Leserunde

Leserunde zu "Singe ich, tanzen die Berge" (Irene Solà)

Singe ich, tanzen die Berge -

Singe ich, tanzen die Berge
von Irene Solà

Bewerbungsphase: 11.03. - 24.03.

Beginn der Leserunde: 06.04. (Ende: 27.04.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Trabanten Verlags – 20 Freiexemplare von "Singe ich, tanzen die Berge" (Irene Solà) zur Verfügung. Eine Leseprobe zum Buch findet ihr hier

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

ÜBER DAS BUCH:

ÜBER 90.000 VERKAUFTE EXEMPLARE ALLEIN IN SPANIEN

»Singe ich, tanzen die Berge« ist ein Buch von wilder Schönheit, eine Fabel und mystische Symphonie, in der sich die Realität mit Legenden und Aberglauben vermischt.

Gewitterwolken schürfen über den Rücken der Pyrenäen und ein Blitz erschlägt den dichtenden Bauern Domènec, dessen junge Frau Sió mit ihrem Schwiegervater und ihren Kindern allein zurückbleibt. Doch das Leben geht weiter. Teilnahmslos beobachten die Berge das Werden und Vergehen derer, die dort leben.

Die junge katalanische Schriftstellerin Irene Solà, die für diesen Roman 2020 mit dem Europäischen Literaturpreis ausgezeichnet wurde, erschafft und belebt eine vielstimmige und poetische Welt, erzählt durch starke Frauen und mystische Stimmen von Großeltern, Eltern, Kindern, Tieren, Geistern, dem Wald und den Wolken. Sie alle bilden diese Geschichten, die auf eine schöne und magische, aber auch tragische Art und Weise miteinander verbunden sind. Alle vereint im Kreislauf von Geburt, Leben und Tod. Solà erzählt die Geschichte der Berge, die die Erinnerung an Jahrhunderte, an geologische Epochen, politische Konflikte und die Verbindung mit der Natur umfasst.

ÜBER DIE AUTORIN:

Irene Solà wurde 1990 in Malla geboren, einem Dorf mit ein paar hundert Einwohnern in der Nähe der Stadt Vic, in der Provinz Barcelona. Sie studierte an der Akademie der Künste in Barcelona und hat einen Master-Abschluss in Literatur, Film und visueller Kultur. Im Jahr 2012 veröffentlichte sie den Gedichtband Bèstia, 2017 folgte ihr erster Roman Els dics. Mit ihrem zweiten Roman, Canto jo i la muntanya balla ("Singe ich, tanzen die Berge"), wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Europäischen Literaturpreis 2020. Derzeit wird der Roman weltweit in über 21 Sprachen übersetzt.

30.04.2022

Thema: Lieblingsstellen

Thema: Lieblingsstellen
oOoLeoOo kommentierte am 09. April 2022 um 16:34

Ich kann mich gar nicht recht entscheiden aber als absoluter Hundefan war meine Lieblingsstelle ein Abschnitt aus Sicht der Hündin (S.144/145):

"Wenn sie pfeift, stürme ich über Gras und Zäune und Steine. Auf den Pfiff zu. Ich fliege über Gras und Zäune und Steine. Auf den Pfiff zu, der zwischen den Fingern aus ihrem Mund kommt. Und ich würde rennen und über das Auto springen, wenn nötig, und über das Haus, wenn nötig, und über alle Gefahren. Alle Hindernisse überwinden, drüberweg, mittendurch und drumherum. In Windeseile, denn wenn sie gerettet werden müsste, würde ich sie vor allem Bösen retten. [...] Deshalb renne ich, ohne Erbarmen, um sie zu retten, weil sie mich mit ihrem Pfiff gerufen hat, und ich sie verstanden habe. Weil ich sie liebe. Weil sie, sobald ich da bin, gerettet ist. Und manchmal, wenn ich hechelnd ankomme, streichelt sie mir sanft die Stirn und den Rücken und sagt, das hätte ich fein gemacht, und sie sagt mir nette Dingen, die ich nicht versteh, aber doch verstehe. Und in diesem Streicheln liegt all ihre Liebe, und im meiner Hast sie zu retten, liegt all meine Liebe."

Thema: Lieblingsstellen
Myrna kommentierte am 11. April 2022 um 00:46

Meine Lieblingsstelle auf Seite 30:

"Denn wenn du liebst, lernst du schnell."

Andere einzelne Leiblingsstellen  kann ich gar nicht nennen - das sind eher ganze Kapitel...

Der Blitz

Die weiße Tischdecke

Die Trompeten

Der erste Rehbock

Die Poesie

Lluna

Der Bär

Unglaublich poetisch, das ganze Buch!  Allein der Titel "Singe ich, tanzen die Berge" ist schon faszinierend schön!

Thema: Lieblingsstellen
LySch kommentierte am 12. April 2022 um 22:18

Das Zitat von Seite 30 ist wahnsinnig klug und schön :)

Thema: Lieblingsstellen
Birte kommentierte am 12. April 2022 um 12:35

S. 28: Wie Siò lamentiert - der Wunsch nach einem kleinen Leben wurde geweckt, doch es ging verloren wie ein kleiner Stein. Und einen neuen zu suchen, ging nicht. Also solange zusammenreißen, bis man die Sehnsucht vergessen hat.

S.51: [Der Schuss] fällt wie alles Schlimme, das auf der Welt geschieht, und solange es einem nicht selbst geschieht, ies es, als wäre es nicht geschehen.

S. 87: Und als ich genesen war und wieder zu mir kam, dann sterben und genesen ist manchmal dasselbe, kehrte ich zurück in die Berge.

S. 129: "Um zu überleben, müsse man manchmal seine Erinnerungen vergraben" - jemand, der zu viel gelitten hat, vergräbt sie immer zu tief.

S. 191: Aber ich wollte vom Frausein nichts wissen. Schließlich war es grauenvoll, eine Frau zu sein, es blieb dir ja kaum noch was, wenn du erst mal eine Frau warst.

S. 193: Der Wald hat Mama nicht gewollt. Er hat sie mir zurückgegeben, damit ich sie pflegte, weil sie krank und ihr Kopf wie die Schublade eines Schneiders war, vollgestopft mit zusammenhanglosen, unsortierten Erinnerungsfetzen.

Thema: Lieblingsstellen
LySch kommentierte am 12. April 2022 um 22:18

Ganz wunderbare Zitate hast du rausgesucht!

Thema: Lieblingsstellen
LySch kommentierte am 12. April 2022 um 22:17

"Es ist ein Jammer, dass die Menschen so schnell verbraucht sind, und dass sich die anderen Menschen an die leeren Körper klammern und sie verstecken und begraben, um nicht mitansehen zu müssen, was auch ihnen bevorsteht." (S. 25)

"Bei manchen Menschen legt sich die Zunge quer und verdorrt ihnen im Mund, den sie dann nicht mehr aufbekommen, nicht einmal um ihren Kindern oder Enkeln etwas Nettes zu sagen, und so gehen die Familiengeschichten verloren, und alles dreht sich nur noch um das harte Brot, das du heute isst, den Regen, der heute fällt, und die Knochen, die dir heute wehtut. Melancholie der Berge. " (S. 27)

"Ich liebe meine Kinder, trotz meiner hinkenden Seele." (S. 28)

"In der Luft hing der Duft des Morgens, ein Duft ohne Geschmack, wie Wasser, so gut, dass du ihn nicht beschreiben kannst." (S. 63)

"Papa und mir war die Kälte in die Brust gedrungen, als schneite es in unserem Herzen." (S. 87)

Thema: Lieblingsstellen
Birte kommentierte am 13. April 2022 um 11:35

Deine Zitate geben die Sprache des Romans auch so schön wieder.

Thema: Lieblingsstellen
darkola77 kommentierte am 15. April 2022 um 22:54

Gar nicht mal so einfach, wenn ich nur eine Lieblingsstelle aus dem ersten Leseabschnitt benennen möchte. Nein, die Wolken und die Pilze als "Hauptfiguren" und Stimmen der Natur sind es für mich nicht. Vielleicht liegt es ja an der Übersetzung, aber in diesen beiden Kapiteln ist mir doch einiges zu sehr gewollt.

Besonders haben mich dagegen die Absätze zu Sió berührt, in welchen sie ihrer großen Trauer, Einsamkeit, Verzweiflung und der Ausweglosigkeit ihrer Situation nach dem Tode ihres Mannes Ausdruck verleiht:

"Aber es gibt Tage, an denen eine Frau nicht mehr leben will. Wenn ihr der Blitz den Mann erschlägt wie ein Kaninchen. Wenn man ihr einen Ast ins Herz bohrt, sie aber nicht umbringt. Dann will sie nicht mehr leben. Aber sie hat die Pflicht weiterzuleben." (S. 27)

Thema: Lieblingsstellen
MeinNameistMensch kommentierte am 17. April 2022 um 11:17

Meine Lieblingsstelle war das Kapitel "Der erste Rehbock".
 

Thema: Lieblingsstellen
LySch kommentierte am 22. April 2022 um 20:01

Das war wirklich besonders schön! <3

Thema: Lieblingsstellen
darkola77 kommentierte am 18. April 2022 um 20:04

Meine Lieblingsstelle im zweiten Leseabschnitt ist ganz eindeutig für mich das gesamte Kapitel "Die Poesie": die wunderschönen Gedichte, die Ausführungen zu Bedeutung und Wirksamkeit der Poesie, Hilaris Schaffensprozess und die Ausschließlichkeit der mündlichen Bewahrung seiner Gedichte. Großartig!

"Gedicht für mich, Hilari" habe ich inzwischen bereits viele, viele Male gelesen, so schön, so eindringlich, so kraftvoll sind die Zeilen. Das ist wirklich ein Geschenk an den*die Leser*in!

Thema: Lieblingsstellen
LySch kommentierte am 22. April 2022 um 20:00

Die Gedichte fand ich auch wunderschön und treffend!

Thema: Lieblingsstellen
darkola77 kommentierte am 22. April 2022 um 20:57

Auch jetzt, nach Ende der Lektüre - eigentlich! -, habe ich bereits das eine oder andere Mal in diese schönen, schönen Gedichte geschaut...

Thema: Lieblingsstellen
darkola77 kommentierte am 19. April 2022 um 20:22

Im dritten Leseabschnitt hat mit vieles sehr gefallen - und dazu gehört auch die Szene und vor allem die Worte, in denen diese geschildert wird, in welcher Oriol und Mia zueinanderfinden und Oriol zu sich selbst. Und zu seinem neuen Selbst :

"[...] und manchmal bin ich noch, wie ich früher war. Und manchmal bin ich, als wäre ich nie der gewesen, der ich früher war, als ob mir durch das Loch im Kopf alles abhandengekommen wäre."
(S. 143)

Thema: Lieblingsstellen
darkola77 kommentierte am 20. April 2022 um 20:36

Meine Lieblingsstelle im vierten Leseabschnitt sind tatsächlich die letzten Zeilen der Erzählung - diese wunderbaren Bilder, mit denen Solà die Worte, Ereignisse und Geheimnisse beschreibt, die Mia und Jaume sich gegenseitig anvertrauen werden:

"Dinge, die man leise, und Dinge, die man langsam sagen muss. Die brennen. Dinge, die man sagen und dabei die Bäume ansehen muss, andere, die man sagen und dabei das Gras ansehen muss, und wieder andere, die man sagen und dabei unsere Hände ansehen muss".
(S. 204)

Thema: Lieblingsstellen
LySch kommentierte am 22. April 2022 um 20:00

Der letzte Abschnitt am Ende ist wirklich toll!
Man weiß einfach ganz genau, was sie mit diesen verschiedenen Dingen meint...

Thema: Lieblingsstellen
darkola77 kommentierte am 22. April 2022 um 20:55

Das habe ich auch sofort gedacht! Wir alle kennen wohl "Dinge" - so verschieden sie auch sein mögen! -, die man leise oder langsam sagen muss, die brennen...

Thema: Lieblingsstellen
La Tina kommentierte am 29. April 2022 um 20:58

Die Naturgewalten/Erde sowie die Pilze fand ich herrlich, ebenso das Aufzeigen der Arroganz so mancher Städter gegenüber den Bewohnern auf dem Land.