Leserunde

Leserunde zu "Singe ich, tanzen die Berge" (Irene Solà)

Singe ich, tanzen die Berge -

Singe ich, tanzen die Berge
von Irene Solà

Bewerbungsphase: 11.03. - 24.03.

Beginn der Leserunde: 06.04. (Ende: 27.04.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Trabanten Verlags – 20 Freiexemplare von "Singe ich, tanzen die Berge" (Irene Solà) zur Verfügung. Eine Leseprobe zum Buch findet ihr hier

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

ÜBER DAS BUCH:

ÜBER 90.000 VERKAUFTE EXEMPLARE ALLEIN IN SPANIEN

»Singe ich, tanzen die Berge« ist ein Buch von wilder Schönheit, eine Fabel und mystische Symphonie, in der sich die Realität mit Legenden und Aberglauben vermischt.

Gewitterwolken schürfen über den Rücken der Pyrenäen und ein Blitz erschlägt den dichtenden Bauern Domènec, dessen junge Frau Sió mit ihrem Schwiegervater und ihren Kindern allein zurückbleibt. Doch das Leben geht weiter. Teilnahmslos beobachten die Berge das Werden und Vergehen derer, die dort leben.

Die junge katalanische Schriftstellerin Irene Solà, die für diesen Roman 2020 mit dem Europäischen Literaturpreis ausgezeichnet wurde, erschafft und belebt eine vielstimmige und poetische Welt, erzählt durch starke Frauen und mystische Stimmen von Großeltern, Eltern, Kindern, Tieren, Geistern, dem Wald und den Wolken. Sie alle bilden diese Geschichten, die auf eine schöne und magische, aber auch tragische Art und Weise miteinander verbunden sind. Alle vereint im Kreislauf von Geburt, Leben und Tod. Solà erzählt die Geschichte der Berge, die die Erinnerung an Jahrhunderte, an geologische Epochen, politische Konflikte und die Verbindung mit der Natur umfasst.

ÜBER DIE AUTORIN:

Irene Solà wurde 1990 in Malla geboren, einem Dorf mit ein paar hundert Einwohnern in der Nähe der Stadt Vic, in der Provinz Barcelona. Sie studierte an der Akademie der Künste in Barcelona und hat einen Master-Abschluss in Literatur, Film und visueller Kultur. Im Jahr 2012 veröffentlichte sie den Gedichtband Bèstia, 2017 folgte ihr erster Roman Els dics. Mit ihrem zweiten Roman, Canto jo i la muntanya balla ("Singe ich, tanzen die Berge"), wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Europäischen Literaturpreis 2020. Derzeit wird der Roman weltweit in über 21 Sprachen übersetzt.

30.04.2022

Thema: Lektüre, Teil IV; Seite 151 bis Ende

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alasca kommentierte am 09. April 2022 um 00:17

In diesen letzten Kapiteln werden einige Wahrheiten über die Menschheit und ihr Verhältnis zur Umwelt in Worte gefaßt, aus der Sicht des Bären sind Menschen die "Mit diesen weißen, mickrigen Pfoten, die nur aus dem Hinterhalt morden."

Die Menschen haben ein Fest daraus gemacht, aus der Sicht der Amtmann-Tochter Cristina "... urwüchsig und schön und lustig und aufregend." Sie ist mit ihrer Regenbogenfamilie aus Barcelona in ihr Heimatdorf zurückgekehrt und staunt über sich selbst, wie sehr sie doch alles liebt, obwohl sie damals nur weg wollte.

Das Thema Metalldetektor wird noch einmal aufgegriffen und die "Granaten und Munition und Bruckstücke von Gewehren", die "... die traurigen, verzweifelten Menschen weggeworfen hatten..."

Unglaublich traurig fand ich Der Hafertanz - die Geschichte von Jaumes verkorkstem Leben, weil er sich zu sehr geschämt hat, um zurückzukehren und sich Mia zu stellen. Und Núria, die ihn liebt und die er nicht will, weil er immer noch Mia liebt. 

Manchmal hakt die Sprache bei mir, etwa S. 177 "... mit einem Lächeln, das ruhig war wie Brot." Warm wie Brot, ok, aber ruhig ... Oder S. 179, "Da hast du ihn, einen Schatz wie ein Geheimnis." Doch wohl eher umgekehrt?? Ein Geheimnis wie ein Schatz?

Dann wieder ganz intensive Bilder: "Die Augen des Rehbocks. Feucht und schwarz."

Auch wie Mia Oriol durchschaut, herrlich auf den Punkt: "Manchmal, ... ist ihm nach großen Worten, dann spricht er über Bücher und tut sachlich." Wie unfair, junger Mann und ältere Frau, der Arme ist wie Glas für sie, ich musste grinsen. 

Dann wieder mystische Szenen; Oriol, der zu Hilari wird in der Mondnacht und den Garten umgräbt. Auch hier wieder die Würmer und Käfer etc, wie bei der Szene mit Doménec.

Und Kritisches zur Rolle der Frau aus Mias Sicht als Teenagerin: " Schließlich ist es grauenvoll, eine Frau zu sein, es blieb dir ja kaum etwas, wenn du erstmal eine Frau warst."

Am Ende die Wiedervereinigung von Jaume und Mia, in all ihrer Trauer und Ambivalenz, oder eher Multivalenz. Sowas wie ein trauriges Happy End. 

Ein ziemlicher Ritt, der Roman. Und trotz der Vielstimmigkeit doch mit einer halbwegs stringenten Geschichte, die durchaus Spannung erzeugt. 

 

 

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Tsubame kommentierte am 11. April 2022 um 06:56

Ein Geheimnis wie ein Schatz?

Man sagt doch auch "ein Geheimnis wie einen Schatz hüten"

 mit einem Lächeln, das ruhig war wie Brot.

Ich kenne zumindest noch den Spruch "dumm wie Brot"

Vielleicht sagt man das ja so im Spanischen/Katalanischen

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alasca kommentierte am 11. April 2022 um 16:21

Ja eben. Man sagt halt nicht wie im Text "... einen Schatz wie ein Geheimnis" hüten. Es gibt im Text auch noch "heiter wie Brot". Glaube ich nicht, dass das im Spanischen alles mehr Sinn macht. Sie hat was gewagt, ja, das muss man honorieren, und meistens funktioniert es auch ganz toll, aber halt nicht immer.

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Tara kommentierte am 15. April 2022 um 18:01

Könnte es an den Stellen, an denen es funktioniert hat eventuell auch an der Übersetzung liegen ? Dieses Werk zu übersetzen war mit Sicherheit nicht einfach.

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alasca kommentierte am 16. April 2022 um 13:33

Du meinst, an den Stellen, an denen es nicht funktioniert? Glaube ich nicht. So schwierig sind diese Passagen ja nicht, es dürfte kein Problem sein, Adjektive zu übersetzen. Ich neige auch eher nicht dazu, in solchen Fällen die Verantwortung immer bei der Übersetzung zu suchen. 

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MeinNameistMensch kommentierte am 17. April 2022 um 11:20

"Ein ziemlicher Ritt, der Roman. Und trotz der Vielstimmigkeit doch mit einer halbwegs stringenten Geschichte, die durchaus Spannung erzeugt. "

Da kann ich dir voll und ganz zustimmen.

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LySch kommentierte am 19. April 2022 um 22:29

Ich habe mich an der Sprache nicht gestoßen, es ist zwar teilweise kreativ und verspielt, aber ergibt auch auf diese ungewöhnliche Weise Sinn ^^

"Ein Schatz wie ein Geheimnis" finde ich schön. Es suggeriert, dass auch ein Geheimnis etwas Besonderes ist. Man teilt es nicht mit jedem, sucht sich einen besonderen Menschen dafür aus. Manchmal muss auch lange gesucht oder gegraben werden, damit Menschen ihre Geheimnisse verraten, wie bei Schätzen.

"...ruhig wie Brot" passt irgendwie auch ^^ Immerhin ist Brot ja auch ruhig. Hab noch nie eins rumhopsen oder kichern sehen :D (sorry, jetzt werde ich albern ;)) Ich finde Brot sogar eher ruhig als warm, denn warm ist es nur kurz, ruhig dagegen immer, haha ^^

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darkola77 kommentierte am 20. April 2022 um 19:58

Möfglicherweise besteht die Analogie auch darin , dass Brot "ruhen" muss, um zu gehen. Beispielsweise bei Hefeteig ist das so, aber auch bei der Herstellung Sauerteigbrot kenne ich das. "Ruhig wie Brot" erscheint mir als Bild da sehr passend.

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LySch kommentierte am 20. April 2022 um 21:17

Oh, das ist auch ein sehr guter Gedanke!
So habe ich das noch gar nicht gesehen...

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milkshake kommentierte am 24. April 2022 um 19:06

Das Lächeln, ruhig wie Brot, hat mich auch ein wenig aus dem Konzept gebracht.

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La Tina kommentierte am 26. April 2022 um 15:22

Ich muss da auch eher an dumm wie Brot denken, entsprechend hatte ich da ein dümmliches Grinsen als Bild im Kopf.

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oOoLeoOo kommentierte am 09. April 2022 um 16:37

So ein schöner Roman. Ich bin am Ende angelangt und noch ganz sprachlos, da gibt es noch einiges zu überdenken und nochmalnachzulesen aber ich bin begeistert. Das Ende fand ich sehr versöhnlich: wie Mia ohne Gram und Wut ein offenes Ohr hat und eine Versöhnung möglich macht.

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MeinNameistMensch kommentierte am 17. April 2022 um 11:20

Eine Versöhnung am Ende ist definitiv immer schön.

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LySch kommentierte am 19. April 2022 um 22:32

Den letzten Absatz mit den "Dinge sagen" fand ich wunderschön!

Es ist ein unaufdringliches Happy End, eins, das trotzdem Raum lässt. Nicht kitschig oder einengend.

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darkola77 kommentierte am 20. April 2022 um 19:59

Nur könnte es somit leider kein Happy End für Mia und Oriol geben...

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LySch kommentierte am 20. April 2022 um 21:18

Hmm, da muss sie sich eben entscheiden...;)
Ich denke aber, dass Oriol für sie nur ein "netter Zeitvertreib" ist, so gemein das auch klingt.

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darkola77 kommentierte am 20. April 2022 um 21:44

Das denke ich auch...

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Myrna kommentierte am 10. April 2022 um 02:11

Nun bin ich auch mit dem letzten Teil fertig. Nicht einfach, diese Lektüre, aber wunderschön.

Der Bär - das war für mich eindeutig Kritik an unserem Verhalten der Natur gegenüber. Ganz deutlich! Die Wut und der Zorn und eine gewisse Verächtlichkeit ist offensichtlich.

Von Cristina erfahren wir, wie sie jetzt lebt - und mir kommt gerade der Gedanke an den "Kriegsschrott", den sie jahrelang gesammelt hat; vielleicht hat das seine Bedeutung auf die Soldaten bezogen, die es ja weggeworfen haben; es könnte als Säuberung der Natur gemeint sein oder als eine Art Gedenken an die, die es weggeworfen haben...

Dann der Hafertanz - was bedeutet dieser Titel? Komm ich noch nicht so wirklich drauf. Es ist wirklich ein trauriges Leben, das Jaume hinter sich hat. Er hat sich nicht getraut, all die Jahre, auf Mia zuzugehen - wie tief ist die Beziehung der Drei gewesen, dass Jaume sich so sehr schämt, dass er kein klärendes Gespräch mit Mia führen kann? Das will uns wohl auch sagen, ein klärendes Gespräch ist immer gut und kann sehr helfen. Oft genug wird zuviel und zulange geschwiegen...

Schließlich "Der Geist". Hier wird einem klar, wie intensiv die Beziehung zwischen Mia und Hilari war und auch, was Hilari und Jaume miteinander verbunden hat. Der Jagdunfall hat vieles zerstört, was durch ein Gespräch zwischen Mia und Jaume vielleicht hätte geklärt werden können. Wie schön, dass die Zwei sich jetzt endlich finden...

Solà hat hier ein intensives, poetisches und sehr tiefsinniges Werk verfasst, dass man nicht einfach so "weglesen" kann; man braucht volle Konzentration. Es macht einen fast schon etwas atemlos.

Und ich hätte sogar Lust auf spanische Legenden...

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lillywunder kommentierte am 10. April 2022 um 18:04

Ich denke auch, dass man in den einzelnen Motiven noch viel mehr entdecken kann, als das, was auf den ersten Blick offensich ist.. Ein Buch, was sich definitiv zum wiederholten Lesen anbietet.

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Pusteblümchen kommentierte am 11. April 2022 um 20:38

Das denke ich auch, mir ist sicherlich einiges entgangen und ein reread wird mir sicherlich noch neue Erkenntnisse bringen.

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Lesehummel kommentierte am 15. April 2022 um 10:08

Oh ja, ich lese eigentlich grundsätzlich keine Bücher zweimal, aber bei diesem Werk könnte ich glatt noch einmal von vorn anfangen, weil es noch so viel zu entdecken und verstehen gibt.

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Tara kommentierte am 15. April 2022 um 17:55

Der Satz könnte von mir sein. * lach *

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MeinNameistMensch kommentierte am 17. April 2022 um 11:22

"Der Bär - das war für mich eindeutig Kritik an unserem Verhalten der Natur gegenüber. Ganz deutlich! Die Wut und der Zorn und eine gewisse Verächtlichkeit ist offensichtlich."

Das Kapitel hat mich definitiv auch berührt.

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LySch kommentierte am 19. April 2022 um 23:15

Das Kapitel "Der Geist" mochte ich auch sehr - due Begegnung mit Hilari zeigt wie nahe sich die beiden standen und wie sehr auch das Dreiergespann vertraut war miteinander. So schön! Und dann der Unfall... Wie traurig, dass Jaume den Kontakt nicht aufnehmen konnte.
Mir kam kurz der Gedanke, ob Hilari aus der Geisterwelt heraus den Rehbock aufgescheucht hat, um Jaume ein "Zeichen" zu senden?! Kurz davor war nämlich noch zwischen Mia und Hilari von Zeichen die Rede...

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darkola77 kommentierte am 20. April 2022 um 20:15

Katalanische Legenden. ;-) Die Autorin selbst wird in der Ankündigung des Verlages als "katalanische Autorin" bezeichnet, und auch das Buch ist im Original auf Katlanisch erschienen. Deswegen diese Differenzierung und meine - nur freundlich zu verstehende! - "Besserwisserei". :-)

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lillywunder kommentierte am 10. April 2022 um 18:18

Es war mir eine große Freude, dieses Buch. Dieses Urtümliche, Wilde, mit dem die Natur charakterisiert wird. Eben nicht nur die friedliche Idylle, in die sich der Mensch friedfertig einfügt, sondern auch Zerstörung, Kampf, Naturgewalten und Tragödien. Die Vergänglichkeit der Menschen, die Geschichten die sich wiederholen und die Berge, die bleiben und überdauern. Dennoch die große Bedeutung der Gefühle eines jeden Einzelnen, Schuld und Liebe und Angst und Wut. Ich mag die Bilder, die Solà entstehen lässt, manche Szenen haben sich richtig eingebrannt, manche Orte kann ich mir richtig lebendig vorstellen. Verzaubernd, diese Sprache, ich hoffe, ich kann noch mehr von ihr lesen!

Ich mag das Ende, ich hätte gar nicht damit gerechnet und es wäre für mich glaube ich nicht mal unbedingt nötig gewesen, dass hier Fäden zusammenlaufen, aber dass hier Jaume und Mia sich wieder begegnen und ein Gespräch möglich wird und der Schmerz geteilt werden kann (ohne dass es dabei gleich kitschig wird) ist für mich ein rundes Ende für dieses wunderbare Buch. 

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Pusteblümchen kommentierte am 11. April 2022 um 20:41

Die Sprache ist wirklich toll, da habe ich auch Hochachtung vor der Übersetzerin.

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MeinNameistMensch kommentierte am 17. April 2022 um 11:24

Dieses Urtümliche, Wilde, mit dem die Natur charakterisiert wird."

Das hat mich auf jeden Fall auch richtig angesprochen.
 

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LySch kommentierte am 19. April 2022 um 23:18

Der Abschluss ist so wunderbar rund, das ist wirklich großartig gemacht! Und dennoch bleiben offene Fäden und Geheimnisse... Diese Mischung finde ich toll!

Die Autorin hat wohl noch ein Debüt, das bei uns noch nicht übersetzt ist... Vielleicht liefert es der Trabanten Verlag ja nach diesem grandiosen Erfolg noch nach?

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darkola77 kommentierte am 20. April 2022 um 20:09

Bei all den vielen Themen, Motiven und Erzähler*innen in dem Buch hätte es für mich eines runden Endes gar nicht bedurft. Ich bin immer noch verwundert, dieses so vorzufinden...

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Pusteblümchen kommentierte am 11. April 2022 um 20:36

Nun habe ich das Buch durch und reichlich Stoff zum Nachdenken. Es fällt mir schwer meine Gedanken in Worte zu fassen, da hier so viele Themen so dicht miteinander verbunden wurden.

Die Betrachtungen der Wolken und Pile haben mir am beste gefallen.

Den Bären habe ich als deutliche Kritik am Menschen und seinem verhalten empfunden.

Das Ende passt, Jaume und Mia treffen sich wieder, damit hatte ich gar nicht gerechnet.

Ich denke, um über dieses Werk eine Rezension zu verfassen, werde ich ein wenig Zeit benötigen und es wird mir schwer fallen ihm gerecht zu werden.

 

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Tara kommentierte am 15. April 2022 um 17:54

Mir fällt es auch schwer das Gelesene in Worte zu fassen.

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MeinNameistMensch kommentierte am 17. April 2022 um 11:25

"Den Bären habe ich als deutliche Kritik am Menschen und seinem verhalten empfunden."

Das habe ich auch so erlebt. Und mich würde es nicht wundern, wenn wir als Menschen irgendwann die Rechnung präsentiert bekommen.

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LySch kommentierte am 19. April 2022 um 23:20

Das Kapitel mit dem Bären war sehr eindrücklich. Wir Menschen nehmen den Tieren ihren Lebensraum weg. Wir Menschen nehmen aber auch anderen Menschen den Lebensraum weg... Es scheint, als könne der Mensch nicht in Eintracht mit anderen Arten gemeinsam leben. Sehr wütende und verständliche Kritik wird hier geäußert. Den Übergang zum Bären fest fand ich übrigens äußerst gelungen!!

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Birte kommentierte am 12. April 2022 um 12:00

Der vierte Abschnitt hat mich nochmal überrascht - wir bleiben in der gleichen Zeit, kein Zeitsprung, wie bei den anderen Abschnitten. Aber auch in anderen Dingen wurde das in den ersten drei Abschnitten begonnene Muster durchbrochen:

Das Kapitel "Der Bär" fängt zwar so an, dass es hier wieder um die Tierperspektive geht, geht dann aber schleichend in den Menschen über, der im Bärenkostüm steckt, der dann im nächsten Kapitel, "Cristina", bei den Festlichkeiten wieder auftaucht, bei denen dann Cristina der Magen bis zum Hals pochte - auch ungewöhnliche Wortwahl, aber das dahinter stehende Bild war mir doch sofort vermittelt. Cristina spricht dann von ihrer Schwester Clara - ob das die Clara ist, von der sich Oriol getrennt hatte? Hier bahnt sich dann auch ein Abschließen (zumindest erzählerisch an), war doch Cristina aus der Bergwelt in die Stadt geflohen, und nun realisiert sie, dass sie das alles sehr vermisst hat. Im Kapitel "Der Hafertanz" treffen wir dann wieder auf Jaume, der nach dem Jagdunfall ins Gefängnis musste und nicht wieder ins Bergdorf zurückkam (der Kapiteltitel wird vermutlich in die Richtung zu interpretieren sein, dass wir ernten, was wir säen - zumindest entspricht die katalanische Kapitelüberschrift einem entsprechenden Kinderlied). Und Jaume findet dann nach 25 Jahren doch den Mut, zu Mia zurück ins Bergdorf zu fahren - in der Nacht, und prompt kollidiert er mit einem Rehbock. Und bei Mia taucht er dann passend im Abschlusskapitel "Der Geist" auf, auch wenn Mia im Traum schon von Hilari besucht wurde. Und ist der Traum nun eine Todesahnung von Mia ("wir würden uns ein Zeichen geben, wenn wir sterben?") und wird die Geschichte durch Jaume in eine neue Richtung gedreht? Nur die Berge werden es erfahren.

Alles in allem hat mir der Buch gut gefallen, sprachlich und vom Aufbau her - und mit dieser ruhigen Grundstimmung (alles fließt, alles hängt mit allem zusammen). Und das sich erzählerisch der Kreis zum Abschluss schließt und man noch etwas über Mias und Jaumes gemeinsame Geschichte erfährt, hat mir besonders gut gefallen.

 

 

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Tara kommentierte am 15. April 2022 um 17:54

Mir hat das Ende auch besonders gut gefallen, da ich nicht damit gerechnet hatte, das sich der Kreis so gelungen schließt.

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MeinNameistMensch kommentierte am 17. April 2022 um 11:27

Stimmt, das der Kreis sich am Ende schließt, hat mir auch gut gefallen.

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SKANDINAVISCHELESERIN kommentierte am 15. April 2022 um 15:37

Das Ende war für mich fast noch einmal der stärkste Abschnitt des Buches. Denn hier bekommt man am ehesten den Durchblick und die verwirrenden Szenen sind hier sehr minimiert.

Es gibt definitv reichlich Potential zum Nachdenken, denn alles oder gar nur der Sinn des Buches könnte sich mir leider, nicht so weit erschließen, als dass ich die Ambivalenz und das Durcheinander der Geschichte hätte genießen können.

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MeinNameistMensch kommentierte am 17. April 2022 um 11:28

Zum Nachdenken fordert dieses Buch´definitiv auf.

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Tara kommentierte am 15. April 2022 um 17:52

Das Ende war sehr versöhnlich, damit hatte ich gar nicht gerechnet.

Ich glaube ich habe noch nie ein so intensives und poetisches Werk mit so viel Tiefgang gelesen, das ich nur so schwer erfassen konnte.

Es ist einfach großartig welche Verbindungen die Autorin hier zwischen Menschen, Tieren und Pflanzen schafft, dabei magische und mystische Momente mit einfließen lässt.

Eigentlich lese ich keine Bücher mehrfach, da es einfach zu viele gute Bücher gibt, aber bei diesem könnte ich mir das tatsächlich überlegen, da ich mir sicher bin, dass ich im ersten Durchgang nicht alles erfasst habe.
 

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LySch kommentierte am 20. April 2022 um 00:32

Kann dir nur mit allem zustimmen! :)

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MeinNameistMensch kommentierte am 17. April 2022 um 11:31

Nun bin auch ich am Ende angelangt. Am meisten berührt hat mich die erste Geschichte mit dem Bären, der für mich sinnbildhaft für die Natur steht, die sich gegen die verbrecherischen Menschen wehren wird. Richtig traurig fand ich den Tod des Rehbocks. Stimmiger hätte ich es gefunden, wenn der Rehbock überlebt hätte, das Auto vom Weg abgekommen und der Fahrer gestorben wäre. So im Sinne von: Wer uns ermorden will muss sterben.

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darkola77 kommentierte am 20. April 2022 um 19:53

Und ganz am Ende ist es dann plötzlich doch eine Liebesgeschichte - so wirkt der letzte Leseabschnitt zumindest auf mich. Wir erfahren in diesem, wie sich Jaumes Leben nach Hilaris Unfall entwickelt hat, dass er im Gefängnis war und anschließend nicht den Mut und die Tapferkeit aufbrachte, um in das Dorf und zu Mia zurückzukehren.

Als er des Nachts nun einen Wildunfall hat und es gerade ein Rehbock ist, der ihm in das Auto gelaufen und dabei zu Tode gekommen ist, scheint dieser Bann allerdings gebrochen zu sein. Betrunken, verzweifelt und vollkommen aufgelöst steht er plötzlich vor Mias Haus, die Jahre scheinen zusammenzuschrumpfen, und auch Mia scheint ihm wieder Einlass in ihr Leben zu gewähren.

Der Schluss hat mich insofern überrascht, als ich die Beziehung zwischen Jaume und Mia nicht als das zentrale Thema des Buches gesehen habe. Vielleicht gab und gibt es das für mich auch gar nicht. Ja, Hilaris Unfall verändert alles, setzt Ereignisse in Gang und beendet wiederum andere. Das Leben der Personen geht weiter, die Natur und die Berge sind die Beständigkeit. Und ja, da sind auch Mia und Jaume - doch laufen bei ihnen für mich nicht alle Fäden zusammen. Und ganz ehrlich: In den vorherigen Leseabschnitten hatte ich mich nicht ein einziges Mal gefragt, was eigentlich aus Jaume geworden ist und warum er nicht mehr in der Geschichte ist...

Trotzdem: Der letzte Leseabschnitt hat mir insofern gefallen, als er in seinen Ereignissen und dem Fortgang der Handlung sehr konkret geworden ist - und auch aufgrund von Cristina, die mir als erwachsene Frau sehr sympathisch geworden ist.

Im Ganzen: "Singe ich, tanzen die Berge" war alles andere als "gewöhnlich", eher sehr eigen, sehr besonders und mit viel, was mich auch nach der Lektüre noch zum Nachdenken bringt. Aber dazu mehr dann in meiner Rezension... :-)

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milkshake kommentierte am 24. April 2022 um 19:13

Interessant, für mich hat es sich überhaupt nicht wie eine Liebesgeschichte gelesen :) Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass die beiden Figuren noch allzu viel Romantik verbindet.

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La Tina kommentierte am 26. April 2022 um 15:28

Für mich waren die zentralen Themen eher Geister der Vergangenheit und katalanische Legenden sowie das Zuwortkommen der Natur.

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milkshake kommentierte am 24. April 2022 um 19:12

Ich kann es nur immer wieder sagen, wie sehr ich die folkloristischen Elemente vermischt mit magischem Realimus genieße! 

Und wie sehr ich es bewundere, dass die Autorin alles miteinander verwebt und jeder alles sein kann. Jederzeit.

Jaume ist der Bär und der Bär ist Jaume. Und gleichzeitig sind sie zwei Individuen. 

Christinas Sichtweise hat mich oftmals wissend nicken lassen. "Fast erdrosselt von meiner kurzen Leine" (S. 159) fühlte sie sich in der dörflichen Gemeinschaft. Ich finde dieses Gefühl, das ich nur allzu gut nachempfinden kann, auf den Punkt gebracht. "Dieser Ort drückt dich nieder wie eine Grabplatte, nervt dich unerträglich. Alles so klein, alles so gleich." (S. 160) Und obwohl sie wieder ihren Weg in die Gemeinschaft gefunden und die Erkenntnis erlangt hat, dass sie sich dort nur allzu heimisch fühlt, beschreibt das diese Epoche ihres Lebens sehr gut.

Ich bin mir sehr sehr sehr sicher, dass ich das Buch noch einmal lesen werde und es in seiner Fülle noch einmal wertschätzen lernen werde, die ich beim einmaligen Lesen nicht erfassen konnte. Aber fürs erste war das für mich ein diesjähriges Highlight und ich bin sehr froh, dass diese Leserunde stattgefunden hat, da mir das Buch sonst eventuell nie über den Weg gelaufen wäre.

Thema: Lektüre, Teil IV; Seite 151 bis Ende
La Tina kommentierte am 26. April 2022 um 15:31

Cristina und Jaume waren die beiden Charaktere, die für mich am aussagekräftigsten waren. Meine Empfindung. 
Cristina, die mit alten Traditionen bricht und diese aufzeigt. Jaume, der mit (seinen) Geistern zu kämpfen hat. Die anderen kamen und gingen für mich mit dem Lauf der Zeit.

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La Tina kommentierte am 26. April 2022 um 15:18

Der letzte Abschnitt war sehr Bären-lastig.
Die "Bestie Bär" wurd wie ein rachsüchtiges Monster einer schlechten Dytsopie dargestellt, davon war ich völlig enttäuscht. Dann die Dorfbewohner, welche das Tier mit ihrem fest anschließend durch den Kakao zogen, war ebenfalls nicht mein Ding. Mia, die sich von einem Bären fangen lässt... Jaume, der den Spitznamen Bär hat...
Konnt mich alles nicht überzeugen. Dazu die vielen Geister, welche die Leute in echt bzw. im übertragenen Sinne heimsuchen - kann man sich wohl aussuchen, wie es gemeint sein könnte.

Die Quintessenz: Mia und Jaume lassen die Geister der Vergangenheit hinter sich und reden endlich miteinander. Nach wievielen Jahren? 10? Dafür hätt ich das Bärenchaos nicht lesen müssen, das Bärenkapitel war noch schlimmer als das Hundekapitel. Schade, dass das Buch zum Schluss so nachließ, die ersten geschätzten zwei Drittel gefielen mir, in etwa bis zur Erde, die zu Wort kommt und sich aufbäumte, danach nicht mehr.