Leserunde

Leserunde zu "Stern111" (Lutz Seiler)

Stern 111 - Lutz Seiler

Stern 111
von Lutz Seiler

Bewerbungsphase: 12.03. - 26.03.

Beginn der Leserunde: 02.04. (Ende: 23.04.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir 20 Freiexemplare von "Stern111" (Lutz Seiler) zur Verfügung.

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

ÜBER DAS BUCH:

Preis der Leipziger Buchmesse 2020!

Zwei Tage nach dem Fall der Mauer verlässt das Ehepaar Bischoff sein altes Leben – die Wohnung, den Garten, seine Arbeit und das Land. Ihre Reise führt die beiden Fünfzigjährigen weit hinaus: Über Notaufnahmelager und Durchgangswohnheime folgen sie einem lange gehegten Traum, einem »Lebensgeheimnis«, von dem selbst ihr Sohn Carl nichts weiß. Carl wiederum, der den Auftrag verweigert, das elterliche Erbe zu übernehmen, flieht nach Berlin. Er lebt auf der Straße, bis er in den Kreis des »klugen Rudels« aufgenommen wird, einer Gruppe junger Frauen und Männer, die dunkle Geschäfte, einen Guerillakampf um leerstehende Häuser und die Kellerkneipe Assel betreibt. Im U-Boot der Assel schlingert Carl durch das archaische Chaos der Nachwendezeit, immer in der Hoffnung, Effi wiederzusehen, »die einzige Frau, in die er je verliebt gewesen war«.

Ein Panorama der ersten Nachwendejahre in Ost und West: Nach dem mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Bestseller Kruso führt Lutz Seiler die Geschichte in zwei großen Erzählbögen fort – in einem Roadtrip, der seine Bahn um den halben Erdball zieht, und in einem Berlin-Roman, der uns die ersten Tage einer neuen Welt vor Augen führt. Und ganz nebenbei wird die Geschichte einer Familie erzählt, die der Herbst 89 sprengt und die nun versuchen muss, neu zueinander zu finden.

ÜBER DEN AUTOR:

Lutz Seiler wurde 1963 in Gera/Thüringen geboren, heute lebt er in Wilhelmshorst bei Berlin und in Stockholm. Nach einer Lehre als Baufacharbeiter arbeitete er als Zimmermann und Maurer. 1990 schloß er ein Studium der Germanistik ab, seit 1997 leitet er das Literaturprogramm im Peter-Huchel-Haus. 
Er unternahm Reisen nach Zentralasien, Osteuropa und war Writer in Residence in der Villa Aurora in Los Angeles sowie Stipendiat der Villa Massimo in Rom.

Für sein Werk erhielt er mehrere Preise, darunter den Ingeborg-Bachmann-Preis, den Bremer Literaturpreis, den Uwe-Johnson-Preis und 2014 den Deutschen Buchpreis.

25.04.2020

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 155 bis 334

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 155 bis 334
gst kommentierte am 08. April 2020 um 15:45

Die Bischoffs im Westen hausten ja anfangs noch ähnlich wie die heutigen Flüchtlinge aus dem Nahen Osten. Walters Stellung, in der er zwar gut verdiente, war mit anfangs nicht so ganz geheuer. Der alte Mercedes, Bezahlung bar in einem Umschlag und das Lernen des Stoffs kurz bevor er es seinen "Schülern" beibringen soll, kam mir schon merkwürdig vor. Aber dann, in Zürich, scheint er ja doch Fuß gefasst zu haben.

Carl gibt nach seinen schlechten Erfahrungen das Schwarztaxifahren auf. Dass seine Freunde aus dem Rudel dafür sorgen, dass sein Shiguli wieder gerichtet wird, fand ich stark. Überhaupt scheint es doch ein gute Truppe zu sein, die zusammensteht.

Die Aussage auf Seite 174: "Ein armer Dichter zu sein, schien nicht verkehrt, wenn man ein Dichter war." ließ bei mir nicht zum ersten Mal Spitzwegs Bild vom armen Poet vor meinem geistigen Auge entstehen.

Sehr aussagekräftig für diese Zeit empfand ich auf Seite 240: "Die Dinge geschahen. Man hatte keinen Einfluss darauf. Das sogenannte eigene Leben, es war eine ganz und gar unwahrscheinliche, eigentlich unheimliche Geschichte." Da wird das Empfinden der Menschen so deutlich. Effis Anmeldung in der neuen Berliner Wohnung zeigt das Durcheinander der damlaigen Zeit. Bürokratie war vorübergehend ausgehebelt. Es entstand der Glaube, dass alles möglich sei.

Dann die Reise von Effi und Carl nach Paris. Wie viele Menschen werden damals auf ihren Reisen im Auto geschlafen haben?

Alles in allem entsteht jedenfalls ein guter Eindruck von der unwirklichen Zeit nach dem Mauerfall. Ähnlich unwirklich wie die augenblickliche Zeit - allerdings aus einem ganz anderen Grund.
 

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Matzbach kommentierte am 10. April 2020 um 10:08

Parallelen zur aktuellen Flüchtlingssituation sehe ich nur bedingt, immerhin hatten die damaligen Flüchtlinge im Vergleich zu den heutigen kein Sprachproblem, das der beruflichen und sozialen Integration im Wege stand. Außerdem wurden sie im Vergleich zu heute im Kontext der nationalen Gefühlsduselei deutlich weniger kritisch gesehen als heutige Flüchtlinge. Was sicherlich der Wahrheit entspricht ist der Versuch, doch irgendwie Profit aus ihrer Situation zu ziehen, sei es durch berufliche Ausbeutung (Walter verdient offensichtlich schlechter als Westkollegen), anzügliche Bemerkungen (der Wirt gegenüber Inge) oder dem Vermieten der "letzten Löcher".

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Federfee kommentierte am 11. April 2020 um 16:37

Ich meine auch, dass es keinerlei Parallelen zur heutigen Flüchtlingssituation gibt.

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Birte kommentierte am 16. April 2020 um 10:45

In Bezug auf die Unterbringung sehe ich die Parallelen schon - und überall willkommen? Das wage ich zu bezweifeln, auch sprechen manche Kommentare im Buch da eine andere Sprache. Abgesehen vom Geldverdienen und über-den-Tisch-ziehen - sowohl die Unterbringung in der Bauernschänke als auch der Arbeitsvertrag mit geringerem Lohn geht für mich in die (damals auch erlebte) Richtung.

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foxydevil kommentierte am 19. April 2020 um 10:02

"Parallelen zur aktuellen Flüchtlingssituation sehe ich nur bedingt, immerhin hatten die damaligen Flüchtlinge im Vergleich zu den heutigen kein Sprachproblem, das der beruflichen und sozialen Integration im Wege stand. "

Parallelen zur aktuellen Flüchtlingssituation sehe ich ebenfalls nicht.
Allerdings konnte selbst ein Dialekt schon der beruflichen Integration im Wege stehen!
Das habe ich im eigenen Umfeld erlebt das da Äußerungen fielen die man heute als rechtsradikal einstiufen würde....
 

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bianste kommentierte am 14. April 2020 um 16:21

Das finde ich auch immer wieder erstaunlich - man taucht so richtig in die Zeit ein und erinnert sich auch an Dinge, die längst vergessen schienen.

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florinda kommentierte am 19. April 2020 um 14:26

"Die Aussage auf Seite 174: "Ein armer Dichter zu sein, schien nicht verkehrt, wenn man ein Dichter war." ließ bei mir nicht zum ersten Mal Spitzwegs Bild vom armen Poet vor meinem geistigen Auge entstehen."

same here!;-)

Im Auto geschlafen haben damals viele Menschen. (Hier hatte ich Assoziationen  zu "Go, Trabbi, go" und dem zeltartigen Dachaufbau während man auf Goethes Spuren mit "Schorsch" gen Italien tuckerte). Parallelen zu Problemen mit den heutigen Zuwanderern sehe ich durchaus. Und ebenfalls zu der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Ja, es gab eine Anfangseuphorie. Und ja, "man spricht deutsch. Aber die Euphorie schlug mancherorts spätestens nach den ersten Meldungen über Fälle von doppelten oder nochmehrfachen Begrüßungsgeld-Erschleichungsversuchen drastisch um. Und was man im besagten Film noch als "lustig" empfand, mochte man nicht unbedingt jeden Tag am Nachbarschreibtisch im Büro oder gar vom nachbarlichen Balkon hören, vor allem,  nachdem sich Kohls Versprechungen, die Einheit werde die "Wessis" keinen Pfennig kosten, bereits nach kurzer Zeit beispielsweise bei den Telefongebühren als unzutreffend erwies: den sächsischen Dialekt....

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frenx kommentierte am 25. April 2020 um 09:56

" Bezahlung bar in einem Umschlag"

Darüber bin ich auch gestolpert. Ich hatte mir überlegt, ob er vielleicht schwarz bezahlt wurde (das würde zur Ausbeutung passen), ich denke aber dass es damals so üblich war und hier im Buch erwähnt wird, weil es eben im Osten nicht üblich war... 

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Lena. kommentierte am 09. April 2020 um 20:01

Mir gefällt auch Teil 2 der Geschichte sehr gut. Die ganze Hausbesetzerszene finde ich weiterhin sehr interessant und bin gespannt, wo das Ganze für diese Szene und für Carl hinführen wird. Gleiches gilt für die Beziehung zwischen Carl und Effi. Ob sie wohl zusammen bleiben werden?

Was ich allerdings vermisst habe, war die Geschichte von Carls Eltern. Zu letzt habe ich mich dabei ertappt, dass ich mir wünschte, dass nun endlich wieder von Carls Eltern erzählt wird. Ich möchte wissen, wie es mit den beiden weitergeht und hoffe, im letzten Abschnitt gibt es mehr von ihnen zu lesen.

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Yexxo kommentierte am 10. April 2020 um 10:08

Was ich allerdings vermisst habe, war die Geschichte von Carls Eltern.

Ja, das geht mir auch so. Im Klappentext erweckt es den Eindruck, als wäre die Geschichte um Inge und Walter der Mittelpunkt des Buches. Aber nun sind sie doch eher Randfiguren.

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Federfee kommentierte am 11. April 2020 um 16:38

Das geht mir genau so, also wieder ein irreführender Klappentext. Es soll doch angeblich darum gehen, dass die Familie wieder zusammenfindet.

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Kathi248 kommentierte am 14. April 2020 um 13:52

Ich hoffe auch, dass wir im nächsten Abschnitt noch etwas mehr über die beiden erfahren.

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bianste kommentierte am 14. April 2020 um 16:23

Ich vermisse die beiden auch. Die Perspektivwechsel im 1. Teil fand ich bereichernd.

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foxydevil kommentierte am 19. April 2020 um 09:43

da schließe ich mich an, das habe ich auch vermisst!

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Yexxo kommentierte am 10. April 2020 um 10:23

Endlich ist es passiert: Effi kommt dem Vater ihres Kindes wieder näher. Während des ganzen zweiten Leseabschnittes hatte ich ständig das Gefühl, dass Carl, der einfach zu gut ist für diese Welt ;-) noch eine derbe 'Verletzung' erhält. Nicht im materiellen Sinn (in gewisser Weise hat er die ja tatsächlich bekommen als er misshandelt wurde), sondern durch Verrat oder ähnliches. Und Effi war mir die ganze Zeit suspekt, sie passt viel eher zu einem Typen, der glaubt die Welt zu beherrschen. Immerhin scheint es Carl nicht so sehr zu treffen, da er ja wohl im Innersten bereits damit gerechnet hat. Die wiederkehrenden Zweifel, seine Feststellung zu Ragna (Die richtige Frau, dachte Carl, wenn es danach entschieden würde.) - in gewisser Weise scheint er darauf vorbereitet gewesen zu sein.

Mit der Mainzer Strasse lag ich ja daneben, da das räumlich wohl doch viel weiter entfernt ist als ich dachte. Ich hab ein bisschen nachgelesen und festgestellt, dass Lutz Seiler sehr nah an der Realität bleibt und in großen Teilen auch autobiografisch ist. Die Assel gab es tatsächlich, in dem Haus in dem Carl wohnt, wohnte auch Lutz Seiler und das Haus von Effi war das von Seilers Freundin. In diesem Interview könnt ihr noch mehr dazu lesen.

Schade, dass aus dieser gelebten Utopie dann doch 'nur' das normale Leben wird. Aber ich glaube, sobald Geld im Spiel ist, ist es aus mit den hehren Vorsätzen. Oder wie seht ihr das?

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gst kommentierte am 10. April 2020 um 18:18

Vielen Dank, dass Du uns auf das Interview aufmerksam gemacht hast. Ist echt interessant, es zu lesen. Lutz Seiler schreibt also aus eigener Anschauung, was alles noch authentischer macht.

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Federfee kommentierte am 11. April 2020 um 16:40

Danke für den Tipp. Es ist immer interessant, etwas über die Hintergründe zu erfahren.

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Kathi248 kommentierte am 14. April 2020 um 13:54

Oh, ein echt guter Hinweis mit dem Interview, das macht das ganze nochmal spannender, wie ich finde. Danke dafür!

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Birte kommentierte am 16. April 2020 um 10:56

Danke für den Hinweis zum Interview - den Verdacht hatte ich schon, dass hier persönliche Erfahrungen in den Roman eingeflossen sind, da es ja deutliche Parallelen zur Vita von Lutz Seiler gibt.

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TontoM kommentierte am 18. April 2020 um 15:21

Danke für den Hinweis auf das Interview. Seine Ortskenntnis versetzt mich gut in meine Studienzeit in Leipzig und Berlin, auch wenn ich die Oranienburger Str. damals anders wahrgenommen habe.

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foxydevil kommentierte am 19. April 2020 um 09:46

Der Hinweis zuim Interview ist super, vielen Dank!

Das sehe ich auch so- Geld dabei Vorsätze erledigt.
 

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florinda kommentierte am 19. April 2020 um 14:49

Von mir ebenfalls vielen Dank für die Verlinkung des wirlich sehr interessanten Interview-Links, das dort Gelesene rundet die LR-Lektüre gut ab!

"Aber ich glaube, sobald Geld im Spiel ist, ist es aus mit den hehren Vorsätzen. Oder wie seht ihr das?"

Man sagt ja, dass Macht und/oder Geld den Charakter verderben. M. E. muss das nicht zwangsläufig stimmen, ist aber mit Sicherheit sehr häufig zutreffend. Eine Versuchung, gute Vorsätze und Ideale über Bord zu werfen, stellt es gewiss dar. 

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Matzbach kommentierte am 10. April 2020 um 19:26

Da mein Beitrag von heute Morgen auf rätselhafte Weise verschwunden ist, hier Versuch Nummer 2.

Auch der zweite Leseabschnitt hat mich überzeugt. Ich gebehier mal einige lose Gedankengänge dazu wieder.

Bezüglich der "Trennung" von Carlks Eltern wird deutlich, dass diese wohl eher auf ein getrenntes Wege-Suchen im Westen bezogen war, aber keineswegs endgültig gemeint war. Das zeigt sich nicht zuletzt darin, dass sie wieder zusammenziehen, als Walter eine berufliche Perspektive bekommen hat (kleine Anmerkung am Rande: er sammelt in allen Städten, in denen er Kurse geben muss, bestimmte Gegenstände. So erscheint Paderborn als die Stadt der Schrauben. Als Mensch, der einen großen Teil seines Lebens dort verbringt, muss ich feststellen, dass ich tatsächlich mal eine schraube gefunden habe, aber eben nur eine. Das könnte allerdings daran liegen, dass ich als Kind einer Überflussgesellschaft nicht den Verwertbarkeitsblick eines Mensche aus einer Mangelgesellschaft habe.)

Carl ringt mit sich selbst um die Anerkennung als Lyriker und hat tatsächlich einen kleinen Erfolg, als vier seiner Gedichte in eine Anthologie aufgenommen werden.Gleichzeitig wird er unbewusst und ohne es zu steuern von einer Randfigur zum wichtigen Mitglied des Rudels.

Dass er zufällig anlässlich einer Ausstellung seiner Geraer Jugendliebe Effi begegnet, ist so unwahrscheinlich wie ein Sechser mit Zusatzzahl im Lotto, zeigt aber irgendwie, dass in dieser Umbruchsphase alles möglich zu sein schien. Ob die zart entwickelnde Beziehung nach dem Umzug Effis nach Berlin eine Zukunft hat, bleibt zunächst offen, zumal der Vater von Effis Kind gegen Ende dieses Abschnitts in das gleiche Haus in der Wörther Straße einzieht.

Seiler greift in seinem Roman offensichtlich auf Figuren von "Kruso" zurück, den ich bisher nicht kannte. Aber das werde ich sicher nachholen, wobei ich noch nicht sicher bin, ob ich den Roman lesenwerde oder mir dessen filmische Adaption zu Gemüte führen werde.

Etwas befremdlich und für den Handlungskontext auch nicht nachvollziehbar fand ich die Szene mit der schwebenden Ziege. Soll sie die Überheblichkeit Hoffis, des Hirten, vorwegnehmen, als dieser bei der Rettung Kleists vom Dach stürzt, obwohl er zuvor mit den armen gewedelt hat?

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Federfee kommentierte am 11. April 2020 um 16:41

Ich finde, es gibt hier etliche Stellen, die nichts zum Ganzen beitragen und aus dem Zusammenhang gerissen wirken.

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foxydevil kommentierte am 19. April 2020 um 09:47

dem schließe ich mich an....

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wandagreen kommentierte am 11. April 2020 um 21:54

Haha, auf so was habe ich schon gewartet!! Ehrlich gesagt. Schwebende Ziege. Entschuldigt, dass ich hier so reingrätsche. In Kruso gab es einen Haufen surreales Motivzeugs. Nicht verwirren lassen, es muss nicht alles eine direkte Bedeutung haben.

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Kathi248 kommentierte am 14. April 2020 um 13:56

Ich liebe solche surrealen Szenen ja total, muss ich gestehen. Finde das auch nicht unpassend, ein Stilmittel eben. Aber das ist sicher Geschmackssache :)

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bianste kommentierte am 14. April 2020 um 16:24

Mich hat's eher irritiert.

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Yexxo kommentierte am 14. April 2020 um 18:04

Mich auch, weil der Autor ansonsten doch sehr nah an der Realität bleibt. Und dann plötzlich eine schwebende Ziege ... Ich habs zweimal gelesen, wei ich dachte, ich hab was verpasst ;-)

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foxydevil kommentierte am 19. April 2020 um 10:05

mich auch :o(

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foxydevil kommentierte am 19. April 2020 um 10:05

Ups doppelt kommentiert...

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florinda kommentierte am 19. April 2020 um 14:53

Du scheinst ja wirklich "überall" zu sein*g*. Danke für den Hinweis! *wink*

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Federfee kommentierte am 11. April 2020 um 16:35

Ich bedaure es sehr, dass ich dem Buch bis jetzt – und das sind nun zwei Drittel – nichts abgewinnen kann. Die Hausbesetzerszene finde ich viel zu ausführlich beschrieben und ich finde sie auch nicht typisch für die Menschen in Ostberlin in der Nachwendezeit. Linke Hausbesetzer gab oder gibt es überall, auch in meiner Stadt. Es werden zu viele Einzelheiten geschildert, die überhaupt nichts bringen, keine Erkenntnis, kein klareres Bild, mir zumindest nicht. Ich langweile mich und muss mich durch das Buch quälen. Das einzige, was ich interessant fand: dass sie anscheinend auch nicht an ihren Idealen festhalten. Sie kaufen für ihre Kneipe, die jetzt als 'Szene' bezeichnet wird und Touristen anzieht, in der Metro ein. Das sagt ja wohl alles, ein kapitalistischer Konzern.

Wie Carl lebt, kann ich überhaupt nicht verstehen und seine Gedanken nicht nachvollziehen. Das kann er wahrscheinlich selber nicht.

Gerne hätte ich mehr über die Eltern erfahren, aber sie bleiben seltsam distanziert und was sie angetrieben hat, ihre Heimat zu verlassen, welche Schritte sie vorhaben – davon ist öfters die Rede – das ist immer noch unklar. Laut Klappentext ging es doch darum, dass sie als Familie wieder zusammenfinden. Ich habe mir schon oft vorgenommen, keine Klappentexte zu lesen, um keine falsche Erwartungen an ein Buch zu haben.

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gst kommentierte am 11. April 2020 um 19:30

So besonders spannend ist das Buch ja wirklich nicht. In meinen Augen ist es eher eine ausführliche Momentaufnahme der damaligen Zeit. Persönliche Empfindungen und Erlebnisse werden ausgewalzt. Der Werdegang eines Dichters. Auch wenn ich mit so manchen Szenen wenig anfangen kann, entwickelt sich doch ein gewisses Gefühl für die Zeit. Ein Leben, weit weg von meinem Alltag ...

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Federfee kommentierte am 11. April 2020 um 19:37

Ich verstehe, was du meinst und ich beneide dich fast, dass du in diesem Buch etwas findest. Das ist bei mir leider nicht so. Nicht, dass du denkst, ich brauchte immer Action. Nein, gar nicht. Mir hat z.B. Merciers 'Das Gewicht der Worte' sehr gut gefallen, sehr wenig Handlung, 'der Weg eines Schriftstellers'. Das langweilt wahrscheinlich so manchen und so geht es mir mit diesem Buch hier. Zum Glück sind die Geschmäcker verschieden und dieses Buch wird sicher Leser finden, die begeistert sind.

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anna1965 kommentierte am 12. April 2020 um 14:10

Ich finde auch, das die Handlung so dahinplätschert. Gerne würde ich mehr über Carl's Eltern lesen. Carl ist für mich eigentlich ein Möchtegern Dichter, ich denke, das seine Poesie sehr unverständlich ist und er manchmal selbst nicht so genau weiß, was er ausdrücken möchte. Die ganze Hausbesetzer Szene ist mir mittlerweile auch eher suspekt. Viele gute Taten und gute Worte, aber sobald Geld ins Spiel kommt......

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Federfee kommentierte am 12. April 2020 um 19:33

Poesie / Lyrik ist immer eine schwierige Sache. Ge-dicht - verdichtete Sprache und davon kann man nicht viel in kurzer Zeit konsumieren, nicht so als ob man einen Roman läse. Daher kann ich mir auch nicht vorstellen, wie man damit allein seinen Lebensunterhalt verdienen kann.

Die Hausbesetzerszene suspekt? Da bin ich mir noch nicht sicher. Eigentlich finde ich sie im Großen und Ganzen ganz nett, aber letztendlich geraten sie wohl auch unter den Einfluss des Kapitalismus (Einkaufen in der Metro, die Kneipe, ...) Aber ich glaube, dass die Hausbesetzerszene nur ein kleiner Teil der Ostberliner Bewohner ist. Und das erscheint mir nicht besonders typisch.

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anna1965 kommentierte am 13. April 2020 um 12:27

Suspekt ist vielleicht auch nicht das richtige Wort. Ich wollte eigentlich damit sagen, das sich Leute unter die Szene mischen, die im Schutz der Gruppe ihre eigenen Ziele verfolgen.

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foxydevil kommentierte am 19. April 2020 um 09:54

Ich finde den auführlichen Bogen der Beschreibung der Hausbesetzerszene auch viel.
Und diese ist nicht speziell sondern könnte überall stattfinden.
Ich empfinde es aich als nicht typisch für die Menschen in Ostberlin in der Nachwendezeit.
Auch bin ich bei Dir das diese vielen auch füt mich sinnlos eingestreuten Einzelheiten eher verwirren als etwas bringen.
Ich lese mich druch das Buch, aber fluffig ist das nicht ;o)

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frenx kommentierte am 25. April 2020 um 11:33

fluffig ist ein schönes Wort dafür :-) Was wäre denn das Gegenteil dazu? buffig? :-) 

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Hailie kommentierte am 23. April 2020 um 16:24

Ich habe den zweiten Teil gestern beendet und kann mich auch nur anschließen, dass ich mich für das Buch nicht begeistern kann. Ich finde es langatmig und muss mich einfach dazu zwingen, das Buch in die Hand zu nehmen.

Am interessantesten finde ich die Geschichte von Carls Eltern. Zu Beginn des zweiten Teils habe ich mich richtig darüber gefreut, dass man jetzt auch erfährt, wie es dem Vater ergangen ist, aber insgesamt spielen die Eltern leider nur eine Randrolle in dem Buch.

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Kathi248 kommentierte am 14. April 2020 um 13:48

Das Carl es geschafft hat ein paar seiner Gedichte veröffentlichen zu lassen, hat mich sehr für ihn gefreut.
Bei seinem Wiedersehen mit Jugendliebe Effi bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob das so positiv für ihn ist. Irgendwie finde ich sie komisch. Ob aus den beiden wirklich was wird? Oder ob sie doch wieder mir dem Vater ihres Kindes zusammenkommt? Carl scheint ja schon fast darauf vorbereitet zu sein.
Ernüchternd finde ich, wie die Hausbesetzer ihre eigenen Ideale verraten, wenn es ums Geld geht. Sie erliegen dem Kapitalismus wie alle anderen, was ich schade finde.
Das Inge und Walter nun doch wieder zusammengezogen sind, hat mich etwas überrascht, dann scheint die Trennung wohl doch keinen anderen Hintergrund gehabt zu haben. Ich hätte allerdings gerne noch ein wenig mehr über deren Geschichte erfahren und was eigentlich ihre genauen Pläne sind. Hoffentlich kommt da noch etwas mehr über die beiden, im dritten Abschnitt.

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frenx kommentierte am 25. April 2020 um 11:35

Auf Trennung auf Dauer hatte ich am Anfang spekuliert. Anscheinend war es aber tatsächlich nur ein kruder Plan, den man nicht verstehen muss... 

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JackJackson kommentierte am 15. April 2020 um 13:46

Tief in diese Zeit eintauchen, das ist das was mir "Stern 111" bietet, und dazu mit einem Künstler- Protangonisten Carl und seinerKünstler Freundin, also auf jeden Fall kein Maintream-Brei. Von diesem "künstlerichen Hintergrund" her möchte ich doch auch noch erfahren woher der Drang zu schreiben bei Carl kommt von den Eltern ? Es deutet nichts darauf hin..

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Birte kommentierte am 16. April 2020 um 10:42

Im zweiten Leseabschnitt steht Carl im Mittelpunkt - er erlebt die Währungsunion in Ostberlin, trifft seine Jugend"liebe" Effi (es war ja mehr ein Anhimmeln) wieder und kommt ihr jetzt näher. Sogar ein gemeinsamer Ausflug nach Paris wird unternommen. Etwas Geld verdient er in der Assel - dem ursprünglichen Treffpunkt derjenigen, die Häuser in Obhut nehmen, der sich mittlerweile zum Café gemausert hat. Und erste Westprodukte sind nun auch im Café-Sortiment. Glücksgefühle für Carl, als drei Gedichte in einer Anthologie veröffentlicht werden - und ein Dämpfer, als der Vater von Effis Kind in die Nachbarwohnung von Effi einzieht.

Auch die Eltern fassen langsam Fuß, die Mutter macht Bekannschaften im Ort und der Vater ist mit seiner Schulungstätigkeit (Programmiersprachen) in ganz Deutschland und in der Schweiz unterwegs, wohin ihn die Mutter dann auch mal begleitet.

Es bleibt offen, wie der große Zukunftsplan für Carls Eltern (und für Carl selbst) aussieht.

Die Geschichte plätschert aus meiner Sicht weiter vor sich hin, nicht uninteressant, aber auch kein Schmöker.

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foxydevil kommentierte am 19. April 2020 um 09:54

"Die Geschichte plätschert aus meiner Sicht weiter vor sich hin, nicht uninteressant, aber auch kein Schmöker."

Das hätte ich nicht besser zusammenfassen können!
 

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florinda kommentierte am 19. April 2020 um 14:56

*unterschreib*

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 155 bis 334
leniks kommentierte am 16. April 2020 um 18:20

Karl und seine Eltern. Sie schreiben Briefe von den Karl uns erzählt und Karl erzählt uns von seinem Leben. Sehr interessant zu lesen von den Monaten nach der Wende. Und er trifft eine Klassenkamerin wieder, Effi. Toll erzählt.

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TontoM kommentierte am 18. April 2020 um 15:14

Im "nächsten Schritt" entdecken Carls Eltern auch das Leben außerhalb Deutschlands, wo sie bisher ungekannte Wertschätzung erleben. Während  Inge am Grab von James Joyce bei Zürich sitzt, erscheinen Carls Gedichte erstmals in einer Anthologie miit denen literarischer Größen wie Matthias BAADER Holst oder Jörg Schieke. Auch Reiner Kunze und Heiner Müller schätzt Carl.ich bin bei Lektüre immer neugierig, auf welche Künstler Autoren referieren.
Es läuft erst einmal alles gut  für Carl und seiine Eltern, bis Carl beinahe den "Linienmann" mit einer Kalaschnikow erschießt.

Es erscheinen neue Akteure im Umfeld der "Assel": Hans oder Rico Schmidt, und ich bin gespannt, welche Rolle sie spielen werden. Der Hirte zeigt Schwäche. Wer wird seinen Platz übernehmen?

 

 

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frenx kommentierte am 25. April 2020 um 11:30

Ich muss zugeben, dass es mich etwas anstrengt, das Buch zu lesen. Am Anfang habe ich vielem noch etwas abgewinnen können – die Hausbesetzerszene bringt mich jetzt nicht dazu, dass ich wissen will, wie es weitergeht.

gst hat ja schon am Anfang das Zitat gebracht „Die Dinge geschahen. Man hatte keinen Einfluss darauf.“ Im Gegensatz zu den Eltern, die ihr Leben in die Hand nehmen, scheint Carl eher stillzustehen, darauf zu warten, dass jemand ihn als Dichter erkennt.

Es gibt einzelne Stellen, die ich noch immer interessant finde, wenn etwa von Carls Schriftstellerei die Rede ist. Ansonsten muss ich zugeben, dass ich mich danach sehne, dass wieder etwas über die Eltern erzählt wird und die trägen dahinplätschernden Phasen unterbrochen werden.

Da Carl ja auch gar nicht bereit zu sein scheint, für Effi zu kämpfen, im Grunde genommen nicht einmal sich selbst beantworten kann, ob Effi die Richtige für ihn ist (mal ist es das Mütterliche, mal die fehlende Ebenbürtigkeit, die Carl sieht), kommt auch dadurch, dass Rico Schmidt die Bühne betritt, keine Spannung auf. Wer nun wen kriegt: es interessiert mich nicht.

Schön fand ich den Satz, wo Rico vorgestellt wird: „Wie sah er aus? Derjenige, dem es gelungen war, dieses unnahbare, zaubernde und küssende Wesen ... zu erobern? Die Antwort hieß Rico. Rico Schmidt.“ Dieser klassische ostdeutsche Name nach diesen lyrisch anmutenden Fragen: das hat was.