Leserunde

Leserunde zu "Zeiten der Langeweile" (Jenifer Becker)

Zeiten der Langeweile -

Zeiten der Langeweile
von Jenifer Becker

Bewerbungsphase: Bis zum 17.08.

Beginn der Leserunde: 24.08. (Ende: 14.09.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Hanser Berlin Verlags – 20 Freiexemplare von "'Zeiten der Langeweile" (Jenifer Becker) zur Verfügung. Eine Leseprobe zum Buch findet ihr hier.

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

ÜBER DAS BUCH:

Jenifer Beckers Debüt über eine Auszeit von der digitalen Welt ist „eine literarische Granate, die ich gerne mit Schwung ins Silicon Valley werfen würde." (Philipp Winkler) 
Mila, dreißig, geht offline. Zu groß ist plötzlich die Angst vor der öffentlichen Sichtbarkeit. Jede gelöschte Spur im Netz ist ein Akt der Befreiung, gleichzeitig gelingt es Mila nicht, sich einzureden, dass die neue Yogaroutine erfüllender ist als der morgendliche Smartphonecheck. Die nostalgisch wiederentdeckte Langeweile wird schnell zu tiefer Einsamkeit. Sie teilt ihr Leben nicht mehr, aber niemand teilt es jetzt so richtig mit ihr, seit ihr Lebensstil mehr Gemeinsamkeiten mit dem von Emily Dickinson als dem ihrer alten Freundinnen hat. Doch der Drang, den schwerelosen Zustand vollkommenen Verschwindens zu erreichen, wird immer zwanghafter. 
Das Debüt einer Stimme, die mit hypnotischer Genauigkeit unsere Welt beschreibt und subtil mit der Sehnsucht nach Freiheit spielt.

ÜBER DIE AUTORIN:

Jenifer Becker, geboren 1988, arbeitet als Autorin, Kulturwissenschaftlerin und bildende Künstlerin. Sie studierte Kreatives Schreiben am Literaturinstitut Hildesheim, wo sie seit 2015 lehrt und forscht. In ihrer Arbeit befasst sie sich mit Ambivalenzen digitaler Kulturen. Sie lebt in Berlin. Zeiten der Langeweile (2023) ist ihr Debütroman.

14.09.2023

Thema: Lektüre Teil ll; Seite 95 bis 204

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Musiklexikon kommentierte am 29. August 2023 um 14:29

Also ganz aus dem Internet löschen würde ich mich auf keinen Fall, das finde ich schon wirklich übertrieben von der Protagonistin, aber ich schaue tatsächlich auch lieber DVDs an, wie zu streamen, ich besitze selbst auch eine Sammlung, den Spruch von ihrer Oma kenne ich auch.
Aber die Geschichte ist wirklich sehr interessant, man kann viel lernen.

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Tara kommentierte am 30. August 2023 um 17:03

Mir wäre es auch zu aufwändig mich komplett aus dem Internet zu löschen und das obwohl ich vermutlich deutlich weniger Spuren hinterlassen habe als Mila. Interessant ist die Story wirklich, da sie deutlich macht wie sehr sich unser Leben in den letzten Jahren verändert hat.
 

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Birte kommentierte am 03. September 2023 um 16:29

Interessant ist die Story wirklich, da sie deutlich macht wie sehr sich unser Leben in den letzten Jahren verändert hat.

Das ist der Aspekt, weshalb das Buch bei mir wahrscheinlich doch ins Bücherregal und nicht in den öffentlichen Bücherschrank wandert - einerseits die nicht unrealistische Medienkonsumwelt (für diese Ausmaße bin ich zu alt), andererseits die Ereignisse der jüngeren Geschichte (Corona, Ukraine, Klimawandel), die hier alle aufgegriffen werden.

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darkola77 kommentierte am 10. September 2023 um 20:25

Ich verstehe Milas Denken und Verhalten, je weiter dieses fortschreitet und sie ich immer mehr in diesem verstrickt, als Warnung und Abschreckung für mich, den Weg des sozialen Rückzugs in dieser Form niemals einzuschlagen. Es muss weiterhin ein "Grau" und darf nicht nur ein Schwarz und Weiß geben - d. h., extreme Verhaltens- und Denkmuster sind für mich kritisch und immer gut zu hinterfragen und zu reflektieren.

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Isa567belle kommentierte am 30. August 2023 um 14:16

Ich finde hier interessant was für Auswirkungen, dieses extreme Ablehnen des Internets hat und wie eingeschränkt und isoliert die Protagonistin ist, vor allem da die Freundschaft zwischen der Protagonisitn und ihrer Freundin Senta leidet. So ein Leben könnte ich mir selbst nicht vorstellen. 

 

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Tara kommentierte am 30. August 2023 um 17:04

Ich könnte mir das auch nicht vorstellen. Für mich gilt es immer ein gesundes Mittelmaß zu finden.

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Musiklexikon kommentierte am 05. September 2023 um 09:45

So denke ich auch.

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wandagreen kommentierte am 01. September 2023 um 11:12

Es ist aber auch CoronaHochZeit - das habe ich erst später realisiert - irgendwo im Jahr 2021 - steht irgendwo - da waren die Leuts extrem isoliert, wenn sie nicht im Familienverband lebten - und sie macht viel Sport - da ist sie eigentlich unter Leuten.

 

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Birte kommentierte am 03. September 2023 um 16:31

Die Geschichte spielt ab Oktober 2021, da war der ganz strenge Lockdown ja vorbei. Und den Sport lässt sie dann ja auch, da sie Gefahr läuft, von Fremden (zufällig) fotografiert oder gefilmt zu werden.

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Estrelas kommentierte am 10. September 2023 um 09:25

Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Ansteckungsgefahr ihr hauptsächlicher Grund ist, nicht unter Leute zu gehen. Sie betont ja immer, dass sie nicht Gefahr laufen will, gefilmt oder fotografiert zu werden. Oder sie geht nachts ins Fitnessstudio, damit sie ungestört duschen kann.

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emmasbuecherecke kommentierte am 30. August 2023 um 14:56

Ich bin wohl so im Leseflow und in Milas Gedankenwelt, dass ich es gerade selbst fragwürdig fand, mich bei einer Online-Plattform anzumelden, um einen Leseabschnitt zu einem Buch zu kommentieren :D 

Interessante Entwicklung im zweiten Teil, aber auch gruselig. Ich frage mich ob sie glücklich ist und wie es auf den letzten Seiten noch weitergeht. 

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wandagreen kommentierte am 01. September 2023 um 11:12

Dein erster Absatz: tatsächlich habe ich darüber auch gelacht als ich es dachte.

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Estrelas kommentierte am 10. September 2023 um 09:28

Ich habe auch darüber nachgedacht, welche Spuren ich im Internet hinterlasse und was eigentlich passiert, wenn ich eine Löschung anstreben sollte. Mit dem Abmelden ist es ja nicht getan. Man müsste ja dann von sämtlichen Anbietern verlangen, dass auch solche Unterhaltungen gelöscht oder anonymisiert werden.

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darkola77 kommentierte am 10. September 2023 um 20:28

Ich denke nicht, dass Mila glücklich und zufrieden mit ihrem Leben ist. Sie scheint mir von ihren Ängsten und Vermeidungsstrategien gesteuert zu sein, jede Leichtigkeit und Unbeschwertheit - für mich Voraussetzungen für Glück und Zufriedenheit - sind hiermit nicht mehr für sie möglich.

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Tara kommentierte am 30. August 2023 um 17:01

Nun hat sich Mila auch von allen Streamingdiensten abgemeldet. Den Schritt hatte ich schon früher erwartet und war erstaunt, dass sie damit so lange gewartet hat.
Den Begriff Dumbphone kannte ich noch gar nicht, war aber gleichzeitig ein wenig geschockt, wie abhängig Mila von ihrem Smartphone ist/war. Natürlich ist google Maps eine feine Sache, aber nichts, was einen durch das Leben führt, so viel Orientierung, dass es auch ohne geht, sollte man schon haben.
Ich mag meinen Laptop, mein Smartphone & Co., dennoch könnte ich darauf verzichten, ohne dass es bei mir zu so drastischen Auswirkungen käme wie bei Mila. Natürlich bekäme ich weniger mit, aber es würde mich nicht isolieren. Vielleicht liegt es daran, dass ich ohnehin ohne mobile Daten durch die Gegend laufe und auch noch nie einen Streamingdienst abonniert hatte.

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wandagreen kommentierte am 01. September 2023 um 11:15

Ganz gewiss.

Vier Streamingsdienste, die sie hatte waren schon extrem. Diese Beschränkungen, die sie sich auferlegt, 1 Film pro Tag UND drei Folgen einer Serie - ist eigentlich fast schon das Normalmaß. Mila ist extrem lange vor der Glotze/Bildschirm/Phone gewesen. Sie hatte gar kein anderes Leben mehr.

Ich wundere mich, dass sie so viel Geld zur Verfügung hat, sich alles zu kaufen, was sie sich wünscht ... obwohl sie schon rechnet.

 

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Estrelas kommentierte am 10. September 2023 um 09:30

Wenn man aber kein anderes Leben mehr hat, ist dieses ein niedriges Maß, denn man muss sich ja ohne Arbeit oder Freunde oder Internet den ganzen Tag lang beschäftigen.

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wandagreen kommentierte am 01. September 2023 um 17:48

Der zweite LA langweilt mich. Zwar wird super gut deutlich, die viele Menschen durch und durch gläsern sind und längst kein eigenständiges Leben mehr führen - und der Humor der Autorin ist immer noch da - aber es gibt keine neuen Impulse mehr.

Selbst der Besuch in Offenbach, die Begegnung mit Oma und dem Bruder waren ja schon vorher Motiv und werden jetzt nur vertieft. Bestimmt würden Impfgegner das Buch an die Wand werfen - mich amüsiert der Bruder natürlich.

Ida ist auch nicht so super erhellend.Aber den Bezug zur Wirklichkeit haben alle mehr oder weniger verloren. Alle haben das Denken an Geräte abgetreten. Nette Zukunft.

Diskutiert hier noch jemand? Oder hängt ihr alle an den Streamingdiensten und den Apps ? xDD.

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Estrelas kommentierte am 10. September 2023 um 09:34

Ich hing in der Zwischenzeit nur an einem analogen Buch. ;) In diesem zweiten Abschnitt verliere ich auch das Verständnis für die Figur. Wie kann man sich aufgeben und sein Leben wegwerfen? Es gab verschiedene Punkte, an denen die Einsicht hätte kommen müssen, die fehlt mir hier.

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SunshineBaby5 kommentierte am 02. September 2023 um 23:54

In dem Abschnitt finde ich vor allem auffällig wie sie im echten Leben mit Menschen aneckt. Eigentlich hat sie nur Senta und selbst zu ihr schafft sie nicht mal "normal" zu sein (als sie weint). Ihren Bruder hat sie ewig nicht besucht, auf der Party kommt es fast zu Streit.

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wandagreen kommentierte am 02. September 2023 um 23:58

Der Bruder hat extreme Ansichten - da ist es verständlich, dass man den Kontakt etwas einschränkt - vorher hat sie viel gearbeitet und der Bruder hat eine Sozialphobie. Ich finde ja nicht, dass sie mit Leuten aneckt. Die sind alle sehr seltsam, die Menschen, die sie trifft, nur Party im Kopf oder Darstellungssucht.
 

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Birte kommentierte am 03. September 2023 um 16:27

Aus meiner Sicht driftet Mila im zweiten Teil in die Sozialphobie ab, die sie ihrem Bruder zuschreibt. Bei ihr ist es aber natürlich keine Sozialphobie, sondern das Vermeiden, zufällig auf Fotos oder in Videos von Fremden aufzutauchen (was aber umgekehrt nicht dazu führt, dass das Selfie mit der Oma wiederholt wird, weil zufällig jemand im Hintergrund schwimmt (mit blauen Augen - das muss eine extrem hohe Auflösung des Fotos sein). Dazu dann gesteigerte Lebenshaltungskosten bei eingeschränktem Einkommen - ihre Ersparnisse, die sie ursprünglich als Puffer für diese Zeit angesehen hat, sind entweder verbraucht oder doch keine so ergiebige Quelle? Auf jeden Fall zeigen die 14 Emails nach 6 Wochen Email-Abstinenz, dass sie sich wirklich erfolgreich online gelöscht hat.

Auf S. 176 reflektiert sie ihre Lage ja auch ganz passend: "Totale Entfremdung anstelle von heroischer Selbstfindung." Und Gregor, der ihr ja ihre Sichtweise zu spiegeln scheint, lehnt sie dann doch eher ab.

Während des Leseabschnitts hatte ich mich gefragt, wie sie mit Alg1 sechs Wochen in Offenbach sein kann und nicht in Berlin, ohne Zugriff auf Post oder Emails - das hat die Autorin dann ja noch aufgeklärt: Mila hatte vier Wochen Urlaub und wurde angemahnt, weil sie den zwei Wochen überzogen hat.

Das Zitat vor Abschnitt drei lässt für mich aber wenig Hoffnung zu, dass Mila aus ihrer Paranoia (oder schon Psychose?) wieder herausfindet.

Auf S. 178 habe ich mich jedoch gefragt, ob es ein Tippfehler ist oder ob das fehlende m bei der RNA-Impfung eine Bedeutung in Bezug auf Mila hat - bislang wirkte sie ja immer sehr informiert.

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wandagreen kommentierte am 03. September 2023 um 16:43

Du gehst ja hart mit Mila ins Gericht. Es stimmt schon, da gibt es ein paar Ungereimtheiten, ich wüsste z.B. auch nicht, was sie eigentlich mal arbeiten will - es sei denn, sie wird Autorin. Muslimische. Dann kann sie Lesungen mit Gesichtsschleier abhalten.

Bei aller Kritik zeigt die Autorin sehr gut auf, wie digital verstrickt wir alle sind. So sehr, dass man jemanden für soziophob hält, wenn er das alles ablehnt.

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Birte kommentierte am 03. September 2023 um 18:35

Ja, das digital verstrickt sein und die Allgegenwärtigkeit von elektromagnetischen Wellen ist eine Tatsache. Meiner Meinung nach hat sich Mila hier aber auch in etwas hineingesteigert. Sich über Datenspuren bewusst zu sein und versuchen, diese gering zu halten ist das Eine - Mila ist da aber doch sehr extrem unterwegs. Kann man machen, aber es wird ja deutlich, dass es dann einen Plan / Lebensentwurf braucht, ein Leben ohne all die Technik zu führen. Und der Plan fehlt Mila.
 

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wandagreen kommentierte am 03. September 2023 um 23:46

Ich bin ganz einig mit dir. Es gibt ja Aussteigergruppen und Programme. Darüber hätte sich Mila vorher informieren können/sollen/dürfen/müssen.

Mein einziger Einwand: darum gehts gar nicht. Es geht darum, der Jugend aufzuzeigen, in welchem Stadium der Abhängigkeit sie sich befindet und sie zu fragen, wollt ihr das? Also eher ein Autorenanliegen. Und das gelingt gut - obwohl ich natürlich noch den letzten Abschnitt vor mir habe um zu schauen, was aus Mila geworden ist. /ich hab mal abgewartet damit, bis ein paar weitere Leserinnen aufrücken.

 

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Birte kommentierte am 04. September 2023 um 12:04

Grundsätzlich d'accord - aber "die Jugend" umfasst da aus meiner Wahrnehmung fast alle Altersschichten (bin schon Mitte 50 und nehme mich bei manchen Verhaltensweisen nicht aus), ist also aus meiner Sicht eher ein Gesellschaftsspiegel.

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Bajo kommentierte am 05. September 2023 um 15:12

Hatten wir nicht alle in diesen Corona-Hochzeiten so etwas wie eine Sozialphobie, oder wie immer man das, was Abstandsgebote, Maskenpflicht etc.
in unserem Verhalten zu anderen ausgelöst haben, bezeichnen will ?Bei Mila kommt Corona noch zu ihren Ängsten/Zweifeln, was das World Wide Web und seine Auswüchse anbelangt, hinzu.

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Bajo kommentierte am 05. September 2023 um 15:11

Nach der Lektüre dieses Leseabschnittes empfinde ich diesen Roman als eindrucksvolle Schilderung des Alltags einer kritischen jungen Frau während Corona, der Ukrainekrieg, Auswirkungen des Klimawandels über uns hereinbrechen, ganz zu schweigen von Milas Hauptintention, sich vom www und social media zu befreien.
Ich finde, diese Beschreibung der Lebenssituation Milas und ihren Zweifeln an der digitalen Welt ist der Autorin sehr gut gelungen!

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wandagreen kommentierte am 05. September 2023 um 16:06

Ja - es ist freilich kein Buch, das nur unterhalten will; das will es auch, deswegen ist Mila so überspannt, aber das ist nicht das Hauptanliegen des Romans.

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FraBo96 kommentierte am 06. September 2023 um 19:12

Eins muss man dem Buch lassen, der Schreibstil ist einfach genial. Langsam wird mir die Protagonistin einfach too much, trotzdem fällt es mir richtig schwer, es wegzulegen. Ich bin normalerweise auch kein großer Fan dieser form- und kapitellosen Texte, aber hier passt es einfach so gut und es ist auch so geschrieben, dass sich nie so ganz der Faden verliert.

Langsam aber sicher driftet Mila vollkommen in den Wahnsinn ab. Dabei hat sie immer wieder valide Punkte und Aspekte, die mich auch zum Nachdenken anregen - und dann macht sie so verrückte Dinge wie nachts ins Fitnessstudio zu fahren, um Energiekosten zu sparen. Interessant finde ich, dass bei genauer Betrachtung Mila und ihr Bruder gar nicht so unterschiedlich sind, nur dass sich die Folgen ihrer Traumata auf etwas andere Art und Weise ausprägen.

Ich bin wirklich gespannt, ob und wenn ja wie das Buch hier noch ein rundes Ende machen kann.

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wandagreen kommentierte am 09. September 2023 um 09:24

Mila driftet in den Wahnsinn ab? Dafür gibt es nicht den geringsten Anhaltspunkt! Es ist allein die Beurteilung durch den Leser, in dem Fall der Leserin (aber vielen). Wenn man heute unentdeckt bleiben will, kannst du gar nicht anders handeln! Es ist nicht der Wahnsinn Milas, sondern der Wahnsinn der Digitalisierung und RundumBewachung, die das Buch aufzeigt.
 

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Samantha Roke kommentierte am 07. September 2023 um 13:41

Die kritische Auseinandersetzung mit dem Internetkonsum und Datensharing aus Sicht eines digitalen Aussteigers macht erschreckend deutlich, wie abhängig wir eigentlich von der Technik sind.

Trotz des noch immer zu trivialen Schreibstils finde ich die Geschichte nun etwas interessanter.

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wandagreen kommentierte am 10. September 2023 um 17:20

Stilistisch kein Glanzstück, *zustimm*, aber - soweit ich mich erinnere auch keine Phrasen wie holte tief Luft und so.

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darkola77 kommentierte am 10. September 2023 um 22:21

Als trivial empfinde ich den Schreibstil nicht, vielmehr dem Inhalt - auch mit Blick auf Alter und Lebenssituation der Protagonistin - in zugänglicher, beschreibender Form transportierend.
 

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Estrelas kommentierte am 09. September 2023 um 09:08

Die Steigerung des Ausstiegs aus dem Internet empfinde ich als extrem bzw., wie die Freundin es ausdrückt, „obsessiv“. Es wird klar, dass sie sich total entfremdet von den Freunden, von der Welt. Keine Arbeit mehr anzunehmen, tut sein Übriges, um in seltsam erscheinendes Verhalten abzudriften. Schon alleine, dass sie Gerüche ausströmt, muss ihr doch selbst unangenehm sein. Verrückterweise ist sie, die ursprünglich vernünftige Schwester (gegenüber einem Corona leugnendem Bruder), nun auf einem ähnlichen Niveau wie er. Auch wenn das Buch damit die Frage aufwirft, ob es tatsächlich kein Zurück mehr aus einer durch das Internet verbundenen Welt gibt, wirkt diese Entwicklung auf mich zu verstörend, als dass ich sie mit dem ursprünglichen Gedanken der Unsichtbarkeit, in Verbindung bringen könnte.

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darkola77 kommentierte am 10. September 2023 um 22:24

Ja, die eigentliche Absicht, eigene Spuren im Netz zu löschen, um dort der Gefahr zu entgehen, "gecancelt" zu werden, hat Milas Denken und Verhalten bereits verlassen.

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darkola77 kommentierte am 10. September 2023 um 19:45

Mila verstrickt sich zunehmend in ihren diffusen Ängsten und Theorien, fühlt sich bedroht, zeigt Vermeidungsverhalten, um Situationen und Kontakten aus dem Weg zu gehen, die sie für sich selbst als Gefahr ausgemacht hat. Die Folge ist neben einer sozialer Vereinsamung der beinahe vollständige Rückzug aus Leben und Gesellschaft. Themen, Entwicklungen, geistige und wissenschaftliche Dispute und Diskussionen nimmt sie weder wahr noch an diesen teil. Input von außen und eine kritische Auseinandersetzung, Reflexion und Korrektur des eigenen Denkens und Verhaltens sind somit kaum noch möglich. Das Kreisen um sich selbst und die damit verbundene Abwärtsspirale drehen sich für Mila immer schneller, ein Ende des freien Falls scheint nicht absehbar.

Habe ich mich im ersten Leseabschnitt mit dem Ansatz des digitalen Detox noch auseinandersetzen und diesen in seiner Absicht und Sinnhaftigkeit in Teilen nachvollziehen können, ist mit Blick auf Mila für mich nun die Grenze zu einem pathologischen, wahnhaften Verhalten mit Zwängen, Ängsten und Verschwörungs- und Verfolgungstheorien überschritten. Selbst Mila erkennt, dass es den "einfachen" Weg zurück für sie nicht mehr geben kann nach den Gedanken und Verhalten der vergangenen Monate.

Neben den Ängsten, die einer nicht mehr näher benannten Bedrohung aus dem Internet und mit Blick auf Technik und elektromagnetische Strahlung entspringen, kommt nun die finanzielle Bedrohung für Mila als direkt Gefährdung ihres weiteren Lebens in Rückzug und ihrer gesamten Existenz hinzu. Das ALG I ermöglicht ihr bereits jetzt eine nur sehr spartanische und asketische Lebensführung, Inflation und die drohende Kostensteigerung aufgrund der Energiekrise bringen sie zusätzlich in Not und Bedrängnis und u. a. auch zu einer Vernachlässigung in Aussehen und Körperhygiene. Selbst Senta als einzig verbliebene Bezugsperson mit ihrer für mich auffallend toleranten und entspannten Lebenseinstellung äußert ihr gegenüber Ansätze von Kritik und Besorgnis.

MIla benötigt Hilfe und Unterstützung von außen - davon bin ich nach diesem Leseabschnitt überzeugt und zugleich kritisch, ob sie zum bisherigen Zeitpunkt bereit wäre, diese zu akzeptieren und anzunehmen. Ich bin gespannt, wie ihre weitere Entwicklung sein wird. Wenige Seiten verbleiben noch!

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Cheekysassi kommentierte am 13. September 2023 um 15:33

Ich bin ehrlich, ich finde das Verhalten der Protagonistin komplett übertrieben, abgedreht und an einigen Stellen dann doch wieder paradox (z.B. sie geht auf Youtube und Reddit (?) um zu schauen, wie man am besten mit dem Internet abschließen kann..?!) 

Ich verstehe, dass sie keine Spuren im Internet hinterlassen möchte, aber sich komplett aus dem Leben gefühlt zu verabschieden, kaum noch unter Leute zu gehen, sich in ein Lokal zu setzen, statt draußen bei gutem Wetter etc. alles nur dafür, um nicht eventuell im Hintergrund auf einem Foto oder Video abgebildet zu sein. Den Pulli nicht ohne Gesicht abfotografieren zu lassen, nur falls das Foto ins Internet gelangen könnte. Eine Freundin bitten, private Foto, die als Erinnerung gelten, zu löschen nur weil man mit drauf ist. Ich bin der Meinung, dass sie sich hier selber als viel zu wichtig empfindet und egozentrisch ist. Schon ihr Beweggrund niemals Teil eines Shit-Storms sein zu wollen zeigt dies auf. X beliebige Personen ohne viel Reichweite geraten nicht einfach so von jetzt auf gleich in einen Shit-Storm. Sie nimmt sich und ihre Person hier zu wichtig. Ich verstehe, wenn man keine direkten Fotos von sich im Internet haben möchte, wozu jeder per Gesetz auch das Recht zu hat, aber ihr Ansatz empfinde ich als überzogen. Insbesondere die daraus entstande Paranoia, das sie ständig von Fremden gefilmt oder fotografiert wird. 

Noch dazu diese soziale und auch berufliche Abgrenzung von allem. Was macht das Leben für sie noch Lebenswert? Wofür lebt sie, wenn nicht für das Verstecken, Abschotten und sich wieder in irgendwelchen Ängsten Festfahren? 

Ich verstehe zu einem gewissen Grad die Kririk, die die Autorin mit dem Buch an die Gesellschaft richtet möchte, aber für meinen Teil ist alles zu überzogen, negativ und paranoid. 

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Christina7010 kommentierte am 03. Oktober 2023 um 10:36

Ich weiss nicht ob das Buch so den Umgang mit den Medien ändern wird.

Eins ist sicher die Handlung ist übertrieben und an den Haaren herbei gezogen..

 

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