Leserunde

Leserunde zu "MTTR" (Julia Friese)

MTTR -

MTTR
von Julia Friese

Bewerbungsphase: Bis zum 11.08.

Beginn der Leserunde: 18.08. (Ende: 08.09.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Wallstein Verlags – 20 Freiexemplare von "MTTR" (Julia Friese) zur Verfügung. Eine Leseprobe zum Buch findet ihr hier

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

ÜBER DAS BUCH:

Ein Millenial soll Mutter werden und will alles, nur nicht die eigene deutsche Familie reproduzieren. Ein gesellschafts- und sprachkritischer Roman erzählt drei Trimester – und die Zeit danach. 

»Alle Befürchtungen waren wahr, und alles war gerecht gewesen.«

Ein Test im Büro bringt die Gewissheit: Teresa Borsig ist schwanger. Von der Idee einer Familie fühlt sie sich gleichzeitig angezogen und abgestoßen. Da sind die Erinnerungen an ihre Kindheit, an Distanz, Disziplin und Schläge. In der Abtreibungsklinik von den Schwestern zum Schlucken der Tablette gedrängt, geht Teresa in den Widerstand: Sie will doch Mutter werden. Nein, Mama will sie werden. Kann man geben, was einem selber fehlt? 

Das Gesundheitssystem nimmt die Schwangere auf wie einst die Eltern. Effizient. Kalt. Man will doch nur ihr Bestes. Und ihr Baby in einem Wärmebett isolieren. Wie hoch ist die Überlebenswahrscheinlichkeit ihres Säuglings? Ärzte und Schwestern sprechen über ihren Kopf hinweg. Teresa schreit. Sie solle sich mal nicht so wichtig nehmen, sagt das Krankenhaus. 
»MTTR« erzählt von den Auswirkungen deutscher Nachkriegserziehung, erzählt die Unfähigkeit der Babyboomer, Gefühle zu zeigen, und wenn dann nur durch Ersatzhandlungen: Kauf, Korrektur und Sorge. Jeder Dialog ist eine Boshaftigkeit. Fast bemerkt man sie nicht, denn aktengraue Gefühlstemperatur und grobe Unbeholfenheit sind Alltag in Deutschland. Werden Millennials, wie Teresa, sie reproduzieren? 

MTTR: Mean Time To Recover bzw. auch Mean Time To Repair (abgekürzt jeweils MTTR) wird als die mittlere Reparaturzeit nach einem Ausfall eines Systems definiert. Diese gibt an, wie lange die Wiederherstellung des Systems im Mittel dauert. Sie ist somit ein wichtiger Parameter für die Systemverfügbarkeit. (Quelle: Wikipedia)

ÜBER DIE AUTORIN:

Julia Friese lebt in Berlin und arbeitet als freie Kulturjournalistin. Ihre Kolumne »gedanken zum gegenwärtig*innen« wurde 2021 mit dem International Music Journalism Award ausgezeichnet. »MTTR« ist ihr literarisches Debüt.

10.09.2022

Thema: Lektüre, Teil lll; Seite 294 bis Ende

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Fever kommentierte am 24. August 2022 um 10:10

Puh, der letzte Teil ist wirklich nichts für schwache Nerven! Teresas Erlebnisse im Krankenhaus und auch mit den Eltern sind wirklich heftig – teilweise hat mich das Beschriebene richtiggehend wütend gemacht. Sehr interessant fände ich hier eine Einschätzung von den tatsächlichen Müttern in dieser Runde, wie es aus ihrer Sicht bei der Geburt im Krankenhaus zugeht. Für mich klang das jetzt nach absolutem Horrotrip!

Mir gefiel an dem Buch sehr, dass es sich ganz dicht auf eine Person in einer speziellen Situation fokussiert und die aus allen möglichen Blickwinkeln beleuchtet. Da muss auf der Handlungsebene gar kein großes Drama stattfinden, das ergibt sich schon aus den inneren Kämpfen, dem Verhältnis zu anderen usw. Eine sehr gelungene Erzählweise, die einfach anders ist und unsere (oder zumindest meine) Lesegewohnheiten herausfordert.

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florinda kommentierte am 24. August 2022 um 21:01

Ich stimme dir da voll und ganz zu!

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schnaeppchenjaegerin kommentierte am 27. August 2022 um 01:37

Da ich auch keine Mutter bin, würde mich auch interessieren, wie sie den Aufenthalt im Krankenhaus bei der Geburt und der Nachsorge empfunden haben. Von Freundinnen habe ich nie so einen negativen Eindruck vermittelt bekommen. Vielleicht hat Teresa nur Pech gehabt? Das Krankenhauspersonal fand ich in jedem Fall unterirdisch. Von Pflegepersonal sollte man doch in so einer Situation mehr Empathie erwarten dürfen.

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gaby2707 kommentierte am 28. August 2022 um 14:54

Dass es in einem KKH so zugeht, habe ich bisher auch noch nicht gehört.

Ich habe meine Tochter gefragt, wie es bei ihr war. Auch sie, die ihre beiden Jungs vor 2 bzw. 4 Jahren geboren hat, kennt ein solches Verhalten von Schwestern und Pflegepersonal nicht und war mit der stationären Behandlung im KKH als auch mit der häuslichen Nachsorge sehr zufrieden. .

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kalligraphin kommentierte am 04. September 2022 um 10:41

Ich bin absolut beeindruckt, wie die Szene der Geburt beschrieben wurde. Ich habe das so noch nicht gelesen. Absolut authentisch. Auch die Gefühle von Teresa und die Perspektivwechsel, die sich wie eine Ohnmacht anfühlten. Also plötzlich weg von der Ich-Erzählerin, weil sie selbst gerade nicht mehr voll bei Bewusstsein ist.

Doch, ich fand eigentlich nichts übertrieben. Das Personal war zum Teil recht unverschämt, aber einiges habe ich auch miterlebt. Auch bei Frauen in meinem Zimmer. "Sie müssen schon mitmachen, sonst wird das nichts." Bei mir wurde vor allem über meinen Sohn gelästert, weil er so laut schrie.

Ich fand die Szene unglaublich gut. Bin total geflasht.

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gaby2707 kommentierte am 28. August 2022 um 14:50

Meine Entbindungen liegen nun schon beide über 36 Jahre zurück. Aber wenn ich so zurück denke, war es bei mir da ganz anders.

Bei meiner Tochter hatte ich auch einen Blasensprung und es musste dann recht schnell gehen. Durch ein Wehenmittel war sie dann auch innerhalb von knapp 2 Stunden da. Es wurde sich rührend und sehr beruhigend (findet mein Mann auch heute noch) um uns gekümmert. Damals gab es noch keine Mutter-Kind-Zimmer, also bekam ich unsere Kleine morgen um 7 Uhr gebracht und habe sie das erste mal gestilllt  Für die nächtlichen Fütterungen habe ich tagsüber Milch abgepumpt. Über Nacht, ab 20 Uhr, waren alle Neugeborenen in einem separaten Kinderzimmer und wurden dort betreut. Ich hätte unsere Kleine aber auch tagsüber in diesem Kinderzimmer lassen können, wenn ich die Ruhe hätte haben wollen. In diesem Zimmer hat mir eine Schwester immer, wenn ich es wollte, gezeigt, wie ich sie wickeln kann. Ich hatte damals nur Stoffwindeln, mit Pampers geht es heute wesentlich einfacher. Nach 5 Tagen wurden wir dann entlassen und bekamen einen Terminplan, wann wir uns zu welchen Untersuchungen wo melden sollten. 

Bei unserem Sohn, 2 Jahre später lief es im Grunde genau so.

Ich bin mir sicher, wenn ich so etwas wie Teresa erlebt hätte, hätte ich mich selbst entlassen.

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schnaeppchenjaegerin kommentierte am 28. August 2022 um 18:53

Vielleicht hat Teresa wirklich nur Pech mit dem Krankenhaus und Pflegepersonal gehabt. Unter dem Hormoneinfluss kann sie aber auch empfindlicher reagiert und die Krankenschwestern und Ärzte als zu barsch empfunden haben.

Als werdende Mutter hätte ich mir die BEwertungen von Krankenhäusern angesehen oder mich auf Empfehlungen von Bekannten oder meiner Frauenärztin verlassen. 

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Tara kommentierte am 30. August 2022 um 22:06

Ich glaube da kann man immer Glück oder Pech haben, je nachdem wer gerade Dienst hat oder wie viele Notfälle/Kaiserschnitte gerade zeitglich mit einem entbunden werden.

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Fever kommentierte am 30. August 2022 um 15:47

Vielen Dank für den Einblick in deine persönlichen Erfahrungen! Es beruhigt mich ja jetzt doch ein bisschen, dass die Geburt im Krankenhaus nicht grundsätzlich traumatisch ablaufen muss und du den Umgang des Personals mit dir als positiv empfunden hast.

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isalo kommentierte am 03. September 2022 um 17:16

"Sehr interessant fände ich hier eine Einschätzung von den tatsächlichen Müttern in dieser Runde, wie es aus ihrer Sicht bei der Geburt im Krankenhaus zugeht."

Ich habe meine Kinder vor 41 und 37 Jahren in einem antroposophisch geführte Krankenhaus bekommen. Dort war das Personal total lieb und die Babys wurden sehr würdevoll behandelt.

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schnaeppchenjaegerin kommentierte am 27. August 2022 um 01:39

Ich fand das Buch sehr interessant zu lesen. Der Schreibstil war ungewöhnlich und der Inhalt unbequemen und mutig. Für meinen Geschmack wurde das Mutterwerden allerdings ein wenig zu einseitig dargestellt. Statt Freude gab es nur Verunsicherung und Angst.

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lillywunder kommentierte am 28. August 2022 um 18:11

Das habe ich gar nicht so wahrgenommen, ich habe schon rausgelesen, dass Teresa sich wirklich für das Kind entschieden hat, schon in der Schwangerschaft eine Bindung aufbaut und sich eine Zukunft mit dem Kind wünscht, es gegen alles, was kommt, verteidigen würde. Und auch als die Tochter schließlich da ist, finde ich, merkt man die Nähe und Liebe zu ihr. Ich habe es vielmehr als wohltuend empfunden, dass die Mutterschaft nicht nur als allergrößtes Glück beschrieben wird.

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Fever kommentierte am 30. August 2022 um 15:50

Geht mir ähnlich! Ich fand auch, dass der Zwiespalt sehr gut und differenziert dargestellt wurde, eben weder Verklärung noch totale Ablehnung. Gut fand ich auch, dass gängige Plattitüden wie "Aber das Lächeln meines Kindes macht das alles wieder wett" weggelassen wurden, die man sonst häufig liest, wenn über Probleme beim Thema Mutterschaft/Mutterwerden gesprochen wird. Für mich wirkte das durchweg authentisch und eben keinesfalls einseitig oder nur negativ.

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Schneeweißchen kommentierte am 08. September 2022 um 18:17

Ich fand ebenfalls, dass es beides gab. Finde aber gut, dass gerade nicht nur FriedeFreudeEierkuchen gezeigt wird; denn genau das kriegt man als Frau doch sowieso immer und überall suggeriert: wie herrlich es ist schwanger zu sein, "ach was, so schlimm sind die Geburten gar nicht! Das hast du vergessen, wenn das Baby in deinen Armen liegt" bis hin zu der Zeit danach, die im Wochenbett verdammt ätzend sein kann. Wenn ich sowas will, muss ich nur Instagram öffnen, daher finde ich es absolut super in dem Buch, dass "so viel negatives" dargestellt wird. 

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Birte kommentierte am 10. September 2022 um 10:22

Ich möchte mich lillywunder und Fever anschließen - in der Regel wird ja das Muttersein verklärt, und da war es zwar manchmal schwierig zu lesen, aber andererseits auch gut, dass hier ein anderer Einblick gewählt wurde. Ich habe keine Kinder, habe aber die Überforderung nach der Geburt auch bei Freundinnen mitbekommen, insbesondere bei einer mit Schreibaby. Und die Wochenbettdepression ist ja auch ein durchaus bekanntes Phänomen.

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florinda kommentierte am 27. August 2022 um 06:11

Ein unbequemes, aber interessantes und sehr viele Gedanken auslösendes Buch.

Bücher ohne "Gänsefüßchen" mochte ich noch nie (sollte hier etwa Druckerschwärze gespart werden, wurde das durch die häufigen Punkte bei 1- und 2-Wort"sätzen" wohl mehr als wieder wett gemacht!). Gedanken bruchstückweise zu vermitteln zu versuchen, mag ein bewusst gewählter Kunstgriff sein, welcher meinen Lesefluss störte. Sollte dies Absicht gewesen sein - es störte trotzdem.

Allerdengs trat das Unbehagen über fehlende Füßchen, störendes Stückwerk und den mich stets an einen Ork (so sah der arme "Erich" denn auch für mich aus) gemahnenden Namen "Erk" zunehmend in den Hintergrund, als ich die von einem als unglücklich empfundenen Elternhaus geprägt und der eigenen Mutterrrolle zutiefst verunsichert gegenüberstehenden Protagonistin Teresa näher kennenlernen konnte.

Ein abschließendes "Urteil" vermag ich noch nicht abzugeben, da ich - selbst nicht Mutter - die im Krankenhaus spielenden Szenen nicht fair einschätzen kann und auf die diesbezüglichen Kommentare kompetenterer LR-Teilnehmerinnen warten möchte.

Eines jedoch weiß ich jetzt schon: Eine "Lieblingsstelle" fand ich nicht.

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schnaeppchenjaegerin kommentierte am 27. August 2022 um 14:00

Stimmt, Lieblingsstellen waren rar gesät- vielleicht am ehesten noch am Ende, als Teresa ihren Eltern endlich ein wenig Paroli bat.

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Fever kommentierte am 27. August 2022 um 14:46

"Unbequem" finde ich ein tolles Wort für das Buch, das auch das Stilistische, an dem sich viele von uns stoßen, sehr gut beschreibt. Ich bewerte das vielleicht insgesamt etwas positiver als du, finde aber "unbequem" die perfekte Bezeichnung dafür. Inhaltlich unbequem ist es sowieso.

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Tara kommentierte am 30. August 2022 um 22:07

Dein erster Satz beschreibt das Buch wirklich ausgesprochen gut.

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Birte kommentierte am 10. September 2022 um 10:23

Dem schließe ich mich an.

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gaby2707 kommentierte am 28. August 2022 um 15:02

Nachdem ich mich an den etwas eigenwilligen Schreibstil gewöhnt hatte, konnte ich mich auch viel besser auf Teresa einlassen. Sie ist in meinen Augen eine etwas eigenwillige junge Frau mit einem ganz schwach ausgeprägten Selbstwertgefühl, die wirklich die kleinste Kleinigkeit hinterfragt, die mit sich selbst kämpft und erst ganz zum Schluss etwas selbstbewusster wirkt.

Ein Buch, das man nicht einfach so wegliest, auf das ich mich einlassen musste und das zum Nachdenken anregt.

 

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lillywunder kommentierte am 28. August 2022 um 18:21

MTTR fand ich großartig. Es legt den Finger in die Wunde, haut alle Erwartungen raus, die verschiedenste Menschen an Mütter, Mütterschaft und Familie haben und zeigt so schmerzhaft genau, wie wir von der Gesellschaft, die uns umgibt, geprägt sind, von unseren Eltern und die wiederum von ihren Eltern. Ich fand es auch sprachlich grandios, wirklich virtuos geschrieben von Julia Friese, die Vergleiche, die ihr bei jeder Gelegenheit einfallen - für mich klingen sie wie Glückstreffer, wie ein kreativer Schnappschuss, aber sie produziert diese einfach mal am Fließband. Wirklich toll, großes Buch.

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Naraya kommentierte am 29. August 2022 um 15:35

Der letzte Teil war für mich der eindrücklichste, aber auch teilweise schwer zu ertragen. Gerade die Erfahrungen im Krankenhaus, das wünscht man ja niemanden und das hat mich ganz schön wütend gemacht. Auch die Reaktionen der Eltern und Schwiegereltern: es geht wieder einmal nur darum, was sie eigentlich wollen und nicht darum, was vielleicht Teresa brauchen würde. Ich finde das ja immer schon seltsam, wenn man eine frisch gebackene Mutter gleich nach der Geburt belagert, aber wie die eigenen Eltern mit ihr umgehen? Furchtbar! Und die Schwiegermutter, die ihrem Sohn erstmal nahelegt, zur Exfreundin zurückzukehren, obwohl der gerade Vater geworden ist....ich finde Erk aber auch sehr schwach, er müsste sich viel klarer abgrenzen und Teresa vor so etwas schützen.

Im Hinblick auf all das fragt man sich natürlich, wie die Beziehung vielleicht in zehn Jahren aussehen wird. Sind sie dann noch zusammen? Ein wenig schmunzeln musste ich nur darüber, dass das erste Wort der Tochter "nein" war.

Für mich als Frau ohne Kinder bestätigt das Buch meine Entscheidung nur, aber ich bin gespannt, wie Mütter (oder auch Väter) das Ganze empfinden und ob ähnliche Erfahrungen da sind oder gegensätzliche.

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florinda kommentierte am 01. September 2022 um 21:44

Zitat: " ich bin gespannt, wie Mütter (oder auch Väter) das Ganze empfinden und ob ähnliche Erfahrungen da sind oder gegensätzliche."
Frage: Sind in dieser LR überhaupt Männer oder gar Väter dabei?
Danke den Müttern für ihre Erfahrungsberichte!
Werde in den nächsten Tagen meine Rezension schreiben.
 

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katzenminze kommentierte am 02. September 2022 um 10:15

Ja, es sind Eltern dabei, aber einigen haben leider noch nicht angefangen.

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katzenminze kommentierte am 02. September 2022 um 10:34

"Und die Schwiegermutter, die ihrem Sohn erstmal nahelegt, zur Exfreundin zurückzukehren, obwohl der gerade Vater geworden ist....ich finde Erk aber auch sehr schwach, er müsste sich viel klarer abgrenzen und Teresa vor so etwas schützen."

Das fand ich auch unter aller Kanone. Mimimi, Teresa mag mich nicht. Ja, natürlich nicht, wenn du dauernd von der Exfreundin schwärmst! Erks Antworten waren einach nur schwach. Er weiß doch, wie unsicher Teresa eh schon ist und dann noch nichtmal vernünftig für sie einzustehen. Er ist der Liebling seiner Mutter und traut sich nicht den kleinsten Konflikt mit ihr zu. Genauso wie mit dem Schuhe ausziehen. Da hätte er Teresa auch unterstützen können.

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kalligraphin kommentierte am 06. September 2022 um 16:27

Zu dem Thema kann ich noch mit meiner eigenen Erfahrung aufwarten.

Meine liebe Schwiegermutter hat mich die ersten zwei Jahre beim Namen einer Exfreundin meines Mannes genannt. "Aus Versehen" natürlich. Und dauernd wurde berichtet, was die ehemaligen Klassenkameradinnen oder Nachbarinnen nun machen. Besser machen.

Das mit den Socken hatten wir in der abgewandelten Form, dass das Stuhlkissen angewidert hochgeklappt wurde, weil da Katzenhaare drauf waren.

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Schneeweißchen kommentierte am 08. September 2022 um 18:22

Ich glaube schwach beschreibt Erk in einem Wort wirklich am allerbesten. Einfach ein ganz fieser blöder Typ... Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm in dieser Familie. Kann man nur das beste für das Kind hoffen ^^"

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Tara kommentierte am 30. August 2022 um 22:04

Das Buch hat mich wirklich gefordert, sowohl inhaltlich als auch vom Schreibstil her. Die Autorin zeigt hier Missstände in der Gesellschaft auf, die es sicherlich gibt. Auch ich habe die Geburt meiner Kinder, den Krankenhausaufenthalt nicht nur als positiv empfunden und wollte nur schnellstmöglich nach Hause. Aber diese Kombination mit den Eltern und Schwiegereltern haben Teresas Situation, nun ja, schwierig, unangenehm oder was auch immer gemacht. Ich fand es gut, wie die Autorin hier die andere Seite vom Mutter werden und sein dargestellt hat, da es sie gibt, aber es ist ein Extrem, was so hoffentlich nicht vorkommt. Natürlich hat die Gesellschaft gewisse Vorstellungen an junge Mütter und natürlich gibt es auch eine Menge Verunsicherungen, das wurde hier gut auf den Punkt gebracht, aber ein paar mehr positive Aspekte wären auch okay gewesen.

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katzenminze kommentierte am 02. September 2022 um 10:28

"aber ein paar mehr positive Aspekte wären auch okay gewesen."

Ja, am Ende fand ich es auch recht negativ wenn es um das Kind ging. Anfangs gar nicht, da war nur ihre familiäre Situation/die eigene Kindheit negativ. Ich fand es sehr gut, dass Teresa irgendwann auch mal Wut zulässt und sagt, was sie stört, das war eine riesige Erleichterung für mich beim lesen. Aber was ich als Kinderlose schlecht einordnen konnte: Teresas Kind will am Ende nur getragen werden und schreit, wenn sie mal kurz aus dem Raum geht. Ist das normal? Oder ist das, weil von Anfang an so viel Nähe da war und Pina sich jetzt schwerer lösen kann? Also doch eine Kritik am "alles besser machen wollen" oder habe ich einfach keine Ahnung von Kleinkindern? :D

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isalo kommentierte am 04. September 2022 um 11:03

"Teresas Kind will am Ende nur getragen werden und schreit, wenn sie mal kurz aus dem Raum geht. Ist das normal?"

Ja, das ist normal. 3 meiner 5 Enkelkinder waren auch so. Aber jedes Kind anders. Außerdem sind es meistens nur Phasen, wenn die Kinder älter werden lösen sie sich nach und nach von der Mutter. Mein Sohn war ein Papakind. Da konnte ich schwer mit umgehen.

Mir haben auch die positiven Aspekte gefehlt, aber das war wahrscheinlich Absicht.

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Tara kommentierte am 04. September 2022 um 16:47

Teresas Kind will am Ende nur getragen werden und schreit, wenn sie mal kurz aus dem Raum geht. Ist das normal?

Ich glaube da gibt es kein "normal". Jedes Kind ist anders und ich würde Teresa keine "Schuld" daran geben, dass es schreit, wenn sie mal kurz den Raum verlässt. Ich habe drei Kinder und obwohl ich sie gleich erzogen habe (zumindest meine ich das), reagieren sie nicht immer gleich. Eine meiner Töchter ist immer brav neben mir geblieben, hat sich vor Fremden versteckt und die andere war - schon krabbelnd - gar nicht zu bremsen, hatte keine Angst und war sehr entdeckungsfreudig.

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katzenminze kommentierte am 04. September 2022 um 17:33

Danke euch für die Einordnung! :) Dann lässt sich meine Hundeerfahrung erstaunlich gut adaptieren. :D

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kalligraphin kommentierte am 06. September 2022 um 16:21

"Ist das normal? Oder ist das, weil von Anfang an so viel Nähe da war und Pina sich jetzt schwerer lösen kann?"

War bei uns auch so. Wir waren die erste Zeit miteinander verwachsen. Ich hab auch andere Kinder erlebt, die es nicht so heftig eingefordert haben. Aber im Prinzip sind alle auf Nähe aus - ist ja auch überlebensnotwendig für ein Neugeborenes in unmittelbarer Nähe und dem Schutz der Erwachsenen zu sein.

Aber was du da schreibst, ist der klassische Verwöhnvorwurf. ;)

Ich hatte das vorher auch nicht so auf dem Schirm. Man bekommt ja von der Elterngeneration ein anderes Bild vermittelt. Alles unkompliziert, wenn man nur das (vermeintliche) Verwöhnen lässt. Und dann darf man sich später wundern, warum die erwachsenen Kinder so ein schlechtes Verhältnis zu ihren Eltern haben.

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katzenminze kommentierte am 06. September 2022 um 17:07

"Aber was du da schreibst, ist der klassische Verwöhnvorwurf. ;)"

Ja, deswegen hat es mich gewundert! Teresa bekommt ja genau das vorgeworfen und durch den Aufbau bzw Abschluss des Romans wirkt es so, als wäre es irgendwie berechtigt gewesen. Das hat mich dann gewundert als ahnungslosen Menschen. Besonders, weil sie ihrem Kind in der Schwangerschaft und bei der Geburt sehr positiv gegenübersteht und am Ende gerade ausschließlich gestreßt ist. Mich interessiert, warum der kleine Bruch da ist. Wobei ich zB den letzten Satz im Nachhinein viiiel positiver bewerte, als direkt nach dem lesen.

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Stardust kommentierte am 01. September 2022 um 08:57

Wenn ich so darüber nachdenke, eine großartige Lektüre. Das Buch ist unbequem, unbequem zu lesen und es legt auch den Finger tief in offene Wunden. Die Familienverhältnisse sind bei uns hier teilweise wirklich schwierig, das hört man oft von Freunden, Kollegen und Nachbarn. Es wird aber nicht darüber geredet, es heißt immer, da muß man halt durch.

Hier werden die Probleme auf den Tisch gelegt, überspitzt zwar, aber wohl trotzdem vorhanden und wahr.

Das Krankenhauserlebnis kann ich nicht nachvollziehen, ich hab vor zu langer Zeit entbunden, das ist schlecht vergleichbar, wir hatten auch keine Wahlmöglichkeiten, keine Väter im Kreißsaal, keine Babys im Zimmer. Waren andere Zeiten.

Teresa mochte und mag ich nicht besonders, aber das muß ich auch nicht, das Buch hat mich jetzt schon angefasst. Ich werde es gerne an meine Tochter weitergeben, vielleicht können wir darüber reden dann.

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katzenminze kommentierte am 02. September 2022 um 10:22

"wir hatten auch keine Wahlmöglichkeiten, keine Väter im Kreißsaal, keine Babys im Zimmer. Waren andere Zeiten."

Aber hättest du es gerne anders gehabt?

Ich war gegen Ende des Romans nämlich ein bisschen verwirrt. Es hörte sich fast so an, als wäre es "früher" doch besser gewesen. Bei Erks Eltern war das Kind ja auch in einam anderen Zimmer, die Mütter haben Handarbeiten gemacht. Und später zu Hause war das Kind laut Mutter lieb und brav und es gab keine Durchschlafprobleme. War da so? Oder verklärt Erks Mutter das komplett? Oder will sie sticheln, dass sie es besser gemacht hat als Teresa?

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Stardust kommentierte am 03. September 2022 um 06:56

Ja, ich hätte gerne gewählt und meine Kinder jeweils bei mir behalten. Ansonsten war der Umgang mit dem Personal im Krankenhaus zwar kurz und gestresst, aber freundlich.

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Tara kommentierte am 04. September 2022 um 16:51

Also ich denke entweder hatte Erks Mutter einfach Glück, da es schließlich Kinder gibt, bei denen das so ist, oder sie hat das schlicht und einfach verrgessen. Ich könnte mich über das, was meine Schwiegermutter über meinen Mann erzählt halb totlachen. Demnach schlief er von Anfang an durch, war trocken bevor er laufen konnte und war schon mit sechs Monaten auf zwei Beinen unterwegs - ein echtes Wunderkind. * lach *

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katzenminze kommentierte am 04. September 2022 um 17:35

Ok, danke. Dann würde ich Erks Mutter eher auch in diese Kategorie einordnen. ;) Deine Erzählung spiegelt ja dann auch ganz wunderbar die Romanschwiegermutter!

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Tara kommentierte am 04. September 2022 um 19:40

Ja, klingt ein wenig so, war für mich aber nicht belastend, da ich das nicht so ernst genommen habe und meine Schwiegermutter ansonsten ganz okay ist. Ich habe das einfach als verschobene Erinnerungen ihrerseits weggesteckt.

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kalligraphin kommentierte am 06. September 2022 um 00:26

"War da so? Oder verklärt Erks Mutter das komplett? Oder will sie sticheln, dass sie es besser gemacht hat als Teresa?"

 Alles zusammen. Ein fetter Vorwurf in zuckersüßer, verklärter und geschönter Erinnerung verpackt. Erks Mutter ist übel.

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kalligraphin kommentierte am 06. September 2022 um 00:28

Ich möchte an diesen Beitrag gerne ein "Daumen hoch" Symbol machen. :-)

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katzenminze kommentierte am 02. September 2022 um 10:47

Was mir im letzten Teil sehr gut gefallen hat war, dass Teresa endlich mal sagt, was ihr nicht passt. Im Krankenhaus und gegenüber ihren Eltern.

Der Teil im Krankenhaus war zwar in Masse wahrscheinlich überspitzt, aber generell fand ich auch das hier geschilderte Verhalten sehr treffend: Eile wegen Personalmangel. Das Unverständnis der Angestellten die das alles schon seit Jahren machen gegenüber jemandem für den alles komplett neu ist. (Wobei auch Terasa ziemlich unvorbereitet ist, dafür dass sie und Erk alles mögliche googlen. Selbst ich weiß, dass man Kühlakkus und allen möglichen Babykram direkt mit in die Klinik nimmt.)

Gegen Ende fand ich es dann aber etwas negativ. Nur Frust und Überforderung und Erk war gar nicht mehr im Bild. Gibts den noch? War das als Kritik am "besser machen wollen" von Teresa gemeint, was dann doch nach hinten losgegangen ist? Oder ist das am Anfang einfach so, wie es im Buch geschildert ist?

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kalligraphin kommentierte am 06. September 2022 um 00:31

"Was mir im letzten Teil sehr gut gefallen hat war, dass Teresa endlich mal sagt, was ihr nicht passt. Im Krankenhaus und gegenüber ihren Eltern."

Den Eltern gegenüber fand ich es überspitzt. Bzw. glaube ich nicht, dass ein Streit dann so glimpflich ausgegangen wäre wie im Buch beschrieben.

Ihre Reaktion im Krankenhaus fand ich grandios. Vor allem das barbusige über den Flur gehen. ;)

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kalligraphin kommentierte am 06. September 2022 um 10:24

"Gegen Ende fand ich es dann aber etwas negativ. Nur Frust und Überforderung und Erk war gar nicht mehr im Bild. Gibts den noch? War das als Kritik am "besser machen wollen" von Teresa gemeint, was dann doch nach hinten losgegangen ist? Oder ist das am Anfang einfach so, wie es im Buch geschildert ist?"

Auch das fand ich einfach sehr ungeschönt und realistisch beschrieben. Ich kann zumindest von mir sagen, dass ich es sehr ähnlich empfunden habe. Aber man spricht eben nicht drüber. Sobald man es kommentiert, kommen Antworten wie "Na, na, na, so schlimm wird's schon nicht sein." Man ist angehalten, das Positive in den Vordergrund zu rücken.

Ich wollte und will mein Kind. Habe meine Entscheidung nicht bereut. Aber sobald man anspricht, was für eine heftige Zeit das ist, bekommt man das Gegenteil unterstellt. Und noch um die Ohren gehauen: "Du lässt dir ja auch nicht helfen!"

Deshalb bin ich Julia Friese sehr dankbar für dieses Buch. Es ist so tröstlich. Man ist ja gar nicht allein. Andere saßen auch in ihren Kämmerlein und waren verzweifelt.

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katzenminze kommentierte am 06. September 2022 um 13:43

Ich bin echt dankbar für die Rückmeldungen hier in der Runde! Es macht total Sinn, was du sagst, aber von alleine kommt man manchmal nicht drauf. ;) Ich habe mich bewusst gegen Kinder entschieden und auch in meinem engen Freundeskreis gibt es keine Kinder (noch nicht. Im Februar kommt ein "spätes" Mädchen :) ), deswegen bin ich größtenteils absolut ahnungslos. Es ist ja auch irgendwie schön, dass Teresa, die immer alles geschluckt hat, jetzt ein Mädchen hat, das als erstes mal seine Grenzen absteckt und "Nein" sagen kann.

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isalo kommentierte am 04. September 2022 um 11:25

Im dritten Teil ist der Roman tatsächlich sehr dicht und intensiv. Die Erlebnisse im Krankenhaus halte ich in der Masse tatsächliche für übertrieben. Ich denke aber, dass das als Stilmittel gewollt ist. Teresas erstes Jahr als Mutter empfinde ich ebenfalls als sehr negativ dargestellt. Das erste Babyjahr beim ersten Kind ist definitiv sehr anstrengend. Rückblickend muss ich sagen, ist es tatsächlich so, dass man sich mehr an das positive erinnert, ich denke als Selbstschutz. Das mag der Grund sein, weswegen Teresas Eltern und Schwiegereltern das Muttersein so positiv darstellen, nicht dass ich sie in Schutz nehmen möchte. Ich mag beide nicht und finde ihr Verhalten schlichtweg übergriffig.

Die Thematik „Auswirkungen deutscher Nachkriegserziehung, die Unfähigkeit, Gefühle zu zeigen“ ist meiner Meinung nach zu kurz geraten, wie die kurzen Sätze. Man muss danach suchen, sie vielleicht zwischen den Zeilen herausziehen.

Das Buch muss ich erst mal sacken lassen.

Thema: Lektüre, Teil lll; Seite 294 bis Ende
kalligraphin kommentierte am 06. September 2022 um 00:22

"Die Thematik „Auswirkungen deutscher Nachkriegserziehung, die Unfähigkeit, Gefühle zu zeigen“ ist meiner Meinung nach zu kurz geraten, wie die kurzen Sätze. Man muss danach suchen, sie vielleicht zwischen den Zeilen herausziehen."

Ich finde, es geht im ganzen Buch darum. Wie Teresa und Erk erzogen wurden. Ihr Verhältnis zu den Eltern. Ihr Verhältnis zum eigenen Kind. Wie sich die Eltern da einmischen. Das ist ja alles davon durchwirkt.

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Schneeweißchen kommentierte am 08. September 2022 um 18:27

Ich sehe es auch so, dass das ganze Buch durchwirkt davon ist, hätte es aber trotzdem interessanter gefunden, wenn direkt mehr darauf eingegangen wäre, weil ich den psychologischen Aspekt dahinter insgesamt am spannendsten fand; das kam mir dann leider auch irgendwie zu kurz in der Story. Ich hatte auch weniger Kind und mehr diesen Aspekt gehofft.

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wacaha kommentierte am 04. September 2022 um 17:20

Ich bin nun auch mit dem Buch durch, stehe ihm aber nach wie vor zwiespältig gegenüber. Das Thema und viele ehrliche und wichtige Gedankenimpulse fand ich klasse und hat mich sehr angesprochen. Der Stil hat es mir allerdings bis zum Ende hin schwer gemacht, das Buch wirklich zu mögen, obwohl ich das so sehr wollte. Auch Teresa blieb mir bis zum Ende fremd und mich hat die permanent negative Stimmung echt etwas runtergezogen. Über meine abschließende Bewertung muss ich definitiv noch ein paar Mal schlafen.

Das mit den negativen Krankenhauserlebnissen habe ich schon von Freundinnen gehört, insbesondere das mit dem Zwang zum Milchabpumpen an dieser Maschine musste eine davon auch erleben. Sie meinte, sie hätte sich gefühlt wie eine Kuh. Das kommt wohl sehr auf das Krankenhaus selbst, das Personal und die gerade herrschende Situation dort an. Teresa hat wohl das volle Programm an negatven Erfahrungen machen müssen. Super fand ich, dass sie ihren Eltern mal richtig Kontra gegeben hat und das abschließende Gespräch mit Yelda.

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katzenminze kommentierte am 04. September 2022 um 17:37

Es gibt tatsächlich niemanden zum liebhaben im ganzen Buch. Mich stört das zum Glück nicht aber ich verstehe wenn du es schwierig fandest.
Dass sie endlich mal Kontra gegeben hat, war für mich auch eine riesen Erleichterung!

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wacaha kommentierte am 05. September 2022 um 19:41

Nicht ganz, tatsächlich fand ich Yelda die einzige Sympathieträgerin ;-)

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kalligraphin kommentierte am 06. September 2022 um 00:19

 

Dieses Buch erzählt so sehr meine Geschichte. Ich fühle das alles so mit, dass es mich ganz schön durchrüttelt beim Lesen.

Auch die ersten Tage und Wochen zu Hause. Das Dauerstillen. Das Kind, das auf keinen Fall auch nur einen Zentimeter von uns getrennt sein wollte. Ich habe meinen Sohn auch immer und andauernd getragen. Überall gestillt.

Aber es ist soo ein gutes Gefühl, dass jemand das tatsächlich einfach mal so formuliert, wie es ist. Ungeschönt und echt. Na gut, das stimmt so auch nicht. Das Buch findet ja eine ganz besondere Sprache. Kunstvoll, aber trotzdem maximal authentisch.

Auch am Ende des Buches triggern mich wieder besonders die Szenen mit Erks Eltern. Dieses Feeding, das seine Mutter betreibt... - ich schrieb ja schon drüber - mir ist das unerträglich.

Übrigens auch etwas, das ich genau so erlebt habe: Das Kind braucht doch mehr als nur die Muttermilch. Das reicht doch nicht. Es verdurstet und verhungert.

Oder das "Verwöhnen". Das Tragetuch.

Diese ganzen Übergriffigkeiten, die im Buch beschrieben werden - dadurch kommen die Erinnerungen zurück. Wie tröstlich wäre mir das Buch 2016 nach der Entbindung meines Sohnes gewesen.

Nicht verstanden habe ich den Japan-Vergleich oder was das sein sollte.

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Birte kommentierte am 10. September 2022 um 10:32

Den Japan-Vergleich habe ich so verstanden, dass er Worte für die Erschöpfungsgefühle lieferte, die Teresa in der Szene übermannten - denn nicht nur sie war erschöpft, sondern Erk ja in dem Moment auch nicht mehr ansprechbar.

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Samara42 kommentierte am 09. September 2022 um 12:48

Wow, ich muss sagen dass mich das Buch am Ende doch wirklich mitgenommen hat. Storytechnisch wie auch mental. Es gab einige Punkte, die mich heftig gestört haben und andere, wo ich erleichtert war bzw. erfreut, dass sich jemand genau diesem Thema widmet und wagt es auszusprechen. So muss im Grunde ein Buch sein. Aber es war definitiv nicht "gefällig" so dass ich nun erst einmal eine leichtere Lektüre lesen möchte.
 

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Schneeweißchen kommentierte am 09. September 2022 um 17:09

So, Buch fertig.
Puh... Ich kann mich nur wiederholen: keine leichte Kost.
Sympathisch war mir leider niemand so wirklich. Mancher einer weniger, anderer noch weniger.
Thematisch fand ich gut, dass viel negatives aufgezeigt wurde und nicht immer nur dieses "Alles ist herrlich und wunderschön und Mutterwerden das Beste auf der Welt" - dadrüber gibt's genug Bücher etc., daher gefällt es mir insgesamt doch wiederum ganz gut. 
Ich bin weder Mutter noch möchte ich schwanger werden, aber für mich erscheint das gesamte Buch sehr authentisch. Das Verhalten der Eltern von Teresa und Erk, ebenso wie das anderer Leute. Klar, dass man keine ganz Generation in eine Schublade steckt, aber zumindest in Teilen findet sich bei vielen die ein oder andere Eigenart wieder, die hier aufgezeigt wurden.
Was mir jedoch etwas zu kurz kam, war das Thema der Generationen an sich. Wie ich andernorts schon schrieb, hatte ich diesbezüglich mehr erhofft. Zwar zieht es sich insgeheim durch das ganze Buch, aber direkt angesprochen wird es kaum. Da gehen einfach Erwartung und Tatsachen auseinander, aber ich finde immer, für eigene Erwartungen kann und darf man ein Buch nicht schlechtmachen, das ist nur eigene Thorheit ;)

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Birte kommentierte am 10. September 2022 um 10:45

Den dritten Leseabschnitt habe ich am schnellsten ausgelesen - hier war die Sprache ja dann auch fast "normal". Denn die extremen Einwortsätze des ersten Abschnitts gab es hier (fast?) nicht mehr.

Die geschilderten Erfahrungen im Krankenhaus sind ja fast schon Werbung für Geburtshäuser, waren für mich aber vorstellbar, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Kreissäle für Krankenhäuser ein eher unbequemer Bereich sind, da nicht so gut planbar - und konstenintensiv.

Das Einmischen der Eltern habe ich, zwar nur indirekt, aber auch genauso erlebt - und in Bezug auf das Buch setzt sich die Geschichte der unsicheren Schwangeren, die eigentlich nur etwas falsch machen kann, in der unsicheren Mutter fort, die nun auch von allen Seiten hört, was sie anders machen sollte. Hier fand ich aber positiv, dass Teresa nicht mehr alles geschluckt hat, sondern ihre Tochter gegen die Eltern/Schwiegereltern verteidigt hat. Und ja, dass das erste Wort der Tochter "Nein" gewesen sein soll, ist hier sicher ein Kunstgriff, der auf die nächste Generation zeigt, die sich dann vielleicht nicht mehr alles so gefallen lässt.

Verwirrt war ich im letzten Kapitel, in dem Erk nicht mehr auftaucht: Das vorletzte Kapitel könnte den Schluss zulassen, dass Erk Teresa dann doch verlassen hat, die Aussage "jeden zweiten Tag" könnte aber auch bedeuten, dass beide noch zusammenleben, aber sich tageweise mit der Kinderbetreuung abwechseln (bei dem Modell fände ich ein getrennt leben seltsam bis fast nicht durchführbar). Vielleicht bezog sich das aber auch auf "jeden zweiten Tag in die KiTa"?

Auch wenn die Szene sehr stressig war, zeigt sie mir doch, dass Teresa anfängt, auch ihre Ziele / Termine wieder im Fokus zu haben, wenn auch mit schlechtem Gewissen. In Bezug auf den Titel vielleicht die Andeutung, dass ein Jahr vielleicht im Schnitt ausreicht, um wieder normaler agieren zu können, aber das auch nicht unbedingt die Regel ist?

Wie andere schon schrieben, "unbequem" ist eine gute Beschreibung für das Buch.