Leserunde

Leserunde zu "Stern111" (Lutz Seiler)

Stern 111 - Lutz Seiler

Stern 111
von Lutz Seiler

Bewerbungsphase: 12.03. - 26.03.

Beginn der Leserunde: 02.04. (Ende: 23.04.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir 20 Freiexemplare von "Stern111" (Lutz Seiler) zur Verfügung.

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

ÜBER DAS BUCH:

Preis der Leipziger Buchmesse 2020!

Zwei Tage nach dem Fall der Mauer verlässt das Ehepaar Bischoff sein altes Leben – die Wohnung, den Garten, seine Arbeit und das Land. Ihre Reise führt die beiden Fünfzigjährigen weit hinaus: Über Notaufnahmelager und Durchgangswohnheime folgen sie einem lange gehegten Traum, einem »Lebensgeheimnis«, von dem selbst ihr Sohn Carl nichts weiß. Carl wiederum, der den Auftrag verweigert, das elterliche Erbe zu übernehmen, flieht nach Berlin. Er lebt auf der Straße, bis er in den Kreis des »klugen Rudels« aufgenommen wird, einer Gruppe junger Frauen und Männer, die dunkle Geschäfte, einen Guerillakampf um leerstehende Häuser und die Kellerkneipe Assel betreibt. Im U-Boot der Assel schlingert Carl durch das archaische Chaos der Nachwendezeit, immer in der Hoffnung, Effi wiederzusehen, »die einzige Frau, in die er je verliebt gewesen war«.

Ein Panorama der ersten Nachwendejahre in Ost und West: Nach dem mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Bestseller Kruso führt Lutz Seiler die Geschichte in zwei großen Erzählbögen fort – in einem Roadtrip, der seine Bahn um den halben Erdball zieht, und in einem Berlin-Roman, der uns die ersten Tage einer neuen Welt vor Augen führt. Und ganz nebenbei wird die Geschichte einer Familie erzählt, die der Herbst 89 sprengt und die nun versuchen muss, neu zueinander zu finden.

ÜBER DEN AUTOR:

Lutz Seiler wurde 1963 in Gera/Thüringen geboren, heute lebt er in Wilhelmshorst bei Berlin und in Stockholm. Nach einer Lehre als Baufacharbeiter arbeitete er als Zimmermann und Maurer. 1990 schloß er ein Studium der Germanistik ab, seit 1997 leitet er das Literaturprogramm im Peter-Huchel-Haus. 
Er unternahm Reisen nach Zentralasien, Osteuropa und war Writer in Residence in der Villa Aurora in Los Angeles sowie Stipendiat der Villa Massimo in Rom.

Für sein Werk erhielt er mehrere Preise, darunter den Ingeborg-Bachmann-Preis, den Bremer Literaturpreis, den Uwe-Johnson-Preis und 2014 den Deutschen Buchpreis.

25.04.2020

Thema: Lieblingsstellen

Thema: Lieblingsstellen
Federfee kommentierte am 07. April 2020 um 11:02

'Er wiederholte den dümmsten Satz in seinem Kopf … weil das Dümmste immer oben schwimmt im Schädel.' (75) – Das kommt mir bekannt vor ;-)

'Er folgte dem Vorschlag, den das Leben machte.' (122)

Sehr poetisch, wie Carl den trocknenden Putz betrachtet (140)

Thema: Lieblingsstellen
gst kommentierte am 08. April 2020 um 15:47

Seite 292: "Ein Brief sammelte Sätze mit Gedanken, die sonst (ohne Brief) spurlos vorüberzogen, ein Brief lud dazu ein, etwas von sie preiszugeben, er verleitete dazu."

Thema: Lieblingsstellen
florinda kommentierte am 19. April 2020 um 23:14

Das mit dem Brief gefällt mir, spezielle Lieblingsstellen habe ich in doesem Buch jedoch  nicht gefunden.

Thema: Lieblingsstellen
TontoM kommentierte am 21. April 2020 um 18:52

S.503

Offensichtlich gibt es diese Treue,die tiefer wohnt, nah bei den Wurzeln und jenseits jener Gefühle, die unsere Entscheidungen beherrschen - eine Verbundenheit, die fortbesteht, kaum zu erklären.Ihre Unantastbarkeit (und Kostbarkei) gründet darauf, dass die Dinge uns geschehen sind.

Thema: Lieblingsstellen
frenx kommentierte am 24. April 2020 um 22:40

Der Anblick seiner drei abgenutzten, mit einem Strick verschnürtenMatratzen auf dem Boden drückte Zukunft aus, der kaputte Schwarzweißfernseher am Kopfende und die verrußten Laken am Fenster und die Kohlenkiste vor dem Ofen, das alles war schäbig, ärmlich vielleicht, aber voller Verheißung. 

(S. 161) 

Thema: Lieblingsstellen
bianste kommentierte am 04. Mai 2020 um 09:19

Genau, durch den Kommentar, durch das Verquicken mit den Gefühlen des Protagonisten wird es ein Lieblingssatz.

Thema: Lieblingsstellen
Birte kommentierte am 19. Juli 2020 um 16:30

Um die Leserunde formal abzulschließen, hier nun noch meine Anmerkungen - vielleicht weniger "Lieblingsstellen" als "für mich interessante Formulierungen":

S. 240: „Das sogenannte eigene Leben, es war eine ganz und gar unwahrscheinliche, eigentlich unheimliche Geschichte.“

S. 242: „Wir kennen uns von Hiddensee. Viele von dort hat es nach Berlin geweht, übers Meer, wie eine Wanderdüne.“ [es geht um Kruso → Verweis auf einen weiteren Roman von Lutz Seiler]

S. 252: „[..] jeder braucht sein eigenes Zimmer, anders funktioniert es nicht (im Leben).

S. 357: “[..] wozu dieser gewaltsame Bruch? Vielleicht eine Art Selbstüberwindung? Ein gewaltsames Niederringen des Alters und der Lebensmüdigkeit, wie sie sich mit fünfzig unweigerlich einschlich in Körper und Gedanken, die Angst vor dem Tod?„

S. 391: „Was der Westen an Walter [Carls Vater] außerdem zum Vorschein brachte: dass sein Vater ein Mischwesen war, eine seltene Art des Übergangs, zwischen den Zeiten, halb aus Vergangenheit und halb aus Zukunft gemacht.[..] Wir Schwellentiere [..]“

S. 492: „Sie [die Eltern] haben schon immer ihr eigenes Leben gelebt [..] Ich [Carl] war nicht eingeweiht. [..] Sie hatten ihm das alles verschwiegen und eine Art Ersatzleben geführt. Ein gutes, passables, kein unglückliches jedenfalls, nur das erzwungene Leben.“

S. 497: „Den Horizont vor Augen und einen feinen Sandschlamm zwischen den Zehen. [..] War es nicht wunderbar, allein zu sein?“

[Habe erst jetzt gesehen, dass dieser letzte Satz des Abschnitts IX - der letzte Satz vor dem Epilog - auch den Rückentext ausmacht.]