu mir auch schon gesagt, gruselig!

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
LySch kommentierte am 12. September 2022 um 23:04

... "wie eine einstudiert Choreographie"... Ja, in der Tat! Die Szenen mit und zwischen den Eltern sind wirklich sehr aufschlussreich, das ging mir genauso. Die Mütter, die sich verbiegen für einen super unnützen Lebensstil, der keinen glücklich macht und die Väter, die eigentlichen "Oberhäupter" der Familie, die dann im Endeffekt doch nur alles abnicken und nie eine eigene Meinung zu haben scheinen... Es ist fast lächerlich, wenn man das heute liest.

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schnaeppchenjaegerin kommentierte am 25. August 2022 um 01:41

Ich habe zwar noch nicht den gesamten Abschnitt gelesen, möchte aber trotzdem schon ein paar Worte verlieren.
An die kurzen Sätze habe ich mich inzwischen gewöhnt, ich finde den Schreibstil nicht schön, aber er bremst mich zumindest nicht in meinem Lesefluss. Störender finde ich da die fehlenden Worte, wenn Sätze nicht korrekt beendet werden. Natürlich versteht man, was gemeint ist, aber ich bräuchte dieses Stilmittel Ellipse nicht, um die Sätze noch eindrücklicher wirken zu lassen.
Mit Teresa als Figur tue ich mich noch ein wenig schwer. Ich kann nicht nachvollziehen, was sie eigentlich will, aber wahrscheinlich weiß sie das selbst nicht genau. Nicht zu verhüten und stattdessen ständig Schwangerschaftstests zu machen, dann sich für eine Abtreibung entscheiden, dann wieder dagegen... ist mir unbegreiflich. Was die Kinderfrage angeht ist sie offenbar wegen ihrer Mutter so verkorkst. Teresa hat keine liebevolle Erziehung erfahren und bezweifelt, dass die das nun kann. Solche Gedanken sind zwar durchaus verständlich, ich frage mich dann nur, warum solche Frauen nicht in die andere Richtung denken. Durch ihre schlechten Erfahrungen wissen sie zumindest, wie man es nicht machen sollte, kann aus Fehlern lernen und es besser machen

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
Fever kommentierte am 25. August 2022 um 11:34

Ich würde sagen, es ist genau dieser Prozess des "in die andere Richtung Denkens", um den es in diesem Buch geht. Wir sind sozusagen bei dieser Entwicklung hautnah dabei, und gerade das gefällt mir persönlich so gut an dem Buch.

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
LySch kommentierte am 12. September 2022 um 23:10

@fever: Ja, das hautnah dabei sein bei all ihren Gedanken und ihrem Prozess des "Mutterwerdens" finde ich auch richtig klasse!

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isalo kommentierte am 25. August 2022 um 12:03

"Solche Gedanken sind zwar durchaus verständlich, ich frage mich dann nur, warum solche Frauen nicht in die andere Richtung denken. Durch ihre schlechten Erfahrungen wissen sie zumindest, wie man es nicht machen sollte, kann aus Fehlern lernen und es besser machen"

Genauso sehe ich das auch. Vom Alter her gehöre ich zur Generation von Teresas Mutter, habe aber ähnliche Erfahrungen mit meiner Mutter gemacht. Daher habe ich all das, was ich an der Erziehung meiner Mutter nicht richtig fand, bewußt anders gemacht.

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
schnaeppchenjaegerin kommentierte am 25. August 2022 um 21:02

Ich finde das sollte auch die logische Konsequenz sein. Nach dem Motto: Lessons learned. Aber Teresa scheint ja regelrecht traumatisiert von ihrer Kindheit und der Erziehung ihrer Mutter zu sein. Das ist wirklich erschreckend, welche Auswirkungen das ein Leben lang hat. 

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
kalligraphin kommentierte am 27. August 2022 um 00:52

Die Frauen deiner Generation wurden aber auch noch sehr in diese Rolle gedrängt. Hausfrau und Mutter. Dem Mann das Leben leicht machend.

Da bleibt vielleicht gar nicht die Möglichkeit sich anders zu entwickeln. Und es stellt wohl leider auch nicht jeder in Frage, ob das, was ihr oder ihm da passiert ist, wirklich in Ordnung (und nachahmenswert) ist. Ich finde, dass viele Menschen ihre Kindheit im Nachhinein fast schon glorifizieren. Oder sich zumindest nach dem Motto "Hat uns doch auch nicht geschadet" ihren eigenen Kindern gegenüber verhalten. Vielleicht mangelt es auch an alternativen Ideen. Machen doch alle so, oder? Lieber nicht auffallen.

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Schneeweißchen kommentierte am 02. September 2022 um 14:01

So sehe ich das auch. Dieses "Hat uns doch auch nicht geschadet". Wow, bester Satz um zu sehen, wie wenig selbstreflektiert jemand ist und alles einfach verdrängt oder gar nicht erst zulässt um es aufzuarbeiten und besser zu machen.

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LySch kommentierte am 12. September 2022 um 23:15

Das Schlimmste ist vermutlich, dass diese Menschen in ihrem Inneren schon sehr stark fühlen, dass es ihnen eben doch geschadet hat. Dass sie gerne öfter in den Arm genommen worden wären. Dass sie sich mehr Interesse und Anwesenheit ihrer Eltern gewünscht hätten. Wenn sie dann heute junge Eltern sehen, die es anders machen, können sie auf 2 Arten reagieren:
1. Sich freuen, dass Kinder heute besser GESEHEN werden, dass man sie und ihre Bedürfnisse ernst nimmt.
2. Sie können abwehrend reagieren und in ihren alten Klischees bleiben. Dahinter steckt oft Angst. Angst vor den eigenen Verletzungen, Angst vor dem Zurückgewiesen-Werden usw. Das sind Ur-Ängste, weil sich das Ur-Vertrauen oft gar nicht entwickeln durfte. Deswegen ist damit so schwer umzugehen mit rationalen Argumenten...

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kalligraphin kommentierte am 13. September 2022 um 09:08

"Schöner Beitrag" würde es jetzt aufgrund der traurigen Thematik nicht treffen. Aber du bringst es mit deinen Worten auf den Punkt. Toll analysiert.

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schnaeppchenjaegerin kommentierte am 25. August 2022 um 21:08

Teresas Eltern finde ich ganz fürcherlich. Was für eiin stocksteifer Besuch in Berlin! Am Anfang des Romans dachte ich noch, nur ihre Mutter wäre so seltsam, aber der Vater geht ja in dieselbe Richtung. Die beiden passen in jedem Fall gut zusammen. Vermehrt hätten sie sich besser nicht. Schade, dass Teresa Einzelkind geblieben ist, mit einem Bruder oder einer Schwester als Verbündeten wäre die Kindheit sicher einfacher zu ertragen gewesen. Ich kann aber nicht ganz nachvollziehen, warum sie jetzt als Erwachsene nicht einmal den Mund aufmacht und sagt, was sie stört. Wovor hat sie denn Angst? Schlechter kann das Verhältnis doch gar nicht werden. Und dass sie auch noch Blumen besorgt... Verkehrte Welt! Das macht man doch eigentlich, wenn man selbst irgendwohin zu Besuch kommt. 

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katzenminze kommentierte am 26. August 2022 um 09:58

"Vermehrt hätten sie sich besser nicht."

XD Ja, nee, besser nicht. Aber Theresa sagt ja selbst, ihre Mutter war überfordert und ein Kind so gar nicht das richtige für sie. Aber was soll man machen zu einer Zeit, in der es normal und folgerichtig war, nach der Hochzeit ein Kind zu bekommen.

"Wovor hat sie denn Angst? Schlechter kann das Verhältnis doch gar nicht werden."

So wie ich es verstanden habe, ist es ganz egal, was sie zu ihren Eltern sagt oder was sie tut; es endet immer mit Kritik an ihr. Oder sie gerät in die gleiche Schiene, wie ihre Mutter mit Verboten und Regeln und das will sie auch nicht. Ich dachte mir die ganze Zeit: Brich den Kontak ab! Warum lässt du sie in deine Wohnung? Vor allem der Körperkontakt war SO unangenehm beschrieben. Bei ihrem Vater ist es ihr eklig, wenn er auf sie zukommt und bei ihrer Mutter ist es der Mutter unangenehm, wenn Theresa auf sie zukommt. Gruselig! Warum tut man sich das an.

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
kalligraphin kommentierte am 27. August 2022 um 00:55

"Aber was soll man machen zu einer Zeit, in der es normal und folgerichtig war, nach der Hochzeit ein Kind zu bekommen."

Ist immer noch so. Zumindest in ländlicher Umgebung. Man kriegt eben Kinder. Gehört sich so. Sonst fragen ja auch irgendwann alle, warum da nichts kommt...

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wacaha kommentierte am 28. August 2022 um 19:50

Oh ja, das kann ich bestätigen! Ich bin jetzt seit 3 Wochen verheiratet und könnte jedes Mal an die Decke gehen wenn die Frage nach den Kindern direkt nach den Glückwünschen zur Hochzeit kommt! Als heirate man ausschließlich deshalb!

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
katzenminze kommentierte am 26. August 2022 um 10:01

Aber ich dachte auch öfter: BITTE weise deine Eltern doch mehr auf ihre Unhöflichkeit hin! Gerade Leute, die nach außen hin besser sein wollen als alle anderen und dann eigentlich nur überheblich und beleidigend sind. Aber wahrscheinlich brächte das auch nix.

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
kalligraphin kommentierte am 27. August 2022 um 01:01

"Ich kann aber nicht ganz nachvollziehen, warum sie jetzt als Erwachsene nicht einmal den Mund aufmacht und sagt, was sie stört."

Das würde wohl zum Kontaktabbruch führen. Da muss man erstmal hinkommen, dass man sich von den Eltern so weit lossagen kann. In Teresas Alter ist man vielleicht noch nicht so weit? Da ist man ja selbst gerade erst aus der Abhängigkeit raus, gründet nun selbst eine Familie. Steckt einfach fest in der Rolle, die einem die Eltern aufgedrängt haben. 

Thema: Lektüre, Teil I; Seite 1 bis 153
Schneeweißchen kommentierte am 02. September 2022 um 13:58

Ich denke, es gibt genug Menschen, die auch mit fortgeschrittenem Alter niemals soweit sein werden. Habe es selbst in meiner Familie (Eltern/Großeltern) gesehen. Solche Bande zu durchbrechen erfordert viel von dem, was man in deren Generation oftmals nicht ausreichend gelernt bekam und was man z.B. den heutigen jungen Leute, die gerade ins Berufsleben starten, in zu hoher Menge vorwirft. Nämlich für sich selbst einzustehen und anderen nicht in den Allerwertesten zu kriechen, nur "weil man das schon immer so gemacht hat".

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LySch kommentierte am 12. September 2022 um 23:21

Auf Seite 97 kommt der Satz "Der Selbstschutz kippt" und dann umarmt sie ihre Mutter. Das ist irgendwie eine Schlüsselszene für mich. Man strampelt und versucht sich von den Eltern zu emanzipieren und dann sind sie zu Besuch, behandeln dich besch*** und du fällst ihnen noch um den Hals dafür. Da herrschen so wahnsinnig starke Abhängigkeiten, und in allen von uns steckt immer noch das kleine Kind, das eigentlich nur hochgenommen werden will, auf den Arm (siehe S. 65). Sich von seinen Eltern loszusagen erfordert unheimlich viel Mut und Selbständigkeit. Teresa ist da noch nicht. Aber ein wichtiger erster Schritt wäre eine Sicherheitsmauer zu errichten aus "Neins". Nein, ich esse das nicht. Nein, ich bin nicht so wie du mich siehst usw. Aber selbst dazu gehört ordentlich Mut.

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isalo kommentierte am 26. August 2022 um 15:31

Teresa möchte ein Kind. Oder doch lieber nicht. Von Zweifeln hin- und hergerissen. Eine nicht so positive Kindheit nährt diese Zweifel. Kann sie eine gute Mutter werden, wo sie doch unter ihrer Mutter gelitten hat. Die Zweifel verpackt Julia Friese in kurze Sätze, keine Anführungsstriche für die wörtliche Rede, manchmal enden die Sätze ohne Verb. Zunächst habe ich mich schwer getan mit diesem Stilmittel. Doch mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Es ist, als ob die Gedanken nur so aus Teresa herauspurzeln. Die Generation der Eltern und Erks Eltern ist für mich etwas überzeichnet. Ich kenne keinen meiner Generation, der sich so verhält. Das war eher die Generation meiner Eltern, also Teresas Großeltern.

Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

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LySch kommentierte am 12. September 2022 um 23:24

"Es ist, als ob die Gedanken nur so aus Teresa herauspurzeln."

Ja, genau! Mir macht es Freude, ihrem ewig langen inneren Monolog zu lauschen :)

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wacaha kommentierte am 28. August 2022 um 19:54

Ich bin nun auch durch Abschnitt 1 hindurch und muss zugeben, dass ich mir schwer tue. Selten habe ich so lange gebraucht, in ein Buch hinein zu kommen - und das liegt ausschließlich am Schreibstil der Autorin. Tut mir leid aber ich als verkannte Deutschlehrerin finde ihn total schrecklich! Ich stolpere ständig über diese nicht vollendeten Sätze, lese nach, autovervollständige im Kopf nur um sogleich zu merken, dass da wirklich kein Verb mehr kommt - und schon bin ich aus dem Lesefluss herausgerissen und muss inhaltlich nachlesen. Das ist anstrengend und ermüdend.

Teresa ist mir noch nicht wirklich nah gekommen, das Thema an sich und ihre Gedanken finde ich aber sehr spannend und in Teilen nachvollziehbar. Nachdem ich mehr ins Buch hinein gekommen bin möchte ich inhaltlich schon wissen, wie es weitergeht und versuche, den herausfordernden Schreibstil so gut es geht zu ignorieren.

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Stardust kommentierte am 28. August 2022 um 20:44

Was für ein Buch! Die ersten Seiten habe ich sehr mit dem Schreibstil gehadert und schwergetan. Jetzt funktioniert das ganz gut. Die Sätze wirken verstümmelt, tragen aber sehr viel Inhalt und Bedeutung in sich, sehr viel zum nachdenken, zustimmen, widersprechen. Teresa ist eine zwiegespaltene Persönlichkeit, vieles kann ich aber nachvollziehen. Erk mag ich sehr und ich denke, sie passen gut zusammen.

Ich bin wohl die Generation, der hier dargestellten Eltern und finde mich in einigen Aussagen wirklich wieder, was mich betroffen macht. Aber auch wir können ja nichts dafür und nicht aus unserer Haut. Es wird hier schonungslos dargestellt und offengelegt.

Teils snd es Klischees, teils ganz wunderbare Aussagen. Ich freue mich wirklich sehr, auf dieses Buch gestoßen zu sein und bin sehr neugierig, wohin es uns noch führt.

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LySch kommentierte am 12. September 2022 um 23:27

Wie schön auch eine Stimme aus der "Generation über mir/Teresa" zu lesen! :) Deine Sichtweise wird noch sehr spannend werden, glaube ich.

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Schneeweißchen kommentierte am 02. September 2022 um 13:51

Die ersten Seiten habe ich nun gelesen.

Generell finde ich es gut, dass das Buch anders ist, nicht klassisch wie ein Liebesroman oder Thriller vom Schreibstil her, denn das ist das Buch ja auch nicht. Nichtsdestotrotz ungewöhnlich und man muss sich erst einmal darauf eingrooven.

Da ich aktuell krank bin und das Buch nunmal keine seichte Sommerlektüre, wird es vermutlich eine Weile dauern, zumal es sehr dick ist. Ich hoffe ihr seht mir das bitte nach :)

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florinda kommentierte am 09. September 2022 um 07:50

Gute und rasche Besserung!

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Birte kommentierte am 03. September 2022 um 14:07

Nach Klassenfahrt im Funkloch nun endlich auch meine Gedanken zum ersten Leseabschnitt:

Der Sprachstil ist eher ungewöhnlich, kurze Sätze, zum Teil nur ein Wort, damit eine eher abgehackte Sprache. Ich hatte da durchaus Schwierigkeiten in den Text hinein zu finden.

Auch waren mir manche Zusammenhänge nicht auf Anhieb ersichtlich, so war ich dann zum Beispiel überrascht, dass Teresa, deren Namen wir ja auch erst im zweiten Kapitel erfahren haben, wirklich schwanger war. Die Szene im Büro fand ich da nicht eindeutig.

Auch bei den Eltern von Erk, oder Erich, war ich überrascht, dass die Schwangerschaft noch nicht eindeutig sichtbar war. Die Psychospiele der Eltern kamen mir in Ansätzen durchaus bekannt vor, einige Gedankengänge der Protagonisten Teresa konnte ich aber nicht nachvollziehen.

Ich bin auch sehr gespannt, wie sich das Verhältnis von Erk und Teresa nach der Geburt des Kindes entwickelt wird.

Bislang auf jedenfall noch kein Lieblingsbuch.
 

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Schneeweißchen kommentierte am 04. September 2022 um 12:32

Den ersten Abschnitt habe ich durch.
Ich muss sagen, dass ich den vielfach angesprochenen Schreibstil durchaus gut finde. Mit "einfach und flüssig" kann man ihn wohl nicht beschreiben, aber ich finde, er passt gut zur Thematik, zum Buch, gibt ihm eben das, was das Buch besonders macht. Ich mag's außergewöhnlich :)

Die Story regt mich ab und an auf, weil ich es einfach nicht ertrage, wenn Menschen sich nicht wahrhaft und ehrlich äußern und zu viel über sich ergehen lassen.
Nunja, ich bin gespannt, wie es weitergeht...

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LySch kommentierte am 12. September 2022 um 23:30

Kann ich so gut verstehen! Ich hätte mich auch sehr über einen Aufstand bei Erks Eltern gefreut ^^ Bissl Krawall im Garten... Aber nein, alle bleiben brav auf ihren Schienen...

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Coni90 kommentierte am 11. September 2022 um 08:06

Mir geht es so wie vielen anderen hier auch: die kurzen Sätze und fehlenden Satzzeichen der wörtlichen Rede erschweren mir den Lesefluss. Ich bin irgendwie immernoch nicht richtig in der Geschichte angekommen. Mal schauen, ob sich das im zweiten Abschnitt noch ändern wird. Mit Teresa bin ich noch nicht warm geworden, allerdings kann ich ihre Handlungen und Zweifel bisher nachvollziehen. 

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LySch kommentierte am 12. September 2022 um 22:30

Ich muss wirklich sagen, dass ich mich sehr in dieses Buch verliebt habe!
Mir gefällt der Erzählstil sehr gut und auch der Inhalt übertrifft meine Erwartungen bei Weitem.

Die Autorin hat so eine wahnsinnig gute Beobachtungsgabe und kann das Wahrgenommene dann mit wenigen Worten so treffend afs Papier bringen, dass ich ständig nur am Nicken und Zustimmen bin. Wahnsinn! Es sind oft kleine, banale Dinge, die sie wahrgenommen hat, zB das mit den Frauen-Shirts zum Schlafen ^^ (S. 27/28). Ich mag auch ihre Wortspiele so gerne, zB auf Seite 39: "Arbeit, die niemand sieht. Die erst auffällt, wenn sie anfällt." Was für eine Gabe, Alltägliches, Nerviges so wunderbar in Worte verpacken zu können!

Und auch in die Handlung bin ich sofort abgetaucht. Ich kann mich sehr gut in Teresa hineinversetzen. Alle ihre Sorgen und Ängste zum Leben mit einem Kind, zum Elternsein und Paarbleiben habe/hatte ich auch und da sind unglaublich kluge Gedanken dabei. Wichtige Worte, die mitten ins Herz treffen bei mir. Denn so lange ist diese Zeit auch nicht her und wir sind erst jetzt (mein Sohn ist 2,5 Jahre alt!) dabei, uns gewisse Freiheiten wieder zurückzuerobern. Man glaubt gar nicht, wie schwer und Nerven verzehrend die ersten 2 Jahre mit Baby und Kleinkind sind, vor allem in einer Pandemie. Wir hatten wirklich kaum Hilfe. Ich bin deswegen schon sehr gespannt wie es Teresa und ihrem Partner ergehen wird.Das Hin und Her bezüglich ihrer Schwangerschaft und dem Abbruch fand ich auch sehr gut dargestellt. Es wird deutlich, dass Frauen in der Regel, egal für was sie sich entscheiden, größtenteils alleine dastehen. Das beginnt bei der Beratung zum Abbruch und geht weiter beim Frauenarzt. Man muss oft Dinge von jetzt auf gleich entscheiden, für Überlegen und ausführliche Gespräche bleibt keine Zeit, denn draußen warten noch 20 weitere Patientinnen. Hola, die Waldfee! Mir war sooo unangenehm bei der Szene mit der Tablette - ich habe die haze Zeit gebetet, dass sie sich zu nichts drängen lässt :-/
Ein wenig Mitleid hatte ich mit Erk. Er war dabei sich zu verabschieden von dem Kind und war dann ziemlich überrumpelt von Teresas Sinneswandel. Aber er scheint ihr Seelenmensch zu sein, er tut ihr gut. Auch wenn beide stark verunsichert wirken und mir ihren neuen Gefühlen überfordert sind.

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LySch kommentierte am 12. September 2022 um 22:55

Richtig irre beschrieben fand ich die Szenen aus Teresas Kindheit. Wie lieblos und unter ständiger Beobachtung/Scham kann man denn bitte aufwachsen? Lauter Floskeln hat sie tagein tagaus gehört das, ohne eine wirkliche Aussage und ohne Liebe. "Reiß dich zusammen!", "Was sollen denn die Leute denken?", "Muss ich mich für die schämen?" "Sowas macht man nicht!"
Und die ganzen kleinen Situationen, die unfassbar übergriffig waren!! Wir kann man nur so mit Kindern umgehen? Spannend wie die Autorin es wieder schafft, dieses Unwohlsein der Protagonistin hautnah erlebbar zu machen mit Worten. Ich habe so mitgelitten mit ihr in vielen Situationen aus ihrer Kindheit und dann der grauenhafte Besuch ihrer Eltern in ihrer Wohnung. Wie man einfach wieder Kind wird, egal wie alt man ist, wenn man mit den eigenen Eltern zusammen ist und in alte Rollen und Muster zurück fällt. Das kenne ich auch von mir! Die Eltern von Teresa sind so steif und kühl und brutal unhöflich! Und merken es gar nicht... Würden sich aber darüber aufregen, beim Essen gehen nicht ordentlich behandelt worden zu sein von der Bedienung. Der Wahnsinn! Erks Eltern sind genauso - er ist wieder Kind, lässt sich zum Essen drängen, will es allen Recht machen. Auf seine Kosten und auf die von Teresa. Wie Essen hier einfach als "Währung der Mutterliebe" gehandelt wird ist pervers. Keiner hört auf die Wünsche der beiden, sie werden einfach übergangen. Wie als Kinder auch schon...

Super fand ich auch die Szene mit Isabel. Die war sehr aufschlussreich. Ich finde Teresas Freundin sehr unsympathisch und sie hat auch wirklich einen sehr arroganten und belehren den Tonfall an sich (also nach riesiger Unterstützung klingt das nicht!) Aber sie sagt dennoch Dinge, die Gmdie Veränderungen von Frauenfreundschaften beider Geburt eines Kindes in den Blick nehmen. Da steckt viel Wahrheit darin, auch wenn ich bei manchen Aussageb in Verlegenheit geraten bin, weil es Ekman manchen Tagen einfach nicht geht...